Scheitern der Klimakonferenz: Wir gehen volles Risiko
Nach dem Scheitern der UN-Klimakonferenz in Madrid kann es nur eine Konsequenz geben: Klimaschutz selbst in die Hand nehmen.
D ie UN-Klimakonferenz von Madrid ist gescheitert. Daran sollte man keinen Zweifel lassen. Die COP25 hat in so ziemlich allen Bereichen ihre selbst gesteckten Ziele verfehlt: Es gibt nach diesem Treffen unter chilenischer Regie keine neuen Regeln für Kohlenstoffmärkte, keine gesicherte Finanzierung für Schäden aus dem Klimawandel, keine höheren Klimaziele, keinen Schwung für den internationalen Prozess. Und von konkreten Schritten, um einen „gefährlichen menschengemachten Klimawandel zu verhindern“, sind wir nach Madrid praktisch genauso weit entfernt wie vorher.
Die aber sind Sinn und Zweck des Ganzen. So fordert es das Grundgesetz des globalen Klimaschutzes, die UN-Klimarahmenkonvention. Wie schnell wir uns von einer sicheren Zukunft entfernen, zeigen alle Berichte der Wissenschaft, alle Mahnungen aus Forschung und Wirtschaft, das monieren die Hunderttausenden von DemonstrantInnen, die für mehr Klimagerechtigkeit streiken. Der größte Erfolg von Madrid war es, eine Regel für den CO2-Handel zu verhindern, die voller Schlupflöcher und umweltpolitischer Zumutungen gewesen wäre. Der Fortschritt besteht also darin, wieder einmal einen Angriff der Bremser und Brandstifter abgewehrt zu haben.
Je länger die Staaten aber trotz allem auf Kohle und Öl setzen und je schneller die Erderhitzung voranschreitet, desto größer wächst das Risiko für alle. Und desto verzweifelter werden die Maßnahmen: Schon die Kohlenstoffmärkte sind eine Hochrisiko-Strategie, wenn es schlecht läuft, könnten sie für höhere statt niedrigere Emissionen sorgen. Das gilt auch für andere Ideen, die Erwärmung zu stoppen: Von der umstrittenen CO2-Einlagerung CCS bis zur Renaissance der Atomkraft oder dem „Climate Engineering“, bei dem an der Atmosphäre rumgedoktert werden soll. Je geringer das politische Risiko ist, das die Staaten auf diesen Klimakonferenzen einzugehen bereit sind, desto höher steigt die Temperatur und damit die Bedrohung durch die Erhitzung.
Es gibt einen Weg, dieser Drohung zu begegnen: selbst ins Risiko zu gehen. Denn hier ist die gute Nachricht aus diesem erhitzten Klimajahr mit einer vermurksten Klimakonferenz: Inzwischen haben immer mehr Politiker, Unternehmen, WissenschaftlerInnen und SchülerInnen begriffen, dass man den Klimaschutz nicht den Regierungen überlassen darf. Echten Klimaschutz wird es nur geben, wenn den Menschen an den entscheidenden Stellen in Parteien und Unternehmen die Situation zu brenzlig wird. Wenn sie begreifen: Das Risiko für sie und ihre Position steigt rapide, wenn sie nichts oder zu wenig gegen die Klimakrise tun.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
BSW in Koalitionen
Bald an der Macht – aber mit Risiko
Stellungnahme im Bundestag vorgelegt
Rechtsexperten stützen AfD-Verbotsantrag
Dieter Bohlen als CDU-Berater
Cheri, Cheri Friedrich
Kinderbetreuung in der DDR
„Alle haben funktioniert“
Selbstzerstörung der FDP
Die Luft wird jetzt auch für Lindner dünn
Stellenabbau bei Thyssenkrupp
Kommen jetzt die stahlharten Zeiten?