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Prozess um Glyphosat in den USABayer akzeptiert Schuld

Das Pestizid des Chemiekonzerns hat Krebs verursacht. Ein entsprechendes Gerichtsurteil will Bayer nun doch nicht mehr anfechten.

Muss nicht weiter vor Gericht klagen: Platzwart Wayne Johnson in San Francisco 2018 Foto: Paul Elias/ap/picture alliance

Berlin taz | Nach jahrelangem Rechtsstreit hat der Chemiekonzern Bayer das erste US-Gerichtsurteil akzeptiert, wonach das weltweit meistverkaufte Pestizid Glyphosat Krebs verursacht hat.

Das Leverkusener Unternehmen teilte der taz nun mit, es werde nach einer Niederlage vor einem Berufungsgericht in Kalifornien im Fall des ehemaligen Platzwarts Dewayne Johnson gegen Bayers Tochterfirma Monsanto „keine Überprüfung“ beim Obersten Gerichtshof der USA beantragen.

Damit wird der Schuldspruch gegen den Konzern rechtskräftig und Bayer hat Johnson nach eigenen Angaben bereits seine 20,5 Millionen Dollar Schadenersatz gezahlt. Johnsons Anwalt Brent Wisner sagte, Bayer habe erkannt, „dass der Supreme Court das Urteil nie kippen würde“.

Der Rückzug des Konzerns könnte dessen Glaubwürdigkeit weiter erschüttern, der immer behauptet hat, Glyphosat sei bei ordnungsgemäßer Anwendung sicher.

Inhaltlich erkennt Bayer das Urteil weiter nicht an

Das Unternehmen stellte regelmäßig die Kompetenz des Geschworenengerichts in San Francisco infrage, das nach Anhörung mehrerer Wissenschaftler Monsanto in erster Instanz bereits 2018 schuldig gesprochen hatte. Noch vor einem Jahr hatte Bayer-Chef Werner Baumann gesagt, der Konzern werde das Berufungsverfahren „notfalls durch alle Instanzen betreiben“.

Auch deutsche Bauern setzen Glyphosat regelmäßig auf ihren Feldern ein. Die EU prüft gerade, ob sie die Zulassung des umstrittenen Mittels verlängert oder auslaufen lässt.

Das kalifornische Berufungsgericht bestätigte ebenfalls, dass Monsanto erhebliche Schuld an Johnsons Krebserkrankung trage, weil die Firma nicht vor der Gefahr gewarnt habe. Es senkte allerdings den Schadenersatz von 289 Millionen zunächst auf 78,6 Millionen und dann auf 20,5 Millionen Dollar.

Ein wichtiges Beweismittel war ein Gutachten der zur Weltgesundheitsorganisation WHO gehörenden Internationale Agentur für Krebsforschung (IARC) von 2015. Es besagt, dass Glyphosat „wahrscheinlich krebserregend bei Menschen“ sei. Die IARC beruft sich dabei unter anderem auf Tierversuche, bei denen mit Glyphosat gefütterte Ratten und Mäusen Tumoren entwickelten.

Trotz aller siegesgewissen Pro-Glyphosat-Statements des Konzerns bot er schließlich Zehntausenden Klägern einen Vergleich an, der rund 10 Milliarden Dollar kosten soll. Auch diese Menschen führen ihre Krebserkrankungen auf Monsantos Unkrautvernichter RoundUp zurück, der den Wirkstoff Glyphosat enthält.

Für weitere 2 Milliarden Dollar will Bayer noch nicht eingereichte Klagen beilegen. Allerdings steht noch die Zustimmung des zuständigen US-Richters zu diesem Vertragswerk aus.

Offiziell ist Bayer jedoch immer noch der Meinung, „dass das Urteil im Fall Johnson nicht durch wissenschaftliche Erkenntnisse und das Gesetz gestützt wird“. Das Unternehmen habe hier nur aus „strategischen Erwägungen“ aufgegeben: Der Fall des Klägers Edwin Hardeman sei „besser für die Überprüfung durch den US Supreme Court geeignet“.

Denn anders als im Fall Johnson werde das zuständige Bundesberufungsgericht aller Voraussicht nach seine Begründung „etwa zum Vorrang von Bundesrecht und der Zulässigkeit von Sachverständigenbeweisen“ veröffentlichen. Dabei geht es vor allem um die Frage, ob Bayer überhaupt verpflichtet war, vor einer Krebsgefahr zu warnen.

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8 Kommentare

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  • Lieber Herr Maurin,

    "wahrscheinlich krebserregend" sind laut IARC auch sehr heiße Getränke, rotes Fleisch, Nachtarbeit, offene Kamine. Wäre nach meiner Meinung eine Erwähnung in Ausführungen wert gewesen (Wikipedia "Karzinogen").

  • Ich denke, dass so ein Konzern wie Bayer eine besondere und erhöhte Verantwortung trägt, wenn es um Herstellung und Zulassung von problematischen "Pflanzenschutzmitteln" geht.

    Dennoch muss auch folgendes benannt werden:

    Sehr viele Millionen Menschen treten indirekt(!) an Bayer



    oder ähnliche Firmen heran und beauftragen sie in etwa so:



    Bitte stellt "Pflanzenschutzmittel" her, auf dass die Landwirte "ertragreich" (maximales Ertragsgewicht pro Flächeneinheit)



    die Äcker bewirtschaften können und ich dann schließlich möglichst billig alle meine Lebensmittel kaufen kann.



    Und Krebsgefahr und Gefahr für Grundwasser? Das betrifft eher die Anderen, aber nicht mich.

    Fazit:



    So ein Konzern kann nicht so viel ausrichten, wenn nicht eine große Masse an unkritischen Käufer/innen



    vorhanden ist, denen es sehr wichtig ist möglichst billige Lebensmittel zu kaufen!

    Würden (fast) nur Bio-Lebensmittel nachgefragt gäbe es BAYER so garnicht!

  • Ich möchte nur untertänigst darauf hinweisen, das Bayer nur auf Revision verzichtet, die SCHULD (zumindest offiziell) aber nicht eingesteht.

    Korrekte Titel sind eine Zier,



    doch leichter lebt's sich ohne ihr.

  • Was zum Teufel hat denn die Bayer AG damalsgeritten, dieses Zeug zu kaufen.. Es war so vorauszusehend.

  • Der Bayer-Konzern macht genau den Eindruck, dass er sich "aus strategischen Gründen" irgendeinem vermeindlichen Unrecht beugen würde ...

    Und natürlich: Das Urteil des Gerichts wird "nicht durch wissenschaftliche Erkenntnisse und das Gesetz gestützt".

    Durch was denn dann, lieber Bayer-Konzern ?

    Und zu guter letzt bleibt die Frage: Ist Glyphosat nur in den USA krebserregend oder auch hierzulande ?

    • @Bolzkopf:

      Das Urteil wurde durch eine Laienjury gefällt. Maßgeblich war dabei die Einschätzung des IARC, die besagt, daß Glyphosat grundsätzlich Krebs auslösen könnte - genauso wie Tee, Kaffee, Arbeiten mit Holz, Arbeiten als Friseur. Maßgeblich für die Einschätzung des IARC waren die Eingaben von Christopher Portier, der vom Anwalt des Klägers 140.000 erhalten hat, und die "Studie" von Seralini, die wegen schwerwiegender Mängel von Wissenschaftlern zurückgewiesen wird - aber von Portier anerkannt wurde.

      • @Manuela Langer:

        Sie nehmen Ihren Kommentar nicht wirklich ernst oder?

        Sie haben übrigens übersehen, dass auch Whisky krebserregend wirken kann, wegen seines Gehalts an Nitrosaminen.

        Allerdings erst ab ca. 12 Litern pro Tag (wenn ich mich richtig erinnere).



        Prost!

  • Glyphosat - wieder ein Schlagwort, bei dem ich mich frage: "Wen, und mit welchen Summen, muss man bezahlen, damit dieses Gift nicht verboten wird. Dabei sehe ich die Krebsgefahr beim Menschen zwar als bedauerlich, aber nicht als das größte Übel. Dieses Gift drängt die Landwirte in eine monopolistische Saatgutdiktatur, läßt die Insektenpopulationen drastisch schrumpfen, ist inzwischen in unseren Lebensmitteln und in unserem Grundwasser genauso wie in der Muttermilch. Und überall dort gehört es nicht hin. Also frage ich mich: "Welche Summe ist größer? Die der Schmiergelder oder der Schadenersatzzahlungen?"