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Spitzengehälter beim RBBDoch Bonuszahlungen

Recherchen belegen, dass die RBB-Spitze deutlich mehr Gelder bekommt als bislang bekannt. Eine Beratungsfirma soll ein Bonussystem entwickelt haben.

Schlesinger soll schon vor ihrer Gehaltserhöhung mehr als 300.000 Euro pro Jahr verdient haben Foto: Hendrik Schmidt/dpa

Berlin taz | Seit Patricia Schlesinger nach zahlreichen Vorwürfen als RBB-Intendantin zurückgetreten ist, verspricht die Senderspitze vollkommene Transparenz. Jedes Detail soll aufgeklärt werden. Doch so genau scheint die Chefetage es dann wohl doch nicht mit der Transparenz zu nehmen. Laut Recherchen vom Business Insider (BI) und vom RBB-Rechercheteam sind die Gehälter der RBB-Spitze dank Prämien deutlich höher, als bislang bekannt war. Von einem „brisanten Bonussystem“ ist die Rede.

Der BI berichtet von internen Dokumenten, die belegen, dass in der Vergangenheit Intendantin und Direktoren Prämienzahlungen bekommen haben, wenn ihre Leistung zuvor vereinbarte Ziele übertroffen habe. Schlesinger soll so schon vor ihrer Gehaltserhöhung deutlich mehr als 300.000 Euro pro Jahr verdient haben dank Aufwandspauschale, Familienzuschlag und Zielprämie. Laut dem Rechercheteam des RBB soll eine Beratungsfirma eine fünfstellige Summe bekommen haben, um solch ein Bonussystem zu entwickeln.

Aus den Recherchen geht der Vorwurf hervor, dass die RBB-Spitze die wahre Höhe der Gehälter der Chef-Etage verschweigt. Darauf ist der Sender bislang nicht eingegangen und verweist auf die laufenden Untersuchungen der Generalstaatsanwaltschaft. Bei der Befragung durch den brandenburgischen Landtag am Dienstag sagte der geschäftsführende Intendant Hagen Brandstäter, dass es kein Bonussystem gebe, und sprach von variablen Vergütungen.

Der DJV Berlin forderte am Mittwoch, das Bonussystem umgehend zu stoppen. Der Vorsitzende Steffen Grimberg, der für die taz eine regelmäßige Kolumne schreibt, sagte: „Die durchsichtige Wortklauberei des Top-Managements, es gäbe gar keine Bonus-Zahlungen, sondern lediglich ‚leistungsabhängige Gehaltsanteile‘, ist für den rbb in der aktuellen Situation Gift und gegenüber allen festen und freien Mitarbeitenden schlichtweg unverschämt.“

Seit Juni hatte der BI Stück für Stück Vorwürfe gegen Schlesinger und den Verwaltungsrat Wolf-Dieter Wolf veröffentlicht. Es geht dabei um Vetternwirtschaft, dubiose Beraterverträge, Spesenausgaben und Gehaltserhöhungen. Die Generalstaatsanwaltschaft Berlin ermittelt. Am Montagabend hatte der Rundfunkrat Schlesinger als Intendantin abberufen, der RBB-Verwaltungsrat arbeitet aktuell an der Vertragsauflösung. Doch selbst wenn dieser ­abgewickelt ist, wird der Fall Schlesinger den Sender noch lange beschäftigen.

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8 Kommentare

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  • 1G
    17900 (Profil gelöscht)

    Eiskalter Blick!

  • Reformiert den ÖRR und Gesetze für Manager-Boni!



    Die Gehälter der Intendanten, leitenden Mitarbeiter des ÖRR müssen ans Gehaltsniveau des Öffentlichen Dienstes angepasst werden! Dass Zweiklassensystem der freien Mitarbeiter, die die eigentlichen Jobs machen, aber keine Rechte haben und nach einigen Jahren wie Autos abgewrackt werden, gehört gesetzlich abgeschafft!



    Dass Hagen Brandstäter in der Anhörung im Landtag die obskuren zusätzlichen Zahlungen an Leitende Mitarbeiter mit Zielen verteidigt, die zu üblichen Job-Aufgaben (bei Brandstäter Autos rechtzeitig leasen oder kaufen) gehören, zeigt, dass er die Bodenhaftung verloren hat.



    Er verteidigte sich allen Ernstes im Landtag damit, das zusätzliche Geld sei „nicht fürs Nichtstun“ gezahlt worden.



    Woher nimmt der Mann diese Chuzpe? Die Erklärung ist relativ einfach. Weil alle Chefs der ÖRR seit Jahrzehnten mehr oder weniger schalten und walten, wie sie wollen und ihre Macht zudem massiv auch auf Tochtergesellschaften ausdehnten. Deswegen ist es ein Unding, dass sich der Prüfungsauftrag der externen Rechtsanwaltkanzlei nur auf den RBB und nicht auch auf die Degeto und Tochtergesellschaften des RBB bezieht.

    Läuft es beim Medienkonzern Bertelsmann besser? Bei der Fusion der Tochter Arvato des Medienriesen Bertelsmann zum milliardenschweren Unternehmen majorel griffen laut Spiegel ehemalige Manager der Bertelsmann-Tochter Arvato Boni in Millionenhöhe ab. 120 Millionen Euro Boni bekam der neue gesamte majorel-Vorstand. majorel lobt sich gleichzeitig für seine ethischen Compliance-Richtlinien, weiß aber vermutlich genau, wo Gesetzgebung für Manager-Boni durch Lobby gezielt ausgehöhlt wurde. Nicht umsonst ist Sitz der majorel-Gruppe im Steuerparadies Luxemburg. Die von der öffentlichen Hand subventionierten Callcenter-Jobs bei Arvato in Ostdeutschland wurden nach Osteuropa verlagert.

    Bertelsmann-Chef Rabe und RBB-



    Intendant Brandstäter stehen trotz unterschiedlicher Höhen der Boni im selben moralischen Sumpf.

  • "...deutlich mehr als 300.000 Euro pro Jahr verdient haben..." Nein, nicht verdient, sie hat es bekommen.

  • Das ist alles nicht besonders schön. Allerdings gilt auch für Frau Schlesinger die Unschuldsvermutung. Sehen wir mal, was am Ende übrig bleibt. Dabei bringt es der Presse doch so viel Spaß über eine erfolgreiche Frau herzufallen. Mir gefällt die Hören-Sagen-Berichterstattung überhaupt nicht.

    • @V M:

      Nicht aufgepasst? Hörensagen ist vorbei, Tatsachen sind schon lange auf dem Tisch. Den Posten der ARD-Intendantin hat sie auch nicht ohne Grund aufgeben müssen.

  • Ein Sumpf - und da werden hoffentlich mehr Köpfe rollen!



    Dafür, dass Schlesinger für diesen Selbstbedienungsskandal sorgt, zünde ich ihr eine Kerze an.

  • 9G
    95820 (Profil gelöscht)

    Hast Du keine Ahnung vom Geld-Verbraten -



    Lass Dich beraten.

  • Tja, die Gier kennt keine Grenzen. 25.000 € im Monat und das reicht immer noch nicht. Wer gut vernetzt ist, beschafft es sich auf kreativem Wege.