Protestbewegung in Burkina Faso: Wachsender Zorn

In Burkina Faso formiert sich eine neue Protestbewegung. Sie demonstriert gegen die andauernde Gewalt – und die Regierung von Präsident Kaboré.

Protestierende mit Transparent.

Ouagadougou am Dienstag: Menschen demonstrierten gegen Präsident Kaboré und Frankreich Foto: Anne Mimault/reuters

COTONOU taz | Der Zorn in Burkina Faso wächst. In der Hauptstadt Ouagadougou haben am Dienstag etwa 300 Menschen gegen die Regierung von Präsident Roch Marc Christian Kaboré protestiert und dessen Rücktritt gefordert. Das ist nicht viel, aber es soll nur der Anfang sein.

Grund ist die andauernde Gewalt in Burkina Faso, für die Terrorgruppen und Banditen verantwortlich sind. Mehr als 1,4 Millionen der 20 Millionen Einwohner sind im eigenen Land auf der Flucht, knapp zwei Drittel im Norden des Landes, wo bewaffnete islamistische Gruppen aktiv sind.

In Ouagadougou ist von „absoluter Inkompetenz“ des Präsidenten die Rede. „Sauvons le Burkina Faso“ – „Rettet Burkina Faso“ – heißt es auf Plakaten, die die Protestierenden auf dem Platz der Revolution ausbreiteten. So lautet auch der Name der Bewegung, die zu dem Protest aufrief und für den 27. November einen weiteren angekündigt hat. Einer der Organisatoren, Mohamed Koumsongo, sagt gegenüber Journalist*innen: „Die Regierung ist an ihre Grenzen gestoßen. Sie hat keine Strategie, Terroristen zu bekämpfen.“

Die Protestierenden verlangen ein Einschalten des Mogho Naaba, traditionelles Oberhaupt der Mossi, der größten ethnischen Gruppe im Land. Er gilt als geachteter Vermittler bei Konflikten. Unterstützt werden sie auch von Oppositionsführer Eddie Komboïgo. Vergangene Woche setzte er während einer Pressekonferenz Präsident Kaboré ein Ultimatum von einem Monat. Falls nichts geschehe, müsse dieser zurücktreten.

Trikolore in Flammen

Der Ärger richtet sich auch gegen die einstige Kolonialmacht Frankreich. Auf einem Foto ist eine brennende Trikolore zu sehen. Einige De­mons­tran­t*in­nen sind sicher: Durch die große militärische Präsenz Frankreichs im Sahel – vor allem in Mali – haben sich die Konflikte weiter verschärft. Von dort aus kamen einst die islamistischen Untergrundgruppen, die jetzt den Norden Burkina Fasos unsicher machen.

Dort hatte sich am Wochenende der jüngste schwere Angriff ereignet. Bewaffnete stürmten eine Polizeistation in der Provinz Soum und töteten 28 Sol­da­t*in­nen und vier Zi­vi­list*innen. Die Angreifer kamen am frühen Sonntag­morgen auf Motorrädern und Pickups. Es heißt, dass der Angriff mehrere Stunden dauerte.

Präsident Kaboré sprach den Hinterbliebenen sein Beileid aus. Per Twitter sagte er: „Angesichts der Mächte des Bösen, die uns einen gnadenlosen Krieg aufzwingen, müssen wir vereint und entschlossen bleiben. Wir werden nicht zulassen, dass die Fundamente unserer Nation untergraben werden.“ Bis Donnerstag wurde eine dreitägige Staatstrauer angeordnet.

Konflikte in Baumwollregionen

Nach jedem schweren Anschlag – am vergangenen Freitag waren sieben Po­li­zis­t*in­nen umgebracht worden – betont Kaboré, man müsse wirksam gegen den Terror kämpfen. Dass das gelinge, ist nirgendwo zu spüren, im Gegenteil. Die Gewalt hat sich längst in Richtung Osten an die Grenze zu Niger ausgebreitet. Neueste betroffene Region ist der Südwesten, der lange als sicher galt, aber einen spürbaren Anstieg von Überfällen verzeichnet. Dort wird das wichtige Exportgut Baumwolle angebaut, und es ist die Grenzregion zum Nachbarland Elfenbeinküste.

In den vergangenen Monaten gab es immer wieder Speku­lationen darüber, ob die Regierung mit den Terroristen verhandeln sollte. Kaboré hat das stets abgelehnt, aber große Teile der Bevölkerung sehen darin die einzige Lösung. Ein Beobachter im Norden schätzt: „Die Regierung ist gegenüber der aktuellen Entwicklung keinesfalls gleichgültig. Die entscheidende Frage ist, ob ihre Strategie die richtige ist.“

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