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Es ist pure #Propaganda, einem drittel der Bevölkerung "psychische Erkrankungen" zuzuschreiben...
Menschen als "psychisch Kranke" zu bezeichnen bzw. zu klassifizieren ist per se stigmatisierend. Schöne Worte gegen die "Stigmatisierung psychisch Kranker" sind ein üblerer Witz.
Klar hat er recht damit, dass die Zuschreibung "psychisch krank" nicht zur Erklärung von Verbrechen herhalten darf.
Der Satz "Menschen mit psychischen Erkrankungen, und dazu zählt zeitweise jeder Dritte in Deutschland, dürfen (...) nicht unter Generalverdacht gestellt werden." hört sich auch gut an, wenn mensch gelernt hat, sich über "psychische Erkrankung" zu definieren.
Deister schreibt: "Studien und Statistiken belegen, dass es in der Regel andere Faktoren sind, die zu einer solchen Tat führen – (...)" aber unterschlägt dabei, dass bei so gut wie allen #Amoktaten #Antidepressiva mit im Spiel waren !!!
Die Behauptung "Eine adäquate Ursachenzuordnung kann deshalb erst nach fundierter psychiatrischer Diagnose erfolgen" ist in diesem Zusammenhang nicht nur fragwürdig, sondern gruselig. Will er etwa einem Toten eine "fundierte psychiatrische Diagnose" erstellen?
Psychiatrische Diagnosen sind nicht valide und kaum treffsicherer als Würfeln. Soll also die "adäquate Ursachenzuordnung" ausgewürfelt werden? Warum denkt der Psychiater, dass sein Berufsstand dafür zuständig sei?
Im nächsten Absatz äußert er dann sehr deutlich worum es ihm geht: Wir sollen uns durch die öffentliche Diskussion nicht davon abschrecken lassen, uns als "psychisch krank" zu sehen und uns möglichst frühzeitig und kontinuierlich behandeln lassen.
Kein Wort darüber, dass psychiatrische Behandlung oftmals zu Chronifizierung von Problemen führt, die ohne "Behandlung" viel nachhaltiger gelöst werden könnten.
Der psychiatrische Chef-Lobbyist nutzt die Tragödie für die Forderung nach einer "verantwortungsbewusste Aufklärung durch Fachexperten, Medien und Behörden", damit auch Sie sich lieber heute als morgen behandeln lassen
Ich sehe es auch so wie tazti: Chance vertan. Hier wird am Problem vorbei argumentiert. "Psychisch krank" ist erstens nirgendwo definiert. Als "psychisch krank" kann eigentlich jeder bezeichnet werden, außer einem selbst natürlich. Zweitens geht es eben nicht um eine sachliche Zuordnung, sondern um eine plakative Stigmatisierung des "Anderen", es geht um prägnante Schlagworte. Tatwaffe Auto: man könnte also ebenso gut auf "Menschen mit Führerschein" zeigen mit Monat für Monat um die 300 Toten in Deutschland. Auch das ginge am Problem vorbei. Vielleicht sollten wir lieber über simple Stimmungsmache und das Spielen mit unseren Ängsten argumentieren.
Deutsche Gründlichkeit! Da ist der Ruf nach Einsperren nicht mehr weit.
Als gesetzlich Versicherte muss man bis zu 6 Monate auf einen Therapieplatz warten.
Suizidraten sind unter Männern am höchsten,gerade was erweiterten Suizid betrifft.*
Therapie ist immer noch ein Stigma - und das obwohl (meiner persönlichen Einschätzung nach) so viele Menschen mit einer Therapie deutlich besser leben könnten.
*man könnte natürlich die These aufstellen,dass die Art und Weise,in der Männer und Jungen in unserer Gesellschaft von ihren Emotionen systematisch entfremdet werden, hier ein nicht zu vernachlässigendes Problem darstellt.”Jungs weinen nicht!” “Sei ein Mann,stell dich nicht so an!” etc pp
»Das Unfassbare menschlichen Handelns darf nicht automatisch mit „psychisch krank“ gleichgesetzt werden.«
Nun ja... Wer den Tod Unbeteiligten für sich billigend legitimiert und ins Werk setzt würde ich schon mit aller Vorsicht als ein bisschen krank bezeichnen wollen.
Das ist in meinen Augen auch nicht das dringlichste dabei. Das Problem ist der Umkehrschluss derjenigen, die Depressionen immer noch für eine Art Schnupfen des Gemüts halten, den man 'zusammenreißen' wegignorieren kann und für die 'Seelische Gesundheit' für eine Form der Esoterik ist.
Genug Klischees?
Ich denke, ja...
:)
Vorallem darf man nicht alle unter Generalverdacht stellen, dass sie psychisch Kranke unter Generalverdacht stellen. Das ist ungeheurlich, ich bin zutiefst betroffen, dass man mir so etwas unterstellt.
Fazit: P. C. wird zum hohlen Geschwätz.
@finches So ist es!
Wenn sie das nicht tun,fühlen sie sich nicht angesprochen ,mein Gott.
dass sogenannte “politische korrektheit”(oder auch: andere Menschen würdevoll behandeln) überflüssig oder “zu weit gegangen” ist,DAS ist hohles Geschwätz.
erst die andersgläubigen, dann die arbeitsverweigerer und dann die psychisch kranken.....schöne einfache welt für die "normalen", die nicht mehr ich und mein sagen können sondern nur noch gleichgeschaltet "man" benutzen. Wer ist "man"?
@96486 (Profil gelöscht) mein aktuelles Problem? ich treffe keine "ich"s mehr - ich treffe nur noch "man"s. die sind alle nur noch irgendwer aber nicht mehr sie selbst. bin ich krank? sind die es? nein - ich bin und bleibe ein mensch und sie tun es auch. miteinander reden! gemeinsamkeiten schaffen statt widersprüche. diese idee war nie krank....
@96486 (Profil gelöscht) ich bekenne mich zu meinen fehlern und schwächen aber was sagt "man" dazu? *fg*
"Studien und Statistiken belegen, dass es in der Regel andere Faktoren sind, die zu einer solchen Tat führen – etwa Alkohol- und Drogenmissbrauch und frühe eigene Gewalterfahrung."
Fazit: Der Konsument war also völlig von Vernunft geprägt, bevor ihn der Teufel Droge auf Abwege führte. Nein, der Missbrauch ist eine Konsequenz aus einer Reihe von Fehlentwicklungen, meist ausgelöst in der Kindheit. Manche nennen es Persönlichkeitsstörungen, die so gern von Krankheit abgegrenzt werden. Typisch psychiatrisches Schubladendenken.
Und ja, die schlimmsten Folgen aus solcher Charakterschwäche nur nicht krank motiviert nennen, weil der Pöbel ja falsche Schlüsse daraus ziehen könnte- Vermeidendes Verhalten? Kommt mir aus der Debatte um das Verschweigen einer Täterschaft mit Migrationshintergrund bekannt vor. Den Migranten hat´s nichts gebracht.
Liebe Psychiater, die Patienten werden euch auch weiterhin die Bude einrennen, weil´s bei euch etwas gibt, ohne lange Gespräche im Vorlauf. Ihr werdet die Welt nicht retten, solange ihr Substanzen als ursächlich ausmacht und fast ausschließlich auch in solchen die Heilung seht.
Dass ein Mörder geistig gesund sein soll, ist wohl die einfachste Erklärung, zu einem schnellen Urteil nicht nur vor Gericht zu kommen.
Das Verhalten unter Alkoholeinfluß ist ganz gewiß ein anderes und enthemmteres als im nüchternen Zustand - ganz unabhängig von einer diagnostizierten "Störung" - egal in welcher Form Alk und oder Pillen vom Doc machen es nicht besser - lösen die Probleme nicht. Ich stelle mir ganz andere Fragen und nenne es "gesund leben in einer kranken Gesellschaft". Die Rücksichtslosigkeit und Gleichgültigkeit entschuldigt nichts aber sie löst Dinge aus und macht manche Menschen zu Opfern und andere zu Tätern und eigentlich alle zu beidem....Ich relativiere kurz - bei fast 8 Mrd. Menschen passiert Scheiße - oft sehr viel Scheiße und Keiner ist in Sicherheit, wenn er glaubt morgen nicht potentiell Täter oder Opfer werden zu können weil jeder längst beides ist durch das was er denkt und sagt und tut.
Es ist passiert und die Frage nach dem warum wirkt wie ein blöder Witz weil niemand so breit und tief einsteigt um es tatsächlich zu empfinden.
Es ist vorbei. Diese Tat ist geschehen und sie war grausam und menschenverachtend. Wie gehe ich morgen positiv damit um und begegne meinen Mitmenschen als Freund egal welches Problem sie gerade plagt und mich belastet? Bin ich bereit zuzuhören und zu unterstützen statt zu verurteilen?
Auch die TAZ hat leider einen Subuntertitel zu einem Beitrag gebracht bei dem ich mich gefragt habe jetzt ein Waschzwang oder eine Essstörung oder Suchterkrankung automatisch in den Terrorismus führt obwohl der Interviewpartner diese Parallele gar nicht konstruiert hat.
"Das Verhalten unter Alkoholeinfluß ist ganz gewiß ein anderes und enthemmteres als im nüchternen Zustand - ganz unabhängig von einer diagnostizierten "Störung""
Das bestreite ich nicht, doch der Missbrauch von Drogen ist eine Folge, nicht die Ursache. Niemand verfällt als einer mit gefestigter Persönlichkeit den Drogen. Die Ursache angehen ist das einzig Nachhaltige. Und darin ist ganz klassisch die Sicht auf die Problematik von Psychiatern als ursächlich eine stoffliche, wenig psychologische.
" (...) doch der Missbrauch von Drogen ist eine Folge, nicht die Ursache. Niemand verfällt als einer mit gefestigter Persönlichkeit den Drogen."
Das ist eine unbrauchbare Verallgemeinerung, die lediglich zum Ausdruck bringt, dass Sie selbst eine wohlmeinende empathische Persönlichkeit sind. Das ehrt Sie! Allerdings ist leider nicht jeder so nett wie Sie. Stattdessen laufen aber auch genügend ZeitgenossInnen durch die Gegend die sich mit voller Absicht und aus purem Jux und Tollerei mit allem zuknallen was gerade greifbar ist. Leider!
@LittleRedRooster Ja sicher, doch was Sie aus "Jux und Tollerei" nennen, eine Leichtfertigkeit, der durchaus eine defizitäre Entwicklung der Persönlichkeit zugrunde liegt, die Eigenverantwortung fehlen lässt, ist eben nicht vernachlässigbar.
Ja, Sie haben vollkommen recht mit Ihrem Artikel.
Und auch unsere Geschichte zwingt uns gerade dazu, psychisch Kranke Menschen nicht einer erneuten Hexenjagd zu unterziehen!
Wie die Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde berichtet…
In die Zeit des Nationalsozialismus fällt das dunkelste Kapitel der deutschen Psychiatrie: Mindestens 250.000 psychisch Kranke und Behinderte fielen dem sogenannten Euthanasieprogramm zum Opfer. ... „Legalisiert“ wurde der Mord durch ein Ermächtigungsschreiben Hitlers vom Oktober 1939.
https://www.dgppn.de/schwerpunkte/psychiatrie-im-nationalsozialismus.html
@Stefan Mustermann Sie verwechseln Diagnose mit Schlüssen, die die jeweilige Gesellschaften daraus zogen.
Sprach der Funktionär der DGPPN ... leider nur berufspolitische Allgemeinplätze, mit denen die Allgemeinheit nichts anfangen kann, weil diese nicht überzeugend sind.
Wenn der "landeshöchste" Psychiater schon mal Raum in einem Medium wie der TAz bekommt, sollte er es zu einem prägnantem Plädoyer für sein Fach nutzen. Chance vertan.
In Berlin demonstrierten am Donnerstag Tausende für Frieden und ein Ende der Waffenlieferungen an Israel und die Ukraine. Die wochentaz hat mitgehört.
Gastkommentar Psychische Erkrankungen: Vorsicht vor Generalverdacht
Nach Vorfällen wie der Amokfahrt in Münster werden Antworten gesucht. Aber die Stigmatisierung psychisch Kranker sollte vermieden werden.
Psychische Erkrankungen sind divers und sollten nicht zusätzlich stigmatisiert werden Foto: unsplash/Verne Ho
Ein gewaltsamer Vorfall wie in Münster erschüttert die Menschen und es ist verständlich, nach den auslösenden Ursachen zu fragen. Trotzdem hält es die Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie (DGPPN) als wissenschaftliche Fachgesellschaft für unangemessen und vorschnell, auf der Basis unvollständiger Informationen die mögliche Rolle einer psychischen Erkrankung beim Täter zu diskutieren. Das Unfassbare menschlichen Handelns darf nicht automatisch mit „psychisch krank“ gleichgesetzt werden. Menschen mit psychischen Erkrankungen, und dazu zählt zeitweise jeder Dritte in Deutschland, dürfen nach schweren Gewalttaten nicht unter Generalverdacht gestellt werden.
Studien und Statistiken belegen, dass es in der Regel andere Faktoren sind, die zu einer solchen Tat führen – etwa Alkohol- und Drogenmissbrauch und frühe eigene Gewalterfahrung. Eine adäquate Ursachenzuordnung kann deshalb erst nach fundierter psychiatrischer Diagnose erfolgen.
In der öffentlichen Diskussion wird fälschlicherweise vermittelt, dass von Menschen mit psychischen Erkrankungen Gefahren für die Allgemeinheit ausgehen können, die Schutzmaßnahmen erforderlich machen. Diese pauschale Auffassung trägt jedoch wesentlich zur Stigmatisierung von Menschen mit psychischen Erkrankungen bei und führt dazu, dass Betroffene ihre Krankheit verbergen und spät oder auch gar nicht professionelle Hilfe in Anspruch nehmen.
Je eher und je kontinuierlicher aber Krankheitsbilder behandelt werden, desto größer ist die Chance auf Therapieerfolg. Doch Vorurteile in der Bevölkerung und eine undifferenzierte Berichterstattung können Betroffene davon abhalten, sich in Behandlung zu begeben. Eine verantwortungsbewusste Aufklärung durch Fachexperten, Medien und Behörden ist daher notwendig. Ebenso ist die Politik gefordert, eine bedarfsgerechte Versorgung zu gewährleisten und für einen niedrigschwelligen Zugang zum Hilfesystem, ausreichende Behandlungsplätze und eine Verkürzung der Wartezeiten zu sorgen.
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Kommentar von
Arno Deister
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