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Ron DeSantis' PräsidentschaftskandidaturLong Goodbye zur Vernunft

Bernd Pickert
Kommentar von Bernd Pickert

Trump und DeSantis kandidieren beide um die republikanische Nominierung. Der Vorwahlkampf wird ein Hochschaukeln, die Debattenkultur weiter leiden.

US-Republikaner DeSantis will bei Präsidentenwahl antreten Foto: P. Hennessy/SOPA/dpa

G eklappt hat nicht viel bei der offiziellen Ankündigung seiner Bewerbung um die republikanische Präsidentschaftskandidatur 2024. Floridas Gouverneur Ron DeSantis konnte zwar ein Video zeigen. Aber der geplante Twitter Space mit Multimilliardär und Twitter-Besitzer Elon Musk geriet zur Lachnummer, nachdem 20 Minuten lang die Technik versagte. „Ou… …at ame…can…omeback“ war nun nicht die Message von Stärke, Haltung und Siegesgewissheit, die De­Santis mit seinem Unterstützer Musk hatte vermitteln wollen.

Das ist allerdings auch das Einzige, was an DeSantis zum Lachen ist. Denn mit dem 44-Jährigen, der verspricht, seine Politik aus Florida auf die gesamten USA auszudehnen, bewirbt sich jemand um die Präsidentschaftskandidatur, der nur anzubieten hat, allen das Leben zur Hölle zu machen, die nicht ins weiße christlich-konservative Weltbild aus der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts passen.

Was er in Florida veranstaltet, setzt weltweit vorhandene rechtspopulistische Mobilisierungsstrategien in Gesetze um. Im Namen einer angeblichen Freiheit wird verboten, eingeschränkt und gecancelt, was nicht weiß, heterosexuell, rückständig und faktenverleugnend ist. Was DeSantis vorlebt, sind in die Praxis umgesetzte feuchte AfD-Träume.

Das Entsetzliche ist, dass Ex-Präsident Donald Trump und Ron DeSantis die einzigen Kandidaten mit Chancen auf die republikanische Nominierung sind. Früher hätte das im demokratischen Lager für Freudensprünge gesorgt, weil diese Art durchgeknallter Extremisten keine allgemeine Wahl hätte gewinnen können. Heute ist das keineswegs sicher.

Und ein monatelanges Hochschaukeln zwischen DeSantis und Trump im Vorwahlkampf wird noch mehr Talking Points aus der Welt der alternativen Fakten in die Welt pusten. Es wird Jahrzehnte brauchen, bis Vernunft, Verstand und Aufklärung auch nur eine Chance haben, in die Debattenkultur zurückzukehren. Falls das überhaupt noch möglich ist.

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Bernd Pickert
Auslandsredakteur
Jahrgang 1965, seit 1994 in der taz-Auslandsredaktion. Spezialgebiete USA, Lateinamerika, Menschenrechte. 2000 bis 2012 Mitglied im Vorstand der taz-Genossenschaft, seit Juli 2023 im Moderationsteam des taz-Podcasts Bundestalk. In seiner Freizeit aktiv bei www.geschichte-hat-zukunft.org
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20 Kommentare

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  • Die Wahl des Präsidenten in den USA haben die Simpsons schon mal gut parodiert.

    Die Präsidenten werden von Aliens getötet und ersetzt, kurz vor der Wahl fliegt dies auf. Am Endergebnis ändert sich jedoch nichts weil ja nur diese 2 Kandidaten zur Wahl stehen. Alle Bürger werden versklavt. Letzte poiente Homer:" es es nicht meine Schuld ich hab für den anderen gestimmt."

    In der Realität die Amerikaner haben die Wahl zwischen einem konservativen Greis und 2 Kandidaten die so sympathisch sind wie der Clown aus Steven King ES.

    • @sociajizzm:

      Im aktuellen politischen Gefüge der USA ist es besser, daß die Demokraten nicht in viele kleinere Parteien aufgespalten sind, sonst wäre die nächste Wahl gesetzt.

  • @RADIUM

    Das ist möglich.Möglich auch, dass sie sich derart im Gebrüll überbieten, dass der Schaden entsteht, unabhängig davon, wer letztlich gewählt wird.

    Siehe die hiesige CDU (und leider auch SPD), die zunehmend AfD-Politik macht, "damit die nicht gewählt werden"

    • @tomás zerolo:

      Der Schaden ist bereits vor langer Zeit durch "den Erfolg" der sog. Talk-Radio-Formate mit Protagonisten wie Rush Limbaug schon vor angerichtet worden, und mit "Nachrichten"-Sendern à la Fox News und ihrem unseligen Tucker Carlson konstant und kontinuierlich verschlimmert worden, so dass Lügen gesellschaftlich als "normal" akzeptiert wurden, solange man damit nur "Erfolg" hatte.



      DJT hat dann lediglich die sich bietende Chance "erfolgreich" genutzt.



      Allerdings hat sich HRC in diesem Zusammenhang auch nicht gerade mit Rum bekleckert.

      Ja, leider wird diese Partei gesellschaftlich immer mehr als quasi normal oder legitim akzeptiert.

      17h01

  • Die Klimakatastrophe wird einschlagen bevor irgendwelche Vernunft in die Debattenkultur einkehrt. Deutschland ist ohnehin nicht soviel besser, wenn ich mir anschaue was heute so bei öffentlich-rechtlichen Talkshows geboten wird. Unabhängig davon, der Kulturkampf aus den USA schwappt ohnehin schon rüber, weil auch hier mittlerweile ehemalig konservative Partei in den Rechtspopulismus abdriften.

  • Besser konnte es gar nicht kommen!

    Wenn nun Ronnie gegen Donnie in der gleichen Partei gegeneinander antreten, können sich die Demokraten als lachende Dritte sogar mit Opa Biden die Hände reiben und gleichzeitig schon einmal im Hintergrund die Unterstützung für die Wählerregistrierungen in den einzelnen Bundesstaaten ausbauen.

    Denn wenn Ronnie die roten Vorwahlen gewinnt, mobilisiert das erst recht nur noch mehr DeSantis-Verhinderungswähler für die eigentliche Präsidentschaftswahl. Ein Potential, welches man nur geschickt abgreifen muss.



    Hinzu kommt, dass Donnie vermutlich auch so ein Vorwahlergebnis nicht akzeptieren würden - handelt es sich doch mit Ronnie um seinen ärgsten Rivalen.



    Dann kommt es darauf an, wieviel Geldgeber Donnielein für eine "unabhängige" Kandidatur gegen Ronnie und "Sleepy-Joe" gleichtzeitig gewinne würde. Dass er dann anträte dürfte bei seiner Persönlichkeit als sicher gelten, dito der Wahlsieg von Joe in so einem Fall.

    Gewänne Donnielein dagegen die roten Vorwahlen, dann sieht es eher schlimmer aus, weil es sich dann Ronnie nicht leisten könnte, von der Seitenauslinie dazwischen zu grätschen. Denn ohne die politische Geschlossenheit, welche Number 45 dann Don-Corleone-mäßig von allen Republikanern von Sarah Palin in Alaska bis auch zu Ron deSantis in Florida einfordern würde, könne man ja schließlich nicht gegen den Sumpf aus Washington D.C. bestehen.



    Immerhin dürfte in so einem Fall die Kreideindustrie in Florida profitieren. :-)

    Es bleibt also spannend!

    • @Radium:

      Gott schütz' Ihren Optimismus. Das Gerede vom Loser Trump (2018 mid-terms, 2020 Präsidentschaftswahl, 2022 mid-terms) übersieht leicht, dass die Republikaner 2022 das Public Vote gewannen... Dass "Team Biden" überhaupt in die Gefahr einer Wahlniederlage kommen kann, zeugt von einer beängstigenden Verrohung in großen Teilen (vielleicht der Mehrheit) der USA.

      • @My Sharona:

        Das ist in Teilen richtig. Aber viel entscheidender bei den kommenden Präsidentschaftswahlen wird der Zugang zu fairen und freien Wahlen sein.



        Denn die "popular vote" ist auch nur ein Ergebnis der ABGEGEBENEN gültigen Stimmen.



        Nicht ohne Grund zielen die Strategien der Rechten und Ultrarechten in den Staaten schon seit Jahrzehnten darauf ab, den ihnen nicht genehmen Wählern den Zugang zur Wahl zu erschweren oder zu verhindern.



        Aufgrund des uneinheitlichen Wahlrechts in manchen Bundesstaaten mit entscheidenden Erfolgen - leider.

        17h08

  • Ich halte den Typen für wesentlich gefährlicher als Trump.

    Aber bevor jemensch hier die Augen ("die spinnen, die Amis) verdreht sei darauf hingewiesen, dass wir auch diesseits des Teichs ordentlich in Sachen Kulturkriege zu bieten haben, mal schriller [1], mal etwas schüchterner [2]. Und das nur im sog. "Mainstream".

    Davon abgesehen, wenn Twitter endlich mal pleite ginge wär's ein echter Zugewinn.

    [1]



    [2] www.theguardian.co...r-neutral-language

  • Er ist sowas wie Hannibal Lecter mit dem Charisma von Armin Laschet. Mir graut vor der Politik dieses Typen, als Präsident würde er wahrscheinlich selbst Trump harmlos aussehen lassen - aber dass seine politische Karriere einen Vorwahlkampf gegen eben diesen Trump übersteht, ist alles andere als sicher. Wir können uns auf eine besonders rabiate Schlammschlacht einstellen - neben einem gemeingefährlichen Scharfmacherkurs, DeSantis haut ja ständig bestialische Menschenrechtsverletzungen raus, um beim evangelikalen Mob zu punkten, aktuell hat er grade ein Gesetz unterzeichnet, das Rettungskräften und medizinischem Personal erlaubt, aus religiösen die Behandlung queerer Menschen zu verweigern, selbst wenn das für diese tödlich ist. Ein weiteres Gesetz sieht vor, Eltern von trans Kindern das Sorgerecht zu entziehen usw. usf. Ein Großteil dieser gezielten Angriffe auf die Menschenwürde und das Leben queerer Personen wird außerhalb von LGBT-Communities gar nicht medial kommuniziert, da geht es immer nur um das "don't say gay"-Gesetz (das in seiner aktuellen Form allerdings auch schon wirkungsgleich mit der alten Fassung von Putins Gesetz gegen "Homo-Propaganda" ist).

    • @Elon Musk kommt nicht ins Berghain:

      »DeSantis haut ja ständig bestialische Menschenrechtsverletzungen raus, um beim evangelikalen Mob zu punkten, aktuell hat er grade ein Gesetz unterzeichnet, das Rettungskräften und medizinischem Personal erlaubt, aus religiösen die Behandlung queerer Menschen zu verweigern, selbst wenn das für diese tödlich ist.«



      Wie ist das denn mit dem Christentum, das Wort Ethik verwende ich gar nicht, vereinbar?

      Soll man jetzt wirklich hoffen, dass er sich in den Vorwahlen durchsetzt, damit ihm »The real Donald« im eigentlichen Wahlkampf ordentlich dazwischen haut?

      21h34

      • @Radium:

        Ein Problem, mit dem schon Jesus selbst zu kämpfen hatte: Die Pharisäer halten sich für die gottgefälligsten Menschen, sind aber immer die allerletzten, die den Unterschied zwischen Frömmigkeit und Intoleranz kapieren.

        • @Normalo:

          Das ist ja nicht zuletzt auch deshalb in aller Köpfe, WEIL es in der BIBEL steht. Gerade deshalb sollte es doch den Anhängern der evangelikalen Sekten doch zu denken geben.

          Daher meine, zugegeben, naive - im unbefangenen Sinne - Frage, wie genau diese Wählerschaft, das mit ihrem Gewissen vereinbaren können, respektive wie es denen von ihren "Vordenkern" verkauft wird.

          16h41

          • @Radium:

            Sie werden feststellen, dass diese "christlichen" Fundamentalisten eine Bibelexegese pflegen, die stark beim Alten Testament "nachliest". Sie berufen sich auf Jesus Christus als den Erlöser, aber WOVON er die Welt erlöst haben soll, wird wenig vor dem Hintergrund gesehen, dass es religiöse Altvordere waren, die ihn umbrachten. Stattdessen wird die Sünde, die er von der Welt genommen haben soll, anhand der alttestamenrarischen Sicht definiert. Bigotterie ist da schon im System angelegt.

      • @Radium:

        "Wie ist das denn mit dem Christentum, das Wort Ethik verwende ich gar nicht, vereinbar?"

        Das ist kein Problem. Spult man so durch die Geschichte, merkt man schnell, was unter dem Kreuz noch so alles möglich ist...

        • @warum_denkt_keiner_nach?:

          Hat sich denn die Gesellschaft, auch die der evangelikalen Sekten, vor dem Hintergrund der Geschichte nicht weiterentwickelt, dass man so offensichtliche Widersprüche einfach hinnimmt?

          Haben sich nicht ursprünglich gerade jene 13 Staaten als gesellschaftlicher Gegenentwurf zum alten, autoritären, Europa der religiösen Obrigkeitsstaaten zusammengeschlossen?



          Ist es nicht eine Perversion des Freiheitsbegriffes, wenn er nur für bestimmte, hauptsächlich wirtschaftliche Bereiche gelte?

          16h50

          • @Radium:

            "Hat sich denn die Gesellschaft, auch die der evangelikalen Sekten, vor dem Hintergrund der Geschichte nicht weiterentwickelt, dass man so offensichtliche Widersprüche einfach hinnimmt?"

            Schauen Sie sich in der Welt um. Haben Sie den Eindruck, dass die Menschheit besonders viel gelernt hat?

            "Haben sich nicht ursprünglich gerade jene 13 Staaten als gesellschaftlicher Gegenentwurf zum alten, autoritären, Europa der religiösen Obrigkeitsstaaten zusammengeschlossen?"

            Das ist ein weit verbreiteter Irrtum. Auch wenn es keine Staatreligion gibt. Die einzelnen Gruppen waren selten tolerant. Men denke nur an die "frommen Pilgerväter", die zur Ursprungslegende der USA gehören. Tatsächlich waren das intolerante Fanatiker, die einen Platz suchten, an dem sie ihre strengen Regeln ausleben konnten. Die Gemeinschaft war in sich streng autoritär und ist gegen jede Abweichung vorgegangen.

  • Da träumt nicht nur die AFD, Andreas Scheuer, Dorothee Bär und Florian Hahn haben DeSantis vor ein paar Wochen besucht. Wobei ersterer ausdrücklich die "Analysen" von DeSantis teilt.

    • @0 Substanz:

      Um die maßgeblich auf russisches Gas setzende Energiepolitik Deutschlands im Nachhiniein kritisch zu sehen (und nur darauf bezog sich ja wohl des Scheuer Andi zahme Zustimmung), braucht man, glaube ich, kein nationalistischer Betonkopf zu sein. Nehmen Sie es doch lieber als ein ungewöhnliches Zeichen von christlich-sozialer Demut, dass er damit die Verfehltheit der auch von seiner Partei getragenen Politik eingesteht. :-)

    • @0 Substanz:

      Tatsächlich? Vielleicht nehmen die schon mal auf den Spuren von FJS ("Rechts von uns ist die Wand.") Anlauf für die kommende Bundestagswahl.