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Sexualisierte Gewalt in LeipzigDünne Luft für linke Männer

In den vergangenen Jahren wurden immer mehr Vorfälle sexualisierter Gewalt in emanizpatorischen Räumen öffentlich. Wie geht die Szene damit um?

Feministische Demo im Leipzig am 8. März 2019 Foto: Tim Wagner/imago

taz | Leipzig Am 29. April 2021 kursiert eine Nachricht durch viele Chatgruppen. „H. in Leipzig gesichtet.“ Die Gruppen hatten sich in den letzten Monaten gegründet, seinetwegen. Als Widerstand, als Vernetzung, als Austausch für all die, die von seinen Taten betroffen sind. „Er“, das ist Henning F. aus Leipzig. Am 7. Januar 2020 wurde durch eine Recherche des öffentlich-rechtlichen Social-Media-Kanals funk bekannt, dass er ein Täter sexualisierter Gewalt ist.

Bis zu diesem Zeitpunkt war F. fest eingebunden in linke Kreise in Leipzig, wohnte in einem Hausprojekt, war Mitorganisator des beliebten Festivals „Monis Rache“, das in den Jahren 2016 bis 2018 auf dem Flugplatz Tutow in Mecklenburg-Vorpommern stattgefunden hat. F. nutzte darin seine Position aus: Die funk-Investigativreportage deckte auf, dass H. 2016 und 2018 auf den Dixiklos des Festivals Kameras installiert, Personen gegen ihr Wissen oder ihren Willen gefilmt und die Videos von FLINTA (Frauen, Lesben, Inter, trans, nicht- und abinäre Personen) auf einer Pornowebsite hochgeladen hatte.

Unzählige waren betroffen, die meisten wussten nicht einmal, dass sie gefilmt worden waren und wo es möglicherweise Videos von ihnen geben könnte. Im linken Leipzig herrschte Ohnmacht und Wut, nicht wenige Personen kannten den Täter persönlich, waren mit ihm schon gemeinsam auf Partys gewesen oder in Gruppen organisiert. Henning F., so berichten es Bekannte, war schon immer jemand, der auffiel. Aber wer rechnet schon mit so einem massiven Übergriff?

Auch der Umgang des inzwischen eingestellten Festivals „Monis Rache“ mit den Taten stand in der Kritik. Zahlreiche Personen erstatteten Anzeige gegen Henning F., die Staatsanwaltschaft übernahm die Ermittlungen, jedoch erfolglos. Denn der Beschuldigte war nicht aufzufinden, er war untergetaucht. Nun soll er also wieder in Leipzig sein, etwas mehr als ein Jahr, nachdem er aufgeflogen war. Und damit stellt sich die Frage: Was hat sich seither getan?

Telegram-Gruppen, Demos, Kundgebungen

Das Bekanntwerden der Taten hat in Leipzigs Kreisen, die sich als links, emanzipatorisch oder feministisch verstehen, eine Debatte angestoßen. Auf Telegram sind zahlreiche Gruppen zum Thema entstanden, immer wieder gibt es Kundgebungen, Demonstrationen, Statements mit Forderungen. Der Konsens: My body is not your porn. Es geht um das Problem des Täterschutzes, Reflektieren des eigenen Verhaltens und eine dauerhafte Auseinandersetzung mit gewalttätigen Strukturen – und um die Forderung an cis-Männer, etwas zu tun.

Es ist nicht der erste Fall sexualisierter Gewalt in linken Strukturen in Leipzig. Da ist die hippe Kneipe Pivo und ihr ehemaliger Betreiber, dem mehrfach sexualisierte Übergriffe vorgeworfen werden. Der Täter hat in einem Statement die Verantwortung für das Geschehene auf sich genommen. Es gibt kein Verfahren. Die Betroffene, deren Fall letztlich zur öffentlichen Auseinandersetzung mit der Kneipe und deren Betreiber geführt hat, hat keine Anzeige erstattet. Da ist das HGich.T-Konzert im Conne Island, in dessen Anschluss ein Mitglied der Band eine Frau vergewaltigt. Da sind die unzähligen Fälle sexualisierter Gewalt in vermeintlichen Safe Spaces der Leipziger Clubkultur.

In den vergangenen Monaten häufen sich in Leipzig außerdem öffentliche Outings von Tätern, teils anonymisiert, teils durch den Kontext eindeutig an eine Person gerichtet. Bereits im Februar 2020 hatte es Flyer an der Szenekneipe Goldhorn gegeben, auf denen ein Mitarbeiter der sexualisierten Gewalt beschuldigt wurde. Und im Februar diesen Jahres sprühten Unbekannte ein Graffito vor den Club Institut fuer Zukunft (IFZ), bei dem ein externer Veranstalter, der dort in der Vergangenheit Partys organisierte, der sexualisierten Gewalt beschuldigt wird.

Das IFZ reagierte mit einem Statement und solidarisierte sich mit den Betroffenen. Außerdem veröffentlichte der Club im April ein 19-seitiges Papier über sexualisierte Gewalt und eigene Verstrickungen mit dem Betreiber der Kneipe Pivo. Darin heißt es unter anderem, dass man die eigenen Strukturen kritisch reflektieren und für eine zukünftige Auseinandersetzung den Fokus auf die Betroffenenperspektive legen will.

Durchaus ein Paradigmenwechsel

Die Leipziger Autorin Bettina Wilpert hat sich mit vielen dieser Fälle sexualisierter Gewalt in linken Strukturen auseinandergesetzt. Für ihr Buch „nichts, was uns passiert“, das kurz nach Beginn der #MeToo-Debatte erschien, recherchierte sie zum Thema. Wilpert sagt, dass es in den letzten Jahren durchaus einen Paradigmenwechsel im Umgang mit sexualisierter Gewalt gegeben habe. „Ich sehe aber, dass dieser Umgang vor allem medial und in theoretischen Debatten stattfindet und in der linken Szene oft nicht gut funktioniert.“

Viele Leipziger Fälle wurden teilweise erst Monate oder Jahre später nach den Taten öffentlich in der linken Szene verhandelt. Oft brauchte es eine erdrückend große Anzahl an Betroffenen, wie im Fall Henning F., damit eine größere Debatte angestoßen wurde. Fälle wie der des Pivo-Betreibers waren lange Tuschelthema in der Szene, ein öffentliches Statement von ihm ließ über ein Jahr auf sich warten. Auch das IFZ reagierte öffentlich erst nach knapp zwei Jahren.

Aber die Wucht des feministischen Aufschreis Hunderter FLINTA-Personen in Leipzig hat auch Wirkung gezeigt. Die Luft für linke Männer in Leipzig ist dünn geworden, für viele FLINTA-Personen ist es eine notwendige Forderung an ihre cis-männlichen Freunde, sich mit ihrem Verhalten auseinanderzusetzen. Seit dem Auffliegen der Taten von Henning F. haben sich viele „kritische Männlichkeitsgruppen“ gebildet. Gruppen, bei denen cis-Männer zusammenkommen, um ihr männliches Verhalten zu reflektieren, misogyne Muster zu hinterfragen und sexistisches Verhalten abzubauen.

Derartige Gruppen seien auch immer durch feministischen Druck gebildet worden, sagt der Autor Kim Posster, der selbst mehrere Jahre in solchen aktiv war. Immer wieder würden sie als „männliches Strohfeuer“ auftauchen – und genauso schnell wieder verpuffen. Posster, der selbst zu Männlichkeitskritik publiziert, sagt, dass die Triebfeder, an solchen Gruppen teilzunehmen, eine Verunsicherung durch feministische Kritik und das Bedürfnis nach männlicher Gemeinschaft sei. Viel zu selten jedoch würden aktuelle Fälle von Gewalt und eigene Täterschaft diskutiert. Auch den Umgang mit den Geschehnissen bei „Monis Rache“ in der Leipziger Linken findet er enttäuschend. Er sehe „klare Indizien“ dafür, dass der Fall ausgesessen würde. Viel zu gering sei das Engagement der cis-Männer, die sich mit dem konkreten Fall beschäftigt hätten. „Die einzig wirklich sinnvolle Struktur war hier die Kinderbetreuung, die sich während der Plena, wo eben jener Fall verhandelt wurde, angeboten hat.“

Eine Gruppe sucht Antworten

Was muss also passieren, damit die sexualisierte Gewalt aufgearbeitet wird und solche Taten auch in vermeintlich emanzipatorischen Räumen nicht mehr passieren? Die Gruppe Antisexistischer Support Leipzig sucht eine Antwort darauf. Sie wurde im Jahr 2016 als Zusammenschluss verschiedener linksradikaler und emanzipatorischer Gruppen gegründet und leistet Unterstützungsarbeit für Betroffene, ausgerichtet an dem Konzept der Definitionsmacht: Die Erfahrungen, Bedürfnisse und Aussagen Betroffener gelten hier als Ausgangspunkt aller Handlungen.

Im September hat der Zusammenschluss Forderungen formuliert: das Thema sexualisierte Gewalt als fortwährende Debatte innerhalb linker Kontexte zu behandeln, eine kontinuierliche Reflexion innerhalb der betreffenden Gruppen, ein an den Bedürfnissen der Betroffenen ausgerichteter Umgang mit Personen im Täterumfeld sowie die Diskussion über alternative Konzepte wie die der transformativen Justiz, also einer selbst organisierten, an Betroffenen orientierten Methode abseits des Strafrechts.

Kim Posster ist der Ansicht, dass Interventionen von außen kaum Wirksamkeit zeigen: „Die Initiative muss vor allem aus Strukturen, also den Läden und Clubs selbst kommen.“ Es reiche auch nicht, dass Debatten fast ausschließlich von Frauen und Queers angestoßen werden. „Es muss eine ansprechbare, sichtbare und vor allem dauerhafte Struktur geben, die sich kontinuierlich mit dem Thema beschäftigt und es ermöglicht, Probleme mit männlichen Mitgliedern offenzulegen“, so Posster.

Bei allen Bemühungen zeigt sich: Selten stehen Täter für ihre Taten gerade oder tragen aktiv zur Aufarbeitung bei. Auch die umfassende Vernetzung von Betroffenen und ihr lauter Aufschrei ändern oft nichts daran, dass sich viele Betroffene gerade von cis-Männern alleingelassen fühlen, ihre Wünsche nicht beachtet sehen oder Aufarbeitungsprozesse häufig stagnieren.

Henning F. scheint die an ihn herangetragenen Forderungen ebenfalls nicht ernst zu nehmen und keine Verantwortung für seine Taten zu übernehmen. In Briefen, die an die Öffentlichkeit gelangten, zeigt er sich wenig einsichtig. Die Staatsanwaltschaft sucht ihn weiterhin. Eine Sprecherin sagte der taz, das Verfahren sei aufgrund des unbekannten Aufenthalts vorläufig eingestellt. Die Fahndung hält jedoch weiter an. Sobald die Staatsanwaltschaft ihn findet, wird er sich zumindest den strafrechtlichen Konsequenzen stellen müssen.

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24 Kommentare

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  • Liegt hier eventuell mehr ein "leipziger" als ein "linkes" Problem vor?

    (Und natürlich gibt es auch unter Linken negative Gestalten).

    ;-)

  • Ehrlich gesagt finde ich es erstaunlich anmaßend anzuznehmen, politische Einstellungen würden Menschen und ganze Szenen gegen negativen Verhaltensweisen immunisieren. Es kann nichts Schlechtes unter den "Guten" geben.

    Hier gehts ja nicht um exklusive, strukturelle Probleme. Zumindest geben das die oben genannten Beispiele in keinster Weise her. Wieso sollten also Straftaten, die es quer durch alle Nationalitäten, Bevölkerungsschichten und Lager gibt, nicht auch unter Linken vorkommen?

    Das Ganze ist nicht weit von einem pseudomoralistisch bürgerlichen Bild- Artikel, der nach Demokrawallen in Connewitz der gesamten Linken ein generelles Gewaltproblem andichten will.

    Menschen sind Individuen. Auch Linke. Auch 2021.

  • Ich finde die Überschrift völlig daneben. Was soll das heißen?

    - Dass alle linken Männer jetzt unter Generalverdacht stehen, weil sich herausgestellt hat, dass auch ihr elitärer Kreis nicht vor schwarzen Schafen gefeit ist?

    - Dass ein eventueller Schutz für LINKE übergriffige Männer vor Verdächtigungen jetzt aufgehoben wurde?

    - Bin ich (unstreitig NICHT-linker Mann) jetzt aus dem Schneider??

    Alles wäre grusel-identitär gedacht. Weder ist man als Mann zwangsläufig verdächtiger, weil ein politisch gleichgesinnter Mann sich als Sexualstraftäter herausgestellt hat, noch kann politische Gesinnung an der Unschuldsvermutung irgendwas ändern. Sie kann sie wohlgemerkt auch nicht verstärken.

    Ergo: Wie noch "schubladiger" kann man denken??

    Ansonsten aber ein schönes Streiflicht durch eine abgehobene politische Szene, die offenbar VIEL zu intensiv in ihrem eigenen Saft kocht. Vielen Dank dafür, taz!

    • @Normalo:

      Jetzt bloß nicht provozieren lassen! Das wollen die doch nur (;-))

      • @Rainer B.:

        Nein, das war einfach nur frisch von der Leber weg die Sicht eines in Sachen "linker Aktivismus" Außenstehenden. Wenn es allerdings Antworten provozieren sollte, die ein etwas offeneres, weniger ideologisiertes Menschenbild erahnen lassen, bin ich ganz Ohr.

  • Hallo,

    @ KDERH: Sie nehmen mir das Wort aus dem Mund:

    > „ ... Ist die Emanzipation heute doch noch nicht so weit daß die Frauen usw. selbst für Gerechtigkeit streiten können ? ... alternative Konzepte wie die der transformativen Justiz, also einer selbst organisierten, an Betroffenen orientierten Methode abseits des Strafrechts' ... - höre ich da etwa die Bildung von Parallel- und Selbstjustiz heraus ? “

    Besorgter Gruß,



    Thomas Dräger, D-67098

  • Da kommt die Frage auf, ob ein Mensch mit linker Gesinnung automatisch ein Mensch ohne Fehl und Tadel ist. So leid es mir tut, Menschen sind nichts als Tiere und je nach Eingriff der Ratio in die Handlungen des Reptilien Gehirns, agiert er bisweilen unmoralisch, sprich, abseits der gesellschaftlichen Verhaltensnorm. Derlei Taten sind zu ahnden, ganz gleich, wer hier AkteurIn ist.

  • Ein verwirrender Text, der immerhin aufzeigt dass auch selbstdefinierte "Safe Spaces" nur genauso safe sind wie ihr Publikum, dazu kommt die offenbar in der Leipziger Szene verbreitete Praxis, Vorfälle unter den Teppich zu kehren und/oder auszusitzen...

    Was ich nicht verstehe, ist der sofortige Ruf nach den Männern und dass jetzt alle ultimativ aufgefordert werden ihr offenbar gottgegebenes bösartiges Verhalten in Gesprächskreisen zu reflektieren - mal eben alle Männer wegen einer Hand voll schwarzer Schafe über einen Kamm geschert! Ist die Emanzipation heute doch noch nicht so weit dass die Frauen usw. selbst für Gerechtigkeit streiten können? Werden solche Taten denn ausschließlich von "CIS"-Männern begangen?

    Apropos Gerechtigkeit, am meisten interessiert mich die Praxis die als "alternative Konzepte wie die der transformativen Justiz, also einer selbst organisierten, an Betroffenen orientierten Methode abseits des Strafrechts" umschrieben wird - höre ich da etwa die Bildung von Parallel- und Selbstjustiz heraus?

    • @hderk:

      es sind keine schwarzen Schafe.



      Gewalt die von Männern ausgeht, ist ein riesiges Problem, das Jahrhunderte alt ist und ebenfalls auch von Männern der linken Szene wie von allen Männer verantwortungsvoll reflektiert werden muss.



      auch von dir.



      Sorry not sorry.



      ----> hashth notallmen, war vor kurzem ziemlich genau zu deinen Worten

      • @youdidit :

        Ich (als Mann) bin mir keiner Schuld bewusst, und finde dass sich solche unzulässigen Verallgemeinerungen in ihrer Natur gefährlich an AFD-Aussagen erinnern, beispielsweise hier von mir nur simuliert (nächster Satz entspricht nicht meiner Meinung):

        "Gewalt die von Muslimen ausgeht, ist ein riesiges Problem, das Jahrhunderte alt ist und ebenfalls auch von Muslimen der gemäßigten Szene wie von allen Muslimen verantwortungsvoll reflektiert werden muss."

        Uff!

        • @hderk:

          Das ist ja schön, dass du dir keiner Schuld bewusst bist. Wie bist du zu dem Ergebnis gekommen? Wie regelmäßig reflektierst du dein Verhalten, und tust du das nur alleine oder sprichst du regelmäßig darüber mit anderen Menschen?

          Ich denke es reicht nicht sich alleine damit auseinanderzusetzen, da einem selbst "subtilere" übergriffige Verhaltensmuster unter Umständen erstmal einfach nicht als solches auffallen. Da braucht es Kritik von außen, die einen darauf aufmerksam macht. Und ehrlich gesagt macht man(n) es sich sehr einfach sich zurückzulehnen und zu sagen: "Das müssen die Betroffenen selber klären, die sollten doch emanzipiert genug dafür sein." Ich würde mir wünschen als Frau nicht erst sexualisierte Übergriffe erleben zu müssen und dann in genau dem Moment den Mut und die richtigen Worte zu finden Kritik an deinem Verhalten zu äußern. So eine Situation wird einem im ersten Moment nämlich manchmal gar nicht bewusst, man ist überrascht oder schockiert, kennt die u.U. Person nicht, sie wirkt eventuell bedrohlich oder die ganze Situation lässt ein Statement gar nicht zu. Im Idealfallwürde dieser Übergriff gar nicht stattfinden, weil potentielle Täter(*innen in diesem Fall deutlich seltener) sich ausgetauscht haben, und eine ähnliche Situation vielleicht schonmal als übergriffig definiert wurde.

          Und ja, das betrifft alle Männer. Da alle Männer dadurch, dass sie in einer patriarchalen Gesellschaft aufwachsen bestimmt sozialisiert und priviligiert werden.

          Dazu vielleicht der Satz: "Don't protect your daughters, teach your sons."



          (ganz einfaches Beispiel: gehst du nachts auf der Straße nach Hause und vor die läuft eine Frau/weiblich gelesene Person. Wechsel DU die Straßenseite und lass dich ein bisschen zurückfallen, dadurch wird deutlich "von mir geht keine Bedrohung aus".)

    • @hderk:

      In Leipzig gehört es zur Identität linker Gruppen, die „Bullen“ zu hassen. Da kann man sich natürlich nicht die Blöße geben, Hilfe in Anspruch zu nehmen Aber ja, dieser Punkt fiel mir auch negativ auf. Bei aller Kritik, am Gewaltmonopol und der Zuständigkeit der Justiz, gerade bei schweren Straftaten, sollte nicht gerüttelt werden. Wenn alternative Justiz einmal etabliert ist, machen die sich auch andere Gruppen in anderen Kontexten zunutze. Ansätze gab/gibt es ja schon: Bürgerwehren, Friedensrichter.

  • Eben!!! Karl und Rosa rezipiert zu haben, bedeutet leider nicht automatisch, die eigene patriachale Zurichtung zu erkennen und zu ändern!

  • 0G
    02854 (Profil gelöscht)

    Auch linke Männer sind nur Männer!

    • 2G
      20226 (Profil gelöscht)
      @02854 (Profil gelöscht):

      Was ist denn das bitte für eine Aussage? Wollen Sie damit sagen, Männer sind halt Männer und deswegen verstecken sie Kameras auf Toiletten um die Videos dann ins Netz zu stellen? Was für ein Schwachsinn.



      Ist halt genau das, was auch die Täter sagen: 'ist halt mein Fetisch, kann ich nichts gegen machen.' Toll.



      Ich empfehle Ihnen, mal die oben verlinkte Doku anzugucken (über die Toilettenkameras) und sich dann zu fragen, ob das ein typisch männliches Verhalten ist.



      Ich meine: es ist offensichtlich. Mario Barth Denke.

      • @20226 (Profil gelöscht):

        Natürlich sind linke Männer auch Männer.



        Und natürlich gibt es auch Sexismus und Anmache durch sie, was mitunter gerne ironisiert wird mit dumm Sprüchen wie "Zieh dich aus und leg dich hin, ich will mit dir über das Patriachat reden."

        • @Alreech:

          Fritz the Cat hat es vorgemacht: Zieh dich aus in der Badewanne, wir sind auf der Suche nach der Wahrheit!

          50 Jahre später hat sich die Welt eigentlich überhaupt nicht verändert. Vielleicht liegt es ja auch einfach an der Natur des Menschen, weil er ein sehr soziales Tier ist. Doch zum Glück gibt es sowas, wie sex-positive Kreise in der linken Szene mit Dingen wie Einvernehmlichkeiten und das ganze. Gerade solche Kreise sind es doch, die bewerten können, wann etwas im sexuellen Sinne zu weit geht oder gar gewalttätig wird, aufgrund der Kompetenz in Sachen Sexualität und einer halbwegs unvoreingenommen Reflexion, die nicht nach 2m endet mit dem Axiom "Sei Mann ein Vergedelfinlöwe".



          Filmen ist z.B. bestimmt erlaubt, wer das aber ungefragt tut (Dixi-Klo), der bekommt zurecht einen auf den Deckel.

          Selbstverständlich sehe ich Gewalt unter Männern (auch in der linken Szene) als Problem. Jedoch ist eine Pauschalisierung "(linker) Mann = Vorsicht der könnte dich überwältigen" alles andere als problemlösend.

  • Ich denke die Luft wird schon da dünn - und hier liegt des Pudels Kern - wo die genannten Festivals, Clubs und/oder HGich.T angeblich links sein sollen.

    Nirgends ist in mir bekannter marxistischer Literatur von hedonistischen Eskapismen als Teil einer linken Praxis die Rede. Im Gegenteil, denke ich, dass gerade derartige eskapistische Riten den gesellschaftlichen Verhältnissen durch ihre kurzzeitige Aussetzung Legitimationsstütze sind und diese erträglich machen (vgl. Karneval, und andere Festriten).

    Was viele der im Artikel genannten Akteur*innen dem linken Spektrum zuordenbar macht, ist nichts mehr als das Aneignen einer linken Identität, das bloße Wiedergeben symbolischer Plattitüden. Exemplarisch die sogenannte "Szenekneipe Goldhorn", bei der jede*r weiß, dass sie ein kommerzieller Akteur im Viertel ist (und ihre unterbesetzten Bar-Kräfte entsprechend schlecht bezahlt - reguläre Ausbeutung durch proprietäre Kapitalisten eben).

    Wo Theorie und Praxis von Links-Sein durch Konsum und Identität charakterisiert ist, überrascht es nicht, dass Chauvinismus nicht fern ist - wie eben in allen Teilen der kapitalistischen Gesellschaftsordnung. Diesen zu bekämpfen muss Teil einer linken Praxis sein und könnte für die Leipziger Szene nun also Gelegenheit werden nicht nur dem Anschein nach links zu werden.

    • @le pouce engourdi:

      Gerade das Projekt HCich.T hat mit ihrem Hit "Hauptschule" die kapitalistische Bildungspolitik kritisert.

    • @le pouce engourdi:

      Hedokasper sind keine Linke!

      • @Tragedy:

        Wenn ich nicht Heokasper sein kann, ist es nicht meine Revolution.

        Aber Frau Goldman war auch keine Marxistin, wa.

        • @Dorothea Pauli:

          Ich würde in der Tat nicht sie als Person, aber mindestens besagten T-Shirt-Spruch als Vorgriff auf die erfolgreiche Selbstintegration der Linken in den postmodernen Hedokasper-Konsumkapitalismus Ende des 20. Jhdts bezeichnen.

  • Liebe Autorinnen,



    So sehr ich auch diesen Artikel und die Aufarbeitung (und Prävention neuer) solcher taten gutheiße, und mich darüber freue, dass sich endlich mehr tut:



    Der Titel "Dünne Luft für linke Männer" und auch dieses Statement im Text selbst (wo nochmals generell alle cis-Männer angesprochen werden) finde ich angriffig, und es tut mir weh, mich dort in einen Topf geworfen zu finden. Ich als fast cis (eher generell queer) white person, die lange selber mit ihrer Identität und ihrem Körper gehadert hat, und jetzt als eher cis erscheint (Außenwirkung), aber viel für Gleichberechtigung aller tut (und besonders für Frauen*), möchte euch bitten, diesen Titel und die offenbar gedankliche Verallgemeinerung im Artikel, die an 'all men are r**ists' erinnert (bewusste Vermeidung von Triggern), und so eigentlich nicht mehr zeitgemäß sein kann, zu überdenken. Danke schön im Voraus, CMB.

  • Zumindest strafrechtliche Konsequenzen? Dabei handelt es sich um die wichtigste Konsequenz! Verstehe auch nicht, warum bei diesem spezifischen Fall eine Gesprächsrunde benötigt wird: das Verhalten ist widerlich und kriminell. Und ich kenne niemanden in meinen Freundeskreis, der so was verharmlosen noch sonst wie rechtfertigten würde.



    Es gibt Vorkommen, bei denen es um Grauzonen, übergriffigkeiten, … geht, bei denen es Sinnvoll ist Perspektiven zu verstehen und zu sensibilisieren. Hier aber nicht.



    Wenn der Aufenthaltsort der Person bekannt ist, bitte einfach der Staatsanwaltschaft mitteilen!