Schauspieler Chuck Norris wird 80: Ein Mann, ein Meme
Der US-Schauspieler und -Kampfkünstler Chuck Norris hat Geburtstag. Warum hat ein Mann, der so egal ist, sein eigenes Witz-Genre?
Chuck Norris macht keine Liegestütze, er drückt die Erde nach unten. Chuck Norris wird nicht nass, das Wasser wird Chuck Norris. Bären wünschen sich Norriskräfte. Und so weiter. Wenn man möchte, kann man noch einen Verweis auf den Roundhouse-Kick einbauen.
Chuck Norris ist eigentlich nicht weiter bedeutend, gäbe es die Witze über ihn nicht, würde man ihn kaum als Promi bezeichnen. Kampfkünstler, rechter Evangelikaler und zweitklassiger Schauspieler aus drittklassigen TV-Serien: nicht gerade ein Typ, von dem man annimmt, dass er Geschichte schreibt. Aber vielleicht ist genau das der Grund, warum Chuck-Norris-Witze funktionieren.
Chuck Norris, eigentlich Carlos Ray Norris, erlangt Anfang der 70er Jahre Berühmtheit durch eine Nebenrolle in einem Bruce-Lee-Film. Es folgen zwei Jahrzehnte lang Auftritte in Actionfilmen und schließlich die Hauptrolle in der US-Fernsehserie „Walker, Texas Ranger“. Mittlerweile ist es stiller um ihn geworden, ab und zu hat er einen Cameoauftritt im Fernsehen oder macht dadurch von sich reden, dass er Viktor Orbán einen duften Typ findet.
Witz als Denksport
Der Chuck-Norris-Witz wiederum entsteht zu Beginn der 2000er, mit dem Beginn der sozialen Medien (damals noch „Web 2.0“ genannt). Warum ausgerechnet über ihn Unbesiegbarkeitswitze gemacht werden, lässt sich heute ebenso wenig rekonstruieren wie der Ursprung der meisten anderen Memes.
Aus irgendeinem Grund ist die Figur Chuck Norris in sich ikonisch genug, um als kultureller Kleber für einen Witz zu funktionieren, der fast unendlich verändert und angepasst werden kann. Wahrscheinlich funktioniert die Übermenschlogik der Witze gerade deshalb, weil der echte Chuck Norris ziemlich egal ist.
Ohnehin geht es in Chuck-Norris-Witzen nicht um Chuck Norris. Eigentlich sind es nicht einmal Witze. Sondern es ist Denksport. So wie die meisten Memes laden sie die Leser*in ein, das Grundprinzip zu verstehen und es sich in Form neuer Witze zu eigen zu machen. Chuck-Norris-Witze sind, wenn sie gut sind, tagesaktuell oder fangen den Zeitgeist ein. Deswegen muss man sich ständig neue Chuck-Norris-Witze ausdenken.
Außer natürlich Chuck Norris, der hat alle Chuck-Norris-Witze schon gehört.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Haftbefehl gegen Netanjahu
Sollte die deutsche Polizei Netanjahu verhaften?
#womeninmalefields Social-Media-Trend
„Ne sorry babe mit Pille spür ich nix“
Buchpremiere von Angela Merkel
Nur nicht rumjammern
Deutscher Arbeitsmarkt
Zuwanderung ist unausweichlich
Deutschland braucht Zuwanderung
Bitte kommt alle!
Stellenabbau bei Thyssenkrupp
Auf dem Rücken der Beschäftigten