Schauspieler Chuck Norris wird 80: Ein Mann, ein Meme

Der US-Schauspieler und -Kampfkünstler Chuck Norris hat Geburtstag. Warum hat ein Mann, der so egal ist, sein eigenes Witz-Genre?

Chuck Norris, oben ohne, macht Turnübungen im Garten, schwarzweiß

Kalifornien 1978: Chuck Norris in seinem Garten Foto: Nik Wheeler/Corbis/Getty Images

BERLIN taz | Für alle, die noch nicht mit dem Prinzip „Chuck-Norris-Witz“ vertraut sind – es ist ziemlich simpel. Man dreht die realen Verhältnisse einfach um und unterstellt, dass sie im Fall von Chuck Norris genau andersherum gelten. Der Chuck-Norris-Witz zählt wohl zu den ältesten Internet-Memes, die noch lebendig sind. Und der Mann, um den es kreist, ist auch noch lebendig, genauer gesagt wird er heute 80: Chuck Norris.

Chuck Norris macht keine Liegestütze, er drückt die Erde nach unten. Chuck Norris wird nicht nass, das Wasser wird Chuck Norris. Bären wünschen sich Norriskräfte. Und so weiter. Wenn man möchte, kann man noch einen Verweis auf den Roundhouse-Kick einbauen.

Chuck Norris ist eigentlich nicht weiter bedeutend, gäbe es die Witze über ihn nicht, würde man ihn kaum als Promi bezeichnen. Kampfkünstler, rechter Evangelikaler und zweitklassiger Schauspieler aus drittklassigen TV-Serien: nicht gerade ein Typ, von dem man annimmt, dass er Geschichte schreibt. Aber vielleicht ist genau das der Grund, warum Chuck-Norris-Witze funktionieren.

Chuck Norris, eigentlich Carlos Ray Norris, erlangt Anfang der 70er Jahre Berühmtheit durch eine Nebenrolle in einem Bruce-Lee-Film. Es folgen zwei Jahrzehnte lang Auftritte in Actionfilmen und schließlich die Hauptrolle in der US-Fernsehserie „Walker, Texas Ranger“. Mittlerweile ist es stiller um ihn geworden, ab und zu hat er einen Cameoauftritt im Fernsehen oder macht dadurch von sich reden, dass er Viktor Orbán einen duften Typ findet.

Witz als Denksport

Der Chuck-Norris-Witz wiederum entsteht zu Beginn der 2000er, mit dem Beginn der sozialen Medien (damals noch „Web 2.0“ genannt). Warum ausgerechnet über ihn Unbesiegbarkeitswitze gemacht werden, lässt sich heute ebenso wenig rekonstruieren wie der Ursprung der meisten anderen Memes.

Aus irgendeinem Grund ist die Figur Chuck Norris in sich ikonisch genug, um als kultureller Kleber für einen Witz zu funktionieren, der fast unendlich verändert und angepasst werden kann. Wahrscheinlich funktioniert die Übermenschlogik der Witze gerade deshalb, weil der echte Chuck Norris ziemlich egal ist.

Ohnehin geht es in Chuck-Norris-Witzen nicht um Chuck Norris. Eigentlich sind es nicht einmal Witze. Sondern es ist Denksport. So wie die meisten Memes laden sie die Leser*in ein, das Grundprinzip zu verstehen und es sich in Form neuer Witze zu eigen zu machen. Chuck-Norris-Witze sind, wenn sie gut sind, tagesaktuell oder fangen den Zeitgeist ein. Deswegen muss man sich ständig neue Chuck-Norris-Witze ausdenken.

Außer natürlich Chuck Norris, der hat alle Chuck-Norris-Witze schon gehört.

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