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Reaktionen auf Tod Michail Gorbatschows„Sein Traum liegt in Trümmern“

Po­li­ti­ke­r*in­nen erinnern an den früheren sowjetischen Staatschef Michail Gorbatschow. Bundespräsident Steinmeier richtet auch mahnende Worte an Moskau.

Gorbatschow Porträt in den Resten der Berliner Mauer 1991 am Checkpoint Charly Foto: Olaf Jandke

Berlin dpa/afp | Deutsche und internationale Po­li­ti­ke­r:in­nen haben bestürzt auf den Tod Michail Gorbatschows reagiert. Bundeskanzler Olaf Scholz würdigte den verstorbenen russischen Friedensnobelpreisträger als mutigen Reformer. Seine Politik habe es möglich gemacht, „dass Deutschland vereint werden konnte und der Eiserne Vorhang verschwunden ist“. Auch Russland habe dank Gorbatschow den Versuch unternehmen können, eine Demokratie zu etablieren. Nun sei er in einer Zeit gestorben, „in der nicht nur die Demokratie in Russland gescheitert ist“, sondern in der der russische Präsident Wladimir Putin auch neue Gräben in Europa ziehe.

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier nannte Gorbatschow einen „großen Staatsmann“. Gorbatschow habe in den vergangenen Jahren darunter gelitten, dass sein Traum in immer weitere Ferne rückte. „Heute liegt der Traum in Trümmern, zerstört durch den brutalen Angriff Russlands auf die Ukraine“, betonte Steinmeier.

Auch Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) hat die Verdienste Gorbatschows um die deutsche Einheit gewürdigt. Gorbatschow habe sich „in Schicksalsmomenten unserer Geschichte von Frieden und der Verständigung zwischen den Menschen leiten lassen“, schrieb sie am Mittwochmorgen auf Twitter. Ähnlich äußerte sich Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP): „Michail Gorbatschow haben wir so viel zu verdanken“, schrieb er auf Twitter. „Sein Einsatz für Frieden und Freiheit in Europa wird unvergessen bleiben – sein Engagement hat unsere Geschichte verändert.“

Internationale Trauer

Auch international löste die Nachricht von Gorbatschows Tod Trauer aus. UN-Generalsekretär António Guterres bezeichnet den Friedensnobelpreisträger als „einzigartigen Staatsmann, der den Gang der Geschichte verändert hat“. „Er hat mehr als jeder andere für ein friedliches Ende des Kalten Krieges getan.“ EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen erklärte, Gorbatschow habe „eine entscheidende Rolle bei der Beendigung des Kalten Krieges und dem Fall des Eisernen Vorhangs“ gespielt und „den Weg für ein freies Europa“ geebnet.

US-Präsident Joe Biden würdigte Gorbatschow als „Mann mit außergewöhnlicher Weitsicht“ und „Anführer, wie es ihn selten gibt“, der die Welt „sicherer“ gemacht habe. Frankreichs Staatschef Emmanuel Macron bezeichnete Gorbatschow als „Mann des Friedens, dessen Entscheidungen den Russen den Weg zur Freiheit eröffnet haben“.

Gorbatschow war am Dienstag in Moskau gestorben. Er hatte die Sowjetunion als deren letzter Präsident in den Jahren 1985 bis 1991 geführt. In dieser Zeit setzte er sich für eine Entspannung mit dem Westen ein und machte dadurch unter anderem die Wiedervereinigung Deutschlands möglich. Für seine Rolle bei der friedlichen Beendigung des Kalten Krieges wurde Gorbatschow 1990 mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet.

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5 Kommentare

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  • Ich bin nicht sicher, dass Gorbatschows Traum in Trümmern liegt. Ich vermute, er hatte gar keinen Traum. Er hat Notwendigkeiten erkannt und er war klug genug, sich nicht gegen die Geschichte zu stellen. Er hat einfach nur Gefahren minimiert. Ich erinnere mich noch gut, wie er 89 die "Gorbi, Gorbi"- Rufe versucht hat runterzuregeln. Er wusste, es war nicht nur ein Missverständnis, sondern auch gefährlich. Er wusste, er war selber mehr Objekt der Veränderungen als ihr Beherrscher. Gewollt hat Gorbatschow eine reformierte Sowjetunion, das hat er nicht bekommen. Nicht gewollt hat er den Zerfall der Sowjetunion, auch nicht gewollt hat er den Fall der Mauer. Er hat die Wiedervereinigung akzeptiert, das ist etwas ganz anderes. 89 zitierte die ganze Welt Gorbatschows "Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben.", gestern und heute habe ich den Satz nirgendwo gelesen. Warum? Auch, weil jetzt klar ist, dass Gorbatschow selber zu spät gekommen ist, vielleicht aber vor allem, weil wir selber gerade viel zu spät kommen.

  • "Bundespräsident Steinmeier richtet auch mahnende Worte an Moskau"

    Ich glaube die Art, wie Steinmeier Gorbatschow würdigt, ist nicht ganz korrekt, er wurde abserviert, die UdSSR ist nicht demokratischer, friedlicher oder besser geworden, sondern sie wurde dann geschrottet. Natürlich vieles war reif dafür, aber ein guter Staatsmann baut ja auf, renoviert, reformiert und schafft etwas Positives. Nur weil das NATO-Mitglied Deutschland weniger bedroht ist und sich wiedervereinen konnte, ist Gorbatschow aus seinem Kontext heraus kein großer Staatsmann. Und ich glaubem, es wurde noch nie so viel Alkohol in den ehemaligen Gebieten der UdSSR getrunkten, wie seit Gorbatschow.

    Schade ist es, weil er nicht nur eine bessere UdSSR wollte, sondern auch ein friedlicheres, besseres Europa. Auch davon sind wir damals weit entfernt gewesen, heute ist es alles uner dem Eindruck des Uklraine-Krieges.

    Ukrainische Bekannte sagen: Die Deutschen lieben Gorbatschow. Das stimmt.

  • Man sollte vielleicht auch nicht ganz vergessen, dass er verantwortlich war für den Blutsonntag von Vilnius.

  • 8G
    83635 (Profil gelöscht)

    Es erstaunt mich doch wie Gorbatschow’s berechtigte Kritik an den USA und Westen überall unerwähnt bleibt. Für mich grenzt das an Geschichtsunterschlagung und indiziert wie sehr die veröffentlichte Meinung von bestimmten ideologischen Positionen durchdrungen ist.

  • in seiner amtszeit wurde ein dossier erstellt ...

    über die strukturen der organisierten kriminalität in russland nach der auflösung der sowjetunion. über die halblegale aneignung des staatsvermögens durch die oligarchen. die gewachsene korruption ist heute ebenso eine tiebfeder des bewaffneten konflikts.