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Petition gegen BekleidungskonzernUnschlagbare Angebote bei H&M

Der Mode-Discounter will 800 Stellen streichen – und vor allem Mitarbeitende loswerden, die abends und samstags nicht arbeiten können: Frauen.

Als man noch shoppen gehen konnte: Ausverkauf bei H&M 2020 Foto: Francis Joseph Dean/imago

Alle sind lockdowngebeutelt, sehnen sich nach einem stinknormalen Essen mit Freunden, dem Wiedersehen mit der Familie, einem Konzert, sogar nach einem langen Arbeitstag im Büro.

Besonders heftig trifft der Lockdown jedoch jene, die um ihre Jobs bangen müssen, vor allem in der Gastronomie und im Einzelhandel. Dass die beiden Lockdowns nicht spurlos an diesen Branchen vorbeigehen würde, war klar. Große Betriebe hingegen, so zumindest die Hoffnung, könnten mit einem blauen Auge davonkommen.

Experten prognostizieren, dass 2021 das große Jahr der Pleitewelle werde. Im Januar machte das Modeunternehmen Adler den Anfang. Nun trifft es auch größere Unternehmen – mit Folgen für die Beschäftigten. Der Parfümerie-Riese Douglas kündigt an, 600 Stellen in Deutschland streichen zu wollen. Beim Mode-Discounter Hennes & Mauritz, kurz H&M, ist von 800 Stellen die Rede.

Besonders vulnerable Gruppen

Inzwischen ist bekannt, dass H&M vor allem Mit­ar­bei­te­r:in­nen loswerden will, die nicht an den umsatzstarken Abendzeiten sowie an Samstagen arbeiten können. Dagegen regt sich Widerstand, denn es trifft besonders vulnerable Gruppen wie Frauen mit Kindern. Die Geschäftsleitung hat dem Gesamtbetriebsrat ein Abfindungsprogramm für Mitarbeitende, die freiwillig gehen wollen, vorgeschlagen. In der Präambel dazu heißt es, dass insbesondere jene animiert werden sollen zu gehen, die „vorwiegend zu Zeiten eingesetzt werden können, in denen ein spezifischer Arbeitskräfteüberhang besteht“. Damit die Formulierung auch verstanden wird, werden Mitarbeiter:innen, die sich in Elternzeit befinden, also viele junge Mütter, Langzeiterkrankte und Schwerbehinderte, explizit als antragsberechtigt erwähnt.

Die Verdi-Gewerkschaftssekretärin Jaana Hampel macht dieses Gebaren fassungslos: „Normalerweise müssten diese besonders schützenswerten Gruppen durch einen Sozialplan geschützt werden, aber H&M pickt sich genau diese Menschen raus“, sagt sie. Deshalb hat sie bei change.org eine Petition gestartet, in der sie eine H&M-Filiale in Nürnberg als Beispiel nimmt, wo mehr als ein Viertel der Arbeitsstunden wegfallen sollen: „Stehe zu deiner Verantwortung, H&M“. Sie fordert, dass der drittgrößte Modekonzern der Welt in Verhandlungen mit Verdi tritt.

H&M weist die Vorwürfe zurück. Personal soll etwa in jenen arbeitszeitbezogenen Stellenprofilen abgebaut werden, wo „der Arbeitsanfall seit mehreren Jahren rückläufig ist“, teilt die Pressestelle mit. Bei H&M dreht man es nun so, als habe man diese Personengruppen explizit angesprochen, um sie vom Freiwilligenprogramm nicht auszuschließen. Sollten nicht ausreichend Kol­le­g:in­nen auf das Angebot eingehen, so H&M, komme es „selbstverständlich unter Einhaltung aller rechtlichen Vorgaben“ zu betriebsbedingten Kündigungen. „Kol­le­g:in­nen in Abwesenheit, wie Elternzeit und Langzeiterkrankung etc., sind dann selbstverständlich ausgeschlossen.“

Kein Verständnis für H&M hat Katja Mast, Vizevorsitzende der SPD-Bundestagsfraktion: Gerade jetzt müssten die Rechte von Arbeitnehmenden geschützt werden. Ein so unsoziales „Freiwilligenprogramm“ dürfe keine Schule machen. Der Umbau im Handel „muss mit den Beschäftigten bewältigt werden“. Die Pandemie beschleunige den Wandel, sei aber nicht die Ursache.

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17 Kommentare

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  • Ich kann H&M verstehen. Sie möchten Geld machen. H&M darf das soweit ich weiß. Aber muss man für Gewinn auch jede ethische Grundvorstellung der Menschen links liegen lassen. Denn humanistische Werte sind verpflichtend. Doch: @TAZTIZ hat auch recht. Ich muss ihm nur ein Frage entgegenstellen: Was machen die alleinerziehenden Mütter mit ihren Kindern?

  • War schon immer ein verantwortungsloser Drecksladen. Könnte die Politik aber auch gern was draus lernen - nämlich die umsatzstarken Abend- und Wochenendöffnungszeiten gleich eindampfen. Dann diese Amazon-Lieferdienste verbieten wegen Ausbeutung, Wochenendarbeit im Versandlager eh. So könnte die Konsumgesellschaft noch ein bisschen länger runterkochen. Sozial auffangen müsste sich das lassen, geht eh nicht so weiter wie vor Corona mit dem ganzen Wahnsinn.

    • @Hartz:

      Gemacht.

    • @Hartz:

      Danke!

      • @Fezi:

        "... Jeglicher Stellenabbau ist zu unterlassen. ... Arbeitsplätze müssen gesichert werden und nicht abgebaut!..."

        Mit so einer Petition wird kein Arbeitsplatz bei einem stationären Händler gesichert. Oder sollen wir nach dem unterzeichnen auch noch bei H&M einkaufen?

  • taz: "Inzwischen ist bekannt, dass H&M vor allem Mit­ar­bei­te­r:in­nen loswerden will, die nicht an den umsatzstarken Abendzeiten sowie an Samstagen arbeiten können. [...] Kein Verständnis für H&M hat Katja Mast, Vizevorsitzende der SPD-Bundestagsfraktion: Gerade jetzt müssten die Rechte von Arbeitnehmenden geschützt werden."

    Die SPD hat doch damals mit der Schöder-Agenda-2010 die Weichen gestellt, dass heutzutage solche "Methoden" der Arbeitgeber schon zur Normalität gehören. Schon lustig, dass die SPD, deren damaliger Kanzler Schröder 2005 vor dem World Economic Forum in Davos folgendes gesagt hatte "Wir müssen und wir haben unseren Arbeitsmarkt liberalisiert. Wir haben einen der besten Niedriglohnsektoren aufgebaut, den es in Europa gibt." sich jetzt auf einmal daran erinnert wofür das "S" in SPD steht. Was haben eigentlich die Gewerkschaften die letzten Jahre gemacht?

    • @Ricky-13:

      SPD ist Hartz!



      Grüne, CDU/CSU, FDP auch.



      ...

  • Moin,



    Gleich zuerst, ich habe mir das genaue Programm von H&M nicht angeschaut, aber wenn ich das hier richtig verstanden habe, geht es erstmal nur um das Angebot an alle Mitarbeiter und die extra Benennung der besagten Gruppen (Elternzeit, Langzeitkranke...) sich zu überlegen, freiwillig mit einer Abfindung zu gehen?!

    Ich denke, das ist doch erstmal deutlich besser, als einfach pauschal Leuten zu kündigen...



    Vielleicht gibt es Menschen, die eine "Auszeit" nutzen können um sich beruflich neu zu orientieren?! Ein "Startkapital" in Form einer Abfindung und damit eine kleine Entscheidungshilfe um sich eine Veränderung zu trauen, ist jetzt nicht verwerflich?!

    So lange das Angebot für alle Mitarbeiter gilt und die Freiwilligkeit auch tatsächlich umgesetzt wird, ist erstmal nix negatives dran.

    Und dass die "vulnerablen" Gruppen extra benannt sind, begründet der Artikel doch selbst... Da sie in der Regel von betriebsbedingten Veränderungen ausgenommen/geschützt sind... Werden diese bei dem Angebot einer Abfindung extra benannt, damit es auch klar ist, dass das freiwillige Angebot an Alle gerichtet ist.

    Für mich kein Grund, eine rigorose Ablehnung zu proklamieren, wie gesagt, es gibt bestimmt einige, die dieses Angebot annehmen wollen.

    • @Schusters Bernd :

      Arbeitsrecht

      "Ich denke, das ist doch erstmal deutlich besser, als einfach pauschal Leuten zu kündigen... "



      Das geht sowieso nicht, da eine Sozialauswahl getroffen werden muss. Auch ein Arbeitgeber kann und darf nicht einfach machen, was er will (Rechtsstaat, Arbeitsrecht). Das ist mal die Grundlage.



      Und die Erfahrung lehrt, dass dann auf die bereits selektierten "vulnerablen Gruppen" Druck ausgeübt wird und Leute rausgedrängt werden. Erste Versuche gibt es bereits.



      Die Frage ist, in welcher Gesellschaft wir leben wollen...und können.

  • 2G
    27871 (Profil gelöscht)

    Das man nicht sein "stärkstes" Personal loswerden möchte, erscheint mir logisch, dass man "diesen besonders schützenswerten Gruppen", die man loswerden will, jetzt aber auch ein ganz besonders gutes Angebot im Abfindungsprogramm für Mitarbeitende, macht, allerdings ebenfalls.

    Leider lässt man uns über die weiteren Inhalte des Programms im unklaren. Über das wieso und weshalb kann man sich seine Gedanken machen.

    Der „Spiegel“ berichtete am Samstag, dass die geplante Abfindung für unter 60-Jährige ein Brutto-Monatsgehalt pro Beschäftigungsjahr beträgt. Eltern würden nach Informationen des Nachrichtenmagazins für jedes unterhaltsberechtigte Kind zusätzlich 1.000 Euro, Schwerbehinderte 2.500 Euro bekommen. Hinzu kommen Ausgleichszahlungen, wenn Angestellte vor Ende der Kündigungsfrist ausscheiden.

  • Naja, wenn selbst namhafte Marken wie H&M agieren wie chinesische Hire&Fire-Companies kann ich auch gleich bei den Chinesen kaufen.

    Kein Wunder dass man nur noch nach dem Preis kauft.

    • @Bolzkopf:

      Namhafte Marke wie H&M und die Hire & Fire sind die bösen Chinesen? Aus welchem Propagandabuch haben Sie denn bisher gelesen? H&M agiert hier genau passend zu dem wie sie sonst agiert haben. Hochglanz ist da nur die Werbung.

    • 2G
      27871 (Profil gelöscht)
      @Bolzkopf:

      Was denken Sie denn, wo H&M produzieren lässt, bei Pipi Langstrumpf?



      Die lassen genauso in Asien und Osteuropa produzieren, wie alle anderen, zu den gleich schlechten Bedingungen!

  • H&M handelt nach dem mit den Gewerkschaften vereinbarten Sozialplan. Nachträglich jammern hilft nicht



    , dann sollte die Gewerkschaft vorher ordentliche Sozialpläne aushandeln. Das dies die Gewerkschaft nicht will, macht mich fassungslos.

    • 2G
      27871 (Profil gelöscht)
      @Kristina Ihle:

      Die Gewerkschaft handelt keine Betriebsvereinbarung aus, dass macht der Betriebsrat, der aus Angestellten des Unternehmens besteht,

  • Mitarbeiter, die dauernd krank sind oder aus anderen Gründen abwesend, werden selbst H&M nicht durch die Krise helfen. Da scheinen großzügige Abfindungen doch sinnvoll, solange so etwas überhaupt noch bezahlbar ist. Statt Petitionen sollte man als Mitarbeiter lieber etwas verkaufsförderndes initiieren ...