Streamingdienst Paramount+: Und noch einer
Mit Paramount+ gibt es einen weiteren Streamingdienst. Doch wird er inmitten der wachsenden Zahl von Konkurrenzanbietern herausstechen?
Netflix, Disney+, Amazon Prime, WOW, Apple TV+, Peacock, Joyn oder der Arthouse-Anbieter Mubi. Streamingplattformen gibt es immer mehr. Seit Anfang Dezember gibt es in Deutschland eine weitere. Sky-Kund*innen mit dem Cinema-Paket haben Paramount+ inklusive, Amazon-Prime-Kund*innen können den Anbieter als eigenen Channel abonnieren. Bei all dem stellt sich aber die Frage: Braucht es das wirklich?
Das Angebot von Paramount+ ist noch recht überschaubar. Vor allem Trekkies kommen auf ihre Kosten; „Star Trek“ ist aktuell ein Aushängeschild. „The Next Generation“, „Discovery“ und „Strange New Worlds“ laufen auf Paramount+, während „Picard“ immer noch bei Amazon Prime zu finden ist. Abonnent*innen können sich außerdem auf „Yellowstone“ freuen.
Die Westernserie mit Kevin Costner, die fünf Staffeln umfasst (auf Paramount+ gibt es drei), wurde im Laufe der Jahre zu einem Hit in den USA. Das Spin-off „1883“ mit den Countrystars Tim McGraw und Faith Hill in den Hauptrollen gibt es obendrauf. Nicht zu verwechseln übrigens mit „Yellowjackets“ – auch diese Thrillerserie über ein Frauenfußballteam, das in Kanadas Wildnis mit dem Flugzeug abstürzt und ums Überleben kämpft, ist jetzt auf Paramount+ verfügbar.
Bisher konnte man die Serie mit Christina Ricci, Melanie Lynskey, Tawny Cypress und Juliette Lewis auf WOW streamen. Weitere Highlights sind die Crime-Serie „Mayor of Kingstown“ mit Jeremy Renner, „Halo“, eine Science-Fiction-Adaption des gleichnamigen Xbox-Spiels, und das Remake von „The Man Who Fell To Earth“ mit Chiwetel Ejiofor als Alien, der auf der Erde landet.
Coup mit „Top Gun: Maverick“
Im Filmbereich setzt Paramount+ primär auf Klassiker und Fortsetzungen. „Der Pate“, „Pulp Fiction“ und „Grease“, außerdem „Scream 5“, „Transformers“, „Fantastic Four“, „World War Z“ und der Sandra-Bullock-Film „The Lost City“ sind auf der Plattform streambar.
Der größte Coup kommt aber Ende des Jahres: Ab 22. Dezember gibt es den Blockbuster „Top Gun: Maverick“ mit Tom Cruise, der dieses Jahr fast 1,5 Milliarden US-Dollar weltweit eingespielt hat. Zusätzlich zum Serien- und Filmangebot können Abonnent*innen auch Sender wie Showtime, Comedy Central, MTV und Nickelodeon über Paramount+ empfangen.
So lang die Liste der Serien und Filme klingt, so überschaubar ist aktuell das Angebot von Paramount+ im Vergleich zur Konkurrenz. Ob Filme wie „Pulp Fiction“ oder „Grease“ Menschen davon überzeugen, ein Paramount+-Abo abzuschließen, ist fraglich. Dass „Top Gun: Maverick“ der umsatzstärkste Film des Jahres war, könnte dem Anbieter ebenfalls zur Krux werden – die meisten, die sich für „Top Gun“ interessieren, haben ihn bereits im Kino gesehen.
Das heißt, Paramount+ muss vor allem auf „Star Trek“-Fans hoffen und darauf, dass sich der US-Erfolg von „Yellowstone“ und „Yellowjackets“ in Deutschland fortsetzt. Davon abgesehen haben Zuschauer*innen derzeit wenig Anreize dafür, neben anderen Streamingdiensten auch noch Paramount+ zu abonnieren.
Der übersättigte Markt
Wir leben in Zeiten des sogenannten Peak TV, nie gab es eine größere Auswahl an aufwändig produzierten Serien mit hochkarätiger Starpower. Doch langsam scheint eine Form der Serienmüdigkeit einzusetzen, weil das Angebot zu überwältigend ist.
In den USA floppte im Frühjahr die Politserie „Gaslit“ über den Watergate-Skandal – und das, obwohl in den Hauptrollen Julia Roberts und Sean Penn zu sehen sind. Der Markt wirkt übersättigt. Dass neben all den Plattformen in Deutschland eine weitere an den Start geht, ist aber ein Zeichen dafür, dass der Kampf zwischen den Streamingdiensten noch lange nicht entschieden ist.
Statistiken zufolge nutzen 34 Prozent der Deutschen Streamingdienste täglich. Der (Noch-)Marktführer Netflix ist ins Wanken geraten und Amazon Prime und Disney+ sind stärker geworden.
War es das jetzt im Konkurrenzkampf der Streamingplattformen? Jein – fast alle angekündigten Dienste sind in Deutschland inzwischen gelauncht. Ein Ende ist aber noch nicht in Sicht: Voraussichtlich 2025, wenn die bestehenden Verträge mit Sky und RTL+ auslaufen, wird der heiß ersehnte Anbieter HBO Max auch nach Deutschland kommen. Es stellt uns erneut vor die Frage: Braucht es das wirklich?
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Müntefering und die K-Frage bei der SPD
Pistorius statt Scholz!
Kampf gegen die Klimakrise
Eine Hoffnung, die nicht glitzert
Haldenwang über Wechsel in die Politik
„Ich habe mir nichts vorzuwerfen“
Zweite Woche der UN-Klimakonferenz
Habeck wirbt für den weltweiten Ausbau des Emissionshandels
Altersgrenze für Führerschein
Testosteron und PS
Rentner beleidigt Habeck
Beleidigung hat Grenzen