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Politische DebattenkulturIst der US-Präsident psychisch krank?

Journalisten und Psychologen diagnostizieren Trump gern eine psychische Störung. Das ist fatal – für die Psychatrie und für die Gesellschaft.

Irre oder irre rational, indem er das tut, was seine WählerInnen von ihm erwarten? Donald Trump Foto: dpa

Michael Wolffs Insider-Reportage „Fire and fury. Inside the Trump White House“ über die labile und unreife Persönlichkeit Donald Trumps hat die Debatte um die psychische Gesundheit des US-amerikanischen Präsidenten neu entfacht. „Donald Trump ist auf dem Weg in die Demenz“, schreibt Jakob Augstein auf Spiegel Online. PsychiaterInnen und PsychologInnen äußern sich in Talk- und Late-Night-Shows, Interviews und Zeitungsartikeln zu der Frage, ob Trump eine psychische Erkrankung hat.

Sie erklären diagnostische Unterscheidungen und erläutern der Öffentlichkeit aktuelle wissenschaftlichen Erkenntnisse ihres Fachs. Hat Trump eine narzisstische oder antisoziale Persönlichkeitsstörung? Leidet er an einer wahnhaften Störung oder an einer Manie? Das gesamte diagnostische Arsenal der Psychiatrie wird herangezogen: Manches mag für die eine, manches für die andere, manches für mehrere schwerwiegende Diagnosen des Politikers sprechen.

Es scheint, als ob jede/r ExpertIn glaubt, etwas zur psychiatrischen Einschätzung Trumps beitragen zu müssen. Anhand des US-Politikers kann damit nicht nur die eigene Fachkompetenz gezeigt werden, sondern überhaupt die Relevanz der Psychiatrie mitsamt ihrer Diagnosen, Krankheitstheorien und Therapieansätze der breiten Öffentlichkeit.

Trump ist somit ein typisches Beispiel für die Psychiatrisierung der Politik, also für die Ausweitung des psychiatrischen Einflusses auf andere gesellschaftliche Bereiche. Das Credo dieser Psychiatrisierung lautet: Sobald wir wissen, dass Trump psychisch krank ist, werden wir ihn los – er kann des Amtes enthoben werden und die Psychiatrie muss sich seiner annehmen.

Es könnte so schön einfach sein

Die Komplexität der politischen Dauerkrise in Washington wird somit auf eine Einzelperson und deren Fehlhandlungen reduziert. Hinter dieser Reduktion steckt offensichtlich der Wunsch nach einer einfachen, kurzfristigen Lösung, die den US-Präsident aus dem Amt drängt. Dabei wird nicht nur die Politik, das heißt das Handeln von einzelnen PolitikerInnen und Parteien, psychiatrisiert, sondern in einem viel weiteren Sinn der öffentliche Raum und der Diskurs insgesamt. Das Politische im Allgemeinen wird psychiatrisiert, an dem teilzunehmen wir alle aufgerufen sind.

Samuel Thoma

Der Autor ist Psychiater und Philosoph und lebt in Berlin.

Nicht nur bei Politikern wie Trump sind psychiatrische Diagnosen immer gut für eine einfache Erklärung. Ob islamistischer Terroranschlag oder rechtsradikale Morde, ob Sexualverbrechen oder Amoklauf: Werden die TäterInnen als „psychisch labil“, „einsamer Wolf“ oder „psychisch gestörter Jugendlicher“ beschrieben, tritt kollektive Erleichterung ein. Entsprechende Labels entlasten oftmals nicht nur die Öffentlichkeit, sondern auch die Täter selbst. Nicht umsonst reklamierte etwa Beate Zschäpe im NSU-Prozess für sich, psychisch krank zu sein.

Woher rührt diese Sehnsucht nach psychiatrischen Erklärungen? Und woher kommt das kollektive Entlastungsgefühl? Wenn wir über eine Person sagen, dass sie psychisch krank ist, lösen wir den Kontext auf, in dem sie mit uns steht. Wir reduzieren die gemeinsame Situation auf ein individuelles Problem, das nur diese Person hat. Wir sprechen ihr die Möglichkeit ab, diese Situation realistisch einzuschätzen und angemessen auf sie zu reagieren.

Psychiatrische Diagnosen werden häufig wie aus dem Zusammenhang gerissene Tautologien verwendet, in denen sich auffälliges Verhalten und Krankheitszuschreibung gegenseitig begründen: Jemand verhält sich verrückt, weil er offensichtlich psychisch krank ist – und er ist psychisch krank, weil er sich offensichtlich verrückt verhält. Dass aber verrücktes Verhalten immer auch aus einer verrückten Situation hervorgeht, fällt dabei ebenso unter den Tisch wie die Tatsache, dass wir selbst Teil dieser verrückten Situation sind.

So lässt etwa die Rede vom „einsamen Wolf“ vergessen, dass wir Teil einer Gesellschaft sind, die „einsame Wölfe“ hervorbringt und diese nicht teilhaben lässt. Das gilt auch für schwerwiegende psychiatrische Störungen, die Psychosen. Sie treten deutlich häufiger bei Menschen mit Migrationshintergrund auf, die regelmäßig Rassismus und Ausgrenzung in ihrem Alltag erleben.

Das Problem ist die politische Situation

Was hat das mit Trump zu tun? Seine psychische Gesundheit ist nicht das Problem – oder allenfalls das von einigen PsychiaterInnen. Das Problem ist die gemeinsame politische Situation, aus der Trump hervorgeht. Es ist der Trumpismus, der für die sich seit vielen Jahren vollziehende Verwerfung beziehungsweise Verrückung im gesamten gesellschaftlichen Raum steht. Der Trumpismus steht unter anderem für die Verschärfung und rechtspopulistische Ausschlachtung sozialer Ungleichheiten, für eine der größten wirtschaftlichen Deregulationsmaßnahmen in der US-Geschichte und für eine massive Diskreditierung des Journalismus.

Was wir brauchen, ist eine Auseinandersetzung über den speziellen politischen Moment und die Gesellschaft, die den Trumpismus möglich macht.

Er steht außenpolitisch für eine weitere Polarisierung und Militarisierung der Diplomatie. Er steht schließlich für eine Verrohung des Diskurses und für das offene Ausleben von Ressentiments gegen alles, was den eigenen, einst sicher geglaubten sozialen Status zu bedrohen scheint – von den Teilhabeforderungen von Minderheiten bis zu den angeblichen „Denkverboten“ einer pluralen Gesellschaft.

Zum Verständnis des Trumpismus braucht es Trump nicht und schon gar nicht die Psychiatrie, die uns sagt, ob Trump krank ist oder nicht. Was wir brauchen, ist eine Auseinandersetzung über den speziellen politischen Moment und die Gesellschaft, die den Trumpismus möglich macht. Statt Trump psychiatrisch zu behandeln, sollten wir den Trumpismus politisch behandeln.

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45 Kommentare

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  • Diese Debatte ist völlig sinnlos. Es ist nämlich völlig belanglos ob Trump nun psychisch und geistig gesund oder krank ist.

    Der springende Punkt ist nun mal die Machtfülle und das Zerstörungspotential das er zu entfalten in der Lage wäre, wenn er denn wollte. Die Gefahr geht von der Existenz dieses Potentials aus. Es ist wie das Rasiermesser in der Hand eines Affen.

    Die Debatte müßte also sinnvollerweise eine demilitarisierende, eine anti-nukleare, eine antiimperialistische sein - und nicht darum gehen ob Trump nun endlich ins Heim gehört.

  • Man ist dankbar für jeden Beitrag, der abseits der ständigen Kampagnen FÜR oder GEGEN den Präsidenten (meistens und mit gutem Grund GEGEN) einfach mal die Prinzipien demokratischer Debatte verteidigt.

  • Im Artikel steht viel Richtiges, man macht es sich mit dieser Diagnose zu einfach! Anzumerken wäre auch noch das in den USA genau die Medien und Journalisten sich über Trumps Gesundheit hermachen, die Diskussionen über die Gesundheit von Hillary Clinton als Verschwörungstheorie abgetan haben. Das mag richtig oder falsch gewesen sein, aber es ist definitiv geheuchelt ohne Ende.

    Wer immer noch nicht verstanden hat das Trump auch eine Trotzreaktion auf die Medien und ihren progressiven bias ist dem ist kaum mehr zu helfen. Natürlich gibt es auch in den USA rechte Medien, wie FOX und Co. aber wie in Deutschland überwiegt der Anteil progressiver Medien und Journalisten deutlich, was im klaren Kontrast zur Bevölkerung steht.

    • @disenchanted:

      Bestimmt! Friedel Springer weint jeden Tag, dass die BILD nicht die Auflage der taz hat.

  • Gibt es dagegen keine Tablette?

    Die Pille gegen Machtwahn...

    Bayer hilf!

  • Wilhelm Reich in seiner Studie zur "Charakteranalyse", über die fehlende Krankheitseinsicht, schreibt:

     

    "Fehlende Krankheitseinsicht ist zwar kein absolut verlässliches, aber doch ein wesentliches Zeichen der Charakterneurose.

     

    Das neurotische Symptom wird als Fremdkörper empfunden und erzeugt ein Krankheitsgefühl. Der neurotische Charakterzug hingegen, etwa der übertriebene Ordnungssinn des Zwangscharakters oder die ängstliche Scheu des hysterischen Charakters, ist in die Persönlichkeit organisch eingebaut.

     

    Man beklagt sich vielleicht darüber, dass man scheu ist, aber man fühlt sich deshalb nicht krank. Erst wenn sich die charakterologische Scheu zum krankhaften Erröten oder wenn sich der zwangsneurotische Ordnungssinn zum Zwangszeremoniell steigert, wenn also der neurotische Charakter symptomatisch exazerbiert, fühlt man sich krank.

     

    Freilich, es gibt auch Symptome, für die keine oder nur geringe Krankheitseinsicht besteht und die vom Kranken wie schlimme Gewohnheiten oder hinzunehmende Gegebenheiten betrachtet werden (z.B. chronische Obstipation, leichte ejaculatio praecox); manche Charakterzüge wieder werden gelegentlich als krankhaft empfunden, wie etwa heftige Zornausbrüche, die einen überrumpeln, oder krasse Unordentlichkeit, Neigung zum Lügen, Trinken, Geldausgeben und ähnliches mehr. Trotzdem empfiehlt sich die Krankheitseinsicht als wesentliches Kriterium des neurotischen Symptoms, ihr Fehlen als Kennzeichen des neurotischen Charakterzuges." -- (Vgl. Wilhelm Reich: Charakteranalyse. IV. Zur Technik der Charakteranalyse. 2. Charakterliche Panzerung und Charakterwiderstand, unter b) Woher stammen die Charakterwiderstände? S. 59.)

  • "Das gilt auch für schwerwiegende psychiatrische Störungen, die Psychosen. Sie treten deutlich häufiger bei Menschen mit Migrationshintergrund auf, die regelmäßig Rassismus und Ausgrenzung in ihrem Alltag erleben."

     

    Selbstredend hat das nichts mit Gewalterfahrungen in der Kindheit zu tun! Meine Tochter hat selbst einen Migrationshintergrund und ist psychisch vollkommen gesund, weil sie in einer geborgenen, liebevollen und damit auch gewaltfreien Umgebung aufgewachsen ist.

     

    Diese Psychopathologisierung ist das einfachste Mittel, jemanden zu diskreditieren, wenn einem die Argumente ausgehen: Der ist irre - hört nicht auf den.

  • Zuerst merkt man's nur selbst.

    Dann merken's auch die Anderen.

    Zuletzt merken's nur noch die Anderen.

  • Wenn das hier ein Schülerzeitungsartikel gewesen wäre, hätte ich gesagt, dass man dem "System Trump" nur gerecht wird, wenn man die Entwicklung der amerikanischen Gesellschaft soziologisch und politisch analysiert. Mit küchenpsychologischer Ferndiagnostik kommt man da nicht weit. Aber die taz ist ja keine Schülerzeitung.

  • es iat schon so, dass viel popsxychiatr ablehnenn, zu wissen wassie an0 zerstörung des gehirns, dr intellgenz und der persönlichkeit, ausblasen alle nachtodperpektiven inklusive, tun.

     

    depsdychiatrie ist dire hochebene dr zynischern PEROFANISIERUNG dser HERILGEN VERNUNFT ls wesen drs animal rationale mensch.

     

    kämpfe neigen nochmal zur profansier7u8ng dr gegner und die OBERSTER WERT GELD gesellschaftsordung auch.

     

    sdi könnern auch sanf und klanflos psychitrisrrt wrden.

     

    trump müsstze eigentlich dire selbstveteiduigungsnorbremse ziehen.

     

    tut er da nicht, ist er fast noch zynisacher alsseinr gegnere mit der psyxvhiatrie.

  • leider dominiert in der politik der GEMEINSAME FEIND zum zusammenhalt der nötigen wählermehrheiten.

     

    avancierte gemeinsame THEORIE - wie sozilismus, marx, gibt es nur per organisation undda hatbem leider sogar die kirchern "traditionell" viel auf der gewohnheiotsseite.

     

    feindschaft ist hass, der geht von selbst auf vernichtungdes gegners.

    die nsdap hat das äußert brutwal rreal exzerziert und sogar adenauer hat kurzerhand die kpd einfach verbieten lassen.

     

    der brutasste gewinnt leider. wer seone gegnre schont schwächt doppelt die eigne lage.

     

    dahe die hilflosigkeit vpon massigungsapellen, verrnunbftappellen. de kampfvorteil der nutzung sdes hassschwunges de massen setz sich vielfacxh durch.

     

    so kommzt auch da brutale psxychiatreiefoul gegen trump zustande, der allertdings die eskalationsspirale vorher ordentlich expandiert hat, da stimmt.

     

    aschon beinm fusball kann derr fairnespokal in der neuen unteren liga nach dem abstieg aufgerstrellt werden. meisztewn wird lange vorher der verein aufglöst.

     

    essollte schon aufdie brtalen miittel in der politik hingesien werden.

     

     

     

    triump ist ehe einbösartiger geld und mnachtoriterter poltiker. geld und nachgtorientierung sind auch brei den wählern extrem weit verbreitet. di herscxhgrnden saind samt anhanh samt undsonders moralische superschweine seit menschrngedenken - weil sie es imme auf die waggffengänge ankommen lassenn und militär dsa rüclgrast de p9olitkrzegsgrossmeoisterschacgh ist.

     

    dallas unddynasty sollten den leuten genung politiscvh wirtscvhaftliche leiztekenntnis verschaft haben.

  • Ab wann fängt Kranksein an? Diese Frage kann der Autor im Rahmen einer psych. Diagnose Persönlichkeitsstörung (nicht zwingend krankhaft) wohl auch nicht beantworten. Ein Psychologe würde vll zur Aussage kommen, es ist eine Krankheit, wenn der Betroffene selbst oder seine Mitmenschen unter seiner charakterlichen Besonderheit leiden. Zu einer positiven Diagnose könnte man bei Trump durch letzteres Symptom schon kommen.

    Der Wahnsinn hat in der Geschichte nicht selten zur Macht gefunden, weil das Motiv Machterlangung eben durch gewisse psychische Anomalien gestützt wird. Ich hätte dem Autor gern eine etwas differenziertere Betrachtung abverlangt; vll mit Gesellschaftanalytikern belesen, bspw Erich Fromm.

    • @lions:

      Mit Ferndiagnosen sollte man sich tunlichst besser zurückhalten.

      Der Wahnsinn hat in der Geschichte auch nicht selten die Psychiatrien selbst mitgeprägt. Denken Sie nur mal an Radovan Karadžić.

      • @Rainer B.:

        Warum auf meinen Konjunktiv "könnte" der Imperativ "sollte"? Eine Diagnose habe ich nicht gestellt und hätte ich, es wäre sowieso keine, allenfalls eine Meinung. Zeigefinger wieder einklappen!

    • @lions:

      Der ist mir auch sofort eingefallen.

       

      Wenn Trump schon psychisch krank sein soll, wie schlimm steht es dann z.B. mit unserer Bundeskanzlerin, denn Fromm sagt:

      "Die Normalsten sind die Kränkesten. Und die Kranken sind die Gesündesten."

      Was in diesem vollkommen entfremdenden System unsere Zivilisation eigentlich relativ klar ist. Um so normal wie Frau Merkel zu erscheinen, muss man in dieser Welt vollkommen krank sein.

       

      Btw: Ich würde es als vollkommen richtig empfinden, wenn PolitikerInnen, die dermaßen in der Öffentlichkeit und unter dauerndem Druck stehen, alle paar Monate mal einen Psychotherapeuten aufsuchen würden und mit dem reden würden.

      • 8G
        849 (Profil gelöscht)
        @Age Krüger:

        Die müssten täglich auf die Couch. Und dann müssten sie auch noch einen Therapeuten bekommen, dem es nicht darum zu tun ist, die Leistungsfähigkeit wiederherzustellen oder zu erhalten, sondern mit dem Patienten ins Eingemachte vorzudringen.

    • @lions:

      Psychische Krankheit fängt bei einer dauernd stark gestörten Wahrnehmung von Realität an, die sich auch durch Fakten nicht beheben lässt.

      • @Hartz:

        Eine erfolgversprechende sinnvolle Therapie wird es ohne Krankheitseinsicht und Leidensdruck nicht geben können - da nutzt auch die beste Diagnose nix.

  • Mag sein, dass Trump psychisch krank ist, aber leidet er auch selbst darunter?

    Typen wie Donald Trump findet man in psychiatrischen Einrichtungen doch gar nicht. Im Interesse der Patienten sollte das auch unbedingt so bleiben.

  • 8G
    849 (Profil gelöscht)

    Auch wenn man es nicht mehr ausspricht, um dem zu entsprechen, was der Autor zurecht anmerkt: Trump ist krank, sozusagen die persönliche Inkarnation des kranken Systems, wie es Hartz oben schon sinngemäß formuliert hat. Aber es reicht für die persönliche Ebene aus, dieses Interview aus 1980 mit dem debilen Gewäsch zu vergleichen, die dieser Typ heute so von sich gibt: https://www.youtube.com/watch?v=0-w47wgdhso

    • @849 (Profil gelöscht):

      Inkarnation eines kranken Systems? Wenn man schon etwas kritisieren möchte, dessen Ideologischer Kern auf etwas Irrationalem aufsitzt, sollte man es nicht mit gleich Irrationalen begriffen aufladen wie Inkarnation. Sagen Sie doch einfach, alle Trump wähler hätten folgerichtig "issues" und die müsste man nicht so ernst nehmen. Oder, das System sei krank. Dann müssten Sie allerdings noch erläutern, weshalb es immer noch zu Stigmatisierung und Ausgrenzung Psychisch kranker kommt.

      • 8G
        849 (Profil gelöscht)
        @tinn:

        "Inkarnation" bedeutet 1. die Vermenschlichung eines Gottes, 2. die Verkörperung von etwas Abstraktem bzw. dessen Inbegriff. Hat mit Irrationalem also in der von mir gebrauchten Bedeutung (2.) nicht das geringste zu tun. Manchmal hilft bei Zweifeln ein Duden. Der ist sogar online verfügbar.

  • Übernimmt die Psychiatrie die Macht? Es wäre mir auch recht, wenn Donald Trump auf eine Marsmission gehen würde. Aber schlimmer als sein Verhalten finde ich dasjenige dieser Psychiater und Psychologen, die frisch, frei von der Leber weg vor Publikum über den mentalen oder psychischen Zustand von Trump reden und dabei aus der Ferne "das gesamte diagnostische Arsenal" abfeuern. Trump ist ein unfreiwilliger Patient. Er hat diese Herren nicht darum gebeten eine Diagnose zu stellen oder ihn zu behandeln. Damit haben sie schlicht kein Recht sich zu äussern, aber das stört sie nicht, sie verkünden öffentlich wer krank ist, selbst wenn der Patient es gar nicht wissen will. Diese Selbstherrlichkeit und dieser Geltungsdrang einiger Mitglieder der psychiatrischen Zunft gepaart mit unsorgfältigen Befunderhebungen aus der Ferne wirkt sehr befremdend, wenn nicht unprofessionell. Lieber Talkshow statt Praxis. Wenn Trump tatsächlich krank wäre, hätten diese Herren gegen jede ärztliche Ethik verstossen. Dieses Fehlverhalten wirft einen Schatten auf einen ganzen Berufszweig.

    • @ecox lucius:

      Ich weiß nicht, ob es nicht oftmals sinnvoller wäre, wir würden uns gegenseitig etwas genauer beobachten, um evtl. Leid, das ein anderer hat, auch zu erkennen.

       

      Korrekt ist, dass diese Fernanalysen von Trump nix als dumme Show ist, ebenso wie der selbst Shows abzieht, aber ich halte es nicht für falsch, wenn ich beobachte, dass sich jemand sonderbar verhält, diesem Menschen zu helfen, z.B., indem ich auch andere anspreche und darauf hinweise.

  • Herr Thoma, man kann nicht die Psychologisierung von Trump kritisieren und dann "Trumpismus" als Alternative anbieten. Das ist genauso falsch wie der "Hitlerismus". Psychologische Analysekategorien können trotzdem hilfreich sein: Adornos Analyse der faschistischen Propaganda, Königs Analyse zum Autoritarismus in Amerika oder neuerdings sogar Lakoffs "Understanding Trump". Diese produktiven Versuche sind sicher hilfreicher als Psychologisierungen aber dennoch begrenzt.

  • Allein die Stigmatisierung die gesellschaftlich durch eine Psychische Erkrankung einhergeht, ist dem Trumpschen Kontext nicht gewachsen. Es gibt genügend Beispiele für Politiker, die Objektiv ihren Job wohl gut auszuüben scheinen. Fähig sind, auch ohne Behandlung im Amt zu bleiben. Was der Autor treffend beschreibt: auch ein von allen Leinen gelassener Kapitalismus, rechtfertigt keine kollektive Entmündigung der Individuen am geschehenen.

  • Eine geistig-psychische Widerspiegelung des Menschen im Kapitalismus und dessen Folgewirkungen, heute weltweit.

     

    Demnach wäre die große Mehrheit der amerikanischen Gesellschaft psychisch krank. Trump repräsentiert lediglich den geistig-psychischen Zustand der amerikanischen Mehrheitsgesellschaft wieder. Aber auch damit heute den negativ transformierten, irrationalen und (unhumanistisch-) verwahrlosten: sozialpolitischen, ökologischen und gesellschaftspolitischen Zustand der nordamerikanischen Gesellschaftsordnung. Zugleich auch den zerrütteten, den geistig-psychischen Zustand, auch der weltweit analogen kapitalistischen Gesellschaftsformation und deren Bevölkerungsmehrheiten.

     

    Alle heutigen feudalpatriarchalischen, religionsreaktionären, kapitalistisch-imperialistischen, regionalen und nationalen Gesellschaftsordnungen, so auf allen Kontinenten, haben sich im 20. Jahrhundert am ökonomischen und ideologisch-tiefenpsychologischen Vorbild des US-Konsumtionismus [Waren-Konsum, Automobilität und Hollywood-Ideologie] nach den Vereinigten Staaten von Amerika -mehr oder weniger- transformiert und herausgebildet.

     

    Die nordamerikanische Ideologie der Konsumgesellschaft prägt heute im 21. Jahrhundert das weltweite Massenbewusstsein. So in Mittel- und Südamerika, modifiziert in Europa, in allen Regionen und Ländern in Nahost, in Asien (auch in allen Konfliktregionen), auch in Indien, China und Japan, aber auch auf dem afrikanischen Kontinent (allenfalls konzentriert sich die Fluchtbewegung auf Westeuropa, wg. materielle Ursachen und naheliegende Erreichbarkeit).

     

    Die allgemeine heutige Bewusstseinslage, das weltweite Massenbewusstsein, ist heute im wesentlichen ein erfolgreiches Abbild der amerikanischen Werbe- und Konsumbotschaften an die ganze Menschheit. Dabei unabhängig vom Bildungsgrad der jeweiligen Bevölkerungen. So auch bis in die akademischen Spitzen aller kapitalistischen Gesellschaftsordnungen. Der Präsident und Vorläufer sind nur psychotische Widerspiegelung {...}

  • ich bin kein psycho-experte, aber dass der gute Trump ne Macke hat, darin sind wir uns doch alle einig oder? Mir egal wie - Hauptsache der verschwindet.

    • @joaquim:

      "Mir egal wie - Hauptsache der verschwindet."

       

      Mit dieser Einstellung wird das nichts. Es braucht eine glaubhafte politische Alternative. Außerdem. Was hätten wir davon? Nachfolger würde sein Vize. Der ist noch weiter Rechts und weniger unterhaltsam.

  • 3G
    33710 (Profil gelöscht)

    Eine Gesellschaft Stachelschweine drängte sich, an einem kalten Wintertage, recht nahe zusammen, um, durch die gegenseitige Wärme, sich vor dem Erfrieren zu schützen. Jedoch bald empfanden sie die gegenseitigen Stacheln; welches sie dann wieder von einander entfernte. Wann nun das Bedürfnis der Erwärmung sie wieder näher brachte, wiederholte sich jenes zweite Übel; so daß sie zwischen beiden Leiden hin und her geworfen wurden, bis sie eine mäßige Entfernung herausgefunden hatten, in der sie es am besten aushalten konnten. - So treibt das Bedürfnis der Gesellschaft, aus der Leere und Monotonie des eigenen Innern entsprungen, die Menschen zu einander; aber ihre vielen widerwärtigen Eigenschaften und unerträglichen Fehler stoßen sie wieder von einander ab. Die mittlere Entfernung, die sie endlich herausfinden, und bei welcher ein Beisammensein bestehn kann, ist die Höflichkeit und feine Sitte. Dem, der sich nicht in dieser Entfernung hält, ruft man in England zu: keep your distance! (Wahren Sie den Abstand!) - Vermöge derselben wird zwar das Bedürfnis gegenseitiger Erwärmung nur unvollkommen befriedigt, dafür aber der Stich der Stacheln nicht empfunden. - Wer jedoch viel eigene, innere Wärme hat bleibt lieber aus der Gesellschaft weg, um keine Beschwerde zu geben, noch zu empfangen.

    • @33710 (Profil gelöscht):

      99 Weisheiten des Meister Kong aus dem Kirschblütenwald

  • Immerhin ist sein Präsidentenamt das Produkt seiner Wähler.

     

    Es ist müßig, hier zwischen "psychisch krank" und "fieser Charakter" unterscheiden zu wollen. Und "verhaltensoriginell" vermittelt sicher auch nicht wirklich, was Sache ist.

     

    Das eigentlich Kranke an der Sache ist das gesamte US-amerikanische System, das eben nur so lange den Anschein von "gesund" erweckt, wie nichts stattfindet, das geeignet ist, den Tiefschlaf der großen Masse und die Dauerwunschträumereien der Politiker im Rest der Welt zu stören.

  • 8G
    82236 (Profil gelöscht)

    Verrückt kommt von verrücken. Wer oder was ist hier verrückt oder wird verrückt? Sind es die Wähler, die zum grossen Teil Trump gegen ihre eigenen Interessen gewählt haben? Irrationales Verhalten ist nicht nur menschlich, sondern normal, sonst gäbe es ja keine Fehlentwicklungen. Mit Psychiatrie hat das also wenig zu tun. Aber die Frage ist doch, ob hinter der irrationalen Persönlichkeit Trumps nicht doch rationale Interessen stehen. Eine Psychiatrisierung der Politik lenkt von den eigentlichen Problemen, die durch diese Politik hervorgerufen werden ab.

    Man kann sich also vorstellen, dass der nächste Wahlkampf mal wieder, ohne inhaltliche Probleme anzusprechen, durchgeführt wird, womit ein Kandidat wie Bernie Sanders mal wieder aus dem Rennen geworfen werden wird.

  • So rum...

     

    Das System ist psychisch krank.

    Und Trump ist ein typischer Repräsentant des Systems...

    • 3G
      33710 (Profil gelöscht)
      @Hartz:

      So kurz hätte der Taz Artikel sein können,

       

      Mir Persönlich reicht das !!!!

       

      Dankeschön

      • @33710 (Profil gelöscht):

        So eine kleine Wahrheit, dass nicht mal mehr eine Fake-News hinein passt. Hätte auch von Krake Paul sein können.

        • @Rudolf Fissner:

          Wer ist denn Krake Paul?

          Ein Nachwuchspolitiker?

          ...

          Auf die Gefahr hin, dass ich mich als unwissend oute.

  • "Was wir brauchen, ist eine Auseinandersetzung über den speziellen politischen Moment und die Gesellschaft, die den Trumpismus möglich macht."

    Sehr gut auf den Punkt gebracht!

    Nicht der einzelne Spinner ist das Problem. Die Umstände und der giftige Bodensatz, welche die gesellschaftlichen Verwerfungen hervorbringen und weiter nähren, sind das gefährliche.

    Einen Sündenbock zu benennen ist natürlich bequem, das Leben freilich ist komplexer.

  • Das politische System der USA war schon lange vorher krank. Die republikanische Teaparty unwählbar, die Demokraten auf dem pc Tripp, gegenseitige Blockade. Und dann kommt Renate Richter: This is very simple. The world is sick, but we are the doctors. The world is anemic, but we are the vitamin. The world is weary, but we are the strength. We are here to make the world healthy once again, with hard work, with honesty, with clarity, with decency. We are the product of loving mothers and brave fathers. We are the embodiment of love and bravery! We are the gift of both God and Science. We are the answer to the question. We are the promise delivered to all mankind. For that, we raise our hands to one Nation. We step to the beat of one drum. We march to the beat of one heart.

  • "Statt Trump psychiatrisch zu behandeln, sollten wir den Trumpismus politisch behandeln."

     

    Und wie behandelt man bitteschön den Trumpismus politisch, Herr Thoma ?

    Auf die vielen klugen Zeilen zuvor kann man verzichten, wenn nicht mal ansatzweiseeine eine Therapie für die steile These von der "Verrückung im gesamten gesellschaftlichen Raum" mitgeliefert wird.

  • 8G
    81622 (Profil gelöscht)

    Obwohl langfristig der Artikel Recht hat, wäre kurzfristig eine psychiatrische Amtsenthebung vielleicht die einzige Chance diesen Typen loszuwerden und damit den Trumpismus erstmal zu stoppen.

    • @81622 (Profil gelöscht):

      Das wäre genau der Weg um das weiter zu vertiefen.

      Eine Legendenbildung für Rechts und eine Opferrolle für Trumpfans wäre garantiert!

      Nein, tiefer rein in den Schlamassel, nur dann gibts bei den Jungs Lerneffekte (vielleicht).

  • 8G
    88059 (Profil gelöscht)

    Die Diskussion hat durchaus ihre Berechtigung: kommt das Kabinett zusammen mit Mr. Pence ebenso zu dem Schluss, dass Trump geistesgestört ist, kann und muss es das den 25. triggern.

     

    Wenn also der Konsens besteht, kann die Diskussion folgen, warum das Kabinett sich dieser Einschätzung nicht anschließen will.

  • Sehr richtig!

     

    Trump ist nicht als Person zu diagnostizieren, sondern wie kam jemand wie er, mit dieser politischen Anti-Agenda in das politische Amt des US Präsidenten.

    Und wie kann man nach dieser Analyse politisch programmatisch oder soziologisch damit umgehen um so etwas zukünftig nicht mehr zu erleben.

    Es fehlen inhaltliche Gegenentwürfe, Konzepte und Idee; allseits!

  • Für solche Artikel sollter der Leser Gebühren verlangen.