Podcast „Passierte Tomaten“: Sex ist ein Luxusgut
Ist Sex gegen Geld okay? Die Frage spaltet die Frauenbewegung seit jeher. Sexarbeiterin Undine de Rivière und Autorin Antje Schrupp sprechen darüber.
Gibt es ein Recht auf Sex oder ist Sex ein Luxusgut? Ist es problematisch, dass weibliche Lust in der Sexarbeit nicht im Vordergund steht – oder ist das letztlich nur ein Symptom dysfunktionaler Geschlechterbeziehungen, die auch jenseits von Sexarbeit unsere Gesellschaft prägen?
Die Frage, ob Sex gegen Geld aus feministischer Sicht in Ordnung ist, spaltet die Frauenbewegung seit jeher. In patriarchalen Verhältnissen, monieren die einen, sei eine selbstbestimmte Sexarbeit nicht möglich. Prostituierte seien die Opfer, Zuhälter die Täter, und wünschenswert vor allem eine Abschaffung des Systems Prostitution.
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Der Hurenbewegung wiederum geht es vor allem darum, die Branche zu entkriminalisieren, um die Bedingungen zu verbessern, unter denen Sexdienstleisterinnen arbeiten. Die gesellschaftliche Stigmatisierung müsse abgebaut werden, fordern sie, und Sexarbeit anderen Gewerben gleichgestellt.
Über die Frage, ob Sexarbeit ganz normale Arbeit ist, welche Rolle Freiwilligkeit in der Branche spielt und was „freiwillig“ im Kapitalismus überhaupt bedeutet – darüber sprechen im taz-Podcast die Politikwissenschaftlerin und Autorin Antje Schrupp und die Sexarbeiterin Undine de Rivière, die seit mehr als 20 Jahren in der Branche tätig ist.
„Man muss zwischen Selbstbestimmung und Selbstverwirklichung unterscheiden“, sagt Undine de Rivière. Zwar sei der Job für viele nicht der Traumjob – was ihn aber vor allem schwierig mache, seien die Umstände: die rechtliche Situation, das gesellschaftliche Stigma. Deshalb, fordert de Rivière, müsse Sexarbeit als Freiberuf anerkannt werden.
Dabei versage derzeit die Frauenbewegung, kritisiert Antje Schrupp: „Wir schaffen es nicht, darüber zu sprechen und zu gemeinsamen Positionen zu kommen, sondern haben uns in zwei Lager verbarrikadiert, die sich bekämpfen. Deshalb lassen wir uns von Leuten über den Tisch ziehen, denen es nicht darum geht, den Frauen zu helfen, sondern die eine repressive Ordnungspolitik wollen.“
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Vom 9. bis zum 14. September 2018 veröffentlichen wir täglich ein neues Podcast-Gespräch zu feministischen Streitthemen auf taz.de und unseren Kanälen bei Spotify und iTunes. Alle Gespräche erscheinen zum Jahrestag des Tomatenwurfs am 13. September gedruckt in der taz. Mit diesem Spezial launchen wir außerdem auf taz.de einen Schwerpunkt zu feministischen Themen. Schließlich steht die taz seit 40 Jahren für kontinuierliche feministische Berichterstattung.
Leser*innenkommentare
Velofisch
Sex ist kein "Gut" und auch kein "Luxusgut". Das ist unmenschlich. Sex kann eine sehr persönliche Dienstleistung sein - ob das gut ist, darüber kann man diskutieren. Sex als "Gut", als "Ding" ist dagegen indiskutabel.
Maike123
Frauen, die sich nicht als Domina sehen, sondern deren sehnlichster Wunsch es ist, im Gegenteil als unterwürfige Sklavinnen ihrem Herrn zu dienen, sollten auch als Prostituierte arbeiten dürfen.
Es ist diskriminierend, es nur Teilen Frauen von heute verbieten zu wollen, ihre sexuellen Fantasien auszuleben.
Das würde diese Frauen am Ende nur in die Hände von streng gläubigen Menschen treiben, die dem strengen Reglement der Sexclubs nicht unterworfen sind und die sie am Ende nur zu Selbstmordattentäterinnen machen oder sie zu Tode vergewaltigen (fisten/pfählen etc.).
Lowandorder
@Maike123 Wie meinen*¿*