Pläne zum Ende der Coronamaßnahmen: Die Zeit ist reif
Die Lockerungspläne von Bund und Ländern wirken auf den ersten Blick gewagt. Aber sie sind richtig – zumal einige Maßnahmen ohnehin kaum mehr sinnvoll sind.
A uf den ersten Blick sieht es nach einem gewagten Vorhaben aus: Auf dem Höhepunkt der Omikron-Welle, zu einem Zeitpunkt, an dem etwa jeder zwanzigste Deutsche mit dem Coronavirus infiziert ist, planen Bund und Länder die Abschaffung wesentlicher Schutzmaßnahmen: Bis zum 20. März sollen schrittweise Kontaktbeschränkungen, Zugangskontrollen im Einzelhandel und Zuschauerlimits bei Großveranstaltungen gelockert werden, so sieht es ein Beschlussentwurf für den Bund-Länder-Gipfel am Mittwoch vor.
Bei vielen, die die Bedrohung durch das Virus bisher sehr ernst genommen haben, dürfte diese Ankündigung angesichts der unklaren weiteren Entwicklung für Unverständnis sorgen. Doch wie so oft lohnt ein genauerer Blick. Und der lässt die Pläne durchaus nachvollziehbar erscheinen. Zum einen sind – unter anderem durch die Impfungen – trotz der Rekordinzidenzen die Zahlen von Hospitalisierungen und Coronatoten niedrig geblieben.
Zum anderen mehren sich derzeit die Zeichen, dass die Omikron-Welle ihren Höhepunkt bereits überschritten hat – ziemlich genau zum prognostizierten Zeitpunkt. Für die nächsten Wochen ist darum mit einer deutlichen Entspannung der Lage zu rechnen. Umgesetzt werden dürfen die Öffnungsschritte natürlich nur, wenn diese Erwartung eintritt – aber das ist im Beschlussentwurf auch so vorgesehen.
Zudem erscheinen jene Maßnahmen, die Bund und Länder als Erstes aufheben wollen, ohnehin zweifelhaft. Dass private Kontakte auch unter vollständig Geimpften nach wie vor auf zehn Personen beschränkt sind, dürfte kaum jemandem bekannt sein. Eine Abschaffung dieser Regel, die zudem überhaupt nicht überprüft wird, ändert in der Praxis also kaum etwas.
2G schützt kaum
Auch die 2G-Regel im Einzelhandel, die den Zugang zu vielen Geschäften auf Geimpfte und Genesene beschränkt, scheint überholt, seit klar ist, dass die Impfung bei Omikron zwar weiterhin gut gegen schwere Verläufe schützt, aber sehr viel weniger gegen die Infektion selbst. Dass 2G kaum zusätzlichen Schutz bietet, zeigt sich auch daran, dass in den Bundesländern, wo die Regel früh wieder gekippt wurde, die Entwicklung der Fallzahlen nicht schlechter war als anderswo.
Sinnvoll ist es dagegen, zunächst an der Maskenpflicht in geschlossenen Räumen festzuhalten, denn zumindest gute Masken bieten weiterhin Schutz vor einer Ansteckung. Wer sich darüber hinaus durch eine Reduzierung seiner Kontakte noch stärker schützen will, kann das auch in Zukunft in vielen Bereichen tun. Einen Grund, das für alle vorzuschreiben, gibt es aber hoffentlich bald nicht mehr.
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