Putin und Erdogan zu Besuch im Iran: Teheran hebt Putins Laune
Für den türkischen Präsidenten gab es wenig Erfolge beim Autokratengipfel in Teheran. Russland und der Iran binden sich enger aneinander.
Zwar wiederholte Erdoğan in seiner Erklärung zum Abschluss des Gipfels noch einmal trotzig, die Türkei werde weiterhin den Terrorismus insbesondere der kurdischen Separatisten in Syrien bekämpfen und erwarte dabei auch die Unterstützung von Russland und dem Iran, doch es half nichts. Erdoğans Anliegen wurde auf einen kommenden Autokraten-Gipfel vertagt, der noch in diesem Jahr in Russland stattfinden soll.
Der Tag hatte für Erdoğan schon am Vormittag schlecht begonnen. Er war bereits am Montagabend in Teheran angereist und traf sich am Dienstagvormittag zunächst zu bilateralen Gesprächen mit dem iranischen Präsidenten Raisi und danach dann mit dem religiösen Führer Ajatollah Ali Chamenei, der bereits deutlich machte, dass Iran einen neuen türkischen Einmarsch in Syrien ablehnt.
Erdoğan verlegte sich deshalb auf die Diskussion von Wirtschaftsfragen. Anschließend hieß es, man strebe an, das Handelsvolumen zwischen beiden Ländern von jetzt 7 auf 30 Milliarden Dollar auszuweiten. Wie das angesichts der Sanktionen gegen den Iran gehen soll, blieb unklar. Vage wurde angedeutet, man wolle die Zusammenarbeit im Verteidigungsbereich ausbauen.
Iran verteidigt russischen Angriffskrieg
Am Nachmittag stieß dann der russische Präsident Wladimir Putin in Teheran dazu. Bei seiner zweiten Auslandsreise seit Beginn seines Krieges gegen die Ukraine gab sich Putin betont aufgeräumt. Lachend begrüßte er Erdoğan und hörte sich dann geduldig dessen Klagen über die „Terroraktivitäten“ der YPG-PKK, der Gülen-Sekte und anderer an.
Da auch Putin im persönlichen Gespräch mit Erdoğan bei seinem Nein zu einem türkischen Angriff in Syrien blieb, konzentrierten sich die beiden bei ihrem Gespräch auf die Verhandlungen über die Ausfuhr ukrainischen Getreides aus dem blockierten Hafen in Odessa. Anschließend erklärte Erdoğan, der russische Präsident sei „sehr positiv“ bei dem Thema gewesen. Noch in dieser Woche solle es ein weiteres Treffen zwischen einer russischen und ukrainischen Delegation in Istanbul geben, um den Weg für Getreidelieferungen frei zu machen.
Während Russland und der Iran bei dem Treffen neue Verträge im Energiesektor unterzeichneten – so soll etwa Gazprom in die Ausbeutung iranischer Gasfelder einsteigen – und Ajatollah Chamenei insgesamt einer engeren Zusammenarbeit mit Russland das Wort redete, blieb für Erdoğan lediglich die Hoffnung auf einen schnellen Verhandlungserfolg bei den Getreidelieferungen.
Offiziell wurde über den russischen Krieg in der Ukraine kaum geredet. Allerdings bekundete der Oberste Führer des Iran auch in diesem Punkt Verständnis für Putin. Russland sei mit seiner „Militäroperation“ nur einem Angriff des Westens zuvorgekommen, gab er zu Protokoll.
Über mögliche Waffenlieferungen des Iran an Russland, insbesondere Kampfdrohnen zum Einsatz in der Ukraine, gab es offiziell keine Erklärung. Der Iran sei in dem Krieg neutral, hieß es. Deutlich wurde aber, dass der Iran, angesichts der neuen israelisch-arabischen Allianz, einen engeren Anschluss an Russland sucht.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Rechtspopulistinnen in Europa
Rechts, weiblich, erfolgreich
Buchpremiere von Angela Merkel
Nur nicht rumjammern
Stellungnahme im Bundestag vorgelegt
Rechtsexperten stützen AfD-Verbotsantrag
#womeninmalefields Social-Media-Trend
„Ne sorry babe mit Pille spür ich nix“
Landesparteitag
Grünen-Spitze will „Vermieterführerschein“
Die Wahrheit
Herbst des Gerichtsvollziehers