piwik no script img

Stand der weltweiten StromproduktionEmissionen erneut gestiegen

Weltweit wurde 2023 mehr Strom aus erneuerbaren Energien erzeugt. Wegen der wachsenden Nachfrage stiegen auch die Emissionen.

Das Wasser des Stausees Lac de Serre-Poncon stand 2022 durch die Dürre 14 Meter tiefer als normal Foto: Ditsch/imago

Berlin taz | Der Wendepunkt lässt weiter auf sich warten. Im vergangenen Frühjahr zeigten sich die Ana­lys­t*in­nen des Thinktanks Ember Climate noch optimistisch: Ab 2023 würden die Emissionen aus der weltweiten Stromproduktion anfangen zu sinken. Doch in ihrem aktuellen Bericht heißt es: Die Emissionen sind erneut um 1 Prozent gestiegen – 2024 ist der neue prognostizierte Wendepunkt.

Insgesamt wurden 2023 weltweit rund 29.500 Terawattstunden (TWh) Strom verbraucht, etwa 630 TWh mehr als im Jahr zuvor. Das Wachstum fand vor allem in Ländern des Globalen Südens statt, wo viele Menschen weiterhin unter Energiearmut leiden. Nur etwa zwei Drittel der gestiegenen Nachfrage konnten durch erneuerbare Energien gedeckt werden. Wichtigster Grund dafür: Die Stromproduktion aus der Wasserkraft ist wegen Dürren in mehreren Ländern eingebrochen.

Doch die Au­to­r*in­nen sind optimistisch. „Der Rückgang der Emissionen des Stromsektors ist nun unvermeidlich“, kommentiert Dave Jones von Ember die Zahlen. „2023 war wahrscheinlich der Höhepunkt der Emissionen im Stromsektor – ein wichtiger Wendepunkt in der Geschichte der Energieerzeugung.“

Die Daten von Ember zeigen, wie sehr die erneuerbaren Energien derzeit boomen: Insgesamt machen Erneuerbare 30 Prozent der gesamten Stromproduktion weltweit aus, allein aus Solar- und Windkraft kamen mehr als 13 Prozent. Ohne Dürre, so rechnen Jones und Kolleg*innen, wären die Emissionen bereits 2023 um etwa 1 Prozent gesunken.

Empfohlener externer Inhalt

Wir würden Ihnen hier gerne einen externen Inhalt zeigen. Sie entscheiden, ob sie dieses Element auch sehen wollen:

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung

Der Anteil fossiler Energieträger in der Stromproduktion sank 2023 entsprechend auf ein historisches Tief von 61 Prozent. Die restlichen 9 Prozent des Stroms stammten aus der Atomkraft, die trotz des deutschen Ausstiegs 2023 etwas mehr Strom lieferte.

Aktuelle Daten aus 80 Ländern

In ihrem Jahresbericht versammelt Ember die Stromproduktionsdaten von mehr als 200 Ländern und Regionen. Für 2023 liegen die Daten für 80 Länder vor, die für 92 Prozent der weltweiten Stromproduktion verantwortlich sind, darunter die EU-Staaten und andere größere Länder wie die USA, Russland, China und Indien. Auf Basis der vergangenen Jahrzehnte werden die Daten der fehlenden Länder vorläufig hochgerechnet.

Empfohlener externer Inhalt

Wir würden Ihnen hier gerne einen externen Inhalt zeigen. Sie entscheiden, ob sie dieses Element auch sehen wollen:

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung

Dabei sticht besonders China hervor. Etwa 30 Prozent der Stromproduktion stammt dort aus erneuerbaren Energien und weitere 5 Prozent aus der Atomkraft. Die steigende Nachfrage wird zum Teil mit Kohlekraft gedeckt. Zugleich werden die erneuerbaren Energien in China stärker ausgebaut als in anderen Ländern: Mehr als die Hälfte des Wachstums beim Strom aus Solar- und Windkraft wurde dort verzeichnet.

Während in China der Stromverbrauch noch steigt, sinkt dieser in vielen reicheren Ländern. In den USA sank die Nachfrage um etwa 1,4 Prozent, in der EU um 3,4 Prozent. Da gleichzeitig auch der Anteil der erneuerbaren Energien stieg, sinken in beiden Regionen die Treibhausgasemissionen aus der Stromproduktion. In der EU stammen 44 Prozent des Stroms mittlerweile aus erneuerbaren Quellen, in den USA sind es erst 22 Prozent.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

9 Kommentare

 / 
  • @ π-Kreis



    Laienkalkül nach Lektüre diverser Quellen und Berichte binnen der letzten zwei, drei Jahrzehnte: Der Strombedarf in der BRD und ebenso jener in der EU werden sich, bis zu einer etwa 80-prozentigen De-Carbonisierung von Alltag und Wirtschaft (mehr ist nicht drin !) in etwa verVIERfachen, also bis 2050 (?). Wenn, ja wenn, die Wirtschaft überhaupt in vgl.barem Umfange weiterproduzieren wird. Von diesem vierfachen Strom-Bedarf und -Verbrauch sind 40 oder 60 Prozent JETZIGER Grünstromanteil dann gradmal ein ACHTEL. Um den vervierfachten Bedarf insgesamt 'grün' abzudecken, müsste sich unser jetziger Umfang an regenarativ erzeugtem Strom mithin verachtfachen. Und 'grün' ist das ja dann auch noch nicht wirklich: Vögel schreddern, Schweinswale vertreiben, Stauseen, seltene Metalle aus Kriegsgebieten, ...



    taz.de/Verkauf-von...bb_message_4701944

    • @lesnmachtdumm:

      Teilweise stimme ich zu. Viele energieintensiven Unternehmen werden aber die Fertigung noch stärker an andere Standorte verlagern wo Energie günstiger ist als bei uns. Es bleiben dann zunehmend nur noch die Gehirne dieser Unternehmen in Deutschland. Das wird laufen wie bei Nvidia (einem der größten Hersteller von Graphikkarten). Die kalifornische Nvidia Corporation besitzt keine eigenen Fertigungsstätten und arbeitet nach dem Fabless-Prinzip (keine eigne Produktionsstätten, alles wird an externe Auftragnehmer ausgelagert).

      Das Problem ist allerdings: Gehirne brauchen auch sehr viel Energie - vor allem wenn KI ins Spiel kommt. Das wird dann im Einzelfall abgewogen werden, d.h. ob es Sinn macht die Gehirne der Unternehmen noch in Deutschland zu lassen oder nicht. Es ist aber nur eine Frage der Zeit bis auch die Gehirne weg sind - wenn wir so weitermachen wie bisher. Das grüne Energiesparmodell hat keine Zukunft.

  • Aber das kann doch gar nicht sein!



    Wie soll den der Stromverbrauch steigen, wenn wir alles elektrifizieren?



    Hat das das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz erlaubt?

  • "... sinkt dieser in vielen reicheren Ländern".



    So wird das nicht bleiben, wenn die Habecks dieser Welt (mangels eines besseren Konzepts, keiner hat leider eins) PKW / Straßentranport Schiffsverkehr und Fliegen (E-Fuels) / Heizen / Chemie / Stahl und den ganzen Rest unseres Wirtschaftens auf Strom umstellen möchten, um an hiesieger Produktion (wenigstens soweit) zu retten, was zu retten ist. Das meiste wird dennoch abwandern - und irgendwoanders mit Kohlestrom weiterproduzieren. Ab dann allerdings könnte das ja doch stimmen, mit "... sinkt dieser in vielen reicheren Ländern". Nur das "reicher" könnte eventuell ....

    • @lesnmachtdumm:

      Stimme zu. Hinzu kommt noch der exponentiell steigende Stromverbrauch durch Rechenzentren und KI: in den letzen drei Jahren Verdreifachung - voraussichtlich Verachtfachung bis 2028.



      Nicht mehr lange und der Strombedarf von Wärmepumpen und E-Mobilität ist ein Klacks dagegen.



      Es hat schon seinen Grund, dass Mikrosoft, Fachebook, Google, Amazon, Kryptounternehmen im großen Stil in Atomkraft investieren was bei uns komplett verschlafen wird.

  • Konzepte umsetzen, die letztlich nicht funktionieren, heißt eben: sie im Ergebnis NICHT unsetzen. Ziele Formulieren, die nie erreicht werden werden, weil die postulierten Wege und Mittel untaugliich sind, heißt letztlich Märchen erzählen, und NICHT Ziele festlegen. Das imaginierte Vollverstrome(r)n unserer Wirtschaft ist solch ein doppelter Irr-Weg.

  • Erneuerbare: Ja, da sind wir auf dem Weg.



    Effizienz: bedingt, dafür wird Energie immer noch viel zu sehr teuer für uns alle und die Umwelt verbilligt.



    Einsparen, d.h. auch mit scheinbar "weniger" auskommen, gerade im reichen Teil der weltbevölkerung: hier spielt wohl am ehesten die Musik. Warmer Pullover, Rad und Co. machen aber zum Glück das Leben auch schöner, egal was die Werbung einem anderes einhämmern will.

    • @Janix:

      Sie haben so recht!

      Und leider wird allgemein der Eindruck verbreitet, wir könnten weitermachen wie bisher, nur elektrisch, und alles wird gut.



      Für diesen Irrsinn wird auch noch viel Geld verbrannt.

      • @Carsten S.:

        Keine Sorge, "wir" lernen auch noch verzichten - verzichten auf saubere Luft, sauberes Wasser, gesunden Boden, genügend Anbaufläche, gesunde Nahrung, friedliches Zusammenleben, Demokratie, zu guter Letzt Verzicht auf Grundrechte und Menschenwürde.

        Egal mit welchen Mittelnd das "Weiter so" und dann noch mehr durchgeprügelt wird - Mad Max wird Realität.