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SexarbeiterInnen erklären ihre ArbeitLovemobil mit Rotlichtalarm

Ein politisches Kunstprojekt will über die Situation von SexarbeiterInnen aufklären. Gefordert werden mehr Rechte für Prostituierte.

Im Wohnwagen bei der Kunstaktion Strich / Code / Move in Berlin Foto: dpa

Berlin taz | Die Menschen, die in dieser Woche am Berliner Hauptbahnhof ankommen, laufen den SexarbeiterInnen direkt in die Arme. Vier Wohnwagen und ein alter VW-Bus bilden einen großzügigen Halbkreis auf dem Washingtonplatz, auf einem Wagen räkelt sich eine orangefarbene Schaufensterpuppe. Drei Frauen sind dabei, die Wagen über und über mit neonfarbenen Preisetiketten zu bekleben – denn hier wollen SexarbeiterInnen mit PassantInnen über den Wert und die Wertschätzung ihrer Arbeit ins Gespräch kommen.

„Wir wollen Infos über die Lebenswelt von SexarbeiterInnen vermitteln, das Stigma reflektieren, das auf dieser Arbeit lastet, und Vorurteile abbauen“, sagt Stephanie Klee, eine der Initiatorinnen des Projekts „Strich/ Code/Move“ und Mitgründerin des Berufsverbands sexuelle Dienstleistungen (BSD). Rund 60 Veranstaltungen und Workshops wird es in den und um die Wagen herum bis Freitag geben, unterstützt von Verbänden wie der Beratungsstelle Hydra oder der Deutschen Aidshilfe. Im September zieht das Projekt nach Hannover, je nach Finanzierung auch noch in weitere deutsche oder schweizerische Städte.

Der Wagen „VorStellungen“ ist für Performances da, in einem anderen geht es um die Geschichte der Prostitution vom antiken Rom bis heute. Viele, die einen Namen in der Szene haben, werden diese Woche vor Ort sein: Kristina Marlen zum Beispiel, die über Bondage sprechen wird, oder UnterstützerInnen wie Laura Méritt, eine Institution in Sachen sexpositiver Sexualität und feministischem Porno. Sogar aus Rio de Janeiro sind SexarbeiterInnen angereist, die dort ein eigenes Modelabel gegründet haben und ihre Kollektion hier vorstellen.

Gestaltet haben die Wagen KünstlerInnen des Ateliers Dreieck, die Prostitution als „Teil jeder menschlichen Kultur“ sehen, wie es in der Pressemitteilung heißt: Ob legal oder illegal, missachtet oder anerkannt. Die Installationen sollen im Lauf der Woche mit PassantInnen weiterentwickelt werden. Für die eine oder den anderen dürfte das gewöhnungsbedürftig sein: Um über Nähe und Intimität ins Gespräch zu kommen, können zum Beispiel Schamhaare gespendet und in kleinen Plastiktütchen mit einem Preis versehen werden.

Ein Fokus des Projekts ist die Auseinandersetzung mit dem sogenannten Prostituiertenschutzgesetz, das von der Hurenbewegung abgelehnt wird, aber seit 2018 für schätzungsweise bis zu 400.000 Prostituierte in Deutschland gilt. Prostituierte müssen seitdem einen „Hurenpass“ mit Lichtbild bei sich tragen und Steuererklärungen abgeben. BordellbetreiberInnen müssen sich registrieren lassen, und schon ab zwei Prostituierten muss eine Betriebsstätte angemeldet werden.

Wir werden oft als das Letzte hingestellt

Nicole Schulze, Sexarbeiterin

„In der Politik gibt es den großen Wunsch nach einfachen Lösungen, nach einer klaren Trennung von Gut und Böse“, sagt die Sexarbeiterin Johanna Weber vom Berufsverband erotische und sexuelle Dienstleistungen (BesD). „Aber das funktioniert in dieser Branche nicht, dazu ist sie zu vielschichtig.“ Wie die anderen hier findet sie das Gesetz bestenfalls „sinnlos“, ein Schutz jedenfalls sei es nicht. Das nordische Modell, das ein Sexkaufverbot vorsieht und unter anderem Reizthema in der SPD ist, „ist aber auf keinen Fall besser“, sagt Weber. Die Forderung der SexarbeiterInnen: Sexarbeit müsse als Arbeit anerkannt, die Rechte der Frauen müssten gestärkt werden.

Das sieht auch Nicole Schulze so, die aus Trier angereist ist. Dort arbeitet sie in einem Wohnwagen auf einem Parkplatz ganz ähnlich denen, die hier am Hauptbahnhof stehen – tagsüber, weil sie sich da besser geschützt fühle als in der Nacht. „Arbeiten zu zweit würde meine Sicherheit weiter erhöhen“, sagt sie. „Aber dann würde ich nach dem Gesetz schon als Betreiberin gelten.“ Damit sind hohe Auflagen verbunden, die viele SexarbeiterInnen weder erfüllen wollen noch können. In Berlin will Schulze vor allem aufklären, wie sie sagt, auch über Straßenprostitution. „Wir werden oft als das Letzte hingestellt“, sagt sie. „Ich will hier zeigen, dass wir ganz normal sind.“

Das Interesse der ersten PassantInnen jedenfalls ist geweckt. Reisende mit großem Rucksack bleiben stehen, fotografieren die Leopardendecke in einem der Wagen oder die Lichterkette mit roten Herzen. Zwei Bauarbeiter der Baustelle gegenüber kommen mit einer Sexarbeiterin ins Gespräch. Es geht um Steuern und um die Forderungen der Frauen. „Ich kann verstehen, dass sie mehr Anerkennung wollen“, sagt einer der beiden, „ist ja schließlich ihre Arbeit.“ Nur das Angebot, Teil der Performance zu werden und zum Beispiel die Wohnwagen zusammen weiter zu bekleben, lehnt er dann doch ab.

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54 Kommentare

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  • Viele linke Medien vergessen sämtliche eigenen Maßstäbe, sobald es um Prostitution geht. Wenn die miese Bezahlung etwa in sog. Frauenberufen (die es außer dem Beruf der Gleichstellungsbeauftragten gar nicht gibt) thematisiert wird, kommt niemand auf die Idee, von "Freiheit" und "Selbstbestimmung" zu sprechen. Wenn es z. B. um Armutslöhne im Friseurhandwerk geht, wird von Linken (mit Recht) niemals beschwichtigend eingewendet, dass die Betroffenen sich doch ihren Job selbst ausgesucht hätten. Und die Lohnsituation wird auch nicht mit dem Scheinargument geschönt, dass es auch Marlies Möller und Udo Walz gibt, die sicherlich eine Menge Geld verdienen. Vielmehr wird die Situation thematisiert, in der sich ein Großteil der in der Branche Arbeitenden befindet, und es wird berücksichtigt, dass viele Menschen unter den gegenwärtigen Verhältnisses nun mal nichts besseres als einen harten und schlecht bezahlten Job finden.

    Aber wenn es um Prostitution geht, dann gilt das alles nicht mehr. Dass der weitaus größte Teil der "Sexarbeitenden" diese Tätigkeit, wenn nicht unter direktem Zwang, nur deswegen ausübt, um irgendwie der Armut zu entkommen, wird regelmäßig mit dem Verweis auf einige wenige Vorzeige-Gutverdienerinnen ausgeblendet. Auf einmal gibt es im Kapitalismus keine Sachzwänge mehr - und auch keinen "Gender Pay Gap", obwohl sich z. B. die meist männlichen Bordellbetreiber eine goldene Nase verdienen, während die im Puff tätigen Frauen erst einmal mehrere Freier "bedienen" müssen, um überhaupt die Tagesmiete bezahlen zu können. Dass Sexarbeiterinnen - anders, als es von Rot-Grün damals mit der Liberalisierung des Prostitutionsrechts angeblich geplant war - so gut wie nie sozialversichert sind, wird auch kaum jemals erwähnt. Statt dessen wird Prostitution von vielen Journalisten schöngefärbt, was das Zeug hält, weil sie Schiss haben, als "sexualfeindlich" oder "prüde" zu gelten, wenn sie die Verhältnisse in der Branche genauso kritisieren wie in anderen Branchen auch.

    • @Budzylein:

      Es verhält sich genau so, wie Sie es beschreiben! Ich schließe mich Ihrer Aussage und Kritik voll und ganz an. "Sexarbeit"=Prostitution=Ausbeutung!

    • @Budzylein:

      Wenn Sie behaupten, die allermeisten Sexarbeiterinnen stehen unter direktem Zwang Dritter oder prostituieren sich, um irgendwie der Armut zu entkommen, bitte ich Sie, sachlich zu bleiben und entsprechende wissenschaftlich fundierte Statistiken und Studien zu benennen, die das nachprüfbar belegen. Ich kenne Wissenschaftlerinnen, die sich mit dem Thema Sexarbeit beschäftigen und ich kann Ihnen versichern, die gibt es nicht!



      Ich hab das schon in einem anderen Kommentar gesagt, Zwangsprostitution und Menschenhandel haben nichts mit Sexarbeit oder Prostitution zu tun, das sind Straftaten!



      Wer der Sexarbeit nachgeht, um der Armut oder Harz4 zu entgehen, wer mit Sexarbeit zusätzliches Geld verdienen will, um seinen Lebensstandard zu verbessern, der soll das tun. Das ist kein Alleinstellungsmerkmal der Sexarbeit, das gibt es auch in anderen Berufen. Wenn aber jemand versucht mit Sexarbeit der Armut zu entkommen, na da ist doch dann aber nicht die Sexarbeit das Problem. Mit Sexarbeit will sie oder er doch gerade das Problem Armut hinter sich bekommen.

      Ihr Artikel zeigt die üblichen Klischees und Fakes. Kommen Sie zu uns auf den Washingtonplatz, ist noch bis Samstag möglich, und unterhalten Sie sich mit uns und den Sexarbeiter*innen vor Ort. Ich kann Ihnen versichern, wir haben nicht nur "Vorzeige-Gutverdienerinnen" unter uns, sie arbeiten in unterschiedlichen Bereichen der Sexarbeit, auch auf der Straße.

      • @Andreas Reichelt:

        Zwangsprostitution und Menschenhandel sind im Rotlichgeschäft die Regel und nicht die Ausnahme. Nicht zuletzt das hat der Stuttgarter "Paradiseprozeß" deutlich gezeigt!

        • @Klaus Gruftfuchs:

          Das ist falsch!



          Wo ist die Statistik?



          Zwangsprostitution und Menschenhandel gerechnet auf alle in der Sexarbeit tätigen in Deutschland sind 1 bis max. 4 Prozent!



          Schauen Sie sich das Lagebild Menschenhandel des BKA an. Das ist die einzige seriöse Statistik, die es hierzulande aktuell gibt.



          Ich könnte Ihnen auch gern zusätzlich eine Rechnung präsentieren und Ihnen zeigen, wie man zu den 1 - 4 Prozent kommt, wenn Sie es wünschen. 😉

    • @Budzylein:

      Ich würde gerne wissen, was Sie unter Bordellbetreiberlobby verstehen? Bordellbetreiber stellen die Zimmer zur Verfügung, in denen Sie Ihre Dienstleistungen verrichten können. Oft sind Sie selber Sexarbeiterinnen. Daran gibt es nichts auszusetzen. Im Gegenteil.

      Wenn viele Sexarbeiter*innen wenig verdienen oder schlechte Arbeitsbedingungen haben, was es leider duchaus gibt, aber nicht flächendeckend der Fall ist, können sie sich gerne engagieren, um es zu thematisieren und es zu ändern. Sie können auch gern unsere Kampagne "Sexarbeit ist Arbeit. Respekt!" unterstützen. Der Unterschied zu anderen Berufen ist allerdings der, dass keine andere Gruppe so diskriminiert, stigmatisiert und kriminalisiert wird wie Sexarbeiter*innen, egal wie viel sie verdienen oder unter welchen Arbeitsbedingungen sie arbeiten.



      Wer auf der einen Seite die Arbeitsbedingungen kritisiert und den niedrigen Verdienst, da würde ich ihnen ja zum Teil zustimmen, aber was schlagen Sie vor?, nie aber die Diskriminierung und die Tatsache, dass die Grund- und Menschenrechte von Sexarbeiter*innen ständig mit Füssen getreten werden, wedelt nur mit heißer Luft herum und benennt nicht die primären Probleme, um die es vordergründig geht.

      • @Andreas Reichelt:

        Unter "Bordellbetreiberlobby" verstehe ich, wie auch sonst bei einer "Lobby", Vereine/Verbände, die (auch) die Interessen von Bordellbetreibern vertreten, was denn sonst? Z. B. Bundesverband Sexuelle Dienstleistungen (BSD), Unternehmerverband Erotik Gewerbe Deutschland (UEGD) oder Berufsverband erotische und sexuelle Dienstleistungen (BesD).

        Und wenn Sie von Leuten sprechen, die nie kritisieren, "dass die Grund- und Menschenrechte von Sexarbeiter*innen ständig mit Füssen getreten werden", gehe ich nicht davon aus, dass Sie damit mich meinen; falls doch, dann lesen Sie meine Kommentare einfach noch mal.

        • @Budzylein:

          „Bordellbetreiberlobby“ verkennt zum einen die Tatsache, dass ein Großteil der Bordellbetreiber selber aktive Sexarbeiter*innen sind, da die meisten Sexarbeiter*innen, die in Bordellen arbeiten in Klein- und Wohnungsbordellen allein arbeiten oder sich nur mir ein oder wenigen Kolleginnen ein Bordell „teilen“.



          Zum anderen wird dieser Begriff von Prostitutionsgegner*innen und Abolis negativ stigmatisierend genutzt. Es ist aber überhaupt nichts negatives dabei, Sexarbeiterinnen einen geschützten Arbeitsort anzubieten. Gegen eine entsprechende Miete. Das ist in keiner andere Branche ein Problem und es ist unrational, warum das in der Sexarbeit so sein sollte.

          Und noch etwas. Im „Berufsverband erotische und sexuelle Dienstleistungen“ (BesD) sind KEINE Bordellbetreiber organisiert, die nicht selber auch als aktive Sexarbeiter*innen sexuelle Dienstleitungen anbieten. Es ist ein BERUFSVERBAND!

          Und noch etwas, die Grund- und insbesondere Menschenrechte von Sexarbeiter*innen werden auch von Ihnen angegriffen, wenn Sie in der Art, wie Sie über Sexarbeit diskutieren, zur Stigmatisierung und Diskriminierung von Sexarbeiter*innen beitragen und offenbar deren Meinungen und Erfahrungen ignorieren, auch die Meinungen und Erfahrungen von Sexarbeiter*innen, die ihre Arbeit gern machen und sich dagegen wehren, dass Leute von außen ihnen erklären wollen, was ihre Probleme sind und welche Erfahrungen sie machen.

          Ich schrieb schon, es gibt selbstverständlich viele Probleme in der Sexarbeit und ein Großteil hat auch eher einen geringen Verdienst, vor allem wenn man bedenkt, dass die meisten von ihnen bis zu 80 Prozent an Abgaben unterschiedlichster Art von ihren Einkünften nochmal abziehen müssen. Auch sind die Erfahrungen, die sie in der Sexarbeit machen unterschiedlichster Natur, und auch nicht nur positiver Art. Doch wenn die P-Gegner*innen diese Probleme aufzählen, dann ohne Lösungsansätze anzubieten, sondern ausschließlich um ihre Vorderung nach einem Verbot zu rechtfertigen.

    • @Budzylein:

      So ein geballter Schwachsinn. In medialen Artikeln zur Prostitution geht es fast immer erst einmal um die Frage der Legalisierung vs. Kriminalisierung. Dass damit irgendwelche Lohn- bzw. Arbeitsverhältnisse automatisch gut gehießen oder verteidigt werden ist keine logische Schlussfolgerung. Entsprechend würde ich Sie gerne darum bitten, ein paar Beispielartikel für ihre Behauptung bzgl (linken) Medien zu verlinken. Ansonsten gehe ich hier mal davon aus, dass das vor allem heiße Luftist, die Sie hier auspusten.

      • @Snip Snap:

        Einen der Artikel, den ich meine, ist der, zu dem wir kommentieren. Ich führe aber keine Listen über die zahllosen Artikel in linken Medien, die ich lese, und kann Ihnen schon deswegen keine Linkliste zaubern. Außerdem bin ich ein alter Sack und lese auch Printmedien. Mir fallen spontan einige Konkret-Artikel ein, aber die sind nicht verlinkbar, weil Konkret nicht alles in Netz stellt. Aber das ist auch gar nicht nötig. Ich weiß ja nicht, was Sie so alles lesen, und wenn Sie noch keine Artikel in linken Medien gelesen haben, in denen das hohe Lied der Freiwilligkeit, Selbstbestimmtheit, Niedrigschwelligkeit und "ein Beruf wie jeder andere auch" gesungen wurde oder einfach ohne jede kritische Nachfrage Vertreter der Bordellbetreiberlobby "interviewt" wurden, dann haben Sie eben Glück gehabt - oder Sie nehmen wahr, was Sie gern wahrnehmen wollen.

  • 'Freiheit' wird als die Möglichkeit verstanden, ohne Zwang zwischen unterschiedlichen Möglichkeiten auswählen und entscheiden zu können. Wir leben ja in einer Demokratie – jedenfalls laut Art. 20 GG – aber diese "Volksherrschaft" soll wohl jetzt Stück für Stück immer mehr aufgeweicht werden und damit kann man dann auch die Freiheiten der Bürger einschränken. Wie macht man das am besten, damit der Bürger das nicht sofort merkt? Nun ja, den ersten Schritt hat man ja schon mit Hartz IV hinbekommen, denn seit der Hartz Reform sind Millionen Menschen rechtlos geworden. Arbeitslose Menschen wurden jahrelang durch die Mainstreammedien als "Schmarotzer" hingestellt und Schmarotzern darf man natürlich auch die bürgerlichen Rechte entziehen. Seit den Hartz-Reformen hat man mehr als 5 Millionen arme Bürger entmündigt, da ist es also nur konsequent, die Entmündigung des Bürgers fortzuführen. Jetzt kommt also Schritt 2, die Entmündigung von 400.000 Prostituierten. Interessant ist doch, dass man sich immer zuerst dort herantastet, wo der Widerstand des Bürgers gegen diesen Freiheitsabbau eher gering ist. Prostituierte haben keinen guten Ruf in der Gesellschaft und die „anständigen“ Frauen in unserer Gesellschaft mögen diese „unanständigen“ Frauen ohnehin nicht; da hat man also schon mal das Wohlwollen der Hälfte der Bürger, für weiteren Freiheitsabbau und Demokratieabbau, auf seiner Seite. Meine Güte, ist das schlau gemacht. Das hätte man den Mächtigen in diesem Staat gar nicht zugetraut, dass sie auf solche geniale Idee kommen, um den Bürgern peu à peu immer mehr Rechte und Freiheiten in unserem demokratischen und sozialen Rechtsstaat (Art. 20 Abs. Abs. 1 GG) entziehen zu können. Wie schaut wohl Schritt 3 und Schritt 4 - mit Freiheitsabbau, Demokratieabbau und totale Überwachung - aus? Das Lustige ist ja, dass wir uns über China und seinem Überwachungsstaat - der auch mit Freiheitsabbau einhergeht – aufregen, und nicht merken, dass wir schon lange in so einem Staat leben.

  • Ich bin immer wieder beeindruckt, wie hastig das Stockholm-Syndrom dieser Frauen zum Anlass genommen wird, die patriarchale Gülle von den Sexarbeiterinnen zu verteilen.....

    Mit keiner Silbe wird dabei die Wirklichkeit abgebildet, die Sucht, der Ekel, der hohe Anteil an Frauen, die von Kindheit an missbraucht wurden.

    Nichts über Zwangsprostitution und die Brutalität der Freier...



    Da ist dann von Prüderie die Rede und Sexfeindlichkeit.

    • @Michael Garibaldi:

      Was meinen Sie eigentlich zu den Frauen, die Sexualbegleitung für Behinderte anbieten? Oder erotische Massagen oder BDSM, die keinerlei Verkehr beinhalten? Oder Tantra-Kurse?



      Alles verbieten und Kunden bestrafen?

    • @Michael Garibaldi:

      Jetzt möchten Sie diesen Menschen also das Recht absprechen für sich selber sprechen und ihre eigene Situation besser einschätzen zu können als Sie? Finden Sie das nicht maßlos arrogant?

      • @Snip Snap:

        1. Jürgen Pomp hat in seinem Kommentar niemandem abgesprochen, für sich selber zu sprechen. Er hat nur seine Meinung geäußert.



        2. Vielleicht hat Herr Pomp, bevor er sich seine Meinung gebildet hat, was gelesen von einer Ex-Prostituierten, die für sich selber spricht und ihre Situation besser einschätzen kann als Herr Pomp, Sie oder ich, z. B. das hier: diestoerenfriedas....ber-das-schweigen/

        • @Budzylein:

          Die Stoerenfriedas sind nun keine sehr sachliche Quelle.



          Wie alle Abolis generalisieren sie und stellen die Erfahrungen einer einzelnen Prostituierten als das Gesicht der Prostitution schlechthin dar. Aber nur, wenn diese Erfahrungen ihrer moralinverseuchten Ideologie entsprechen und sie damit glauben ihren Kampf gegen Prostitution und Prostituierte rechtfertigen zu können.



          Sie lehnen Prostitution nicht ab, weil sie Prostituierte kennen, denen es in der Prostitution schlecht ergangen ist, sie lehnen Prostitution aus moralisch ideologischen Gründen generell ab.



          Frauen hingegen, die bekennen, dass sie als Sexarbeiterinnen ihren Beruf lieben, werden von ihnen mit Hass und Hetze verfolgt.



          So eine radikale möchtegernfeministische Geistertruooe ist nun wirklich keine tolle Quelle.

        • @Budzylein:

          "Jürgen Pomp hat in seinem Kommentar niemandem abgesprochen, für sich selber zu sprechen. Er hat nur seine Meinung geäußert."

          Das ist schlicht falsch. Er hat von Stockholm-Syndrom gesprochen und entsprechend impiziert, dass diese Frauen nicht in der Lage sind für sich selber bzw. ihre eigenen oder eigentlichen Interessen zu sprechen.

      • @Snip Snap:

        Es gibt ernsthafte Einschätzungen dazu, daß es nur ein paar Prozent dieser Frauen sind, die Sex in wirklicher Freiheit anbieten. Der Rest ist eine beschämende Duldung von Vergewaltigungen inmitten einer "zivilen" Gesellschaft, die sich aus wirtschaftlicher Unterlegehheit nährt.

        Würde wenigstens die Zuhälterei als Verbrechen gegen die Menschlichkeit bewertet, könnte man vielleicht annehmen, daß sich jemand Gedanken um die Frauen macht, die nicht die Wahl haben.

        • @noncarnnever:

          Was sind das für "ernsthafte Einschatzungen" ? Welche Studien und Statistiken stehen dahinter?

          Einfach nur unwissenschaftliche Behauptungen aufstellen ist eine Sache. Aber zum Beispiel mit den Sexarbeiter*innen und den Mitarbeiterinnen der Beratungsstellen auf dem Washingtonplatz darüber diskutieren, sich über deren Erfahrungen zu informieren, eine andere.

          O Gott, es könnten ja liebgewordene Klischees und Vorurteile ins Wanken geraten!

          Wenn Sie bereit sind zu diskutieren, kommen Sie vorbei!😉

  • Soweit ich Zahlen finden konnte kommt ein Großteil der Prostiutierten in Deutschland aus armen Regionen Ost- und Südeuropas und macht den Job vermutlich nicht wirklich freiwillig, sondern nur, da ihnen nichts anderes übrig bleibt. Vielleicht hat jemand andere Zahlen oder kennt Studien? Es wäre aber doch erst einmal wichtig zu wissen, wie viele Frauen wirklich selbstbestimmt Sexarbeiterinnen sind und wie viele es nicht tun würden, hätten Sie beispielsweise ein bedingungsloses Grundeinkommen oder die Möglichkeit eine andere ähnlich gut bezahlte Arbeit zu machen. Sexarbeit einseitig nur positiv zu bescheinwerfern und Kritiker einseitig als puritanisch, pietistisch und sexfeindlich ab zu tun, wird dem Thema jedenfalls nicht gerecht.

    • @Ralf Eckstein:

      Raff Eckstein, viele der Sexarbeiter*innen haben bereits ein Prostitutionshintergrund in ihrem Heimatland. Oft kommen sie zu uns, weil Sexarbeit in ihrem Land verboten ist oder sie bei uns deutlich mehr verdienen.



      Sie gehen auch in die Sexarbeit, weil ihr Berufsabschluss bei uns nicht anerkannt wird oder sie kaum deutsch sprechen. Oder Sie wollen mehr als nur Harz 4, oder bekommen noch nicht mal das.



      Was die Frage angeht, sie würden es tun, weil sie keine andere Wahl haben, wir alle haben keine Wahl. Wir alle müssen unsere Brötchen verdienen. Sexarbeit ist doch da dann nicht das Problem, sie ist die einzige Lösung, die sich diese Frau offenbar vorstellen kann oder es sogar wirklich ist, um Geld zu verdienen.



      Ob nun jemand, der seinen Beruf nur sozusagen des Geldes wegen betreibt, nicht auch dabei Spass hat, diese Frage kann man auch Menschen in anderen Berufen stellen.



      Ob jetzt Sexarbeiter*innen ihren Job lieben und ihn gegenüber anderen Berufen jeder Zeit vorziehen würden, oder sie ihn vor allem ausüben, weil sie, wie wir alle auch, Geld verdienen müssen, da gibt es kaum Unterschiede zu anderen Berufen.



      Wir sprechen hier allerdings nicht über Menschenhandel und Zwangsprostitution. Das hat mit Prostitution und Sexarbeit nichts zu tun. Das sind Straftaten.



      Und was die Zahlen angeht, vor allem die Prostitutionsgegner schwingen ständig abstruse Zahlen herum, die allerdings alle keiner näheren wissenschaftlichen Betrachtung standhalten.



      Zumindest gibt es Schätzungen, nach denen maximal. 1 bis 4 Prozent aller in der Sexarbeit in Deutschland tätigen Opfer von Zwangsprostitution und Menschenhandel sind. Dabei werden die Zahlen der Polizei Statistiken und des Lagebildes Menschenhandel des BKA unter Berücksichtigung einer Dunkelziffer zugrunde gelegt.



      Das heisst, mindestens 96 Prozent sind aus freiem Willen heraus in der Sexarbeit. Da ist es dann erstmal auch unerheblich, warum jemand in der Sexarbeit arbeitet. Es ist sein freier Wille und den gilt es zu respektieren.

    • @Ralf Eckstein:

      Nehmen wir mal das männliche Pendant zur weiblichen Prostituierten, die ihre Arbeit aus wirtschaftlichem "Zwang" verrichtet: Was macht dieses Pendant, um über die Runden zu kommen? Prostitution scheitert im Zweifel schon an der geringeren Nachfrage. Verhungert der?

      Was ich damit sagen will: Prostitution ist für diejenigen Prostituierten, die NICHT wirklich mit physischer Gewalt dazu gezwungen werden, im Zweifel eine Option, es BESSER zu haben, als jemand, für den Prostitution nicht in Frage kommt - egal ob aus biologischen oder auch moralischen Gründen. Insofern ist die Entscheidung, sich zu prostituieren, (wieder: abseits der verbrecherischen Zwangsprostitution und Zuhälterei) eigentlich zwangsläufig irgendwie freiwillig. Die Entscheidung dafür mag Vielen moralisch schwerer fallen als für Berufe wie z. B. Müllmann, Raumpflegerin, Kanalarbeiter oder auch kommunaler "Parkraumbewirtschafter", aber die Verdienstpotenziale sind in der Regel auch entsprechend höher.

      Fazit: Bevor man in rein wirtschaftlich motivierten Fällen von "Zwang" redet, sollte man die Alternativszenarien betrachten. Das relativiert es etwas.

      • 9G
        97760 (Profil gelöscht)
        @Normalo:

        Sie haben wahrscheinlich auch die aber und aber und abertausenden Pornodarstellerinnen im Blick

        • @97760 (Profil gelöscht):

          Auch, aber nicht nur die. Ich denke an Alle, die ohne Prostitution vielleicht nicht so gut leben würden, aber doch immer noch ein irgendwie geartetes Auskommen hätten.

    • @Ralf Eckstein:

      Das wird alles sehr einseitig und eher rosarot (ist ja alles so selbstbestimmt) abgehandelt. Ich kenne Männer, die niemals zur Prostituierten gehen würden, weil sie eben auch die unfreie Seite dieser Tätigkeit sehen. Für mich persönlich hat Prostitution wenig mit gleichberechtigter Sexualität zu tun.

  • Auch wir Kunden/Gäste müssten uns eigentlich mal outen. Wie damals, die Frauen auf dem Stern-Cover "Wir haben abgetrieben!" sollte es mal eine Aktion geben:



    "Wir nutzen erotische Dienstleistungen!"

    Nur gemeinsam können wir uns gegen diese puritanische, pietistische, sexfeindliche Stimmungsmache wehren.

    • @Frank Erlangen:

      Das wäre eine gute Aktion!

  • Tja, mal wieder einer dieser Prostitutionsverherrlichungsartikel, in dem ein Wort wie "Zuhälter" kein einziges Mal vorkommt. Dafür aber der Satz "Vier Wohnwagen und ein alter VW-Bus bilden einen großzügigen Halbkreis auf dem Washingtonplatz, auf einem Wagen räkelt sich eine orangefarbene Schaufensterpuppe."

    Heute erschien noch ein anderer Artikel in der taz: taz.de/Umweltaktiv...obranche/!5612274/



    Und dort findet sich der folgende Satz: "Die Autoindustrie will weiter dicke Autos verkaufen und reproduziert ein ekelhaftes Geschlechterbild, wo sich halbnackte Frauen auf Kühlerhauben räkeln."

    Fällt jemandem was auf? Wir lernen: Ekelhafte Geschlechterbilder in der Autowerbung sind ekelhaft, in der Prostitutionswerbung sind sie Kunst.

    • @Budzylein:

      Der Unterscheid ist, dass eine Prostituierte ihren Körper als Werbung präsentiert, weil sie ihre angebotene Dienstleistung auch tatsächlich mit diesem Körper erbringt. Sie wirbt also nicht mit einem Klischee oder einer Suggestion, sondern konkret mit dem authentischen Inhalt ihres Angebots. Sie sagt "Ja, es geht um Sex - und zwar mit mir, mit diesem Körper hier" - und genau für den zahlt der Kunde auch.

      In der sexualisierten Werbung für andere Produkte hingegen WIRD suggeriert - nämlich dass z. B. Autos sexy wie schöne Frauen seien und vor allem dass der Besitz des beworbenen Autos die Attraktivität des Käufers für solche Frauen steigere.

      An diesen Suggestionen ist nichts authentisch. Sie arbeitet ausschließlich mit Klischees bzw. klischeebehafteten Wunschvorstellungen. Die Frauen auf den Motorhauben würden in Wahrheit einen Teufel tun, mit dem Käufer eines solchen Autos ins Bett zu steigen, nur weil er(/sie ;-)) das Auto kauft. Kurz: Solche Werbung instrumentalisiert den weiblichen Körper, um zu suggerieren, es gehe um Sex, während es eigentlich um ein rollendes Stück Blech geht. Und dazu bedient sie sich eines allgemeinen Frauenbildes, das Viele ekelhaft nennen würden.

      Mal ganz ehrlich sehe ich aber nicht, dass der Mainstream der Autowerbung immer noch mit den Räkelmodels arbeitet. Das ist umgekehrt ein Klischee der Autogegner.

    • @Budzylein:

      Sie sprechen also Frauen das Recht ab, selbstbestimmt den Umgang mit ihrer Sexualität festzulegen?

      Die Autowerbung sexualisiert das Fahrzeug, um ihm ein erotisches Image zu geben und verkauft über Sexyness an Männer. Im übrigen ist das ein sehr simples Werbemodell, das so langweilig wie durchschaubar ist, dass hier fast schon nicht mehr von Sexismus die Rede sein kann. Es ist eher eine Parodie.

    • @Budzylein:

      Wetter Herr.

      Es geht darum das bei der Autowerbung die Frau als fleischliches Objekt zum Kauf dargeboten wird und nicht das Auto.

      Wenn Sie den Fehler finden können verstehen sie sicher das es völlig ok ist wenn Frauen sich selbstbestimmt zum Kauf darbieten das auch so bewerben.

      Der Feminismus regt sich in erster Linie gegen nackte Frauen als Werben, das für Kaffee, Hundefutter, Autos .... Es gibt auch feministische Pornos nicht überall wo eine Nackte Frau drauf ist ist Sexismus drin.

      • @Obscuritas:

        Durch Kauf erwirbt man Eigentum. Prostitution ist aber eine Dienstleistung und Besitz oder Eigentum kommt da legal nicht vor.

        • @LeSti:

          Semantiks....

          Klar es geht um eine Dienstleistung bei erotischer Massage, Escort, Prostitution.

          Ein Auto kann man leasen oder mieten. Dann ist es auch eine Dienstleistung. Mit nackten Frauen dafür zu werben ist sexistisch. Jetzt passt der Vergleich.

      • @Obscuritas:

        Na ja, sofern Frauen in der Prostitution "selbstbestimmt" arbeiten, sind Frauen, die sich in der Autowerbung (halb)nackt auf Motorhauben räkeln, dabei erst recht "selbstbestimmt" tätig. Und wenn es, wie Sie schreiben, darum geht, dass "bei der Autowerbung die Frau als fleischliches Objekt zum Kauf dargeboten wird" - als was und wozu werden denn wohl die Frauen in der Prostitutionswerbung dargeboten? Übrigens mit dem Unterschied, dass es in der Autowerbung, anders als in der Prostitutionswerbung, darum geht, die Autos zu verkaufen, nicht die Frauen; insofern ist die sexistische Autowerbung eher noch weniger ekelhaft als die Prostitutionswerbung, aber natürlich immer noch so ekelhaft, dass es gut wäre, wenn derartige Werbung auf Nimmerwiedersehen verschwände.

        • @Budzylein:

          Nur geht es nicht darum, was Sie "ekelhaft" finden (womit sich wahrscheinlich auch schon die ganze Motivation für Ihr Posting erklärt, alles verbieten, was mir körperlich unbehagen beschert) sondern darum, in welchen von beiden Fällen die Frau als Mensch und eigenständige Persönlichkeit mehr respektiert wird. In einem Fall wird die Sexualität und Körperlichkeit nur als Mittel zum Zweck für etwas vollkommen anderes ge- bzw. missbraucht. Und im anderen Fall ist die Sexualität und Körperlichkeit untrennbar mit der tatsächlichen Person verbunden. Man kann nicht die Dienste einer Prostiuierten in Anspruch nehmen ohne auch mit der Person selber in Kontakt zu kommen und sie entsprechend als solche anzuerkennen. Bei der Autowerbung hingegen klappt das problemlos.

          • @Snip Snap:

            Weder verschaffen mir Frauen, die sich auf Motorhauben oder irgendwo sonst räkeln, körperliches Unbehagen (ich habe den Begriff "ekelhaft" zwecks pointierter Darstellung aus dem anderen taz-Artikel übernommen und hätte auch ein anderes Negativwort nehmen können) noch ist in meinen Kommentaren von einem Verbot für irgendwas die Regel. Lesen Sie doch einfach mal, was in meinen Kommentaren steht und was da nicht steht. Mir geht es um eine ungeschönte Darstellung der Verhältnisse, und ich verabscheue die Heile-Welt-Propaganda, die in Medien mit linkem Anspruch häufig zu lesen ist wenn es um Prostitution geht.

            • @Budzylein:

              Heile-Welt Propaganda?

              Ich bin da ja einer Meinung mit Ihnen, was auf dem deutschen Strich so alles abläuft ist ganz schön wiederlich.

              Nur, was ist ihr Vorschlag? Verbieten? Strafen nur für Freier, das nordische Modell eben.



              Nur wird das Problem besser weil man es weiter in den Untergrund zwängt?

              Es ist ähnlich wie mit Rauschmitteln (bsp Alkohol). Es gibt Angebot und Nachfrage. Ein gut beabsichtigtes Verbot führt zu, mehr Todesfällen, schlechterer Wäre, weniger Steuereinnahmen, mehr Ausgaben für die öffentliche Sicherheit.

              Profitieren tut von den steigenden Preisen nur der Schwarzmarkt und die organisierte Kriminalität.

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              Ihre Haltung zu Prostitution verleitet Sie zu Pauschalen Urteilen über Artikel darüber.

              Es geht nämlich bei der Aktion um öffentliche Aufmerksamkeit und Präsenz und somit auch Anerkennung. Die meisten Menschen haben vom dem Milieu 0 Ahnung, wie schon ein "Prostitutionsschutzgesetz" zeigt, das die meisten Prostituierten ablehnen.

          • @Snip Snap:

            Amen!

            Ich frage mich wirklich wie das so schwer zu verstehen ist.

            Ein muskulöser braungebrannten Bodybuilder im string in aufreizender Position ist auf einer Waschmittelverpackung ja auch was anderes als in einer Callboy Annonce.

            Muss man vll. die Geschlechter vertauschen um das Problem zu verdeutlichen? XD

  • Ich bin den Damen überaus dankbar und finde es schlimm, dass sie offenbar noch immer nicht angesehen sind.



    Meiner Meinung nach bewahren uns diese Damen vor einigen Vergewaltigungen, indem sie ihre Dienste anbieten und Männern, die nur Sex haben wollen ( ohne kranke machtfantasien) diese Möglichkeit bieten. Ich sage immer: es gibt keine Huren, nur Männer, die für Sex Geld bezahlen und das ist ok. Also: vielen Dank!

    • @siri nihil:

      Vergewaltigungen haben oftmals nichts mit Sex zu tun, sondern mit Machtgefühl und der Demütigung des Opfers - und das Opfer ist meistens eine Frau.

      Der "typische" Vergewaltiger wird also nicht zu einer käuflichen 'Dienstleisterin' gehen, da er dort nicht bekommt, wonach er "sucht". Viele von diesen kranken Kerlen sind auch gutaussehende und wohlhabende Männer, die sicherlich keine Probleme damit hätten, eine Frau für ein "sexuelles Abenteuer" zu finden; aber wie gesagt, darum geht es solchen kranken Kerlen nicht. Dass Vergewaltiger viel mehr bestraft und geächtet werden sollten, gehört jetzt aber nicht hierher.

    • @siri nihil:

      Die Legende, Prostitution diene der Vergewaltigungsprävention, ist ebenso alt wie unsinnig.

      Und in der Prostitution gibt es nicht nur Männer, die für "Sex" - was auch immer das Penetrieren einer Frau, die dazu keinerlei Lust hat, sondern es bestenfalls wegen des Geldes und häufig nur unter Androhung von Gewalt über sich ergehen lässt, mit Sex zu tun haben soll - bezahlen, sondern z. B. auch Männer, die einen großen Teil des bezahlten Geldes einstreichen. Aber die kommen weder im Artikel noch in Ihrem Kommentar vor.

      • @Budzylein:

        Wie Johanna Weber schon gesagt hat:

        „In der Politik gibt es den großen Wunsch nach einfachen Lösungen, nach einer klaren Trennung von Gut und Böse“,

        Wohl nicht nur in der Politik, sondern bei den Menschen allgemein.

        Will sagen, es gibt wohl beides, d.h. Frauen die Selbstbestimmt als Sexarbeiterinnen arbeiten, solche die es unter Zwang von Zuältern tun müssen und sicherlich alle Schattierungen die dazwischen liegen. Ist ja auch klar, bei so einer grossen Menge von Beteiligten.

        Ebenso klar ist, dass man nicht alles auf einmal bearbeiten kann oder auch will.



        Die Sexarbeiterinnen hier werben für ihr Lebensmodell.

        • @Andreas Peters:

          Der BESD arbeitet mit dem Unternehmerverband (UEGD) der Sexindustrie zusammen. Der BSD vertritt BordellbetreiberInnen. Geworben wird hier nicht für das "Lebensmodell" von prostituierten Frauen - die wenigsten machen das freiwillig, selbstbestimmt und schon gar nicht aus sexueller Lust. Sie sind hier nicht vertreten. Die sog. "Hurenorganisationen" propagieren den Ausverkauf vor allem junger Frauen aus prekären Verhältnissen für die Profitte der BetreiberInnen/ZuhälterInnen/MenschenhändlerInnen und für die egoistischen, assozialen Bedürfnisse von Sex-Käufern, die gegen Billiggeld sexuellen Mißbrauch kaufen. "Strich-Code" - wieviel kostet die Benutzung einer Vulva, des Anus, Mund ... Es ist eine Schande, dass die taz hier Werbung für die Verdinglichung von Frauen zu Konsumobjekten für Männer betreibt.

          • @Helge:

            Es gibt in der Sexarbeit im übrigen kaum Betreiber, die auch nur annähernd solche Profite generieren, wie diese oft in einigen Medien herumgeistern. Das ist Unsinn! Was Menschenhandel und Zuhälterei in Form von Zwangsprostitution angeht, dazu habe ich schon geschrieben, dass für die Behauptung, das wäre das große Problem in der Sexarbeit, einfach die wissenschaftliche Grundlage fehlt. Diejenigen, die sich da so wahnsinnig aufregen, sollten ebenso den Menschenhandel und Schwarzarbeit etwa in der Landwirtschaft, der Lebensmittelindustrie oder dem Baugewerbe anprangern, wo dieses Problem wohl etwa bedeutender ist, worüber aber kaum jemand redet. Und was Sie zu Strich / Code / Move und zu Sexkäufern schreiben, spätestens hier offenbaren Sie Ihr wahres Gesicht und den eigentlichen Grund Ihrer Ablehnung. Es geht Ihnen schlicht darum, hier die Moralkeule zu schwingen. So etwas tut man nicht - keine Frau macht soetwas freiwillig! Niemand schreibt Ihnen vor, wie Sie ihre Sexualität ausleben sollen, schreiben Sie es gefälligst anderen auch nicht vor!

          • @Helge:

            Was Sie allerdings zu „Hurenorganisationen“ sagen, ist der größte Unsinn, den ich je gelesen hab. „Hurenorganisationen“, also etwa Hydra & Co, sowie ihre Beratungsstellen vertreten AUSSCHLIEßLICH die Interessen der Sexarbeiter*innen. Hydra etwa geht regelmäßig direkt zu den Prostitutionsstätten und bietet Workshops zu den Fragen und Problemen an, die von den Sexarbeiterinnen selbst genannt werden, sie bieten in den Beratungsstellen eine umfassende Beratung an zu all den Themen an, für die sich die Frauen interessieren, auch für Frauen, die die Sexarbeit verlassen wollen. Im übrigen beraten sie auch Frauen, die in die Sexarbeit einsteigen wollen, um ihnen genau zu erklären, was dieser Schritt bedeutet, worauf sie sich einlassen. Denn eins ist doch klar, wie in jedem anderen Beruf ist auch nicht jede*r für diesen Beruf geeignet. Etwa 70 Prozent aller an diesem Beruf interessierten geben nach diesem Gespräch bei Hydra ihren Wunsch auf, in die Sexarbeit einsteigen zu wollen.

          • @Helge:

            Das ist falsch!



            Der BesD arbeitet in keiner Weise mit dem UEDG zusammen! Das ist eine Falschbehauptung, die ständig von den Prostitutionsgegner*innen kolportiert wird.



            Ich kenne den BesD schon recht lange, ebenso viele Mitglieder*innen inclusive einige der Gründungsmitglieder.



            Das Ganze geht auf eine Behauptung des UEDG Gründers zurück, er hätte bei der Gründung des BesD assistiert. Was nicht der Fall ist! Tolle Zusammenarbeit! Es wäre ja auch nichts dagegen zu sagen, wenn es punktuelle Zusammenarbeit geben würde. Das ist in keiner Branche ein Problem. Überall arbeitet etwa die Gewerkschaftsseite mit den Arbeitgebern in Form von Tarifauseinandersetzungen u.ä. zusammen. Warum ist das ausgerechnet in der Sexarbeit so verwerflich? Erklären Sie mir das mal!

            Dass der BSD auch Bordellbetreiber in seinen Reihen hat, ist wohl kaum ein Problem, da der Bundesverband nun mal alle in der Sexarbeit tätigen organisiert. Wo ist das Problem? Das ist die Aufgabe eines Bundesverbandes!

        • @Andreas Peters:

          Wie erkennen Freier eigentlich, welche Frauen selbstbestimmt arbeiten? Bietet da die Ausstellung nützliche Hinweise?



          Oder führt sie im Gegenteil dazu, dass alle Freier ein reineres Gewissen haben?

      • @Budzylein:

        Diese Männer und diese Form der Prostitution kommen aber auch bei der Info Aktion nicht vor.



        Die Vorstellung des aus "Überdruck" vergewaltigenden Mannes ist in meinen Augen sexistische Kackscheiße.

        • @LeSti:

          "Die Vorstellung des aus "Überdruck" vergewaltigenden Mannes ist in meinen Augen sexistische Kackscheiße."

          Yup. Das ist die Entschuldigung der Vergewaltiger: "Ich konnte nicht anders, ich musste mal dringend..."

          Und das ist ja konsistent.



          Freier nehmen Vergewaltigung bewusst in Kauf, denn sie können ja Zwangsprostitierte nicht von Frauen unterscheiden, die sich in einer anderen Zwangslage befinden.

          • @Michael Garibaldi:

            Es mag sein, dass das für einige Freier zutrifft, mit der in Kauf genommenen Vergewaltigung. Das sind aber nicht alle Freier und schon gar nicht alle Männer. Von daher wäre es schön, wenn der Staat da bei der Unterscheidung behilflicher ist und konsequenter gegen das vorgeht, was jetzt schon illegal ist: Menschenhandel, Freiheitsberaubung, Zwangsprostitution. Über ein Label "fairer Sex-Betrieb" nachzudenken wäre vermutlich albern...

  • Das nordische Modell hat diverse Nachteile.



    Aber es ist schön einfach und es bedient die neue Prüderie.

    Daher freue ich mich sehr über diese Aktion und empfehle auch die Folge "Sexarbeit" der 3. Staffel der dänischen Politserie "Borgen", die derzeit wiedr in der arte Mediathek zu sehen ist. Ein einfacher Winstieg in das Thema.

    • @J_CGN:

      Prüderie richtet sich gegen Sexualität.



      Prostitution ist keine Sexualität.

      • @Michael Garibaldi:

        Prostitution ist durchaus Sexualität.



        Wir betrachten da mal das ganze Fetisch-Spektrum. In diesem finden sich auch sicherlich zum allergrößten Teil freiwillige Angebote.

        Und Prüderie und Askese sind mittlerweile extrem hoch im Kurs und erfassen die gesamte lustbetonte Seite des Lebens - mal als neoliberale Selbstoptimierung, mal als moralischer Anspruch einer Gesinnungsehtik. Beides gründet sich im Protestantismus.

      • @Michael Garibaldi:

        "Prostitution ist keine Sexualität."

        Welch prüde, moralisierende Definition.

        Ich denke, was Sexualität ausmacht und wie man sie leben kann, ist sowieso eine sehr subjektive Frage. Ob gleiche Motivationsvoraussetzungen für Sex Voraussetzung sind, dass man überhaupt von Sexualität reden kann, würde ich generell bezweifeln. Sexualität ist jedenfalls nicht moralisch definierbar. Sie ist nur moralisch wertbar. Und in dem Moment, in dem diese Wertung in erster Linie auf Einschränkung abzielt (wie bei Ihnen oben), spricht man von Prüderie.