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Reflexion über den UkrainekriegRaus aus der Einbahnstraße

Kriege fordern schnelles Handeln und lassen wenig Raum zum Nachdenken. Dennoch braucht es ein Reflektieren, wie es zum Ukrainekrieg kommen konnte.

Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg besucht Nato-Soldaten in Lettland Foto: Reuters

D as historische Denken ist fast unweigerlich von Zweifel geprägt, weil im Rückblick klar wird, wo Geschichte anders hätte verlaufen können. His­to­ri­ke­r*in­nen sind dabei keine besseren Menschen, sie sind genauso anfällig für Heuchelei, Opportunismus, Ideologie wie andere Menschen auch. Aber ich glaube, es hilft schon, wenn man die Gegenwart quasi von der Unterseite betrachten lernt, vom Boden aus, und sieht, wie sich die Dinge entwickelt haben; und wo sie sich anders hätten entwickeln können.

Man kann das Ambiguitäts-Toleranz nennen oder einfach die Fähigkeit, verschiedene Standpunkte gleichzeitig zu sehen – idealerweise wäre etwa ein medialer Diskurs so geprägt, von Widersprüchen, denn die Wirklichkeit ist meistens dialektisch und selten eine Einbahnstraße. Die Demokratie lebt von dieser Pluralität der Perspektiven, und es ist eine Ironie der vergangenen Jahre, dass die Diskurspanik, also die Dauerrede von der Gefahr von „Cancel Culture“ und „Wokeness“, eher dazu beigetragen hat, dass sich Menschen an ihre Standpunkte klammern wie an einen Rettungsring.

Es heißt dann immer, die Zeiten seien so unübersichtlich geworden und so komplex. Ich weiß nicht, ob das stimmt. Es ist nicht falsch. Aber das heißt ja noch nicht, dass es richtig ist. Das zum Beispiel wäre so eine dialektische Bewegung, wie sie Denken voranbringen könnte, das an etwas Neuem interessiert ist, an einer Verbindung von Wahrheiten oder Wahrnehmungen, die bislang lose im Raum drifteten.

Ein Krieg ist keine besonders gute Zeit für Ambiguität, und das hat auch gute Gründe. Im Krieg wollen die Menschen Antworten, sie wollen Klarheit ­– und in diesem Krieg ist einiges sehr klar: Wer der Aggressor ist etwa, wer Städte bombardiert, wer Zivilisten tötet, wer Zerstörung walten lässt und wer sich über das Völkerrecht erhebt.

Die Fragen, in diesem Moment, sind erst einmal sehr viel dringendere, von Humanität und Not, von Hilfe und Protest, von Widerstand und Mut, von Verzicht und Hoffnung, von Mitleid, Tod und Trauer, von Schuld und Opfern. Das heißt aber nicht, dass andere Fragen nicht gleichzeitig präsent sind, gleichzeitig gedacht werden können.

Die Gleichzeitigkeit zuzulassen oder zu ermöglichen, das ist, glaube ich, historisches Denken in der politischen Praxis. Man sollte das mit Demut tun und mit Vorsicht, mit Bedacht und nicht mit einer Geste des intellektuellen Triumphs.

Bild: Frank May/picture alliance
Georg Diez

ist Chefredakteur von „The New Institute“. Zuletzt erschien von ihm das Buch „Blogdown. Notizen zur Krise“ im Frohmann Verlag.

Man sollte aber auch offen sein für die Widersprüche von Entwicklungen, und nicht alle Widersprüche müssen kausal zu der gegenwärtigen Situation hinführen – manchmal reichen Widersprüche schon aus, um alternative Wege erkennen zu lassen, um aus der Vergangenheit wenigstens für den Zeitpunkt zu lernen, der jenseits des Schreckens liegt, denn hier, in diesem Moment, ist Handeln oft erst einmal wichtiger als Denken.

Es ist aber doch hilfreich, um diesen Krieg zu verstehen, wenn man sich die Geschichte der Zeit nach dem Ende des Kalten Krieges noch einmal anschaut: wenn man versucht zu verstehen, wie extrem wirkmächtig tatsächlich die Formel vom „Ende der Geschichte“ war, wie sie Francis Fukuyama für eine ganze Generation formulierte, was eher zu einem Ende des Nachdenkens führte und eben zu engen Gleisen, auf denen sich das Politische fortbewegte. Ein gewisser Automatismus schien die Gegenwart erfasst zu haben, wie trügerisch er war, zeigt sich nicht erst jetzt.

Denn die Fehler, deren Folgen wir heute auch sehen, begannen damals, und es nimmt nichts von der Schuld Wladimir Putins, sich noch mal zum Nato-Gipfel von Bukarest im Jahr 2008 zurückzuversetzen, als der Ukraine und Georgien eine Mitgliedschaft in diesem Verteidigungsbündnis in Aussicht gestellt wurde, das eigentlich seinen Daseinszweck überlebt hatte, jedenfalls dann, wenn das Ende der Geschichte real gewesen wäre.

Man kann auch das Ambiguitäts-Toleranz nennen, ein Militärbündnis zur Sicherung des eigenen Sieges zu schmieden – so oder so hilft es, sich in diesen historischen Moment zu versetzen, um die möglichen Alternativen zu sehen.

Und hier, in diesem Wort, glaube ich, konzentriert sich der Zeitgeist von damals – denn es war ja gerade die Alternativlosigkeit, die in den Jahren und Jahrzehnten nach dem Fall der Mauer und des Eisernen Vorhangs so oft beschworen wurde, ein Denken also geprägt von Scheuklappen, eine Einübung in intellektueller Unmündigkeit.

Es war etwas antiaufklärerisches in dieser Geste, die oft verbunden war mit der vermeintlichen Notwendigkeit oder Naturgesetzlichkeit von wirtschaftlichen Gegebenheiten, etwa in der Wirtschafts- und Finanzkrise, die in ebenjenem Jahr 2008 ihre volle Wirkung zu entfalten begann.

Dieses Denken in Alternativlosigkeiten hatte dann auch politische Folgen, für das Handeln der politischen Akteure genauso wie für die Wahrnehmung durch die Bürger*innen, weil es intellektuell deprimierend und seltsam bevormundend wirken musste.

Manches davon findet sich auch in den Krisenmomenten der Ukraine schon 2013 und 2014, als aus diesem Denken quasi Policy-Vorgaben geworden waren, also Handreichungen für konkretes Handeln. Damals wurde von einigen Medien herausgearbeitet, welche Fehler gemacht wurden, zwischen der EU, Russland und der Ukraine – aber im Westen jedenfalls hat man, auf verschiedenste Art und Weise, aus diesen Fehlern kaum gelernt.

Und so sehen wir nun das Schauspiel all derer, die, wohl vollkommen ehrlich, zugeben, dass sie vollkommen überrascht waren von dem, was sich gerade ereignet. Dass sie nie damit gerechnet hätten. Es ist auch eine erschreckende Art von Eliteversagen, das wir gerade beobachten. Viele Leute haben ihren Job nicht gemacht. Manchmal wird das nun als „Naivität“ bezeichnet, als Schutzbehauptung. Ich glaube, es ist eher so, dass viele nicht hinsehen wollten und lernen, aus den Fehlern der Vergangenheit.

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30 Kommentare

 / 
  • 8G
    85198 (Profil gelöscht)

    Vielen Dank für diesen sehr gut formulierten Text.



    Nur wenn wir - wie Michel Foucault mit der archäölogischen Methode - die Frage stellen



    "Warum ist es so - und nicht anders?"



    können wir uns mögliche Handlungsalternativen vor Augen führen und unsere Selbstverständlichkeiten hinterfragen.



    Nur wenn wir Macht Macht und Herrschaft Herrschaft nennen (ein methodischer Anarchismus) und auf ein solidarisches Positionbeziehen zunächst verzichten, können wir historische Fakten benennen - was dann eine Solidarisierung mit verschiedenen Anliegen ermöglicht, ohne dass diese historischen Fakten den von Solidarität geprägten Erzählungen unterworfen werden.

  • Das Motiv für diesen Krieg liegt nicht beim angeblichen Einkreisen der NATO, sondern beim subjektiven Freiheitsstreben der Ukrainer, das mit dem EU-Assoziierungsvertrag begann.

  • "Es ist nicht falsch. Aber das heißt ja noch nicht, dass es richtig ist."

  • Ohne Zweifel gab es Fehler in der Vergangenheit!

    Das rücksichtslose Agieren des Kapitalistischen Systems war eines davon.



    Ein großer Fehler war aber die Korruption und fehlende politische Mechanismen die dann greifen, wenn die Macht droht sich auf wenige zu zentrieren und einer davon "abhebt", so die ganze Menschheit dadurch bedroht.



    In USA hat das halbwegs funktioniert, in Russland offensichtlich nicht!



    Und China scheint noch ein "UBoot" von dem niemand weis wo es landet wenn ihr "Führer" abhebt.

    Krieg ist mit Nichts zu rechtfertigen!

  • "Viele Leute haben ihren Job nicht gemacht" klingt für mich wieder erschreckend nach dem Versuch, die Verantwortung für die Bombardierung der Ukraine gleichermaßen zwischen Russland und "dem Westen" aufzuteilen.

    Der nächste Schritt wäre dann die Täter-Opfer-Umkehr.

  • Der Kommentar klingt ja wie das Wort zum Sonntag.



    Ich hab mich Grade an den Gedanken gewöhnt, dass die Linken blöd sind, dass WIR die Guten sind, dass der Westen alles richtig macht, dass es sowieso nur eine richtige Sichtweise gibt...



    Und nun sowas!

  • 2G
    28668 (Profil gelöscht)

    Hier mal drei Artikel die in meine Wahrnehmung passen - Reflexion:

    1. www.spiegel.de/pan...-b343-fbee8dcf3b49



    2. www.spiegel.de/pan...-a537-af65146ee8a8



    3. rtde.team/meinung/...ilisierte-ukraine/



    ... und hoffentlich hat dieser Krieg bald ein Ende.

    • @28668 (Profil gelöscht):

      Und noch etwas:



      Sie liken hier tatsächlich einen Beitrag, in dem Folgendes über den Euromaidan steht:



      "Dies alles wurde in den sogenannten liberalen Medien als ein großer Sieg des ukrainischen Volkes bejubelt: Ein demokratischer Aufstand gegen eine Unterdrückung. Als jedoch im Januar 2021 in den USA auf dem Capitol Hill etwas Ähnliches geschah, wurde von denselben liberalen Medien ein Umsturzversuch beklagt, und die Unterstützer vom noch amtierenden Präsidenten Trump wurden als gefährliche Faschisten denunziert. Kann hier wirklich niemand mehr die Doppelmoral erkennen?"



      Danke für die Aufklärung, welch Geistes Kind dieser ganze Putin-Kitsch ist.

      • 2G
        28668 (Profil gelöscht)
        @dites-mois:

        Ich wollte keine Gefühle verletzen. Entschuldigung. Hier ein letzter Artikel zur Berichterstattung zum Euromaidan 2014: www.spiegel.de/kul...tung-a-993304.html und jetzt halte ich meine Klappe und arbeite an meiner Ambiguitäts-Toleranz und helfe den Geflüchteten hier in Berlin, versprochen.

        • @28668 (Profil gelöscht):

          Sie empfehlen RussiaToday-Lektüre und werfen westlicher Berichterstattung Einseitigkeit vor, das würd ich eher Gaga-Toleranz nennen.

    • @28668 (Profil gelöscht):

      Was für eine schöne Zusammenstellung!



      Sie kombinieren hier den irrlichternden Thomas Fischer - der seriös klingende Strohhalm, an den sich die "Die USA sind immer und an allem schuld"-Fraktion seit vorgestern klammert - direkt mit einem Beitrag aus Putins Hass- & Propagandasender.



      Das passt dann wohl!

  • Wolodymyr Selenskyj ist kein Held, sondern ein Clown der sein Volk in einen aussichtslosen Heldentot schickt.



    Dieser gesamte Haufen voller Schlaumeier, einschließlich der Leiter der Münchner Sicherheitskonferenz (MSC) Horst Teltschik, die meinten, dass Russland niemals einen Krieg mit der Ukraine beginnen wird.



    Jetzt sind sie alle schlauer. Russland muss ernst genommen werden, wenn es seine Interessen anmeldet. Diese Arroganz unsere Politiker die bei Putin antanzten und ihm erzählten, es sei das gute Recht der Ukrainer selbst und frei zu entscheiden ob sie Nato-Mitglied werden wollen, das müsse Russland akzeptieren.



    Ich glaube fest daran, dass der Ukraine-Krieg vermeidbar gewesen wäre, hätte man Putin belastbare Angebote zu seinen Forderungen gemacht. Dabei spielt es gar keine Rolle, ob Russland tatsächlich seine Forderungen völkerrechtlich begründen hätte können.

    • @Nico Frank:

      Ich warte auch auf den Protest gegen das Ausreiseverbot aller Männer zwischen 18-60. Unausgebildete Menschen an die Front zum Verbluten schicken ist weder heldenhaft noch mutig.



      Allen Deserteure, auch russichen und weissrussischen, eine Prämie zahlen und Asyl gewähren.

    • @Nico Frank:

      Putins zentrale Forderung ist - nun nehmen Sie ihn doch bitte einfach mal ernst - ein großrussischen Reich. Das stehe ihm historisch zu. Und nun formulieren Sie bitte Ihr "belastbares Angebot"!

      • @dites-mois:

        Das ist doch billige Propaganda. Russland bzw. Moskau soll nicht mit Atomraketen unmittelbar aus der Nachbarschaft getroffen werden. Ich halte das für ein berechtigtes Interesse.

        • @Nico Frank:

          Um zu treffen, müssten sie erstmal abgeschossen werden. Damit haben die westlichen Atommächte - im Gegensatz zu Putin Geheimdienstlerclan - nie gedroht, es nicht beabsichtigt und auch keinerlei Vorhaben in diese Richtung. Warum auch.



          Na gut: vielleicht weil im Kalten Krieg hängen gebliebene, zu Denkfaulheit tendierende Gemüter sich auf ihre alten Tage nichts anderes mehr vorstellen können.

          guckssu hier:



          taz.de/Linke-und-d...inekrieg/!5834130/

  • Herr Dietz, Sie brauchen 506 von insgesamt 856 Wörtern Ihres Artikels, um "vorzubauen" und schon mal mittels intellektueller Verschwurbelungen zu entschuldigen, was Sie sich danach auch nur anzudeuten trauen. Fällt Ihnen eigentlich gar nichts auf, während Sie so etwas schreiben?

    Und dann haben Sie, wenn man anderen Kommentatoren hier glauben schenken darf, auch noch die Tatsachen falsch, da der NATO-Betritt der Ukraine damals offenbar abgelehnt wurde.

    Putin ist kein straffälliger Jugendlicher, den "die Umstände", "die Gesellschaft" oder "das System" (hier: der böse Westen) auf die schiefe Bahn gebracht haben. Er allein trägt die Verantwortung für den Überfall und all das Leid in der Ukraine.

  • Die Zaren wollten nie in Europa einmarschieren und haben es auch nie getan.



    Die "Gefahr", dass Russland (und im Wesentlichen auch die alte Sowjetunion) "in Europa einmarschieren" wollte, wurde von der USA erfunden und in jedem Fall stark übertrieben, um Europa unter ihrer Herrschaft zu halten.



    Sowohl die Zaren als auch die Sowjetunion und das heutige Russland wollen eine Art "Pufferzone" an ihren Grenzen erhalten. Die USA haben immer dasselbe mit ihren Nachbarn gewollt, und es ist ihnen immer gelungen, auch mit militärischen Mitteln.



    Nach 1990 bestand keine Notwendigkeit, die NATO nach Osten zu erweitern. Es genügte, dass sich die Länder östlich von Deutschland für neutral erklärten, wie es Österreich und Finnland (die seit jeher in Frieden und Wohlstand leben) taten.



    Die Osterweiterung der NATO diente ausschließlich dem Zweck, Russland zu demütigen. Einfach um sie zu "bestrafen". Ein weiterer Grund war, die Europäer ständig unter der Vorherrschaft und Abhängigkeit der USA zu halten.



    Und jetzt zahlen wir Europäer den Preis dafür.



    Die USA versuchen immer noch, Russland zu provozieren und zu bestrafen, und die europäischen Regierungen wären gut beraten, sich um die Interessen ihrer eigenen Bevölkerung (und nicht die Interessen der Machthaber in den USA) zu kümmern, die darin besteht, in Frieden mit Russland zu leben, und die Vorschläge zu akzeptieren, die jetzt von Russland kommen, um diesen Krieg zu beenden.



    Ohne gegenseitige Zugeständnisse gibt es keinen Frieden, und es liegt im Interesse aller Europäer, mit Russland Frieden zu schließen und in Frieden zu leben.



    Ich freue mich, dass in der TAZ ein Artikel erschienen ist (zumindest in der TAZ, in anderen Zeitungen scheint mir das leider viel weniger der Fall zu sein, aber vielleicht täusche ich mich ja), der endlich den Geist des Konflikts und des Krieges verlässt und sich auf die Suche nach klugen und vernünftigen Lösungen für den Frieden begibt.

    • @Ugo Pioletti:

      Offensichtlich wollten einige Staaten lieber in die NATO als irgendwie wieder unter den Einfluss russischer Kleptokraten zu geraten. Dass es genug "westliche" Akteure gab, die zur eigenen Bereicherung russische Kleptokraten unterstützt haben und eine gute zivilgesellschaftliche Entwicklungin Russland verhindert haben und somit ein Stück für Putin's Machtsystem mit verantwortlich sind, ist bitter genug und somit auch berechtigte Kritik. Aber dass bei aller Kritik an den Auswüchsen des Kapitalismus, die Menschen lieber dem "westlichen" Wohlstand, Lebensart oder wieauchimmer frönen, als in weniger effektiven Systemen zu leben, ist offensichtlich. Die USA hatte doch never ever die Absicht in Russland einzumarschieren. Aber genau wie wir mit unseren Gaskäufen ist ihr Verhalten sicher Teil einer Gesamtkonstellation an deren Endpunkt ein gestörter Putin dieses Unheil anrichten könnte. Mag rückblickend ungewollt ein Pulverfass entstanden sein, den Funken hat er daran gehalten und kein anderer. Mir ist dieses seltsame Relativieren der Putinschen Aggression und das verzweifelte und polarisierende Schuldsuchen in den Reihen der westlichen Welt sehr befremdlich.

    • @Ugo Pioletti:

      "Die Osterweiterung der NATO diente ausschließlich dem Zweck, Russland zu demütigen. Einfach um sie zu "bestrafen". Ein weiterer Grund war, die Europäer ständig unter der Vorherrschaft und Abhängigkeit der USA zu halten."

      Diese billigen Behauptungen sind durch nichts belegt, wofür hätte man den Russland bestrafen sollen?

      Der typische verdrehte RT-Quark... bitte mal umschalten...

      • @Grisch:

        Diejenigen, die diese Worte - 'billige Behauptungen' - verwenden, haben offensichtlich keine wirklichen Argumente. Was die "Belege" angeht, man kann sich diesen Vortrag ansehen:



        www.youtube.com/watch?v=8X7Ng75e5gQ

  • Dennoch braucht es ein Reflektieren, wie es zum Ukrainekrieg kommen konnte.

    1) 14 Jahre Appeasement gegenüber einem aggressiven und autokratisch regierten Staat.



    2) 22 Jahre Kleptokratie in Russland, mit dem Westen als Helfer, Dulder und Profiteur.

    • @Barbara Falk:

      Exakt!

  • Komisch. . wie kommt es, dass ich überhaupt nicht überrascht war? Spätestens seit Aleppo schien mir ziemlich klar, was auf uns zukommt. Über die Art und Weise des Angriffs, da war ich überrascht: dass Putin sich nicht einmal eine billige Rechtfertigung inszeniert, sondern einfach Großreich-Ansprüche stellt und losschlagt.

    "eine erschreckende Art von Eliteversagen, das wir gerade beobachten. Viele Leute haben ihren Job nicht gemacht."



    Ja, vor allem der Wandeldurchhandel-Glaubens Satz, der uns diese unfassbare Rohstoffabhängigkeit von Russland beschert hat. Doch auch hier keine Überraschung: da wurde verzweifelt vor gewarnt. Von Linken, die noch realitätsempfänglich sind und von vielen Grünen. Und von Norbert Röttgen.

  • 9G
    97627 (Profil gelöscht)

    Papageienstück. Hier geht und ging es nie zuerst um die Nato sondern um die Ukrainischen Gasvorkommen (shale gas in der Ostukraine, riesige Vorkommen um die Krim). Wer das auslässt, hat keine Ahnung.