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Streit über RentenpaketWas passiert mit der Rente?

Das Bundeskabinett hatte das Rentenpaket schon beschlossen, doch jetzt könnte es an 18 jungen Unionsabgeordneten scheitern. Worum es eigentlich geht.

Wir können uns die Rente nicht mehr leisten, heißt es. Stimmt das eigentlich? Foto: Stefan Boness

In der Regierung gibt es Zoff um die Rente. Kann daran die Koalition zerbrechen?

Eher unwahrscheinlich. Zwar hat SPD-Arbeitsministerin Bärbel Bas vor einem Koalitionsbruch gewarnt und der Fraktionschef der Union, Jens Spahn, jüngst hinter verschlossenen Türen verkündet, man werde nicht zusammen mit der SPD sterben. Auch hält das Geraune über eine mögliche Minderheitsregierung weiter an. Aber keiner will die Koalition platzen lassen, denn zu gewinnen gibt es da nichts: Die Mehrheiten danach wären nicht besser, das Regieren nicht einfacher. Sicher ausschließen kann man dennoch nichts. Weil die Union handwerklich schlecht regiert, sind Unfälle vorstellbar.

Worum geht’s überhaupt?

Union und SPD haben sich im Koalitionsvertrag darauf geeinigt, das Rentenniveau bis 2031 bei 48 Prozent zu stabilisieren. Diese sogenannte Haltelinie ist in diesem Jahr ausgelaufen. Das Kabinett hat den Gesetzentwurf bereits abgesegnet, jetzt muss er durch den Bundestag. Doch 18 junge Abgeordnete der Unionsfraktion wollen nicht zustimmen. Sie behaupten, der Gesetzentwurf von Bärbel Bas ginge über den Koalitionsvertrag hinaus – und warnen vor milliardenschweren Folgekosten.

Was bemängeln die Unions-Rebellen?

Die Junge Union (JU) stört sich an einer Passage im Gesetzentwurf von Bas. „Auch nach 2031 liegt das Rentenniveau um rund einen Prozentpunkt höher als im geltenden Recht“, heißt es darin. Der zusätzliche Prozentpunkt, so die JU, gehe über den Koalitionsvertrag hinaus und würde bis zu 120 Milliarden Euro Mehrkosten bis 2040 verursachen. Außerdem würden damit Entscheidungen der Rentenkommission vorweggenommen. Sie soll 2026 Vorschläge für eine umfassende Reform vorlegen. 120 Milliarden ist die Faszination der großen Zahl. Man kann auch sagen: Es wären pro Jahr ungefähr 13 Milliarden Euro mehr. Auch viel, klingt aber nicht so dramatisch.

Der Streit dreht sich also nur um einen Prozentpunkt?

Jetzt wird es tricky. Mit der Haltelinie läge das Rentenniveau 2031 bei 48 Prozent. Ohne Haltelinie wären es nur 47 Prozent, also ein Prozentpunkt niedriger. Einig sind sich alle Seiten, dass man ab 2032 zum Nachhaltigkeitsfaktor zurückkehren will. Den hat 2005 Rot-Grün eingeführt, um den Rentenanstieg zu dämpfen, weil immer weniger Beitragszahlende für immer mehr Rent­ne­r:in­nen aufkommen müssen.

Uneinig sind sich die Koalitionäre darüber, auf welchem Ausgangswert die Rentenanpassungen ab 2032 beruhen sollen: einem Rentenniveau von 48 Prozent, das meint die SPD. Die JU will, dass das Niveau von 47 Prozent aus sinkt – so, als hätte es die Haltelinie nicht gegeben. Das sei so, als ob man eine Lohnerhöhung für fünf Jahre vereinbare, nach fünf Jahren so tue, als habe es in den letzten fünf Jahren keine Lohnerhöhung gegeben, sagt SPD-Mann Karl Lauterbach.

Was ist mit Rentenniveau gemeint?Das Rentenniveau beschreibt, wie hoch die Rente einer Person, die 45 Jahre zum Durchschnittslohn gearbeitet hat, im Verhältnis zum aktuellen Durchschnittslohn ist. Es sagt nichts über die tatsächlich ausgezahlte Rente einer konkreten Person aus, die kann deutlich drüber oder auch drunter liegen. Im Idealfall soll sich das Alterseinkommen aus gesetzlicher Rentenversicherung, Betriebsrente und privater Vorsorge zusammensetzen. Das ist aber nicht so. 50 Prozent der Rent­ne­r:in­nen in West- und sogar 74 Prozent in Ostdeutschland haben nur die gesetzliche Rente, so Arbeitsministerin Bas.

Was passiert, wenn das Rentenniveau sinkt?

Rentenzahlungen dürfen nicht gekürzt werden, das ist gesetzlich festgelegt. Aber wenn das Rentenniveau sinkt, steigen die Renten langsamer als die Löhne, die Kaufkraft der Rent­ne­r:in­nen wird kleiner. Wenn alles so bleibt wie bisher, sinkt das Rentenniveau voraussichtlich bis 2040 auf 45 Prozent.

Die Rente können wir uns nicht mehr leisten, heißt es. Stimmt das eigentlich?

Viele verweisen darauf, dass der Bundeszuschuss zur gesetzlichen Rente immer weiter steigt. In absoluten Zahlen stimmt das zwar. Aber gemessen an den Einnahmen des Bundeshaushalts ist der Anteil des Zuschusses in den vergangenen zwanzig Jahren sogar gesunken. Eine Ausnahme waren die Coronajahre.

Bei aller Kritik hilft es außerdem, den Blick zu weiten. Im Vergleich zu anderen EU-Mitgliedsstaaten hat Deutschland, gemessen am Bruttoinlandsprodukt, relativ moderate Rentenausgaben. Ja, das System der gesetzlichen Rente ist wegen Überalterung unter Druck. Aber die viel beschworene Kostenexplosion ist ein politischer Kampfbegriff. Er wird von denen verwendet, die das Rentenalter anheben wollen und für mehr Privatisierung plädieren.

Warum ist es überhaupt so wichtig, was die Junge Union sagt?

Weil sie einen langen Hebel hat: In der Unionsfraktion im Bundestag sitzen 18 Abgeordnete der JU. Diese „Junge Gruppe“ hat beschlossen, dass sie dem Gesetzentwurf so nicht zustimmt. Weil Schwarz-Rot nur eine Mehrheit von 12 Stimmen hat, würde er also durchfallen. Allerdings wird bereits über erste Abweichler innerhalb der Gruppe spekuliert: Philipp Amthor gehört als Staatssekretär zur Regierung, Catarina dos Santos-Wintz als Parlamentarische Geschäftsführerin zur Fraktionsführung. Inhaltlich teilen auch viele ältere Unionsabgeordnete die Kritik der JU. Aber wie viele wären bereit, die Koalition dafür aufs Spiel zu setzen? Für eine interessante Wende könnte die Linke sorgen: Sie erwägt, dem Gesetzentwurf im Bundestag zuzustimmen. Die Partei hält sowohl die Stabilisierung des Rentenniveaus als auch die Ausweitung der sogenannten Mütterrente für richtig. So könnte der Gesetzentwurf durchkommen. Dann hätte Merz aber ein neues Problem.

Und was will die SPD?

Die SPD zerstört schon eigenhändig das von ihr erfundene Bürgergeld. Das Versprechen, 15 Euro Mindestlohn einzuführen, hat auch nicht so richtig geklappt. Umso wichtiger ist, dass die SPD ihr Rentenversprechen 48 Prozent vom Durchschnittslohn hält. Auch deshalb verkündete der ansonsten biegsame Lars Klingbeil in Sachen Rente: „An diesem Gesetz wird nichts mehr geändert.“ In der Fraktion fürchten manche: Lässt man sich bei der Rente von ein paar 30-jährigen Jung-Unionisten erpressen, ist das die Einladung, es bei Pflege- und Sozialstaat genau so zu machen. Nickt die SPD das ab, wird das wie Agenda 2010. Nur schlimmer.

Geht es bei dem Streit wirklich nur um die 48-Prozent-Haltelinie?

In der konkreten Auseinandersetzung ja. Aber in dem Gesetzentwurf steckt auch die sogenannte Ausweitung der Mütterrente, die die CSU unbedingt will und die etwa 5 Milliarden Euro pro Jahr kosten wird. Hinzu kommen: die Einführung der Aktivrente, bei der Rent­ne­r:in­nen Steuervorteile bekommen, wenn sie weiterarbeiten, und die Frühstartrente, eine private Altersvorsorge für Kinder mit staatlichem Zuschuss. Beides sind Herzensanliegen der CDU. Jede der drei Koalitionsparteien hat also ein Interesse daran, das Gesamtpaket durch den Bundestag zu bringen.

Warum sind Rentenreformen so schwierig?

Wenn Sie eine Woche Zeit und gute Nerven haben, lesen Sie den Rentenversicherungsbericht des Arbeitsministeriums. Er ist nicht lang, aber ein Gewitter von Zahlen und Statistiken, ein technokratisches Gesamtkunstwerk. Rente ist eben komplex. Fast alle sind betroffen, schon mit kleinen Schrauben bewegt man Milliarden. Und: Was man jetzt ändert, wirkt sich erst in Jahren aus. Mit Rentenreformen kann man, ähnlich wie im Gesundheitssystem, politisch schnell viel verlieren, aber nur wenig gewinnen. Allerdings: Dass das deutsche Rentensystem nicht reformierbar sei, ist Propaganda. Einige Beispiele für Rentenreformen: die Anhebung des Steueranteils in den 1990er Jahren, um die Lohnnebenkosten zu begrenzen, die Einführung der Rente mit 67 und des Nachhaltigkeitsfaktors.

Welche Auswege gibt es?

Puh. Keine Lösung ist jedenfalls, alles so zu lassen wie es ist, oder eine Neuauflage der Riesterrente zu versuchen. Man kann den Kreis der Bei­trags­zah­le­r:in­nen erweitern, dann zahlen auch Bundestagsabgeordnete, Beamte oder Selbstständige in die gesetzliche Rentenversicherung ein. Für die Selbstständigen steht das sogar im Koalitionsvertrag. Ansonsten kann man für mehr Umverteilung innerhalb des Rentensystems sorgen. Andere wollen das Renteneintrittsalter erhöhen und mehr Kapitalmarkt wagen. Klar ist: Rentenpolitik ist immer auch Arbeitsmarktpolitik. Gute Löhne, eine höhere Erwerbs- und Vollzeitquote von Frauen oder gesteuerte Arbeitsmigration hätten positive Effekte. Denn Altersarmut ist schon jetzt ein wachsendes Problem.

Wie geht s jetzt weiter?

Unklar. CDU-Familienministerin Karin Prien hat vorgeschlagen, die Abstimmung im Bundestag zu verschieben. Doch Merz, Jens Spahn und auch die SPD wollen das Rentenpaket im Dezember durch den Bundestag bringen. Damit die Aktivrente wie geplant im Januar in Kraft treten kann, soll sie am 19. Dezember auch noch durch den Bundesrat. Merz und Spahn müssen die Junge Gruppe also schnell weichkochen. Und ihr etwas bieten, damit sie zustimmen kann, ohne ihr Gesicht zu verlieren.

Was wird nun aus unserer Rente? Darum geht es in der aktuellen Folge des taz-Podcasts Bundestalk.

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39 Kommentare

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  • Die Rentner in Deutschland haben hart für den Aufbau des Landes und dessen Wohlstand gearbeitet. Dafür



    haben sie eine auskömmliche Rente verdient. Ich bezweifle, dass die jungen Kritiker diese Lebensleistung erbringen können und wollen. Überwiegend geht es den Jungen nach meiner Meinung in Deutschland besser als in allen vergangenen Jahrzehnten und das haben sie den ach so gescholtenen Alten zu verdanken und nicht der eigenen Leistung.

  • Wenn man schon eine Kommission einsetzt, dann darf man der nicht im nächsten Schritt mit so weitreichenden Beschlüssen vorgreifen. Bei dem Thema sind auch sehr viele Menschen betroffen - das kann dann eine Wahl entscheiden, wenn man da Angst und Schrecken verbreitet.

    Wenn jetzt nichts beschlossen wird, haben wir gleich die 47 Prozent, aber waren das bei einer durchschnittlichen Rente nicht eh nur so 14 bis 18 Euro erstmal? Hätte man vielleicht unauffällig so machen können.

    Was dann irgendwann bei einem heute 30järigen mal rauskommt, kann so oder so keiner sagen, aber im Prinzip ist das mit dem Nachhaltigkeitsfaktor schon alles eingeplant. Das ist nur blöd, daran zugunsten der eigenen Legislaturperiode zu schrauben.

  • Viele die sich da aufregen sind Akademiker welche wohl niemals von 900 Euro Rente oder weniger leben müssen.

    1000 Euro Brutto Rente gleich 850 Euro Netto Rente (Krankenkassenbeitrag, Krankenkassenzusatzbeitrag, Pflegeversicherung)

    Man drück dann viele Rentner in die Grundsicherung bzw. Wohngeld.



    Das was diese Experten einsparen wollen, wird nur von anderen Kassen aufgefangen werden und die Kosten sich verlagern.



    Was es Wirklich bräuchte wäre, das erst einmal alle einzahlen, was ja stand jetzt gar nicht gegeben ist.

    Dann alles aus einer Rentenversicherung und nicht wie in Deutschland mehrere Systeme, eins für Arbeiter, eins für Beamte und eins für Politiker, das muss geändert werden zu einem System.

    Wenn das alles gemacht ist, dann nach Schwedischen Vorbild, ein teil ein Fondssparen investieren und so weiter, halt das was ein Moderner Staat machen müsste, Gewinnbringend anlegen!

    • @udo123:

      Vermutlich stecken da wieder " nur " private Rentenversicherungen hinter dieser ganzen Scheindiiskussion. Die Versicherer reiben sich schon die gierigen Griffel.



      www.lobbycontrol.de

  • Warum kann man nicht das Renteneintrittsalter nochmal zur Diskussion stelle? Jeder geht dann in Rente, wenn er es sich leisten kann. Mann könnte den Rentenzuwachs nach 67 überdurchschnittlich attraktiv machen. Durch diese Eigenverantwortung würde sich das Rentenniveau zu Gunsten der jungen Menschen senken lassen.



    Fachkräfte über 67 statt Altersarmut!

  • Mein Vorschlag bestehende Rentenansprüche werden noch ausgezahlt neue kann man nicht erwerben, jeder der 20 Jahre Vollzeitstellen gearbeitet hat kriegt grundsicherung+100 Euro als Rente. Jeder Betrieb muss betriebliche Altersvorsorge anbieten und ansonsten muss man selber vorsorgen.

  • Liebe Mitforisten - erst Artikel lesen, dann nochmal lesen, dann nochmal lesen und dann erst kommentieren...

  • 1990 wurden die Lohnnebenkosten begrenzt, um Arbeitsplätze zu sichern. Ohne Reformen laufen die Lohnnebenkosten nun Richtung 50%. Also werden jetzt Arbeitsplätze automatisiert, stillegelegt oder ins Ausland verlagert. Statt Beitragsmehreinnahmen könnte nun ein Teufelskreis entstehen. Weniger Beitragszahler -> Höhere Beiträge -> Weniger Beitragszahler... Das geschieht bereits. Diese Woche in den Medien: MAN wird 2300 Stellen verlagern.

    In den nächsten Jahren wird die Industrie auf die Verwendung CO2-armer Energien umgestellt. D.h energieintensive Produktionen werden in Regionen mit ganzjährig verfügbaren günstigen CO2-armen Energiequellen verlagert. Das sind in Europa Skandinavien mit Laufwasser und Kernkraft in Schweden und Finnland, auch Frankreich und Belgien. Demnächst auch Polen. Ab Spanien südwärts liefen Solarmodule viel mehr Strom als hier und im Winter noch die Hälfte der sommerlichen Leistung. Texas, Asien, usw.

    In diesen Regionen ist die Energiewende technisch einfacher und vor allem preislich deutlich günstiger umsetzbar als hier. Dauerhaft. Folgerichtig werden Arbeitsplätze der Chemie- und Metallindustrie mit hohen Sozialversicherungsbeiträgen dorthin verschwinden.

  • Die Diskussion läuft total verkehrt. Sie sollte sich doch auf das katastrophal niedrige Rentenniveau richten! 48 %????

    Was sind das für Schwätzer und verwöhnte Jüngelchen! 48 % Rentenniveau wird einfach als gegeben hingenommen, soll noch geschleift werden. 48 % reicht zu nix! Wieso wird nicht über dieses beklagenswerte Niveau auch nur ein Wort verloren?

    Diese Diksussion und nur verlogen!

    • @Wilfried Bergmann:

      Die Schnullerbande von der CDU interessiert sich überhaupt nicht für Rentner. Das sind verwöhnte Blagen aus solventem Hause, schon versorgt mit Aktienpaketen und Aussicht auf hochbezahlte Jobs als Politiker oder Beamte und horrenden Pensionsansprüchen. 50 % von denen sind wohl studierte Juristen. Friedrich Merz CDU hat diesen charakterlich verwahrlosten Jungpolitikern den Marsch geblasen, dafür gebührt ihm Dank! Die Rentner haben keine Lobby im Land, die wehren sich zu wenig. Alle Politiker und Beamte müssen in die Rentenkasse einzahlen, dann ist das Rentenniveau bald wieder da wo es mal war und hingehört, bei ca. 60 %.

      • @KLaus Hartmann:

        Schlafen eigentlich unsere Gewerkschaften im Land noch ? Müssten doch von der Diskussion der Schnullerbande und dem Senior Kanzler schon etwas läuten gehört haben...

    • @Wilfried Bergmann:

      Natürlich ist das Beklagenswert und ich glaube, dass sieht auch niemand anders. Aber die Frage muss schon erlaubt sein, wer das zahlen soll.



      Ich finde es gut, dass sich die Jungen hier auflehnen.



      Denn ändern muss sich etwas und das ist seit Jahrzehnten bekannt. Dazu müssen alle Generationen etwas beisteuern. Momentan sind die Jungen Generation den gelackmeierten, weil sie für ein Rentenniveau aufkommen sollen, welches Sie später selber nicht im Ansatz bekommen können.

  • Die Reallöhne müssen steigen, dann ist auch die Rente leistbar.



    Wenn Dtl seine Exportfixierung aufgeben muß, weil schlicht der Absatz fehlt, ist eine stärkere Binnennachfrage sowieso geboten und das geht nur mit mehr Geld für die Nachfragenden, eben die Arbeitnehmer.

  • "Der Streit dreht sich also nur um einen Prozentpunkt?"

    Genau.



    Und das Klima stegt nur um ein Grad 🤪

  • Neue Rentner werden durch neue Einzahler oder steigende Beiträge des Einzelnen bezahlt. Das System ist nur so lange tragfähig, wie ein ständiger Strom neuer Mitglieder und deren Geldzuflüsse vorhanden ist.



    Derartige Systeme müssen letztlich kollabieren, wenn keine neuen Beitragsleister gefunden oder höhere Beiträge durchgesetzt werden können. Nur die ersten ein, zwei Generationen können ihr Geld zurückbekommen, während die meisten Teilnehmer Verluste erleiden.



    Was in Deutschland als Rentensystem verkauft wird, ist ein Schneeballsystem. Das weiss man nicht erst heute. Ludwig Erhardt hat schon in diesem Wissen vor Einführung dagegen argumentiert. Adenauer hat es trotzdem durchgesetzt.



    Nach dem totalen wirtschaftlichen Bankrott sah das ja auch - für die erste Generation - nach einer pragmatisch und einfachen Lösung aus.



    Seitdem wird mit wachsender Not nach neuem Schnee gesucht. Und diese Suche wird scheitern. Mehr Leute heute, die zahlen? Ok. Kurzfristige Scheinlösung. Denn diese zusätlichen Leute wollen irgendwann ja auch mal Rente. Und dann geht die Suche wieder los.

    • @Querbeet:

      Das ist nicht richtig. Solange die Alterspyramide(!) auf der Basis steht und nicht auf der Spitze, funktioniert das System.

      • @HS105:

        Eben, tut sie aber nicht.

  • Die Bezugsdauer steigt immer weiter, gleichzeitig immer weniger Beitragszahler pro Rentner.



    Vielleicht muss man über grössere Änderungen nachdenken. zB Rentenbeiträge etwas absenken, dafür bekommt jeder nur eine (für alle gleiche) Grundrente. Darüber hinaus muss privat vorgesorgt werden. Dassselbe für Beamte.

  • Bei der Rente ist es seit Jahrzenten so - wie bei vielen anderen Fragen z.B. des Umweltschutzes - dass man in der Politik eigentlich recht gut weiss, was nicht (mehr) funktioniert. Dennoch verschließt man faktisch die Augen und betreibt ein mittelfristig fatales Spiel. Warum? Weil man sonst bei der nächsten Wahl abgestraft werden könnte. Könnte! Keiner weiss es sicher. Ist der Wähler so dumm? Falls ja, dann hat er nichts anderes verdient.

    Denoch merken die Leute teils bewusst, teils ahnen sie es nur, dass Pokitik die Themen nicht ansatzweise im Griff hat, sondern - im Gezänk um Details -herumlaviert. Dabei hat jede Couleur so ihre Lieblingsthemen, bei denen alles so bleiben muss, wie es immer schon war in der guten alten Zeit.



    So fährt dieses Land sicher und mittlerweile erkennbar mittelfristig vor die Wand. Ich erwarte von Politikern, dass sie die Entschlossenheit besitzen, das Richtige bzw. nach Kenntnislage Beste zu tun. Ohne Rücksicht auf Wiederwahl. DAS wäre DEMOKRATIE, Dinge anpacken und sich dann dafür Zustimmung oder Abwahl einkassieren. Was haben wir stattdessen? Lebenszeitberufspolitikkarrieren! Das schreit nach zeitlicher Beschränkung jeglicher Wahlmandatstätigkeit.

  • Ein Problem ist dass die Autoren des Artikels nicht genau verstanden haben (oder auf jeden Fall nicht genau wiedergeben) das eine Absenkung des Rentenniveau's nicht unbedingt heisst das die Kaufkraft der Rentner weniger wird. Dass ist von der Inflation abhaengig und das Rentenniveau wird aus den durschschinttsloehnen berechnet. Da die Loehne oft staerker steigen als die Inflation, wird z.B. die Absenkung um einen Punkt ws. nicht weniger Kaufkraft bedeuten.

  • Den von rot-grün eingeführten Nachhaltigkeitsfaktor einfach über Jahrzehnte auszusetzen ist unverantwortlich. Immer mehr Tarifverträge beinhalten neben einer prozentualen auch einen Mindestbetrag der Erhöhung. Dasselbe könnte man auch bei der Rente machen, um die 48% für die untersten Renten abzusichern und ansonsten mit dem Nachhaltigkeitsfaktor die Belastung des Haushalts zu begrenzen.

    Diese Regelung kann als Grundsicherungszuschlag eingerechnet werden, so dass unverändert ein Rentenpunkte weiterhin immer gleich viel wert ist.

    Ein Absinken der untersten Rentner unter 48% würde die Sozialsysteme nur an anderer Stelle belasten. Das wäre somit aus meiner Sicht eine gute solidarische Lösung.

  • Spannend wie solche Zahlen auf einmal heruntergeredet werden können ("sind doch nur 13 Milliarden pro Jahr"), bei der Aufstockung des Bundeswehretats zum Beispiel sind es dann Kosten, die den deutschen Bundeshaushalt über alle Maßen belasten. Übrigens auch interessant, welcher Jahrgang hier über die Rentendiskussion schreibt: zwei der drei Redakteure sind knapp, bzw. über sechzig, da würde ich mir über "Generationengerechtigkeit" auch weniger Gedanken machen, man selbst muss die Milliarden ja nicht mehr aufbringen. Ich persönlich bin eher der Generation von Frau Kalarickal zugehörig, ICH müsste den ganzen Kram bezahlen, der hier gerade verhandelt wird. Wenn mir dabei dann jemand erzählen möchte, dass ich ebenfalls abschlagsfrei mit Mitte Sechzig bei gleichen Abschlägen in den Ruhestand gehen kann: selten so gelacht... In spätestens zehn Jahren wird sich dann mal irgendwann jemand ehrlich machen müssen und den Leuten erzählen, dass das SO nicht mehr finanzierbar ist. DANN wird es die Menschen mit geringen Renten deutlich härter treffen, aber klar: Das kann denen, die demnächst in den Ruhestand gehen, natürlich egal sein. Danke für nichts...

  • Wenn die virtuellen 48% des Durchschnittslohns als Rente ein Thema sind, sollten wir vielleicht über die real ausgezahlten 70% des letzten Bruttogehalts reden, das die PensionärInnen bekommen, die nichts irgendwo eingezahlt haben. Die Pensionen von BeamtInnen, RichterInnen, Soldaten und Abgeordneten kosten den Staat jedes Jahr über 60 Mrd Euro. Und die zahlen nichts ein.

    Ich bin kein Verfassungsrechtler, aber gebietet das Grundgesetz nicht wenigstens in der Zielrichtung eine Gleichbehandlung?

    Da allerdings, die genannten Gruppen, zumindest BeamtInnen, Abgeordnete und RichterInnen darüber entscheiden, sich also ihre eigene Rente/Pension selbst festlegen, sollten wir das Konzept dann für die RentnerInnen auch so festlegen. Entscheiden wir (zukünftige) RentnerInnen einfach über unsere Renten. Also ich bin für mindestens ebenfalls 70% des letzten Bruttogehalts. Wer noch? Gegenstimmen? Keine? Ok, beschlossen wie vorgeschlagen.

    • @Jalella:

      -> ` bin dabei - ganz Feuer&Flamme! Und – gönne mir Neid!



      Ich hatte für einen früheren Post errechnet, dass der ProKopfPensionist ca. das 3,46-fache des Durchschnittsrentners erhält. Darüber hinaus fragte ich, ob Spezialwissen vorliegt - über mögliche Goodies, ein Surplus. Das Echo hierauf war dünn - was mich doch sehr verwundert hat; denn ich ging davon aus, dass auf der TAZ unterstellt viele "Geisteswissenschaftler"(im weitesten Sinn) unterwegs sind... nun-ja - das Binnenverhältnis von SumpfzuKrötezuKrähe.



      Historischer Ballast: "Das Niveau der Beamtenpensionen stieg seit 1980 deutlich bis zum Höchstsatz von 71,75 % der ruhegehaltfähigen Dienstbezüge"...



      Ich kann mich irren, aber hat der Rentner/die Rentnerin nicht unter den gleichen Bedingungen zu leben?



      Das Rentenniveau lag 1980 bei 57,6 % und fiel ab 2004 auf die Marke von ca. 48%. Das nenne ich `mal `ne gegenläufige Entwicklung.



      Die Umstellung erfolgte unter Rot/Grün. Sie gingen ins Risiko (und wurden teils abgestraft).



      Warum sind vergleichbare Schritte bei den Pensionen weder damals erfolgt und heute „per se“ undenkbar?



      Wollte f.merz nicht ALL-IN gehen?



      Heh! union – jetzt seid ihr dran! MachenMachenMachen

    • @Jalella:

      Ja, ich frage mich auch wie die ungeheuere Ungleichheit von 48 % Rentenniveau bei Rentnern und ca. 71 % bei Pensionären den Gleichheitsgrundsatz verletzt. Zudem ist der Abstand zwischen einer Rente mit 48 % Niveau bei vielen Rentnern zur Grundsicherung nur noch marginal. Da wird sich das Verfassungsgericht drum kümmern müssen, wenn es das Rentenniveau, wie von der Jungen Union gewünscht noch weiter sinken soll. Ich glaube auch: Rente wird das neue Klima.

  • Vielen Dank für den Beitrag! Wichtig ist auch die Differenz zwischen versicherungsfremden Leistungen und Bundeszuschuss - in 2023 ca. 40 Mrd € zu Lasten der Rentenversicherung. Folgen von Kohls „blühenden Landschaften“ u.a.

  • Macht jetzt die Junge Union den Job der Jusos?



    Vor 30 Jahren wäre es undenkbar gewesen, dass die Jusos so unbeteiligt zuschauen, wie man die Renten wieder einmal kürzen will. Sie wären auf die Barrikaden gegangen. Heute sind sie merkwürdig still, während die JU erwacht und diese Aufgabe übernimmt. Verrückte Zeiten.

    • @Hans Dampf:

      Vernebelt?

      Die Junge Union will die schnelle Begrenzung einer solidarischen Rentenversicherung und dafür mehr private Vorsorge. Die muss sich dann jedeR selbst leisten können. Schön klingt das für Arbeit- und KapitalgeberInnen, die sich (steigende) Beiträge zur Rentenversicherung sparen können. Die ArbeitnehmerInnen müssten sehen, wie sie ihre wachsenden Rentenlücke füllen. Vielleicht Generalstreiks für ausgleichende Lohnerhöhungen?

      • @DemokratischeZelleEins:

        Ich glaube, ich habe mich undeutlich ausgedrückt. Früher gingen die Jusos auf die Barrikaden, wenn sie etwas sozial ungerecht fanden, heute schauen sie in Ruhe zu, wie die JU den Rentenvorschlag boykottiert.

  • Die Diskussion des CDU-Nachwuchses ist hochproblematisch.

    1. Warum soll z.B. die Mütterrente erweitert werden, obwohl diese Leistung nicht auf Beitragszahlungen fußt ? Ärmere Rentner haben hier üblicherweise keine Vorteile, da diese Leistung mit anderen Sozialleistungen verrechnet wird.

    2. Insgesamt existieren versicherungsfremde Leistungen in erheblichem Umfang.



    -Anpassung für Ost-Renten: 36 Mrd. €



    -Mütterrenten (bisheriges Niveau): 20 Mrd. €



    -Witwenrenten: 19 Mrd. €



    -Leistungen für Spätaussiedler: 6 Mrd. €



    -Leistungsplus für Bergleute: 3 Mrd. €



    Diese Aufzählung ist noch nicht komplett, beträgt aber bereits jetzt schon 84 Mrd. €.



    Diskutiert werden könnte darüber hinaus, ob künftig Beamte auch in die Rentenversich. einzahlen sollten. Das ist zwar wegen der statistisch längeren Lebenserwartung bei Beamten keine Entlastung, sorgt aber für Solidarität. Die Vorschläge von Rentenreformen kommen regelmäßig von Professoren-Kollegen des Schreibenden, die üblicherweise eine Pension von etwa 5.000 € erhalten. Die durchschnittliche Brutto-Rente beträgt übrigens bei Männern 1.892 € und bei Frauen 1.459 €. Zur Auszahlung (nach Abzug der Krankenvers. 1.459 € (Männer) bzw. 1.292 € (Frauen) !

    • @Politik-Beobachter:

      "Warum soll z.B. die Mütterrente erweitert werden, obwohl diese Leistung nicht auf Beitragszahlungen fußt"

      Ich glaube, das liegt daran, dass Care-Arbeit von Frauen oft gar nicht bezahlt wird.

      • @Rudolf Fissner:

        Wenn die Einkommen aus Erwerbstätigkeit der Mütter während der Erziehungszeiten relativ hoch waren, kann die Rente sogar aufgrund der zusätzlichen Rentenpunkte aus der " Mütterrente " gekürzt werden...

  • Was passiert in der elitären Wahlrepublik? Dass eine Minderheit innerhalb der gar nicht so repräsentativen Abgeordnetenversammlung ausreicht, gesetzgebende Mehrheiten zustande kommen oder scheitern zu lassen. Die Koalitionsparteien haben 44,9-Prozent aller abgegebenen Stimmen auf sich vereinigen können. Damit „repräsentieren“ sie nur 37,1-Prozent aller Wahlberechtigten. Die Abgeordneten der Jungen Union, die gerade einmal 2,9-Prozent aller Abgeordneten stellen, könnten entscheidend sein. Sie „repräsentieren“ nur 2,1-Prozent aller Wahlberechtigten.

  • Niemand redet über den Elefanten im Raum.Elefanten



    Dazu müsste man mal einen Schritt zurückmachen, um überhaupt zu sehen, dass die graue Wand, vor der man steht, ein Elefant ist.

    Ja, bei der Rente geht es um Milliarden, die irgendwie fehlen. Laut Junger Union um da 10 Mrd. €. Beim ganzen Bundeshaushalt geht es um Milliarden, die irgendwie fehlen.



    Aber eigentlich fehlen sie gar nicht - die sind nur woanders.



    Alleine das Vermögen der reichsten 500 Deutschen ist alleine von 2020-2024 um 500 Mrd.€ gestiegen. Weil man die Steuern für die Wirtschaft und Reiche seit den 80er immer weiter gesenkt hat und die Profite durch die Globalisierung am Staat und den normalen Menschen vorbeigelaufen sind.



    Und jetzt macht man es schon wieder: Der Staat leiht sich 500 Mrd. Für die Infrastruktur, von den 300-400 Mrd. Im Endeffekt auf den Konten der Reichsten landen werden, während die 10-30 Mrd. An zusätzlichen Zinsen dann im Bundeshaushalt landen und vom normalen Steuerzahlern bezahlt werden müssen. Und mit den Schulden für die Bundeswehr noch schlimmer. Wer kann denn glauben, dass man allein den reichsten 500 in vier Jahren 500 Mrd. schenkt und es dann trotzdem noch Geld genug gibt für alle ander

  • Mit Erschrecken habe ich die Forderungen der Jungen Union nach einer weiteren Absenkung des Rentenniveaus bei schon kargen 48 % nach 2031 vernommen. Die Rente reicht bei vielen Rentnern heute schon nicht zu mehr als Wohnen und Essen, noch mehr Altersarmut geht gar nicht. Richtig verärgert bin ich über die jungen Nachwuchspolitiker der Jungen Union. Den Rentnern ohne jede Skrupel und kompetente Begründungen weitere Kürzungen rein semmeln, aber die Probleme des extrem teuren deutschen Beamten- und Pensionssystem (von dem diese jungen Politiker profitieren werden) bewußt zu verschweigen. Was für Spalter und Heuchler! Respekt vor Friedrich Merz, CDU der diesen vollkommen realitätsfernen Wichtigtuern mutig die Meinung gesagt hat.

  • Das Gesetz wird in einen Vermittlungsausschuss verwiesen, wie kann es anders sein. Und das „Basta“ von Klingbeil geht mal überhaupt nicht.

  • Oh, die JU darf Koalitionsbeschlüsse blockieren bzw. sabotieren?



    Heisst das die Rest-spd-ler mit Gewissen, Anstand und Werten dürften das auch??



    Achja, aber die gibt's ja leider nicht mehr.

  • Rente ist das neue Klima.



    Jung-Union, die schafft es prima,



    Die Agenda neu zu setzen,



    Und wünscht das Ändern von Gesetzen.



    --



    Doch Friedrich Merz ist klug und weise. -



    Was schert ihn Klima, Haushalt, Rente?



    Der Mann hat andere Talente.



    Macht kurz eine Brasilienreise,



    Bleibt aber weiter ungechillt



    Und brabbelt wieder vom „Stadtbild“,



    So dass die Aufmerksamkeit ihm gilt.



    --



    Hat nicht geklappt, taz ist gemein



    Und schießt sich auf die Rente ein.



    --



    (Sollte eigentlich hierhin: taz.de/Die-Wahrheit/!6126353/ )

  • Nicht nur, dass der Betrag nicht vom Koalitionsvertrag gedeckt ist. Es ist auch noch nicht einmal klar, wie die 120 Milliarden finanziert werden sollen. In den zukünftigen jährlichen Haushalten kann man aber schon mal 15 Milliarden streichen. Das ist übrigens der Betrag an dem Scholz die Ampel hingeschmissen hat.