piwik no script img

Treffen zwischen Nord- und SüdkoreaEin Zeichen der Entspannung

Erstmals seit fünf Jahren verhandeln Spitzenfunktionäre Nordkoreas mit dem verfeindeten Nachbarland. Es ist gar von „Wiedervereinigung“ die Rede.

Sieht ganz gemütlich aus Bild: dpa

SEOUL ap/afp | Zum ersten Mal seit fünf Jahren hat ein Spitzenfunktionär Nordkoreas mit der verfeindeten Regierung Südkoreas verhandelt. Das Treffen kam nach südkoreanischen Angaben am Samstag überraschend am Rande der Asienspiele in Südkorea zustande. Botschaft und Absicht des Nordkoreaners Hwang Pyong So - er gilt als Nummer zwei hinter Machthaber Kim Jong Un - blieben allerdings zunächst offen. Vorab drückten beide Seiten aber ihre Hoffnung auf bessere Beziehungen aus.

Die nordkoreanische Delegation war zum Schlusstag der Asienspiele in der südkoreanischen Stadt Incheon angereist. Der Besuch gilt als diplomatisch bedeutsam, weil es seit Monaten immer wieder Spannungen und militärische Drohgebärden zwischen den beiden Nachbarländern gibt. Das kommunistische Nord- und das mit dem Westen verbündete Südkorea haben nach dem Ende ihres Kriegs 1953 nie Frieden geschlossen.

Der Nordkoreaner Hwang ist Spitzenfunktionär der dortigen Volksarmee und stellvertretender Vorsitzender der Nationalen Verteidigungskommission, die von Machthaber Kim selbst geführt wird. Hwang wurde in Südkorea von Vereinigungsminister Ryoo Kihl Jae und dem Direktor für Nationale Sicherheit, Kim Kwan Jin empfangen. Ein Gespräch mit der südkoreanischen Präsidentin Park Guen Hye war jedoch nicht geplant, wie das Einheitsministerium mitteilte.

Das könnte sich als Fehler erweisen, spekulierte der amerikanische Korea-Experte John Delury von der Yonsei-Universität in Seoul. Eine so hochrangige nordkoreanische Delegation hätte Park Einblicke gegeben, was die nordkoreanische Führung vorhabe, sagte er. Die Visite sei für Park eine „goldene Gelegenheit“, den Prozess zur Wiedervereinigung der verfeindeten Länder voranzubringen.

Zu dem Besuch reisten der Leiter des Politbüros der Armee, Hwang Pyong So, der als Nummer zwei des Landes nach Staatschef Kim Jong Un gilt, sowie sein Vorgänger Choe Ryong Hae und der hohe Beamte Kim Yang Gon an. Choe dankte dem Süden für die Gastfreundschaft bei den Asienspielen. Er sagte, er sei „stolz, dass der Sport die Bemühungen zur Wiedervereinigung anführt“.

Spekulationen um Gesundheit von Kim

Eine Zusammenkunft auf so hoher Ebene hatte es zuletzt 2009 gegeben. Damals hatte eine Delegation dem verstorbenen südkoreanischen Präsidenten Kim Dae Jung die letzte Ehre erwiesen und mit dessen Nachfolger Lee Myung Bak gesprochen. Damals und auch jetzt mit dabei war Nordkoreas Geheimdienstchef Kim Yang Gon.

Doch hatten sich die Beziehungen der Nachbarn danach verschlechtert. Zuletzt hatten sich die Führungen beider Länder häufig gegenseitig beschimpft. Nordkoreanische Staatsmedien hatten Südkoreas Präsidentin Park zuletzt als Prostituierte bezeichnet.

Über Nordkoreas Machthaber Kim kursierten zuletzt Spekulationen, seine Gesundheit sei angeschlagen. Er hat sich seit dem 3. September nicht in der Öffentlichkeit gezeigt. Filmmaterial zeigte ihn im August humpelnd und mit Übergewicht.

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

1 Kommentar

 / 
  • 9G
    90191 (Profil gelöscht)

    Südkorea, überlegt Euch das mit der Wiedervereinigung genau. Ehemalige Kommunisten erweisen sich gerne mal als Faschisten, wenn man sie in den Kapitalismus entläßt.