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Schutzwirkung von OP-Masken bei CoronaFür die anderen

Eine dänische Studie zeigt, dass OP-Masken nur einen geringen Infektions­schutz für die TrägerInnen haben. Geschützt werden die anderen.

OP-Masken bieten nur einen geringen Infektionsschutz für die TrägerInnen Foto: Michael Weber/imago

Stockholm taz | OP-Masken allein bieten ihren TrägerInnen keinen sicheren Schutz vor einer Corona-Infektion. Das bestätigt „Danmask-19“, eine am Mittwoch in den Annals of Internal Medicine veröffentlichte Studie einer ForscherInnengruppe am Kopenhagener Universitätskrankenhaus „Rikshospitalet“. Sie gilt als die bislang weltweit größte Praxisstudie zum Effekt des Schutzes vor einer Covid-19 Infektion für BenutzerInnen von OP-Masken.

Das Resultat: Aus einer Gruppe von 3.030 MaskenträgerInnen infizierten sich binnen eines Monats 42 (1,8 Prozent) mit Covid-19. Bei Personen der etwa gleich großen Kontrollgruppe, die keine Maske trugen, waren es 53 (2,1 Prozent). „Eine statistisch nicht signifikante Differenz“, konstatieren die ForscherInnen. „Wobei ich gestehen muss, dass wir mit einem größeren Effekt gerechnet hatten“, sagte Henning Bundgaard, Forschungsleiter und Professor für Kardiologie bei der Präsentation: „Es ist ärgerlich, dass wir den nicht gefunden haben. Es wäre nämlich fantastisch, wenn wir mit dem einfachen Mittel von Gesichtsmasken eine richtig starke Waffe für die Bekämpfung der Coronakrise hätten.“

Zu berücksichtigen sei aber, dass die Wirkung von Alltagsmasken zwei Seiten habe: Den eigenen Schutz und den anderer Menschen. Hauptargument für die Benutzung dieser Masken sei ja gerade der Schutz des Gegenübers. Dieser sei in der Studie nicht untersucht worden. Man könne dazu deshalb auch keinerlei Aussage machen. Wer sich selbst besser schützen wolle, müsse FFP2- oder FFP3-Masken tragen. So sieht es auch das Robert-Koch-Institut in Berlin. Altagsmasken und auch OP-Masken bieten keinen Selbstschutz. Sie schützen das Umfeld.

Die dänische Studie war im April und Mai durchgeführt worden. Damals hatte die dänische Gesundheitsbehörde den Gebrauch von Gesichtsmasken zwar im Gesundheitssektor beim Umgang mit Corona-Infizierten empfohlen, aber außerhalb des Gesundheitssektors ausdrücklich nicht. Öffentlicher Maskengebrauch war zu dem Zeitpunkt noch ungewöhnlich.

Die ForscherInnen losten aus Zehntausenden von Freiwilligen, die sich aufgrund einer öffentlichen Aufforderung meldeten, 6.024 aus und ordneten diese zwei Gruppen zu. Die „Maskengruppe“ sollte ständig die medizinischen Masken tragen und darauf achten, dass es sich um Einmalmasken handele, die mindestens täglich gewechselt werden mussten. Außerdem wurden sie zur Einhaltung aller Vorsichtsmaßregeln ermahnt, vor allem dem Abstandhalten. Das galt auch für die Kontrollgruppe, die in der Versuchszeit nie eine Maske tragen sollte.

Weiterhin offne Fragen

Man sei bei der Konzeption der Studie davon ausgegangen, dass Masken für die TrägerInnen selbst einen um 50 Prozent höheren Infektionsschutz bieten könnten, berichtete Bundgaard. Dafür hätte die Basis von 6.000 TeilnehmerInnen, für die man die Finanzmittel hatte, reichen können. Für den nun ermittelten Unterschied von 15 bis 20 Prozent sei die Datenlage aber zu dünn. Statistisch ergebe die Studie mit 95-prozentiger Sicherheit einen Bereich zwischen einer Reduktion von 46 und einer Steigerung von 28 Prozent beim Infektionsrisiko für Maskenträger.

So ein Resultat lasse weder in der einen noch in der anderen Richtung irgendeinen Schluss zu, sagt der Kopenhagener Statistikprofessor Claus Thorn Ekstrøm. Die Studie sei damit „zwar ein Beitrag zur Masken-Diskussion, aber nicht mehr“. Man brauche weitere und vor allem umfangreichere Studien. Die Studie „ändert nichts an bisherigen Erkenntnissen“, urteilt auch Karsten Juhl Jørgensen, Direktor des Nordic Cochrane Centre:

Die Erwartungen an „Danmask-19“ waren groß, weil es die erste derartige Studie ist. Sie erhielt in den letzten Wochen aber auch zusätzliche Aufmerksamkeit. Obwohl seit Monaten abgeschlossen, war sie trotz mehrfacher Ankündigung nicht veröffentlicht worden. Medien begannen zu fragen, ob etwas verschleiert werden sollte. „Dänische Ärzte kennen die Wahrheit über die Masken. Deshalb ist die Studie geheim“, titelte beispielsweise die Tageszeitung Berlingske Tidende im September. Tatsächlich hatten die ForscherInnen aber nur Probleme, eine Wissenschaftszeitschrift zu finden, die ihre Studie für eine möglichst zeitnahe Publikation akzeptierte.

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18 Kommentare

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  • Wenn die Alltagsmasken den Träger nicht schützen, werden bald nur die Ärmsten noch welche tragen. Wer es sich leisten kann, wird sich mit FFP-2-Masken eindecken. Vielleicht sollte die Produktion angekurbelt werden, damit genug für alle da sind? Davon braucht man Milliarden, weil sie einweg sind. Oder man entwickelt schleunigst Mehrwegmasken, die den Träger schützen.

    • @Patricia Winter:

      Atemwiderstandsfreie UVC-Sterilisator



      oder offerener Kondensator mit Atemluftdielektrikum an eine Easybreath mit 8 Sunden Akku?

    • @Patricia Winter:

      Die Produktion läuft längst. In nicht ganz so coolen BerlinerAußenbezirken gibt es ja echte Industrie, mit Maschinen in Fabriken: rabofsky.de/shop/

      Karl Rabofski in der Motzener Straße in Marienfelde. Die bauen eigentlich Falzmaschinen für Papier - und vor einigen Monaten haben Sie mit der Produktion von CPA zertifizierten Schutzmasken angefangen und verkaufen die auch im Werksverkauf.

    • @Patricia Winter:

      Die Alltagsmaske, die ich trage mag mich allein möglicherweise kaum schützen, schützt aber die Menschen in meiner Nähe.



      Die Alltagsmaske, die die Menschen in meiner Nähe tragen schützt sie selbst möglicherweise kaum, aber mich schützt sie.



      Wenn flächendeckend Alltagsmasken getragen werden, sind alle geschützt.



      Wenn frau mal aufhört immer nur bis zum eigenen Bauchnabel zu denken, funktioniert es.

      • @Life is Life:

        Sie missverstehen mich. Ich trage seit Monaten eine Alltagsmaske, wann immer ich die Wohnung verlasse. Daran wird sich nichts ändern, nur weil erwiesen wurde - durch eine einzige Studie - was seit Monaten vermutet wird: dass die Alltagsmaske nur andere schützt, nicht mich selbst. Aber egoistische Menschen, die bisher die Alltagsmaske trugen, in der vergeblichen Hoffnung, selbst ein bisschen Schutz abzubekommen, hören damit vielleicht auf, wenn sie diesen Text lesen. Und dann fällt die Reziprozität weg. Und unterlassen Sie bitte Bemerkungen über meine Anatomie.

      • @Life is Life:

        Ergänzung: hier ein aktuelles Beispiel, wie selbst halbarschige AHA-Maßnahmen *in Verbindung mit einer korrekten Test-and-trace-Strategie* einen beginnenden Massenausbruch unterbinden können: www.nejm.org/doi/f....1056/NEJMc2032361

        Vietnam hat diesen Ansatz bereits im Januar ausgearbeitet; mittlerweile haben ihn fast alle Länder in Ostasien (außer Japan, da klappt es irgendwie nicht so gut) sowie Australien und Neuseeland übernommen. Mit sichtbarem Erfolg.

        Am allerwichtigsten ist zeitiges Handeln. Finnland beweist, dass keine Maßnahme am demokratischen Prozess vorbei angeordnet werden muss - wenn man nur versteht, wann es Zeit zum Diskutieren ist, und wann Zeit zum Handeln ohne Wenn und Aber: www.dw.com/en/coro...e-model/a-55664117

      • @Life is Life:

        Naja, es ist nicht ganz so einfach. "Alltagsmasken" schützen für sich genommen kaum, und dass sie in Deutschland so als Patentmittel hochgejazzt oder als Kainsmal der "Coronadiktastur" verdammt wurden, ist ein zentraler Grund, warum man hier mit der Pandemiebekämpfung nicht vorankommt.

        Man muss sich das nach dem Schweizer-Käse-Modell vorstellen: jede der AHA-Maßnahmen schützt nur sehr begrenzt. Aber in Kombination sind sie wie 3 willkürlich ausgewählte Scheiben Emmentaler übereinandergelegt - jede davon hat riesige Löcher, aber an unterschiedlichen Stellen; der gesamte Stapel hat nahezu kein durchgängiges Loch, d.h. die Kombination selbst des schlechtesten MNS mit physischer Distanz und guter Allgemeinhygiene ist ein brauchbarer Schutz.



        Und WENN man dann noch ein effizientes Test-and-trace-System hätte, und bei lokalen Lockdowns nicht zögern würde, bis auch der letzte Lobbyist oder Flacherdler seinen Einwand kundgetan hat, DANN kriegt man dieses Virus innerhalb von maximal 20 Tagen verlässlich in den Griff.

        Aber wenn man Masken als Allheilmittel zelebriert oder mit der immensen Testkapazität prahlt, um sie anschließend planlos zu vergeuden, und sich nur mit den schlechtesten 5% der Welt vergleicht, um als Regierung so wenig wie möglich tun zu müssen - dann wird das nix.



        Die Gurtpflicht entbindet ja auch nicht vom Einhalten der zulässigen Höchstgeschwindigkeit, geschweige denn von "ständiger Vorsicht und gegenseitiger Rücksicht" im Straßenverkehr. Da aber die meisten Menschen sich an alle 3 Maßnahmen halten, sind die Todesunfälle im Straßenverkehr seit den 1970ern drastisch gesunken.

      • @Life is Life:

        Wenn,ja wenn das Wörtchen wenn nicht wär...



        Ich kann mich auf meine Mitmenschen offensichtlich nicht verlassen- Überall Nasen,die drüber hängen,Verweigerer und Diskutierer(die Qanon fans mal aussen vor) - ich hab keine lust,jeden erwachsenen Menschen,der zu dumm oder zu faul ist sich den Lappen über die Nase zu ziehen,anzudiskutieren und zu erziehen - das führt erfahrungsgemäss nur zu frustration und wut meinerseits.



        Ich denke gern über den eigenen Bauchnabel,aber meine Erfahrung sagt mir,dass es unmöglich ist,sich komplett auf seine Mitmenschen zu verlassen und dabei ein bedriedigendes Ergebnis zu haben.



        nebenbei: die ffp2-Maske schützt die anderen auch,und MICH zusätzlich.

  • Wäre es dann jetzt nicht an der Zeit, vonseiten aller, die sich der Idee der gleichen Chancen verpflichtet fühlen, die kostenlose Abgabe von FFP-2-Masken an alle zu fordern, die solche Masken - etwa für Fahrten im öffentlichen Nahverkehr - brauchen, sie sich aber nicht leisten können? Oder, wenn das nicht geht, zumindest die Hartz-IV-Sätze schnell und unbürokratisch entsprechend anzupassen?

    • @Kanuka:

      Genau das habe ich gemeint.

    • @Kanuka:

      Linke und Grüne fordern das ja seit April immer wieder, die Linken sogar ziemlich vehement - aber die sind Opposition, und über die Forderungen der Opposition wird am ehesten dann berichtet, wenn Kubicki sich geschmeidig an die Aluhutfraktion ranschmeißt.

      • @Ajuga:

        Beides ist leider richtig. Neben der Opposition würde ich da allerdings auch Öffentlichkeit und Medien in der Pflicht sehen, die Regierung vor sich herzutreiben.

  • Ich bin immer wieder erschüttert mit welch naiven Vorgehensweisen manchmal in der Medizin Wissenschaft betrieben wird.

    Wenigstens haben die Macher Ihre methodischen Mängel wohl zumindest teilweise eingesehen.

    Man kann eben nicht sicherstellen, das sich die Personen mit Maske identisch verhalten wie die Personen ohne Maske.

  • Es ist rätselhaft, weshalb Ärzte keine Ahnung haben, was sie da bisweilen im Gesicht tragen. Sie machen Studien, die Resultate erbringen, wie, Operationsmasken und FFP2-Masken würden gleich gut vor Viren schützen, Operationsmasken würden kaum vor Viren schützen, ... , anstatt einfach mal die Leistungen dieser Maskentypen auf den Beipackzetteln durchzulesen.



    Die gängige Operationsmaske bzw. deren Vlies entspricht üblicherweise DIN EN 14683, Typ 2, d.h. das Vlies hält 98% der Bakterien ab. Im grossen Stil Viren von innen oder von außen abzuhalten, ist in dieser Norm nicht erwähnt.



    Auch was Herr Professor Sahli 1919 im Correspondenzblatt für Schweizer Ärzte publizierte, nachdem sein Assistent, die Durchlässigkeit der Masken, die während der Spanischen Grippe empfohlen worden waren, mit ernüchternden Resultaten getestet hatte, ist nicht bekannt (auch in der Schweiz nicht): «Es ist merkwürdig, mit welcher Vertrauensseligkeit man diese Masken empfohlen hat, ohne, abgesehen von der Frage der Durchlässigkeit der Masken selbst, zu überlegen, dass bei keiner einzigen derselben die Garantie vorhanden ist, dass sich in Anbetracht des fortdauernden Bewegen des Kopfes und Gesichtes der Rand der Maske dauernd dicht der Gesichtshaut anschmiegt.»



    Dieser diplomatisch formulierte Satz hat seine Gültigkeit bis heute bewahrt. Vertrauensselig ist man immer noch und der Maskenrand ist weiterhin die undichte Stelle.

  • OP-Maske ist nicht gleich OP-Maske. Manche können gebunden werden und liegen dann eng an, andere schlabbern sehr herum. Das Ärzteblatt erwähnte am Anfang der Pandemie eine Studie, die Daten von Klinikmitarbeitern auswertete, wonach OP-Masken ähnlich wirksam schützen sollen, wie FFP2 Masken. In einer anderen Studie wurden OP-Masken zwischen Hamsterkäfige gehangen, was auch vor einer Übertragung geschütz haben soll. Wer auf Nr.-Sicher gehen will und sich selbst vor einer Ansteckung schützen möchte, sollte FFP3 Masken nehmen. Ohne Ventil, damit er auch andere schützt. Und zumindet dies sollten auch schlabbrige OP-Masken jedenfalls besser gewährleisten als ganz ohne Maske. Selbst einfache Alltagsmasken sollen ja laut einigen Studien bereits einen gewissen Fremdschutz bewirken.

  • Das ist doch keine Neuigkeit, sondern genau der Sinn von OP-Masken: Verhinderung der Weitergabe von Viren und Bakterien via Tröpfchen.

    • @Hampelstielz:

      Genau so ist es!