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Spanien plant GrundeinkommenLebenslang Geld für jeden

Die Corona-Pandemie könnte es möglich machen: In Spanien plant die Regierung Sánchez ein lebenslanges Grundeinkommen für alle.

Grundeinkommen für jeden: In Spanien könnte das bald wahr werden Foto: Jesus Merida/zuma/imago

Madrid taz | Die sozialen Opfer der Coronavirus-Krise in Spanien können hoffen. Das Sozialministerium „sei dabei, ein lebenslanges Grundeinkommen“ zu koordinieren, erklärte am Sonntagabend Wirtschaftsministerin Nadia Calviño in einem Interview gegenüber dem Privatfernsehen LaSexta.

„Es steht in der Regierungsvereinbarung und wir werden es im Laufe der Legislatur umsetzen“, erklärte die Ministerin und eine der Vizechefinnen der Koalitionsregierung aus der sozialistischen PSOE und der linksalternativen Unidas Podemos (UP) unter Ministerpräsident Pedro Sánchez. Das Grundeinkommen sei „nicht nur für diese Ausnahmesituation“, bekräftigte Calviño, „sondern für immer“.

Der Vizeregierungschef für soziale Fragen und UP-Vorsitzende Pablo Iglesias hatte bereits am Wochenende angekündigt, dass eine Einigung im Kabinett für die Einführung der Grundrente kurz bevorstehe. Es sei gerade jetzt notwendig, eine solche Maßnahme umzusetzen.

„Denn das Virus versteht sich sehr wohl auf soziale Klassen“, erklärte der linksalternative Politiker gegenüber den Medien. Insgesamt verloren durch die Pandemie in Spanien bisher 3,5 Millionen Menschen ihre Anstellung oder ihre Aufträge als Selbstständige. „Das Grundeinkommen ist eine demokratische Pflicht, um unsere Verfassung zu erfüllen. Wir können keinen Bürger zurücklassen“, fügte er hinzu. Er hoffe, dass die Regierung mit diesem Vorhaben ein breites, lagerübergreifendes Abkommen erziele.

1.100 Euro für vierköpfige Familie

Als Sozialisten und Linksalternative vergangenen Dezember die Grundlage für eine Koalition schufen, war von einem Grundeinkommen von 1.100 Euro für eine Familie mit zwei Kindern die Rede. Die Presse schätzt die Kosten auf jährlich bis zu 3,5 Milliarden Euro.

Die Regierung hat infolge des Ausnahmezustands, der fast die gesamte Wirtschaft des Landes zum Erliegen gebracht hat, ­bereits wirtschaftliche und soziale Maßnahmen für rund 200 Milliarden Euro angekündigt. Ein Teil davon wird staatlich, ein anderer Teil privat finanziert. So wurden die Banken verpflichtet, die ­Ratenzahlungen für säumige Wohnungseigner zu stunden und zinslose Kredite an diejenigen zu vergeben, die ihre Mieten nicht mehr zahlen können.

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18 Kommentare

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  • Wenn ich das mal deutsche Verhältnisse übertrage hieße das Harz 4 ohne Zwangsmaßnahmen

  • Erst einmal handelt es sich nur um eine 3-monatige Zahlung (500 Euro pro Monat) für die "am meisten gefährdeten Personen". Wie die genau bestimmt werden, weiß der Kuckuck. Mal sehen.

    Danach bzw. parallel soll dann im Parlament über eine Art BGE diskutiert werden. Allerdings gibt es das auch nur für die, die sonst keine anderen Hilfen bekommen können. Das betrifft derzeit ca. 5 Mio Menschen.

    Im Grunde wird hier also tatsächlich eine Art spanienweites H4 eingeführt - allerdings ohne die ganze Stigmatisierung (wie ein Mitforist so treffend schrieb) und ohne die ganzen absurden und nutzlosen Schikanen.

  • ... mit Corona-Bond?

    • @Rudolf Fissner:

      Nein, mit James Bond.

      Keine Angst: wenn Ihr Bausparvertrag unsicher ist (und in diesen Zeiten... wer weiss?), dann wird das eher an Deutschlands Engstirnigkeit als an der Faulheit der Südländer liegen.

      Furrfu.

  • Hat der Autor das Thema Grundeinkommen verstanden und versteht es die unterschiedlichen Definitionen im Zusammenhang mit dem Gemeinten zu differenzieren?

    Scheinbar nein. Solche Beiträge tragen leider nicht positiv zur (bedingungslosen) Grundeinkommens-Debatte bei.

    • @Hanne:

      "Das Existenzminimum wird eine strukturelle, unbefristete Maßnahme sein, im Gegensatz zu allen anderen, die vorübergehend sind. Es wird ein dauerhaftes Sicherheitsnetz für die Schwächsten sein", so definiert José Luis Escrivá, der Minister für soziale Sicherheit, diese Art von "Grundeinkommen", das die Regierung vorbereitet....

      Wie unterscheidet sich das minimale Grundeinkommen vom universellen Grundeinkommen?

      Das universelle Grundeinkommen, wie es sich in anderen Ländern bewährt hat, ist eine universelle Leistung, die die Empfänger nicht nach ihrem Einkommen diskriminiert, und ist eine Stiftung mit dem Hauptziel, die Probleme der Digitalisierung und Robotisierung der Wirtschaft zu lindern, von der man annimmt, dass sie eine Zunahme der strukturellen Arbeitslosigkeit verursacht.

      Das lebensnotwendige Mindesteinkommen ist seinerseits ein Eingliederungseinkommen, eine Formel, die sicherstellt, dass nur die schwächsten Gruppen im gesamten Staat ein Einkommen erhalten, das von der Sozialversicherung bezahlt wird.



      ...



      Die Idee ist, dass sie alle besonders gefährdeten Haushalte erreichen wird. Nach den jüngsten Erklärungen der Wirtschaftsvizepräsidentin der Regierung, Nadia Calviño, ist es möglich, dass sie mit Hausangestellten (eine Gruppe, die im Falle einer Entlassung keinen Anspruch auf Arbeitslosengeld hat), Betreuern von abhängigen Personen und Arbeitslosen, die ihren Leistungsanspruch erschöpft haben, beginnen wird. Auch Selbständige, die auf der Straße gelassen wurden, obwohl sie keinen Anspruch auf Arbeitslosengeld haben, könnten Zugang zu diesem System erhalten.

      Pablo Iglesias sagte seinerseits in jüngsten Erklärungen, dass die Maßnahme mit seinen neuesten Entwürfen etwa fünf Millionen Menschen erreichen könnte.

      Übersetzt mit www.DeepL.com/Translator (kostenlose Version)

      Aus:



      magnet.xataka.com/...-se-diferencia-rbu

      Es ist eher eine Art Sozialhilfe/ALG II.

  • Entweder ist der Artikel lausig geschrieben oder die Spanier können nicht rechnen.

    Die Überschrift behauptet ein Grundeinkommen für jeden, die Regierung geht jedoch von (nur) 3,5 Mrd. Euro Kosten aus. Da kann irgendwas nicht übereinstimmen.



    Ein - im Artikel genanntes - Grundeinkommen in Höhe von 1100 Euro kann bei einem Budget von 3,5 Mrd. ca. 265.000 mal ausgezahlt werden. Spanien hat jedoch fast 47 Mio Einwohner.

    ???

    • @Cerberus:

      Zum eine ist das für eine vierköpfige Familie gerechnet, zum anderen bekommt das nicht jeder. Im Artikel steht zwar Grundeinkommen, geplant ist in Wirklichkeit aber nur ein vereinfachtes Arbeitslosengeld.

      • @Cochino:

        Hartz 4 bekommt also in Spanien von Sozialisten und Linksalternativen einen neuen Namen :-)

        Eine 4-köpfige Familie mit zwei Kindern erhält in DE zwischen 1.210 und 1.390 Euro pro Monat.

        • @Rudolf Fissner:

          DAnn scheint mir eine Höhe von 1100 Euro doch nicht schlecht. Ich denke, dass Leben in Spanien ist etwas günstiger als hier - insgesamt, oder?

          • @mlevi:

            Dann können die mit Spanien vergleichbaren MeckPomms sich darüber freuen bereits beim mittelmeerigen sonnigem bedingungslosen Grundeinkommen angekommen zu sein.

            Und wenn wir noch die Wirtschaft hier so ein bisschen gegen den Baum fahren, dann wären alle im gelobten Land :-)

      • 8G
        83191 (Profil gelöscht)
        @Cochino:

        Der Begriff „bedingungsloses Grundeinkommen“ sagt nichts über die Höhe aus.

        Bedingungslos -> vereinfacht



        Grundeinkommen -> Finanzierung auf die jeder immer Zugriff hat, sofern er sie braucht. Das sind Niedriglöhner, Erwerbslose, Menschen mit Behinderungen usw.. vllt kommen auch noch andere Faktoren wie Miete usw hinzu.



        Ist halt nicht die Luxus Variante mit 1500 pro Nase pro Monat. So what?

        Die 2,3 Mrd halte ich für zu gering. Das scheint sich jemand schön gerechnet zu haben :-)

  • "So wurden die Banken verpflichtet, die ­Ratenzahlungen für säumige Wohnungseigner zu stunden und zinslose Kredite an diejenigen zu vergeben, die ihre Mieten nicht mehr zahlen können."

    Systemisch richtig.

    • @Eric Manneschmidt:

      Besser als alles, was da ist...

      Entscheidend wird sein, ob es -- wie hier Hartz IV -- mit Stigmatisierung im Paket kommt. Das war m.E. _die_ ganz finstere Sünde von Hartz IV. Manche sehen es heute immer noch nicht ein.

  • 9G
    97287 (Profil gelöscht)

    Damit sind die Eurobonds vom Tisch. Die Holländer werden erst recht nicht zustimmen ,Österreich sowieso nicht und in Deutschland ist die Zustimmung nicht mehr durchsetzbar.

  • Ja, das spricht dann nicht gerade für Corona Bonds...

    • @Frank Roger:

      anstatt zu schauen, ob das ein Feld für europäische Solidarität für soziale Gerechtigkeit ist ... mal wieder der gehässige Deutsche