Raketentest in Nordkorea: Man demonstriert Stärke
Nordkorea hat zwei Kurzstreckenraketen Richtung Japanisches Meer abgefeuert. Zuvor war in Südkorea der Flugzeugträger „USS Georg Washington" angekommen.
SEOUL dpa | Nordkoreas Militär hat auf die Ankunft des Flugzeugträgers „USS George Washington“ in Südkorea mit weiteren Raketentests reagiert. Zwei Kurzstreckenraketen seien am frühen Sonntagmorgen unweit der an der Grenze zu Südkorea gelegenen Stadt Kaesong in Richtung Japanisches Meer (Ostmeer) abgefeuert worden, teilte eine Sprecher des Verteidigungsministeriums in Seoul mit.
Demnach handelte es sich vermutlich um Scud-Raketen mit einer Reichweite von etwa 500 Kilometern. Vor dem Hintergrund des Aufenthalts des US-Flugzeugträgers zu Manövern in Südkorea hatte das kommunistische Regime in Pjöngjang bereits am Samstag damit gedroht, sein umstrittenes Atomprogramm auszubauen.
Aus Militärkreisen verlautete, es sei höchst ungewöhnlich für Nordkorea, Raketen so nah an der militärischen Demarkationslinie zwischen beiden Staaten zu verschießen. Militärs spekulierten, der jüngste Test könnte möglicherweise auch eine Protestaktion gegen den Aufenthalt des US-Flugzeugträgers in Südkorea sein.
Nordkorea hatte zuletzt mehrere Raketen, darunter auch Scud-Raketen, von der Ostküste und vom Landesinneren verschossen, die alle ins Meer fielen. Bereits im März und April hatte das Land eine ungewöhnlich große Anzahl verschiedener Raketentypen getestet. Das Land drohte auch mit einem neuen Atomtest. Anfang Juli hatte Nordkorea neue Entspannungsvorschläge an Südkorea gerichtet, die Seoul jedoch als „unaufrichtig“ zurückgewiesen hatte.
Atomprogramm als Drohgebärde
Die Nationale Verteidigungskommission in Nordkorea warf den USA am Samstag eine Fortsetzung „ihrer Kanonenbootdiplomatie aus dem vergangenen Jahrhundert" vor. „Je beharrlicher sie (die USA) auf rücksichtslose nukleare Erpressung und Drohung zurückgreifen, desto mehr wird die Volksrepublik ihre immer bereit stehende moderne Atomstreitmacht für die Selbstverteidigung verstärken“, wurde ein Sprecher von den Staatsmedien zitiert.
Die „USS George Washington“ war am Freitag vor Pusan an der Südostküste Südkoreas vor Anker gegangen. Das Schiff soll nach Berichten der südkoreanischen Nachrichtenagentur Yonhap vom 16. bis zum 21. Juli im Rahmen jährlicher Manöver beider Länder an einer Seeübung teilnehmen.
Die USA schicken regelmäßig Flugzeugträger nach Südkorea. Nordkorea wirft beiden Ländern vor, mit ihren Manövern einen Angriff vorzubereiten. Das wird von beiden Ländern bestritten.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Proteste bei Nan Goldin
Logiken des Boykotts
Israelische Drohnen in Gaza
Testlabor des Grauens
Rekrutierung im Krieg gegen Russland
Von der Straße weg
Bündnis Sahra Wagenknecht
Ein Bestsellerautor will in den Bundestag
Bundeskongress der Jusos
Was Scholz von Esken lernen kann
Demokratieförderung nach Ende der Ampel
Die Lage ist dramatisch