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Polarisierung in EuropaKapitalismus oder Abendland?

Mit Syriza, Podemos und anderen linken Kräften in Europa kehrt der Streit zurück auf die politische Bühne. Das ist gut so.

Obdachlose in Madrid beobachten streikende Studenten, März 2014 Bild: reuters

Oft hieß es in den vergangenen Jahren, der Gegensatz zwischen links und rechts sei hinfällig. Gern wurde ergänzt, Wahlen gewänne man in der Mitte. Sozialdemokratische Parteien in ganz Europa rechtfertigten mit solchen und ähnlichen Floskeln ihren Schwenk zu einer als pragmatisch präsentierten, rechten Wirtschaftspolitik. Die galt dann als Ausweis ihres Realitätssinns.

Heute ist realistisch, wer das Scheitern neoliberaler Politik in Europa anerkennt. Und Wahlen werden mit Alternativen gewonnen. Dafür steht nicht nur der Triumph der Syriza, sondern auch der gesellschaftliche Aufbruch, der mittlerweile in fast allen Ecken des krisengeplagten Europas stattfindet. Er bringt den Streit und den Gegensatz zurück auf die politische Bühne.

Aktuell geht es dabei vor allem um Fragen wie: Finden die ökonomischen Interessen der Bevölkerungsmehrheit politisch überhaupt noch Gehör? Wer prägt die Sozialpolitik: Troika-Beamte und Geldgeber oder Parlamentarier und Wähler? Soll die EU intern umverteilen, Schulden vergemeinschaften und Investitionspakete schnüren – und wer entscheidet darüber: allein die Staatschefs oder doch auch das Europaparlament?

Die Antwort der konservativen Parteien besteht seit Ausbruch der Eurokrise in dem Beharren auf Austerität. Technokratisch wird die Sparpolitik über die Parlamente hinweg durchgesetzt. Das nützt den Gläubigern, da die Eurostaaten ihre Schulden um jeden Preis bedienen sollen. Außerdem erfüllen die Kürzungs- und Privatisierungsrunden manch lang gehegten Wunsch der Wirtschaftsverbände.

Steffen Vogel

ist Sozialwissenschaftler und lebt als freier autor in Berlin. Vogel veröffentlichte die Bücher „Europa im Aufbruch. Wann Proteste gegen die Krisenpolitik Erfolg haben“ (2014) und „Europas Revolution von oben. Sparpolitik und Demokratieabbau in der Eurokrise“ (2013), beide erschienen im Laika Verlag.

Erfolgreich ist dieser Kurs nicht: In der EU bleiben die Staatsschulden hoch und die Arbeitslosigkeit steigt, während die Wirtschaft bestenfalls stagniert. Da vielerorts die Sozialdemokraten mitziehen, dominiert die Austerität die Agenda trotzdem.

Gleichzeitig protestieren seit Jahren prekarisierte Jugendliche und ihre Eltern aus der schrumpfenden Mittelschicht gegen die ungerechte Verteilung der Krisenlasten, auch Gewerkschafter gehen massenweise auf die Straße und zuweilen selbst die abgehängte Unterschicht.

Gerade in Spanien und Griechenland prägen darüber hinaus inzwischen Selbstorganisation und breite Alltagssolidarität die Gesellschaften: Lokale Versammlungen bieten Rechtshilfe, Komitees organisieren kostenlose medizinische Versorgung, Genossenschaften werden gegründet. Die Aktivisten misstrauen der politischen Elite zutiefst, die in Korruptionsskandale verstrickt ist und nicht nur in Spanien als „Kaste“ tituliert wird. Ob in Athen, Madrid oder Barcelona – stets betonten die Protestierenden ihre Distanz zum parlamentarischen Betrieb.

Kampf um die Institutionen

Mit der Zeit aber wurde klar, dass Proteste – wie groß, kreativ oder gar militant sie auch ausfielen – wenig am Austeritätskurs der Regierungen änderten. Der Kampf um die Institutionen und ihre Veränderung gewann wieder neue Sympathien.

Das führte zu Parteigründungen oder zur Unterstützung ehemals randständiger und damit unbelasteter Kräfte. Auf dieser Welle schwimmt Syriza ebenso wie die spanische Podemos („Wir können“), die aus der Bewegung der Indignados („Die Empörten“) hervorging und laut Umfragen für die kommende Wahl Ende 2015 führt.

Auch in Irland, wo 2016 gewählt wird, herrscht massive Empörung über eine Wassersteuer. In Slowenien gründete sich nach einem großen Sozialprotest im Winter 2013 die Vereinigte Linke, die mittlerweile im Parlament sitzt. Auch die Unabhängigkeitsbewegungen in Schottland und in Katalonien verdanken ihren jüngsten Aufschwung nicht zuletzt auch einer sozialstaatlichen Orientierung, mit der sie der wachsenden Armut begegnen wollen.

Neben der Suche nach neuen demokratischen Formen steht hinter diesen Kräften die vielerorts massiv gewordene Forderung nach einem ökonomischen Kurswechsel. Vor allem Letzteres zählt angesichts der bitteren sozialen Realitäten. Syriza ist nicht primär als eine linke Partei gewählt worden, sondern als eine Kraft mit einem alternativen Wirtschaftsprogramm. Dies umfasst weit mehr als die Reduzierung der Schulden. Syriza will niedrige und mittlere Einkommen entlasten, dadurch die Nachfrage stärken und so das Wachstum ankurbeln. Einen wirtschaftlichen Schub verspricht sie sich zudem von gezielten öffentlichen Investitionen.

Auch in der EU plädiert sie für einen „europäischen New Deal“. Der Vorrang der wirtschaftlichen Fragen erklärt zumindest in Teilen die schwer verdauliche Koalitionsentscheidung für die rechte Anel.

Ist ein Kurswechsel der EU denkbar?

Es könnte in Europa somit zu einer Renaissance linker Reformpolitik kommen, die mal keynesianisch wie in Griechenland ist, mal auch radikal ausfallen kann: Podemos etwa will Spanien neu gründen und dem Land dazu möglichst eine neue Verfassung geben, Syriza hat den griechischen Oligarchen den Kampf angesagt. Beide versprechen, die systematische Korruption zu bekämpfen.

Politik ist nur möglich, wenn es Alternativen gibt. Ansonsten verkommt sie zur technischen Verwaltung des Sachzwangs – und verliert darüber all jene, die sich nicht mehr vertreten fühlen.

Syriza und Co könnten also belebend für Europas Demokratien wirken. Allerdings gilt dies nur, wenn sie tatsächlich Veränderungen bewirken werden – und das liegt nicht allein in ihrer Hand.

In der EU zeichnen sich immerhin erste Kompromissangebote gegenüber Griechenland ab, etwa die Streckung der Schuldenrückzahlungen oder ihre Bindung ans Wirtschaftswachstum. Dies steht im Einklang mit den Vorstellungen der Syriza-Ökonomen und würde Athen größeren finanziellen Spielraum bei der Sozialpolitik eröffnen.

Ist darüber hinaus ein Kurswechsel in der gesamten Europäischen Union denkbar? Jedenfalls wird mittlerweile bemerkenswert breit über Sinn und Unsinn der Sparpolitik gestritten. Selbst nach dem Wahlsieg von François Hollande 2012, der seinerzeit ein Ende der Austerität gefordert hatte, wurde diese Debatte nicht mit der heutigen Intensität geführt. Paris war mit entsprechenden Vorstößen am Widerstand aus Berlin gescheitert und schwenkte schließlich auf eine liberale Wirtschaftspolitik ein.

Angesichts einer akuten Deflationsgefahr mehrten sich im vergangenen Sommer dann Stimmen im konservativen Lager, die auf eine aktivere Rolle des Staats setzten. Dem entsprang das – allerdings unzureichende – Investitionsprogramm der neuen EU-Kommission unter Jean-Claude Juncker.

Ein nächster Anlauf scheint nun möglich. Syriza betont seit Jahren die Notwendigkeit europäischer Lösungen, von einer möglichen Podemos-Regierung in Spanien ist Ähnliches zu erwarten. Auffällig ist, dass fast alle französischen Parteien versuchen, den Syriza-Sieg für sich zu vereinnahmen, der auch in Italien lagerübergreifend auf Zustimmung stößt.

Neoliberale Rechtspopulisten

Erschwert wird der Kompromiss auf europäischer Ebene durch die stärker werdenden Rechtspopulisten. Die griechische Anel bildet dabei insofern einen Sonderfall, als sie seit ihrer Gründung gegen die Austerität agitiert hat. Hingegen treten die AfD, die österreichische FPÖ oder die holländische PVV im Zweifel eher noch neoliberaler auf als die von ihnen geschmähte Elite. Entsprechenden Druck dürften sie auf jedes Zugeständnis an eine linke Regierung in Athen oder vielleicht bald Madrid ausüben.

Jenseits des Befremdens über die Partnerwahl der griechischen Linken gilt: Scheitern Kräfte wie Syriza oder Podemos, debattieren wir in den kommenden Jahren nicht über Krise und Kapitalismus, sondern über Asyl und Abendland. Die überall schwelende Wut muss ihr Zuhause nicht bei demokratischen, europäischen Kräften finden, sondern kann auch von Autoritären jeglicher Spielart bedient werden.

Ungarn demonstriert exemplarisch, wie ein markanter Rechtsruck aussehen kann. Die neofaschistische Goldene Morgenröte hatte schon lange vor dem jüngsten Urnengang in Athen angekündigt, sie wolle die übernächste Wahl gewinnen, nach dem von ihnen erhofften Scheitern der Syriza. Und auch in Österreich wie Holland liegen die Rechtspopulisten laut Umfragen immer mal wieder vorn.

Glücklicherweise sendet der Aufstieg der Nationalisten einen Weckruf an die Weltoffenen. So ist der kräftige Mitgliederzuwachs der einst kleinen englischen Grünen – verbunden mit einem Umfragehoch für die Wahl 2015 –eine Reaktion auf die erstarkte antieuropäische Ukip.

In Deutschland hat Pegida schon vor dem internen Zwist weit mehr Gegner als Anhänger mobilisiert. Doch während der Rassismus auch aus liberalen Milieus Gegenwind bekommt, verlangt die krasse soziale Spaltung eine linke Antwort. Ein Europa, das den Bürgern immer nur neue Zwänge auferlegt, wird früher oder später an einer toxischen Mischung aus Resignation und nationalistischem Backlash auseinanderbrechen. Das europäische Superwahljahr 2015 eröffnet zumindest die Chance, das zu verhindern.

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36 Kommentare

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  • Die Menschen haben in Griechenland die Partei gewählt, welche sie vom Elend der Spardiktate befreit.

     

    In Deutschland gibt es ja keine Wahl, ob CDU/CSU/SPD und Grüne. Jetzt auch noch AfD. Alle haben eins gemeinsam, sie wollen entweder an der "Macht" bleiben oder dahin.

     

    Keine dieser Parteien in Deutschland ist bereit, den Kurs zu überdenken, und das es evtl. einen Zusammenhang geben könnte, zwischen des einen Überschüssen und des anderen Defiziten?

     

    Solange diese Parteien, Medien der Meinung sind, die anderen wären die "Geisterfahrer" in Europa, statt evtl. nur Ansatzweise daran zu denken, dass Deutschland der "Geisterfahrer" in Europa ist, solange gibt es, keine Partei die man in Deutschland wählen könnte, um endlich die unsäglich "schwäbische Hausfrau" aus den Köpfen zu bekommen.

     

    Liest man internationale Presse, dann wundert man sich, wieso sind die viel weiter? An Intelligenz kann es wohl nicht liegen?

     

    Eher wohl um jeden Preis "Recht" haben zu wollen. Nach dem Motto: "Am Deutschen Wesen soll Europa verelenden" ....(?) Deutschland sieht vor lauter Wald die Bäume nicht, bekommt Pegida, und Co nicht in den Griff, aber Europa und die Welt beherrschen zu wollen? Wie heißt es so schön: "Schuster bleib bei Deinen Leisten"?! Hochmuth kommt vor den Fall!

  • Ich sehe sehr schwierige Zeiten für die meisten Menschen auf sie zukommen.

     

    Wir werden die bisherige Links-Rechts-Schemata verlassen müssen. Nicht nur, dass es schon lange neben einer vertikale auch eine horizontale Ebene gab, in der auch kapitalfreundliche Parteien wie Rechtsliberale sehr starke Rechte für Minderheiten und auch andere Freiheiten einfordern konnten, scheint jetzt noch eine dritte Ebene hinzukommen, in der zusätzlich die globalisierte Form des Kapitalismus kritisch gesehen wird. Dies scheint auch ANEL und SYRIZA zu einen. Daneben existieren eben noch zwei andere Ebenen, die auch zu berücksichtigen sind.

     

    Na, da die meisten schon überfordert sind, wenn sie sich aus der Eindimensionalität Links-Rechts herausbewegen müssen, wird das den normalen Deutschen völlig überfordern. Ich sehe auch kaum Parteien, die in der dritten Ebene aktiv werden.

  • Warum hat die grüne Partei in Deutschland ihr in den 80er Jahren zweifellos vorhandens linkes Potenzial über Bord geworfen, anstatt es zu nutzen, um die damals bereits absehbaren gröbsten Fehlentwicklungen zu verhindern? Das Gegenteil hat man vollbracht: Der ehemalige Steinewerfer und spätere Bombenwerfer Fischer ist die Galionsfigur des grünen Selbstverrates. Keine andere Partei - nicht mal die Sozen - hat sich jemals derart schamlos prostituiert.

  • Nicht der Islam gefährdet Europa, sondern die Koalition Links- und Rechtsextremer.

    Antikapitalismus und Antiamerikanismus scheinen wieder modern zu sein, sind aber nur eine Wiederkehr des faschisitsch-kommunistischen Vorwurfs des Amerikanischen Finanzjudentums".

    Wohin die volkssozialistischen Versprechungen führen, kann man gerade am aktuell letzten politischen Beispiel dafür sehen - Chavez Venezuela. Seine gerade auch in Europa begeistert beklatschte antiameriakische, antikapitalistische Revolution hat Venezuela die weltweit höchste Inflationsrate beschert und dafür gesorgt, dass sogar Klopapier zur Mangelware wurde.

    • @Richard Kotlarski:

      Der Human-Developement-Index für Venelzuela ist genauso geringfügig gestiegen wie der für Griechenland gefallen ist seit 2008.

       

      Ist die Bereitstellung von Klopapier ein bestimmtes Kriterium, das weit über der Bereitstellung von Gesundheitsversorgung zu veranschlagen ist?

       

      Haben Sie so schwere Durchfallprobleme? Auch da ist unter Umständen eine vernünftige Gesundheitsversorgung wichtiger als das Klopapier. Könnte eine CEDE sein.

    • @Richard Kotlarski:

      Wenn es den Leuten mit den bürgerlich konservativ liberalen Kräften in Venezuela so gut gegangen wäre, hätten sie keinen Grund gehabt Chavez zu wählen. Zudem war er Indio, wodurch sich die gescholtene Bevölkerung, die sich noch von den Ureinwohnern ableiten, am ehemaligen Sklavenhandelsort angesprochen fühlte. Er setzte sich für ihre Rechte ein.

       

      Dafür dass die USA Venezuela sanktionieren gibt´s überhaupt keinen Grund. Man kann auch alles mit Sanktionen belagern und erpressen was einem nicht passt um sozialien Unfrieden zu stiften und dann hämisch "sehet her, das funktioniert nicht" auszusprechen.

      Der Fall Cuba war nichts anderes. Castro hatte auf der Liberalisten-Knochenjobplantageninsel seinerzeit leichtes Spiel Anhang zu finden. Hernach wurde die Insel erstmal Jahrzehnte von außen per Sanktionen ausgeblutet. Nur die Zigarren, die schmecken auch den feinen Anzugsträgern. Antiamerikanismus richtet sich gegen die Art der Politikausübung. Es gibt keinen klassischen Systemkampf mehr, wobei die USA mit ihrer intoleranten, teils diktatorischen Außenpolitik einen neuen herbeiführen nur weil einige Oligarchenunternehmen ihren Schlund nicht vollkriegen können und man nicht endlich von der bescheuerten Globalisten-Superpower-NWO-Politik mit den USA als Diktiergerät ablassen kann.

    • 1G
      10236 (Profil gelöscht)
      @Richard Kotlarski:

      "Wohin die volkssozialistischen Versprechungen führen, kann man gerade am aktuell letzten politischen Beispiel dafür sehen - Chavez Venezuela."

       

      Venezuela steckt in einer tiefen Krise seit Anfang der 80er Jahre und taugt als Extremum denkbar schlecht als Beispiel für das Versagen der linken Politik.

    • @Richard Kotlarski:

      Sie verdrehen vorsätzlich die Wirklichkeit:

       

      Sie betreiben Geschichtsfälschung im Interesse der bestehenden (und immer noch erfolgreich geleugneten) Kapitalherrschaft: der modifizierten (modernisierten) Diktatur des Finanz- und Monopolkapitals (-- der realen Herrschaft der Finanz- und Monopolbourgeoisie über die Gesellschaft -- in der Europäischen Union und in den Vereinigten Staaten).

       

      Die historische Quelle des Kapital-Faschismus und Terrorismus ist der Kapitalismus: die "Soziale Marktwirtschaft" der modernen Ausbeuter und Plünderer, der Bourgeoisie und Kriegstreiber, der Wirtschafts- und Monopolverbände, der Haupt- und Großaktionäre, der Multimillionäre und persönlich leistungslosen (Erbschafts-) Milliardäre.

       

      Sie missbrauchen die Menschen jüdischen Glaubens, indem Sie die Tatsache der Massenvernichtung durch das Kapital (im zweiten Weltkrieg und Auschwitz), der politischen Linken, damit den Antifaschisten und Antiimperialisten, versuchen in die Schuhe zu schieben.

      • @Reinhold Schramm:

        Die grossen Katastrophen des letzten Jahrhunderts waren Faschismus und Kommunismus. Dieser politische Irrwitz forderte fast 200 Millionen Opfer, veramte zwei Milliarden Menschen und unterdrückte die halbe Menschheit.

        Die Ermordung der Juden, Sinti und Roma durch die Nazis war keine Sache des Kapitals, sondern einer perversen Ideologie. Dass Stalin hier Hitler kaum nachstand, zeigt die brutale Umsiedlungspolitik ganzer Völker in der Sowjetunion mit Millionen Toten. Allerdings tötete Stalin aus machtpolitischen Gründen.

        • @Richard Kotlarski:

          Das Kapital für Profit und Dividende, heute wie gestern.

    • @Richard Kotlarski:

      "Antikapitalismus und Antiamerikanismus scheinen wieder modern zu sein, sind aber nur eine Wiederkehr des faschisitsch-kommunistischen Vorwurfs des Amerikanischen Finanzjudentums"."

       

      Tut mir leid, das ist nicht richtig.

       

      Während das Wirken eines "Amerikanischen Finanzjudentums" nicht den Realitäten entspricht, so gibt es für die außenpolitischen Verbrechen der USA genügend Beweise. Neuerdings sogar Geständnisse (und das ist die große Stärke einer Demokratie)!

       

      Das eine ist Wahn, das andere beruht auf Empirie! Da liegt der Unterschied...

      • @Dhimitry:

        Ja, nur hat das für die USA noch nie Konsequenzen gehabt und sie weigern sich Konsequenzen ausgesetzt werden zu können. Das Aufzeigen von Beweisen ohne dafür Konsequenzen tragen zu müssen sehe ich vielmehr als Zynismus denn als die Stärke der US-Demokratie.Beweise? Allein die Aufzählung in Stichpunkten füllt ein dickes Buch mit vielleicht 500 Seiten.

        Motto: "egal was wir tun, egal wie viele Beweise, da seht was wir brutales anstellten, niemand kann uns etwas".

  • "während die Wirtschaft bestenfalls stagniert"

     

    Zustimmung. Und wer oder was ist eigentlich "DIE Wirtschaft" und wieviel braucht der Mensch davon? (Und die Natur sowieso)

     

    Die Krokodilstränen der Anleger sind einfach nicht ernstzunehmen. Das ganz normale (gesellschaftliche) Leben steht auf dem Spiel.

  • Politisch "Rechts" steht für die Beibehaltung der Ausbeutung des Menschen durch den Menschen. Für die Entfremdung des Menschen. Für Privateigentum an den (gesellschaftlichen) Produktionsmitteln und Reproduktionsmitteln.

     

    "Links" steht für die Beseitigung der Ausbeutung des Menschen durch den Menschen. Für die Überwindung und Aufhebung der gesellschaftlichen Entfremdung. Für die sozial-emanzipatorische und revolutionäre Aufhebung des Privateigentums an (gesellschaftlichen) Produktionsmitteln -- und deren Überführung in (gesamtgesellschaftliches) Gemeineigentum. Sozial-ökonomisch-ökologische Emanzipation der Gesellschaft.

     

    Anm.: Wer möchte wohl ernsthaft behaupten, die 23. Mrd. Euro Kapital- und Privatvermögen, der Quandtschen Familienmitglieder, wären ein Ergebnis persönlicher Arbeitsleistung: Wert- und Mehrwertschöpfung? Ebenso, die Vermögen der Familien Henkel, Siemens, Bosch, Springer, Mohn, etc. --

     

    Es handelt sich im Kapitalismus, um staatlich-juristisch geschütztes, durch den staatlichen Gewaltapparat (historisch) geschütztes Ausbeutungs-, Raub- und Privatvermögen und (Privat-)Eigentum, auf der Grundlage des Privateigentums an Produktionsmitteln. Der (privaten) Verfügungsgewalt über die materielle Wert- und Mehrwertschöpfung, der differenziert, technisch-wissenschaftlichen Arbeit der Werktätigen (Frauen und Männer). Um die bürgerlich-rechtliche Enteignung von deren Arbeit (der werktätigen Mehrheit der Gesellschaft durch die Minderheit: Finanz- und Monopolbourgeoisie, Haupt-, Groß-. Aktionäre, Anteilseigner, Vorstände, Administration und deren gut-geschmierte "Sozialpartner/innen" -- im Wirtschafts-, Parteien-, Beamten-, Regierungs-, Parlaments- und Staatsapparat etc.).

     

    Info.-Empfehlung, auch weiterhin im 21. Jahrhundert: "Das Kapital" von Karl Marx. Und "Manifest" von Marx und Friedrich Engels.

    • @Reinhold Schramm:

      Danke @REINHOLD SCHRAMM.. Ich teile deine Meinung!

      Jedoch m.E. spielt die allgemeine und individuelle/familiäre Erbschaft religiöser Werte im Lichte des "Arm und Reich" eine wichtige Rolle:

      z.B. die Arbeitsethik von Max Weber:

      "Reichtum als Gottgegeben, Armut als Gottgegeben" etc. "Arbeitgeber als Repräsentant Gottes" etc. die Ergebenheit des Arbeiters ins Joch des Arbeitgebers als Möglichkeit der Erarbeitung eines anerkannten Status im Paradies der Konsumgesellschaft... etc.

      • @vergessene Liebe:

        Die (ideologische) Zurichtung (Entfremdung) des Arbeiters (Frau wie Mann) in allen bisherigen (historischen) Gesellschaftsformationen.

  • Wer von Sparpolitik redet, muss auch von der ungleichen Vermögensverteilung reden! Wein saufen und Wasser predigen, das ist neoliberale Politik.

  • Der Begriff Sparpolitik selber ist eigentlich nichts schlechtes. Sparen, bescheiden sein, nur so viel ausgeben, wie man hat, wird sicherlich jeder als erstrebenswert anerkennen.

     

    Hinter diesem Begriff "Sparpolitik" versteckt sich allerdings erheblich mehr. Nämlich Sozialabbau, niedrige Löhne, fehlendes Geld für die Infrastruktur ... auf der einen Seite, Steuergeschenke für Konzerne, Banken und Millionäre auf der anderen Seite. Also weniger Staat und dafür mehr "Freiraum" für das Kapital.

     

    Welche politischen und gesellschaftlichen Folgen das haben kann, lässt sich aus der Geschichte alleine der letzten 100 bis 200 Jahre verfolgen. Rechtspopulismus, das Treten nach unten oder linke Politik, die Konfrontation mit neoliberalen Regierungen und den Banken, Konzernen und Milliardären sind dabei verschiedene Symptome. Am Ende steht immer wieder die Frage, wie soll der Kuchen verteilt werden.

    Wer sich wie um seinen Teil schlägt, ist dabei von Land zu Land verschieden.

     

    Dass wir eine Regierung haben, die den größten Teil der ohnehin schon besitzenden Schicht immer mehr zuteilt und dass ein rechter Haufen Ausländern einen Anteil missgönnt, ist bei uns unter anderem auch eine negative Entwicklung. Die Rolle der Medien ist dabei speziell in Deutschland eine hauptsächlich neoliberale Berichterstattung im Sinne von Regierung und Kapital. Die TAZ macht zumindest ab und zu noch eine Ausnahme.

  • Die richtige Politik steht bei Steffen Vogel nicht zur Debatte. Ich vermute, die richtige Rhetorik auf der politischen "Bühne", an dem man die "richtigen Leute" erkennt, ist ihm genug. Die Frage, was ein spanischer oder griechischer Ministerpräsident tun soll, ist ja schrecklich konkret. Ich frag mal ganz rhetorisch: Kennen Sie den Unterschied zwischen politischer Rhetorik und präpotenten Utopien?! Nein?! Wundert mich nicht, es gibt keinen...

    • 1G
      10236 (Profil gelöscht)
      @die kalte Sophie:

      Hmm, vor einem Monat haben Sie's schwarz für die Linke gesehen ("Ein Revival halte ich nicht für ausgeschlossen, aber im Moment ist Volkstrauertag. Schade um diese politische Fraktion.")

       

      Manchmal fängt ein Revival doch mit politischer Rhetorik an. Und, nur mit Pragmatik wären wir wahrscheinlich immer noch bei 3-Klassen-Wahlrecht.

      • @10236 (Profil gelöscht):

        Es sollte heißen: Schade um den Liberalismus. Dass die Linke wieder regieren könnte, halte ich für ausgeschlossen. Nicht, dass ich etwas dagegen hätte... Im Gegenteil, bis dahin hätte sich so vieles verändert, insbesondere wäre die Fixierung auf die "kommunikative Variante der Macht" verschwunden. Das fände ich toll: Sagen, was man vorhat, und nicht nur Einwände beibringen, was gegen die Vorhaben der Anderen spricht...

    • @die kalte Sophie:

      "Ich frag mal ganz rhetorisch..."

       

      Bei Ihnen also auch nur Rhetorik.

       

      Präpotente Utopien... was meinen Sie damit und kann es sein, dass da eine gewisse Kastrationsangst mitschwingt?

      • @friedjoch:

        Nein, keine Kastrationsangst. Nur Regierungsangst. Ich habe Angst, dass die Linke erst wieder regierungsbereit ist, wenn keinerlei "Widerstand" mehr zu erwarten ist, und alle freundlich offenherzig lächeln (chinesisches Modell).

        • @die kalte Sophie:

          Und weiterhin nichts als Rhetorik.

          • @friedjoch:

            Dass jemand nichts Substanzielles zu sagen hat, lässt sich leicht behaupten, nicht wahr?! Übrigens meine ich, was ich sage. Ob dass wichtig ist, oder nicht, darf jeder selbst entscheiden.

            Unterstreichen will ich den Punkt: der linke Diskurs setzt bereits das Oppositions-Prinzip ein, das sich in der parlamentarischen Realität dann abbildet. Wenn die Linke regieren will, kann sie mit Widerworten nicht agieren. Da zählen nur "positive Aussagen", Verordnungen, Gesetze, Verbote, etc. Oder nennen Sie das auch "Rhetorik"?!

  • Aha, Podemos ist also politisch "unbelastet". Herr Vogel, daß das so nicht stimmt, können Sie in ebendieser Zeitung selbst nachlesen. Davon ausgehend böten sich weitere Recherchen an. Ich habe diese tatsächlich begonnen, Sie offenbar nicht. Soll dann ein weiteres alarmistisches "Wacht auf" von Seiten der TAZ erst wieder nach den spanischen Wahlen erfolgen?

    • @Irma Kreiten:

      Norbert antwortet Irama.

      Es mag ja sein, das die eine oder andere Personalie bei der span. Partei Podemos nicht völlig unbeschrieben ist und unter der Idealbetrachtung auch kritisches zu Tage kommt. Die Kooruption und die Verflechtungen mit unbeschreiblichen Vorteilsnahmen und Bestechungen in Spanien, die selbst die sog: Königsfamilie mittlerweile stark betreffen, zeigen das die Gegenwehr der Bürgerinnen und Bürger, in vielen Ländern in Europa, mittlerweile alle gesellschaftl. Schichten zu Protesten und Zweifeln an demokratischen Systemen veranlaßt. Das hier eine grundlegend neue ökonomisch-soziale- und Kulturpolitik mit dem Schwerpunkt eines New Deal Projektes in Europa notwendig ist, zeichnet sich nu klar ab. dazu kommt das es in Europa zunehmend Kritik an der vermuteten Medienmanipulation gibt, die als gelenkte 4. Gewalt - bis hin zum "Verdacht einer gelenkten Demokratie" nun mittlerweile in Europa diskutiert wird. In Spanien ist es genauso notwendig, die alten, korrupten, neoliberalen Wirtschaftsstruckturen in einem demokratischen Veränderungsprozess, wenn nötig konsequent und hart in der Durchsetzung anzugehen. der Vormärz dieser Entwicklung bricht sich jetzt Bahn. Dazu wird sich eine neue, veränderte europäische Sicherheitsarchitektur unter Einbeziehung von Russland, mit neuen wirtschaftlichen Kooperationsmöglichkeiten ergeben müssen. Dabei scheint die Zukunft des Euro noch unklar.Das wird Auswirkungen auf die transatlantischen Beziehungen zu den USA und deren Ansprüchen in der Nato und den ökonomischen Beziehungen zu den USA haben. Ein wichtiger Mitspieler scheint im Überblick und seiner Wichtigkeit im Moment nicht betrachtet zu werden. Das ist China.

    • 1G
      10236 (Profil gelöscht)
      @Irma Kreiten:

      Sind die Linken nur dann OK, wenn sie der "Politik der Mitte" als Anstandsblättchen dienen?

       

      Bzgl. Podemos: die englischsprachige Wikipedia sangt zwar "leftist", aber das war's auch. Ist es vielleicht si, dass wenn Sie die Einstellung einer Partei zur herrschenden sozioökonomischen Verhältnissen nicht gutheißen, dann kommen Sie gleich mit "rotbraune Querfront an"?

      • @10236 (Profil gelöscht):

        Nein, ich gehöre nicht zu den Leuten, die das Lesen eines Wiki-Eintrags als "Recherche" bezeichnen.

        • 1G
          10236 (Profil gelöscht)
          @Irma Kreiten:

          Habe auch nicht behauptet, dass es eine war. Englischsprachige Wiki erwähnt jedoch zumindest kritikwürdige Ansätze.

           

          Lassen Sie mich raten, was Sie unter "Recherche" verstehen: handverlesene Fakten zusammenzupuzzeln, bis ein Bild nach Ihrer Vorstellung entsteht.

    • @Irma Kreiten:

      klären sie uns doch bitte auf!

      • @nutzer:

        Warum sollte ich das hier tun? Um wieder einmal von anderen Lesern beleidigt und diffamiert zu werden dafür, daß man kostenlose Arbeit liefert? Da müßte die TAZ denn schon selbst für einen entsprechenden Rahmen für derartige Auseinandersetzungen sorgen, sorry. Tatsache ist doch, daß man sozusagen vor den Fenstern der Redaktionen auf- und abhüpft und "Huhu" schreit, während drinnen die Journalisten sich von Außenkontakten schlicht gestört und belästigt fühlen. Da wird eher dann reagiert, wenn gewisse Kreise mächtig Radau schlagen und Druck machen. Nicht aber, wenn Einzelpersonen auf freundliche wie zurückhaltende Weise mit ernstzunehmenden Anliegen kommen.

        • @Irma Kreiten:

          Jemand anderen zu beleidigen ist tatsächlich kein gutes Benehmen.

           

          Kein gutes Benehmen ist aber auch, zu rufen: "Ich weiß was und sage es Euch nicht." Das ist ausgesprochen kindisch.

          • @Age Krüger:

            Ich verweigere mich ja auch gar nicht, ich möchte nur einen angemessenen Rahmen und einen achtsamen gegenseitigen Umgang.

        • @Irma Kreiten:

          Hallo Frau Kreiten,

          die Möglichkeit zum Austausch von Informationen und zur Meinungsäußerung sollte bei keiner / keinem Teilnehmer an diesen Diskussionen zu Beleidigungen oder Diffamierungen führen. Das die "wichtigen" Journalisten sich von den Leserinnen und Lesern bei Reaktionen, möglicherweise "gestört" fühlen, macht doch deutlich, das Medien noch nicht verstanden haben,in Zukunft - und die ist jetzt - allgemein, auf einen aktiven Austausch und die Mitwirkung der Kunden angewiesen sein werden. Das macht eine Position / Abt. in den Unternehmen notwendig, die respekt- u. verantwortungsvoll, die Mitarbeit und das Interesse der Kunden an und in dem jeweiligen Medienunternehmen in Echtzeit in die Arbeit des Hauses gewährleisten. Insofern sind Sie alle Pioniere. Die Zeit der responselosen one way user, ist vorbei. Erfolgreiche Unternehmen verstehen das. Das ist bei der TAZ vermutl. noch ein langer Prozess. Die Arroganz und das journal. Berufsverständnis stehen dem meist noch im Wege.Kundenbindung und Kundeninteresse gehen eben heute anders. Genauso wie die kommenden, politischen Veränderungen die sich in Europa jetzt abzeichnen. In Frankreich wird der Front sicherlich hervorragende Aussichten haben, die nächste Präsidentin zu stellen. Also geben Sie doch ruhig Ihre Informationen, Sie beflügeln damit sicher den Austausch der Interessierten und bieten so den Redaktionen so die Möglichkeit, sich an einen anderen Kundenkreis und deren Bedürfnissen im Austausch und der Mitwirkung zu orientieren. NP