Studie zum Klimawandel: 1,2 Grad reichen für mehr Dürren
Schon jetzt sind Perioden extremer Trockenheit viel wahrscheinlicher als zu vorindustrieller Zeit. Das zeigt eine Studie von Klimawissenschaftlern.
In den außertropischen Gebieten der nördlichen Hemisphäre hat der vom Menschen verursachte Klimawandel danach die Wahrscheinlichkeit von Dürren in der Wurzelzone um mindestens das 20-fache erhöht. Die analysierten Modelle zeigen, dass Dürren mit einer zusätzlichen globalen Erwärmung weiter zunehmen werden, was mit den prognostizierten langfristigen Trends in Klimamodellen übereinstimmt, wie sie zum Beispiel im Sechsten Sachstandsbericht des Weltklimarats IPCC vom vergangenen Jahr berichtet werden.
Das besondere Augenmerk der Forscher lag auf der Trockenheit von Böden in den Monaten Juni, Juli und August diesen Jahres. Sie betrachteten dabei den ersten Meter unter der Erdoberfläche, der für die Wasserversorgung von Pflanzen besonders wichtig ist. Ist dieser ausgetrocknet, sprechen Fachleute von einer landwirtschaftlichen und ökologischen Dürre.
Die Forscher können belegen, dass durch den Klimawandel verursachte höhere Temperaturen zu den weit verbreiteten Dürren in diesem Sommer geführt haben. „In Europa haben Dürren zu geringeren Ernten geführt“, sagte die deutsche Klimaforscherin Friederike Otto vom Imperial College London. „Das war besonders deshalb besorgniserregend, da die Dürren auf klimawandelbedingte Hitzewellen im Süden Asiens folgten, die auch Getreideernten zerstört haben – und das alles zu einer Zeit, in der die Lebensmittelpreise aufgrund des Krieges in der Ukraine ohnehin extrem hoch waren.“
Dürre alle 20 statt alle 400 Jahre
Nach Angaben der Forscherinnen und Forscher war der diesjährige Sommer einer der heißesten jemals gemessenen in Europa mit insgesamt mehr als 24 000 verzeichneten Hitzetoten.
Die Wissenschaftler weisen darauf hin, dass es trotz der enormen Fortschritte in der Forschung schwierig sei, exakt zu bemessen, welchen Anteil die Erderhitzung für ein einzelnes Dürreereignis hat. Das liegt auch daran, dass die Trockenheit des Bodens schwieriger zu messen und zu berechnen ist als etwa Temperaturen und Niederschläge. Daher seien die Ergebnisse der Studie extra konservativ angesetzt. Das bedeutet: Der tatsächliche Einfluss des menschengemachten Klimawandels ist den Forschern zufolge mutmaßlich noch höher.
Neben West- und Mitteleuropa schauten sich die Forscher auch die Zunahme von Dürren auf der gesamten Nordhalbkugel der Erde an und kamen zu noch drastischeren Ergebnissen. Dort hat sich die Wahrscheinlichkeit eines Dürresommers wie in diesem Jahr sogar verzwanzigfacht.
Während heute alle 20 Jahre mit solchen Dürren zu rechnen sei, kämen sie ohne menschengemachten Klimawandel nur etwa alle 400 Jahre vor. Allerdings weisen die Forscher darauf hin, dass die Ergebnisse für die nördliche Hemisphäre sowie West- und Mitteleuropa wegen der unterschiedlichen Fläche nicht direkt miteinander verglichen werden können.
„Wir müssen damit aufhören, fossile Brennstoffe zu verbrennen, wenn wir das Klima stabilisieren und eine weitere Verschlimmerung dieser Dürreereignisse vermeiden wollen“, sagte Sonia Seneviratne, eine beteiligte Forscherin der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich, der Mitteilung zufolge. Mit jeder weiteren Zunahme der Erderwärmung würden Dürren häufiger und intensiver.
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