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Streit zwischen USA und DänemarkAuf Augenhöhe mit Grönland

Dänemarks Premier Mette Frederiksen sucht Unterstützung gegen Trumps Grönland-Ansprüche. Die dänische Regierung will Zusammenhalt vermitteln.

Dänemarks Premierministerin Mette Frederiksen (l) und NATO-Generalsekretär Mark Rutte am Dienstag in Brüssel Foto: Mads Claus Rasmussen/ap/dpa

Härnösand taz | Dänemark tut, was es kann, um sich und Grönland aus der außenpolitischen Krise zu befreien. Donald Trump hält sie mit seinen fleißig geäußerten Ansprüchen auf die offiziell zu Dänemark gehörende Insel am Laufen. „Wir sind nicht alleine.“ Sich dessen zu vergewissern und es zugleich nach außen zu zeigen, ist derzeit die Strategie der dänischen Regierung – nicht zuletzt als Botschaft an die USA. In diesem Sinne nun war Ministerpräsidentin Mette Frederiksen am Dienstag auf kleiner Europatour, mit den Stopps Berlin, Paris und Brüssel.

Schon um halb neun am Morgen saß Frederiksen mit Bundeskanzler Olaf Scholz zusammen. Bei der vorangegangenen gemeinsamen Pressekonferenz erwähnte die dänische Regierungschefin weder Trump noch Grönland direkt. Sie sagte: „Wir stehen einer unsicheren Wirklichkeit gegenüber, die verlangt, dass Europa zusammenhält.“ Ein stärkeres Europa sei nötig, das seine Interessen verteidigen könne.

Scholz’ Statement war kaum weniger verklausuliert: „Grenzen dürfen nicht mit Gewalt verschoben werden“, sagte er, und schob auf Englisch „To whom it may concern“ (An die, die das betrifft) hinterher. Vor allem dieser Halbsatz wird von dänischen Medien als Zeichen der vollen deutschen Unterstützung für Dänemark bewertet.

Ähnlich hatte es am Tag davor beim dänischen Außenminister Lars Løkke Rasmussen geklungen, der in Brüssel auf seine EU-Amtskollegen traf: „An Grenzen zu kratzen, das ist eine rote Linie. Das ist eine völlig klar europäische Position“, sagte er nach dem Treffen. Er habe keine Zweifel, dass Dänemark die volle europäische Unterstützung habe.

Dänische Ministerpräsidentin spricht mit Macron und Rutte

Frederiksen hatte ihre Treffen mit Verbündeten am Sonntag mit Staats- und Regierungschefs der nordischen Nachbarn begonnen – inklusive privatem Abendessen bei ihr Zuhause. Auch von diesem Treffen ging anschließend das Signal aus, zu lesen auf Frederiksens Facebook-Seite: „Wir dürfen nicht vergessen, dass Dänemark nicht alleine ist.“ Am Dienstag dann traf sie nach Scholz den französischen Staatspräsidenten Emmanuel Macron und später Nato-Generalsekretär Mark Rutte.

In dänischen Medien wird die Krise das „großpolitische Dreiecksdrama zwischen Grönland, Dänemark und den USA“ genannt – und es ist ein vielschichtiges Drama für Dänemark. Es reicht nicht, Verbündete um sich zu scharen, wenn einer davon plötzlich alle eingeübten Spielregeln aufkündigt und Landesgrenzen bedroht. So berichtete die New York Times gerade von bislang unüblichen dänischen Versuchen, in Washington Verbindungen zu Lobbyisten aufzubauen, die einen guten Draht zur Trump-Regierung haben – dem Bericht zufolge bislang ohne nennenswerten Erfolg.

Eine weitere Ebene, auf der Kopenhagen Handlungsbedarf sieht, ist offenbar das eigene Verhältnis zu Grönland. Die Regierung schickt Signale, die von der Absicht zeugen, der ehemaligen Kolonie endlich auf wirklicher Augenhöhe zu begegnen. So wurde am Montagabend eine Pressemitteilung, die Grönland betrifft, erstmals auch auf Grönländisch herausgegeben.

Es ging darin um eine weitere Handlungsebene im Drama: Der dänische Verteidigungsminister Troels Lund Poulsen und die grönländische Unabhängigkeits- und Außenministerin Vivian Motzfeldt präsentierten gemeinsam einen Plan für die militärische Aufrüstung auf Grönland. Die vier rund um Grönland stationierten dänischen Militärschiffe sollen durch drei neue ersetzt werden.

Regierungschef: „Wollen keine Amerikaner sein“

Zudem sollen weitere Langstreckendrohnen und Satelliten die militärische Präsenz in der Arktis und im Nordatlantik verstärken. Motzfeldt kündigte zudem an, dass künftig mehr grönländische Kandidaten für die Schlittenpatrouille Sirus, eine militärische Spezialeinheit, gesucht werden sollen.

Experten in Dänemark erwarten allerdings nicht, dass diese Maßnahmen einen Einfluss auf Trumps Gebaren haben werden, auch wenn er seine Ansprüche mit dem Ziel militärischer Sicherheit begründet. Zuletzt hatte er am Wochenende seine Ansprüche auf die strategisch wichtige, rohstoffreiche Insel bekräftigt: „Ich glaube, wir werden Grönland bekommen, weil es wirklich mit der Freiheit der Welt zu tun hat“, sagte er.

Grönlands Regierung kommentierte dies zunächst nicht erneut – sie hatte erst vergangene Woche in einer Pressekonferenz wiederholt, was sie von Anfang an gesagt hatte: Grönland sei nicht zu verkaufen. „Wir sind Grönländer, wir wollen nicht Amerikaner sein, und wir wollen nicht Dänen sein. Die Zukunft Grönlands wird in Grönland entschieden“, sagte Regierungschef Múte Bourup Egede am Donnerstag. Er betonte aber das Interesse seines Landes an einer starken Zusammenarbeit mit den USA – und stellte zugleich klar, dass Grönland nicht beabsichtigt, die Verbindung zu Dänemark zu kappen.

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46 Kommentare

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  • Nur Trump allein weiß, ob er tatsächlich terretoriale Großmachtphantasien hat oder einfach mal wieder die Bannon'sch Methode des „Flood the zone with shit“ anwenden möchte.



    Ich glaube Trump macht es beim "Politik spielen" besonderst viel Spaß der Welt völlig absurde Forderungen hinzuwerfen und zu sehen, wie die Welt versucht sich diesem Unsinn rationell zu nähern. Und sich daran abarbeitet. Das ist von der "Energiebilanz" immer zum Vorteil des "Shitproduzenten". Den "Shit" zu produzieren braucht nicht viel Energie.



    Die Frage ist nur, was man diesem Bannon-Move sinnvollerweise entgegen setzt. Ignorieren ist keine Lösung und diskutieren irgentwie auch nicht.



    Das eine wäre unter Umständen ignorant, das andere verbraucht zu viel Energie, die für wichtigere Themen dann fehlt.



    Vielleicht ist "Gegenshitten" die Lösung. So reagierte beispielsweise die mexikanische Präsidentin bei Trumps Idee den Golf von Mexiko in "Golf von Amerika“umzubenenennen mit dem Vorschlag, man könne doch Nordamerika einfach in „América Mexicana“ umbenennen. Das kostet weniger Energie, als sich mit dem Thema ernst auseinander zu setzen und zeigt wie lächerlich der erste Vorschlag ist.

  • Das mit Grönland ist do ch nur dummes Zeug mit dem Trump und seine Bande sch über die Reaktionen amüsieren wollen.

    Wie heißt es doch so schön: Dont feed Trolls. Also auch keine Obertrolls.

    • @Rudolf Fissner:

      Da wäre ich mir nicht so sicher. Dafür war der Anruf in Dänemark wohl zu heftig.

  • Trump möchte mehr europäisches Engagement. Warum ersetzt man die amerikanischen Basen nicht einfach durch europäische Basen.

  • „Grenzen dürfen nicht mit Gewalt verschoben werden“



    „An Grenzen zu kratzen, das ist eine rote Linie. Das ist eine völlig klar europäische Position“



    Ist das tatsächliche so eine klare europäische Position? Mir scheint territoriale Integrität, staatliche Souveränitat und das Selbstbestimmungsrecht der Völker nur klare europäische Positionen/ Rechte zu sein wenn es sich um europäische Staaten oder deren westl. demok. Verbündeten geht. Wenn es v.a. um den globalen Süden geht zeigt sich doch sehr häufig eine enorme Doppelmoral, Flexibilität und Untergrabung bei diesen Rechten ab. Allein im letzten Jahr mehrfach geschehen- Sprichwort: Naher Osten. Und jetzt wo einem droht diese Doppelmoral und Ignoranz von internationalen Gesetzen auf die eigene Füße zu fallen, ist das Geschrei groß. Indem man bestehendes internationales Recht eben nicht für alle gleich anwendet (und da haben sich v.a. die westl. Demokratien schuldig gemacht) hat man langsam einen rechtsfreien Raum geschaffen- auch regelbasierte Ordnung genannt- bei dem sich jeder die Regeln so zu Recht legt wie sie in seinem nationalen Interesse liegen anstatt danach was das Recht besagt. Das wird noch Konsequenzen für uns alle haben.

  • Tja, vielleicht muss Europa oder Dänemark wirklich klein bei geben. In diesem Fall muss der Preis für den Deal erhöht werden: Grönland muss den USA als 51. Bundesstaat beitreten. Dadurch bekommen linke Parteien 2 Sitze im Senat und 1 im Repräsentantenhaus. Trump verliert die Mehrheit im Kongress.



    Wenn es noch teurer werden sollte, könnte man verlangen, dass mehrere Territorien zu US- Bundesstaaten werden oder diesen beitreten.

    • @Christoph Strebel:

      Dass klappt doch bei Puerto Rico auch nicht...noch nicht mal bei Washington, D.C.

    • @Christoph Strebel:

      Dazu müßten aber auch mehrere Territorien so hinreichend bevölkert sein, daß sie Abgeordnete entsenden (sprich entbehren) könnten.

  • Ich will jetzt ja nicht Nachtragend klingen, aber war Dänemark nicht eines der Länder die schon früh, ich glaube 2015 oder spätestens 2016, ihre Grenzen geschlossen und einige wenige Länder (eines ganz besonders) bezüglich "Europäischer Solidarität" größtenteils im Stich gelassen haben? Hat sich da was geändert und die helfen jetzt doch etwas die Last zu tragen? Nein? Hm.....

    • @Rikard Dobos:

      Ich denke, dass Russland auch ganz konkret Flüchtlingswellen provoziert hat um Europa zu schwächen. Nur hat man dies nie offen thematisiert, sondern händeschüttelnd weiter billiges russische Gas gekauft.

      Das gruselige bei den heutigen kriegerischen Konflikten ist, dass gewaltige Menschenmengen, die Zivilbevölkerung als ultimatives Druckmittel eingesetzt werde. Das war in Syrien so, in der Ukraine und m Gaza

    • @Rikard Dobos:

      Die "Europäische Solidarität" bestand in erster Linie daraus, dass Merkels Entscheidung 2015 über die Köpfe einzelner EU Länder getroffen wurde.

      Darunter auch Dänemark und Schweden. Die Dänen sind ein kluges Volk. Als sie gesehen haben wie die Menschenmengen über die Øresundbrücke gezogen sind, haben sie erkannt, dass sie als kleines Land diesen Ansturm nicht bewältigen können. Und sie haben gehandelt und die Grenzen geschlossen. Im Gegensatz zu den Schweden. Und jetzt vergleichen sie die heutigen Zustände hinsichtlich der Migration in beiden Ländern einmal. Da fällt die Einsicht nicht schwer, welche Entscheidung vor zehn Jahren vorausschauend gefällt wurde.

      • @Sam Spade:

        Sam Deinen Einwand kann man durchaus komplett umdrehen. Hätten sich Länder wie Dänemark und die anderen nicht aus der Solidarität verabschiedet, dann wären ja weniger nach z.B. Schweden gegangen und die Verhältnisse in Schweden wären andere. Das es jetzt so ist wie es ist, liegt eben u.a. auch an der Unsolidarität.

        • @Rikard Dobos:

          Nun ja, wenn ich ungefragt bei ihnen einziehen würde, dann wären sie so solidarisch und würden auch noch meine Verwandten bei sich beherbergen?

          • @Sam Spade:

            Ich würde erst meine Nachbarn fragen ob ihre Verwandten bei denen unterkommen können, wenn die ablehnen würde ich auch ihre Verwandten aufnehmen. Ein Jahr später sähe es bei mir aus wie bei hempels und bei meinen Nachbarn wäre alles ordentlich, deswegen haben meine Nachbarn aber nicht richtig oder besser gehandelt als ich sondern egoistischer.

            • @Jesus:

              Die Kategorien passen. Ob egoistisch oder unsolidarisch, nur aus seiner Sicht richtig. Denn die Wohnung des Nachbarn steht noch.

              Alles eine Frage der Perspektive.

  • Das Problem ist das keiner Trump daran hindern kann und wird.



    Wie denn auch?



    Und sollte das mit Grönland klappen ist Kanada dran.



    Wenn man dann ein Blick auf die Weltkarte wirft sieht das die USA größer als Russland ist gerade Recht für Donald den Großen.



    Als letztes kommt dann die ewige Präsidentschaft.



    Was das für den Rest der Welt bedeutet will ich mir nicht wirklich ausmalen.

    • @Captain Hornblower:

      Trump hat auch nicht mehr so ewig Zeit auf dieser Welt, zumindest eine ewige Präsidentschaft durch ihn ist wohl auf max. 10 Jahre begrenzt....

      • @nutzer:

        Dann kommt halt Musk

        • @schnarchnase:

          Dazu müsste aber Gesetzte geändert werden.



          Musk ist kein gebürtiger US Amerikaner.

      • @nutzer:

        Eben, bis dahin hat er noch eine Menge zu tun.



        Er kann in der Zeit auch viel Leid über die Menschheit bringen.



        Und es ist ja nicht gesagt das die Nachfolger weniger gefährlich sind.

    • @Captain Hornblower:

      Wer meint dass Russland ein Recht auf die Ukraine hat, kann der USA das Recht auf Kanada nicht verwehren. Sprachlich-kulturelle sind sich die beiden in Nordamerika deutlich näher als Russland und die Ukraine.

      • @Chris McZott:

        Mit dem Unterschied, dass Kanada noch nie zu den USA gehört hat.

        • @Francesco:

          Lassen wir mal die Francocanadier aussen vor, da ist die sprachlich-kulturelle Distanz größer als von Chris postuliert. Dann waren die doch mal gemeinsam britische Kolonie. Und das in deutlich jüngerer Zeit als die Nummer mit der Kiewer Rus als Keimzelle Russlands.



          Man kann alles beliebig verdrehen, wenn man nur wollte. Ich will es nicht, bevor man mich falsch versteht.

          • @travellingpete:

            Stimmt das kann man verdrehen wie man will. Das wollte ich ja eigentlich auch sagen.

            Kiew als Keimzelle Russlands ist auch so eine nachträgliche geschichtspolitische Konstruktion, die den Zaren eine glanzvollere Geschichte geben sollte.

            Das heutige Russland ist direkt aus dem Moskowiter Reich und nicht aus dem Kiewer Rus entstanden. Das Moskauer Territorium war zwar mal (peripheres) Gebiet der Rus, aber Moskaus politische und geistige Tradition entstand erst in der Mongolenzeit ohne Anknüpfung an den bereits untergegangenen Kiewer Staat.



            Kiew blieb in verschiedenen Staaten ein geistiges Zentrum z.B. für den Austausch zwischen katholischen, orthodoxen und protestantischen Denkern. In Moskau wurde dagegen eine sehr hartnäckige Kultur der Gewaltherrschaft gepflegt.

        • @Francesco:

          Einmal ist immer das erste mal...

  • Trump hat doch von uns gefordert unseren Militärausgaben zu steigern. In Grönland muss jetzt die freiheitliche Demokratie geschützt werden.

    • @Erwin1.:

      wir werden waffen an Grünland liefern müssen.

  • Sollten die USA wirklich eine Diktatur werden die solche Ziele auch mit Gewalt durchsetzt wird Europa sich selber in Lage versetzen müssen sich verteidigen zu können, gegen eine russischen Angriff von Osten und im Zweifelsfall einen amerikanischen von Westen.

    • @Machiavelli:

      Ja, armes EU-Ropa (la ropa de Estados Unidos?)!



      Wie schrieb doch H.L. Gremliza vor fast zehn Jahren (wenn auch speziell über D‘land): „Den Ami im Nacken und den Ivan vor der Brust“. Möge dieser oft mit geradezu prophetischen Gaben gesegnete Herr in Frieden ruhen.

    • @Machiavelli:

      Ob die USA solche Ziele mit Gewalt durchsetzen hat nichts damit zu tun, ob sie eine Demokratie oder eine Diktatur sind.

  • "dieser Halbsatz wird von dänischen Medien als Zeichen der vollen deutschen Unterstützung für Dänemark bewertet."



    so recht glauben kann man es noch nicht, dass irgendjemand in Europa sich wirklich klar gegen die USA positionieren würde, wenn es sein muß. Dafür ist das noch zu absurd!



    Was soll man auch tun, wenn Trump einfach dreist genug ist, Truppen zu stationieren. Einen offenen Konflikt zu riskieren, weil Trump einfach mal macht, das ist unvorstellbar. Das Maximum ist ein Poker, wer zuerst umfällt, aber mit "to whom it may concern", gewinnt man keine Pokerpartie. So etwas wird Trump nicht mal zur Kenntnis nehmen.



    Wie es besser gehen sollte...? Keine Ahnung!

  • Kein Mitleid mit meinem skandinavischen Nachbarn.

    Die dänische Schuld besonders gegenüber den Kalaallit ist noch längst nicht abgegolten. Und das nicht nur in Bezug auf die Zwangsumsiedlungen und Kindesentführungen nach Dänemark in den 50er Jahren.

    Es sei erinnert an jahrzehntelange Unterdrückung der Traditionen, der Sprache, ja der ganzen kulturellen Identität mit dem Zweck sie zu dänischen Bürgern zu machen.

    Und im eigenen Land wurde dann noch schlimmer mit ihnen verfahren als zu der Zeit mit den Samen in Norwegen.

    Ich bin in Tromso damit aufgewachsen und kenne beide Parteien sehr genau. Auch hier wurde die Kultur der Sami norwegisiert. Die Sprache und Kultur auf reine Folklore reduziert. Und auch heute sind Angehörige beider Kulturen in diesen Ländern noch Diskriminierungen ausgesetzt.

    Von Jugend an galt meine Solidarität den Indigenen und daher unterstütze ich die linke Unabhängigkeitspartei Inuit Ataqatigiit die sich für die Unabhängigkeit von Dänemark einsetzt.

    Und mit welchen Nationen ein souveräner Staat Grönland dann wirtschaftliche und sicherheitspolitische Abkommen trifft ist die Entscheidung der Grönlander, nicht die der Dänen.

    • @Sam Spade:

      Was Trump dann wohl über die 6 US-Basen in Nordnorwegen denkt.

      • @Momo33:

        Nun der Süden wäre für Trump interessanter. Dort lagern 8,8 Millionen t Seltener Erden. Die USA hatten 2024 bereits Interesse an einer Kooperation bekundet, aber von Rare Earths Norway eine klare Absage erhalten. Die Erden fördert und vermarktet Norwegen lieber in Eigenregie. Ist als bettelarmes Land ja auch dringends auf zusätzliche Einnahmen, neben Öl - und Gas und der Raubtierfischzucht etc , angewiesen.

        Brenzlig könnte es nur dann werden, wenn die Berater Trump darüber aufklären, dass der Bedarf an Seltenen Erden ausschließlich für Europa bestimmt ist um unabhängiger von China zu werden.

        Zur Not schmieden wir dann eine Allianz mit Dänemark und holen die Finnen mit ins Boot. Das dürfte ausreichen.

    • @Sam Spade:

      Naja, gegen eine Unabhängigkeit ist ja nichts einzuwenden, das Recht steht Grönland sogar verbrieft zu.



      Es ist aber ein Irrglaube, dass der Feind meines Feindes mein Freund ist...



      Um in Ihrem Bild zu bleiben, die USA haben ebenfalls keine glorreiche Vergangenheit, was die Indigenen angeht. Darüber hinaus, haben die USA ganz generell keine gute Vergangenheit mit auch nur einer einzigen nicht-weißen Bevölkerungsgruppe.



      Das relativiert nichts, was Dänemark getan hat. Nur, der Feind meines Feindes... Sie wissen schon....!

      • @nutzer:

        Kleiner aber feiner Unterschied.

        Die Besiedelung in den USA beruhte auf "Landraub" der Indigenen.

        Die Dänische Herrschaft auf reine "Umerziehung". Eine völkische Komponente sozusagen.

        Und das auch noch vor dem historischen Hintergrund der Erfahrungen mit Fremdbestimmung im eigenen Land unter deutscher Besatzung während der NS Zeit.

        Und es geht nicht um Feindschaft sondern darum, dass die grönländische Aussen- und damit auch Wirtschaftspolitik von Dänemark bestimmt wird.

        Ein souveräner Staat Grönland würde sich wahrscheinlich mit den USA arrangieren und im Interesse beider Länder handeln.

        Dänemark handelt ausschließlich im wirtschaftlichen Eigeninteresse. Gut nachzuvollziehen am Beispiel der damaligen Industrialisierung der Fischindustrie in Grönland, die nun wirklich nicht im Sinne der einheimischen Fischer war.

        Und in jüngster Zeit erkennbar an den Verhandlungen der Dänen mit China über Konzessionen zum Abbau der seltenen Erden auf Grönland.

        • @Sam Spade:

          Das stimmt so nicht: sowohl in den USA als auch in Kanada wurden Indigene Kinder den Eltern weggenommen und zwangsumerzogen, um sie zu "normalen" Bürgern zu machen. Natürlich ohne ihnen die gleichen Chancen einzuräumen. Diese Kinder bekamen zwangsweise "weiße" Namen und es wurde ihnen verboten, ihre Traditionen auszuleben.

        • @Sam Spade:

          Ein souveränes Grönland wäre ein Spielball der großen Mächte, weder China noch die USA werden sich um grönländische Interessen scheren.



          Aber ja, wenn Grönland selbstständig sein will, darf es das. Will es bis dato aber nicht, weil es sich finanziell eben lohnt bei Dänemark zu bleiben (das ist nicht wertend gemeint und eine legitime Entscheidung)



          Die Eroberung Nordamerikas hatte sehr wohl eine rassistische Komponente und eben nicht nur "Landnahme" von Menschen, die ein neues Zuhause suchten.



          Ein Beispiel von staatlicher Euthanasie an Indigenen :



          www.tagesschau.de/...ne-kinder-101.html

          • @nutzer:

            Seit 2009 hat Grönland das Recht, sich durch ein Volksentscheid unabhängig zu erklären. Es haperte bisher an den wirtschaftlichen Verflechtungen mit Dänemark.

            Die Grönländer haben weder Struktur noch qualifiziertes Personal um in Eigeninitiative zumindest Öl- und Gasförderung zu betreiben. Es ist halt immer noch weitgehend eine Nation von Fischern.

            Und die fragile wirtschaftliche Situation haben die Dänen bisher verstanden für sich zu nutzen.

            Aber dieses Jahr sind Parlamentswahlen und Mute Egede hat schon angekündigt die Unabhängigkeitsbestrebungen voranzutreiben.

            Und abschließend, natürlich trieft die Historie der USA vor Rassismus. Von Indigenen bis Afroamerikanern.

            Meine Bemerkung bezog sich auch rein auf das Motiv und das war in den USA nunmal anfangs die Landgewinnung. Alles was daraus resultierte ist dann eine andere Geschichte.

            • @Sam Spade:

              Das anfängliche Motiv der Dänen Grönland einzuverleiben war aber ebenfalls nicht von Rassismus getrieben, es ging auch da um wirtschaftliche Interessen. Rassismus war immer die nachträgliche Rechtfertigung, aber nicht der Grund, Grund ist immer Geld und Macht.



              Das Grönland noch keine Strukturen hat selbst Bodenschätze zu fördern, ist doch der Punkt, genau das macht es zum Spielball der Großen und das sind dann demnächst möglicherweise die USA und jetzt schon China (in Form von Konzernen, die die Bodenschätze heben werden)



              Den Umgang der USA kann man in den ehemaligen Militärbasen dort sehen. Das sind riesige Mülldeponien mit hochgefährlichen Stoffen, vor Ort gelassen für die Grönländer.



              Der Feind meines Feindes ist eben nie mein Freund.

        • @Sam Spade:

          Landraub ist aber ebenfalls verachtenswert.

          Alle sprechen doch von Israel und dem Raub an Gazas Territorium. Alle schwafeln doch von angeblichen Genozid.

          Und das soll bei den USA anders sein? Weil es über 250 Jahre her ist? Weil es die Weltpolizei und Supermacht ist? Weil Antiimps meschugge seien? Neee.....

          Da würde ich Grönland sicherlich eine Unabhängigkeit zugestehen, obwohl Kosmopolitismus und No Borders No Nations zu besseren Verhältnissen führt, anstatt dass jedes Land sich abschottet.



          Aber dann Unabhängigkeit und sofortige Mitgliedschaft in der NATO. Es muss ausgeschlossen sein, dass Trump eingreift andernfalls wird das Verteidigungsrecht ausgerufen.

          Weil wenn Trump eingreift, wird es Tote geben. Was Putin voll in die Karten spielt, wenn wir uns gegenseitig zerfleischen. Xi, Maduro und der dicke Kim werden im Hintergrund applaudieren.



          Und wenn Trump "zusammenarbeitet" mit Grönland wegen Ressourcen, dann gibt es auch Tote. Per Umweltgifte, mehr CO2 und mehr Ausbeutung an der grönländischen Bevölkerung, die eigentlich unabhängig sein wollte.

      • @nutzer:

        Eigentlich waren auch alle Weiße, die nicht mit der Mayflower kamen, problematisch.

        • @TOM1976:

          da fehlt mir das geschichtliche Detailwissen. Wer kam auf der Mayflower außer den Weißen?

  • Ich sehe XI, Trump und Putin schon am Tisch zusammensitzen.

    Xi kriegt Taiwan, die USA Grönland und Putin die Ukraine.

    Eine Win-win-win-Situation.

    Ich bin nicht böse, wenn sich diese Vision nicht bewahrheitet.

  • Oha, der große Bruder stellt die territoriale Integrität von Verbündeten in Frage…

    • @Earl Offa:

      Kommt einem bekannt vor, nicht?

      Genau darum ist es auch im Interesse der Europäer gewesen, das Prinzip der (militärischen) Unverletztbarkeit von Staatsgrenzen auch in der Ukraine zu verteidigen.

      Der bekennende Putin-Fan fragt sich nämlich: "Warum soll Russland das dürfen, aber das deutlich stärkere Amerika nicht? Warum wird da mit zweierlei Maß gemessen"