Obwohl die Erneuerbaren boomen: 82 Prozent der Energie sind fossil
Die CO₂-Emissionen des globalen Energieverbrauchs steigen weiter. Die Erneuerbaren lösen nur langsam Öl, Gas und Kohle ab, zeigt ein Bericht.
Die Zahlen stammen aus dem seit 1952 erscheinenden „Statistical Review of World Energy“, der inzwischen als Standardüberblick gilt. Herausgegeben wurde er bis zum vergangenen Jahr vom Ölkonzern BP. Nun hat das das Energy Institute übernommen, ein Berufsverband für Menschen in Energieberufen. Der Grund für den Wechsel: Die jährlich veröffentlichten Daten illustrieren, wie fossil-abhängig die Welt ist und unterminierten damit nach Ansicht der BP-Konzernchefs offenbar die eigene PR, ein Erneuerbaren-Konzern zu sein.
Im vergangenen Jahr sank während der Energiekrise der weltweite Gasverbrauch, wurde allerdings in vielen Ländern durch Kohleverbrennung ersetzt. Der Kohleverbrauch stieg so auf das Niveau von 2014 an, auch der Verbrauch von Erdöl legte zu. Da sowohl Kohle als auch Öl höhere Treibhausgasemissionen erzeugen als Gas, wurde der Energiemix insgesamt etwas dreckiger.
Empfohlener externer Inhalt
Der diesjährige Bericht zeigt, dass der Energieverbrauch aus erneuerbaren Quellen weiter wächst. Ihr Anteil stieg 2022 von 13,5 auf 14,2 Prozent. Der Anteil der Atomkraft sank leicht von 4,2 auf 4 Prozent. Der fossile Anteil sank ebenfalls von 82,3 auf 81,8 Prozent. Hätte China seine Covid-Maßnahmen früher beendet, wäre der fossile Anteil dagegen gestiegen, hieß es.
Überblick über den Stand der Energiewende
Der Primärenergieverbrauch ist ein guter Indikator für den Stand der Energiewende weltweit. Dieser überschätzt in der Regel den Anteil fossiler Energie, weil bei der Verbrennung viel Energie als Wärme verloren geht – was bei Solar- oder Windkraft nicht der Fall ist. Für das Statistical Review werden allerdings erneuerbare Energien so hochgerechnet, als seien sie genau so ineffizient wie fossile Energieträger, damit die Verhältnisse stimmen.
Die Zahl zeigt, aus welchen Quellen Energie gewonnen wird. Enthalten ist dabei die Energie für Stromproduktion, das Heizen von Gebäuden, in der Industrie und im Verkehr. All diese Bereiche sind insgesamt für einen Großteil der weltweiten Treibhausgasemissionen verantwortlich.
Empfohlener externer Inhalt
Der Datenüberblick zeigt, dass es kaum Länder gibt, die tatsächlich einen Großteil ihrer Energie aus erneuerbaren Energien bestritten. Dänemark, zum Beispiel, das bei der Stromproduktion zu mehr als 80 Prozent erneuerbare Energien einsetzt, kommt beim gesamten Energieverbrauch nur auf 40 Prozent erneuerbare.
Nur Island und Norwegen erzeugen deutlich mehr als die Hälfte ihres Energie aus erneuerbaren Energien, beide mit großen Anteilen an Wasserkraft. In Deutschland war der Erneuerbaren-Anteil mit 21,5 Prozent immerhin deutlich über dem weltweiten Durchschnitt.
Einziger Hoffnungsschimmer: Der wachsende weltweite Energieverbrauch wird immer mehr durch neue Erneuerbaren-Kraftwerke abgedeckt, so dass in den kommenden Jahren die Emissionen erstmals sinken könnten. Für die Einhaltung des Pariser Abkommens wäre aber auch das sehr knapp: Bis 2030 müssen die Emissionen mindestens halbiert werden.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Ungerechtigkeit in Deutschland
Her mit dem schönen Leben!
Kompromiss oder Konfrontation?
Flexible Mehrheiten werden nötiger, das ist vielleicht gut
FDP-Krise nach „Dday“-Papier
Ex-Justizminister Buschmann wird neuer FDP-Generalsekretär
Der Check
Verschärft Migration den Mangel an Fachkräften?
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
Selenskyj bringt Nato-Schutz für Teil der Ukraine ins Gespräch
Parteitag der CDU im Hochsauerlandkreis
Der Merz im Schafspelz