Streit um Mauerfallgedenken: CDU mauert nach links
Die CDU-Fraktion im Berliner Abgeordnetenhaus will keinen gemeinsamer Gedenkantrag im Parlament zum 9. November.
Die CDU-Fraktion im Abgeordnetenhaus will den Mauerfall, der sich am 9. November zum 30. Mal jährt, nicht zusammen mit der Linkspartei würdigen. Die Christdemokraten reichten deshalb für die Parlamentssitzung am Donnerstag einen eigenen Antrag ein. Darin ist unter anderem von einer „Rückkehr sozialistischer Heilsversprechen“ die Rede und von „Geschichtsvergessenheit, wie sie in der Teilen der politischen Linken zu finden ist“. Die FDP-Fraktion hingegen trägt nach eigenen Angaben den Gedenk-Antrag von Rot-Rot-Grün mit.
„Die Linkspartei ist die Partei von Mauer und Stacheldraht“, sagte CDU-Fraktionschef Burkard Dregger am Dienstagmorgen. Die CDU wolle ihr „an einem so bedeutenden Jahrestag“ nicht den „Ritterschlag“ durch einen gemeinsamen Antrag geben. Er kritisierte, im Entwurf von SPD, Linkspartei und Grünen komme das Wort „Unrechtsstaat“ nicht vor.
Klaus Leder, Kultursenator und Ex-Landeschef der Linkspartei, erinnerte per Twitter daran, dass die CDU vor zehn Jahren kein Problem hatte, mit der Linkspartei an 20 Jahre Mauerfall zu erinnern: „Was ist eigentlich 2019 anderes als noch 2009, Herr Dregger“? Da hatte die damals mitregierende CDU mit ihrem Chef Frank Henkel unter anderem Folgendes unterzeichnet: „Berlin stellt sich der Herausforderung, noch existierende Mauern in den Köpfen endgültig einzureißen.“
Laut CDU-Fraktionssprecher Olaf Wedekind lässt sich beides nicht miteinander vergleichen: Damals habe man die Resolution mit der SPD als Koalitionspartner verfasst, die Linkspartei habe sich dann angeschlossen. Der Grüne Andreas Otto sagte: „Ein solcher Parteienstreit wird dem Anlass nicht gerecht.“ Er vermutete, dass dahinter ein CDU-interner Streit über den Umgang mit der Linkspartei nach der Landtagswahl in Thüringen stehe.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Hype um Boris Pistorius
Fragwürdige Beliebtheit
James Bridle bekommt Preis aberkannt
Boykottieren und boykottiert werden
Russischer Angriff auf die Ukraine
Tausend Tage Krieg
BSW stimmt in Sachsen für AfD-Antrag
Es wächst zusammen, was zusammengehört
Verfassungsklage von ARD und ZDF
Karlsruhe muss die unbeliebte Entscheidung treffen
CDU-Politiker Marco Wanderwitz
Schmerzhafter Abgang eines Standhaften