piwik no script img

Neue Bomben auf GazaIsrael tötet Hamas-Minister und Zivilisten

Unvermittelt bombardiert die israelische Armee den Gazastreifen, es sterben mindestens 400 Menschen. Eine Bodenoffensive könnte folgen.

Nach der Auf­forderungen zur Evakuierung durch die israelische Armee: Menschen verlassen am Dienstag den Norden des Gazastreifens Foto: Mahmoud Issa/reuters

Jerusalem taz | Mit heftigen israelischen Luftangriffen ist der Schrecken des Krieges am Dienstagnacht nach Gaza zurückgekehrt. „Ich zittere noch am ganzen Körper“, sagt Dschuwaher aus Deir al-Balah am Telefon. Gegen zwei Uhr seien sie und die Familien ihrer Geschwister von Explosio­nen in ihrem Viertel aus dem Schlaf gerissen worden. „Unser Albtraum geht weiter“, sagt die Frau, deren Nachname der Redaktion bekannt ist.

Mehr als 400 Menschen sind seitdem bereits getötet und Hunderte weitere verwundet worden, wie die Gesundheitsbehörden im Gazastreifen meldeten. Unter den Toten sind, wie von der Hamas bestätigt, mehrere politische Anführer und Minister der Hamas, darunter der Chef des Innenministeriums, Mahmud Abu Wafta. Notärzte melden zahlreiche getötete Frauen und Kinder. Ein Angriff in der Stadt Rafah im Süden Gazas soll 17 Mitglieder einer Familie getötet haben.

Mit den massiven Bombardierungen bricht Israel eine Waffenruhe, die trotz zahlreicher Verstöße beider Seiten seit zwei Monaten gehalten hatte. Die Armee hat gegen 2.30 Uhr mitgeteilt, „umfassende Angriffe gegen Terrorziele der Hamas“ auszuführen. Demnach solle die Operation „so lange wie nötig“ fortgesetzt werden.

Die Hamas wirft Israel vor, das Abkommen aufzukündigen und die noch in Gaza verbliebenen 59 israelischen Geiseln „einem ungewissen Schicksal auszusetzen“. Berichten zufolge hätten Vermittler am Dienstag auf die Freilassung weiterer Geiseln gedrängt – im Gegenzug für eine Deeskalation.

Bald Bodentruppen?

Bisher setzt Israel noch keine Bodentruppen ein, hat aber die Bewohner mehrerer Gebiete nahe der israelischen Grenze zur Evakuierung „gefährlicher Kampfzonen“ aufgefordert. „Wir haben weder die Kraft noch das Geld, ein weiteres Mal zu fliehen“, sagt eine Frau im betroffenen Beit Hanun im Norden Gazas am Telefon. „Wir hatten gerade gewagt, durchzuatmen. Nun sollen wir erneut gehen.“ Ein Foto zeigt einen Trümmerhaufen: ihr Familienhaus, das bereits vor Monaten zerstört wurde.

Dem Angriff waren Wochen ergebnisloser Verhandlungen vorangegangen. Die Hamas hatte auf die ursprüngliche Vereinbarung bestanden, die ab Anfang März einen vollständigen Abzug israelischer Truppen sowie ein permanentes Ende des Krieges vorgesehen hätte. Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu schließt seit Langem ein Ende des Krieges vor einer militärischen und politischen Zerstörung der Hamas aus.

Israel nahm die für Anfang Februar geplanten Gespräche über die zweite Phase des Abkommens daher nie auf, obwohl laut Umfragen rund zwei Drittel der israelischen Bevölkerung ein Ende des Krieges im Gegenzug für die Rückkehr aller Geiseln unterstützen. Das Forum der Geiselfamilien warf der Regierung am Dienstag vor, eine Wiederaufnahme der Angriffe „tötet die Gefangenen“.

Den Brückenvorschlag des von US-Sondergesandten Steve Witkoff, der eine Verlängerung der Waffenruhe um mehrere Wochen vorsah, hatte die Hamas zwar akzeptiert. Statt der geforderten fünf lebenden Geiseln wollte die Gruppe jedoch nur den US-Israeli Edan Alexander und vier israelische Leichen übergeben.

Luftangriffe mit den USA abgestimmt

Die Luftangriffe waren mit Washington abgestimmt. „Die Hamas hätte die Geiseln freilassen und die Waffenruhe verlängern können“, sagte die Sprecherin des Weißen Hauses, Karoline Leavitt, dem US-Sender Fox News. Auch Netanjahus Büro machte die „wiederholten Ablehnungen“ der Hamas verantwortlich.

Experten hatten im Vorfeld gewarnt, dass ein Einlenken der Hamas ohne Garantien für ein Kriegsende unwahrscheinlich sei, da die Geiseln deren einziges Druckmittel seien. Daran dürfte auch neuer militärischer Druck wenig ändern, glaubt der israelische Analyst und ehemalige Geheimdienstoffizier Michael Milstein. Er halte es „für unwahrscheinlich, dass die Hamas bereit sein wird, ihre roten Linien aufzugeben“, sagte Milstein der New York Times. Stattdessen könnte Israel ein „Zermürbungskrieg“ bevorstehen.

Was militärischer Druck erreichen soll, ist unklar. Obwohl die Armee nach dem Hamas-Überfall binnen 15 Monaten weite Teile des Gazastreifens zerstört und mehr als 48.000 ­Palästinenser getötet hat, ist es nicht gelungen, die Hamas zu besiegen.

Ein neuer Krieg dürfte vor allem die rund zwei Millionen Bewohner treffen und könnte noch zerstörerischer aussehen: Von US-Präsident Donald Trump ist mit Blick auf zivile Opfer kaum Widerspruch zu erwarten. Israel blockiert bereits seit Anfang März ohne Mahnungen seitens der USA humanitäre Hilfslieferungen in das Gebiet.

Wechsel in israelischer Führung

Auch in der israelischen Führung gab es jüngst mehrere Wechsel, die für einen noch härteren Kurs sprechen. In den vergangenen Monaten waren Armeechef Herzi Halevi zurückgetreten und Verteidigungsminister Joav Galant entlassen worden. Beide hatten sich zuletzt für Verhandlungen ausgesprochen.

Halevis Nachfolger Eyal Zamir hingegen versprach bei seinem Antritt, die Hamas zerschlagen zu wollen. Galants Nachfolger Israel Katz zeichnet sich vor allem durch seine Loyalität zu Netanjahu aus und hat bisher wenig Begeisterung für Diplomatie gezeigt. Am Sonntag gab Netanjahu zudem bekannt, die Absetzung von Ronen Bar einzuleiten, dem Chef des Inlandsgeheimdienstes Schin Bet und eines weiteren Befürworters eines Abkommens.

Kritiker des Regierungschefs vermuten zudem innenpolitische Gründe hinter der Wiederaufnahme der Kämpfe: Unter den Wählern von Netanjahus teils rechtsextremer Regierungskoalition gibt es weiterhin eine Mehrheit für eine Fortsetzung des Krieges.

Der zu Beginn der Waffenruhe aus Protest ausgetretene Ex-Polizeiminister und messianische Siedler Itamar Ben-Gvir kündigte am Dienstag an, in die Regierung zurückzukehren. Kurzfristig braucht Netanjahu, der wegen Korruption vor Gericht steht, die Stimmen seiner Koalitionspartner dringend: Bis Ende des Monats muss ein neuer Haushalt verabschiedet sein, sonst drohen Neuwahlen.

Umfangreiche Hilfslieferungen während der Waffenruhe haben die humanitäre Lage im abgeriegelten Gazastreifen nur kurzzeitig verbessert. Bei manchen Bewohnern herrscht Verzweiflung: „Ich weiß nicht mehr, wie ein Leben ohne den Lärm des Krieges, ohne die ständige Angst und die Wut aussieht“, sagte eine Bewohnerin von Nuseirat am Telefon. „Ich würde gehen, wenn ich könnte.“

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

27 Kommentare

 / 
  • Umfangreiche Hilfslieferungen?



    Die vereinbarten Mobile Homes erreichten Gaza nie und die lebenswichtigen Güter wie Nahrungsmittel und Medikamente wurden sukzessive weniger und immer weniger....

  • Keiner dieser "Minister" ist in irgendeiner Weise demokratisch legitimiert.

    Die letzten Wahlen fanden 2006 statt und seitdem ist die Hamas die de-facto Besatzungsmacht im Gazastreifen und hat sich die Macht gesichert. Verantwortlich für Mord, Verschleppung und Terror gegen die eigene Bevölkerung und Israel. Veruntreuung von Milliarden an Entwicklungshilfe gar nicht zu erwähnen und wohlwollend toleriert von UNRWA und Co.

    Das sehen wohl auch einige Menschen in Gaza ähnlich und gaben die Aufenthaltsstandorte der Hamas-Elite an die israelische Armee.

  • Keiner dieser "Minister" ist in irgendeiner Weise demokratisch legitimiert.

    Die letzten Wahlen fanden 2006 statt und seitdem ist die Hamas die de-facto Besatzungsmacht im Gazastreifen und hat sich die Macht gesichert. Verantwortlich für Mord, Verschleppung und Terror gegen die eigene Bevölkerung und Israel. Veruntreuung von Milliarden an Entwicklungshilfe gar nicht zu erwähnen und wohlwollend toleriert von UNRWA und Co.

    Das sehen wohl auch einige Menschen in Gaza ähnlich und gaben die Aufenthaltsstandorte der Hamas-Elite an die israelische Armee.

  • Langsam muß man sich fragen welchen Sinn diese Munitionsverbrauchsschiessen im Gaza Streifen hat. Ist es am Ende doch nur ein Genozid der zu Anfang auch hier nur untervorgehaltener Hand ausgesprochen wurde?

  • ...und ausser Bärbock schweigt die deutsche Regierung dazu. Wir kennen uns doch gut mit Massenmord aus. Warum benennen wir ihn nicht, wenn er in Gaza durch Israel stattfindet?



    Diese "Staatsraison" ist an Verlogenheit nicht zu überbieten, Herr Steinmeier!!!

  • "Kritiker des Regierungschefs vermuten zudem innenpolitische Gründe hinter der Wiederaufnahme der Kämpfe: Unter den Wählern von Netanjahus teils rechtsextremer Regierungskoalition gibt es weiterhin eine Mehrheit für eine Fortsetzung des Krieges."



    /



    Eine Lösung ist nicht in Sicht, weil der Krieg sich noch rechnet, eine kranke Konstellation und völkerrechtlich humanitär ein No-Go.



    Bei deutschlandfunk.de



    "Wie enden Kriege?



    Kriege können auf ganz unterschiedliche Weise enden. Sei es durch Kapitulation, einen militärischen Patt oder auch die Intervention Dritter. Eher selten kommt es vor, dass eine Kriegspartei militärisch geschlagen ist und ihre Niederlage anerkennt. Laut dem Konfliktforscher Thorsten Bonacker ist das nur bei 20 Prozent aller Kriege der Fall. Ein Beispiel ist die bedingungslose Kapitulation der deutschen Wehrmacht im Jahr 1945."



    Hier erscheint die Intervention Dritter wie ein Brandbeschleuniger und geopolitisch wie ein Finger am Abdruck zur Auslösung eines selbst inszenierten und nicht zu rechtfertigenden "Armageddon".



    Keine weißen Tauben in Sicht, nirgends.

  • Bibi setzt alles auf eine Karte. Von daher gibt es für den Gazastreifen nur eine Chance zu überleben: Jagt die Hamas aus dem Land, solange es noch diese Chance gibt.

    • @vieldenker:

      Hey, toller vorschlag - danke für's 'vieldenken'! Die ausgebombten, unbewaffneten, von sauberem Trinkwasser und medizinischer Versorgung abgeschnittene Familien des Gazastreifens sollen gefälligst nicht nur schauen, dass sie irgendwie überleben, sondern dabei auch noch die Hamas 'aus dem Land jagen'. Könnten sie nur noch ein bisschen konkreter werden, wie sie sich das 'vielgedacht' haben? Ich bin wirklich neugierig und gehe wirklich nicht davon aus, dass das victim blaming aller unterster Schublade ist :)

    • @vieldenker:

      Die Zivilbevölkerung soll also schaffen, was der regionalen Supermacht mit ihrem Militärapparat nicht gelungen ist. Tolle Idee. Werdet die Hamas los oder sterbt. Und danach heißt es dann, geht "freiwillig" oder ihr werdet sterben.

  • UN-Resolution 2735 vom Juni letztes Jahres, die von den Amerikanern stammte (ja andere Regierung) aber immer noch gültig ist: Phase two would see a permanent end to hostilities in exchange for the release of all other hostages still in Gaza and a full withdrawal of Israeli forces from the area. Further by the text, the Council underlined that — if the negotiations take longer than six weeks for phase one — the ceasefire will continue as long as negotiations continue." Und angesichts Trump´s/ Netanjahus Plänen fast schon hämisch "The Council also rejected any attempt at demographic or territorial change in the Gaza Strip, including any actions that reduce the Strip’s territory." Das dieser Waffenstillstand zig mal gebrochen wurde, erst am Wochenende wieder durch die Tötung von Mitgliedern einer britischen Hilfsorganisation und Journalisten hat kaum jemand erwähnt, dabei ist die Liste der Getöteten ziemlich lang für einen Waffenstillstand und die vollständige Blockade von Hilfslieferung extrem gravierend. en.m.wikipedia.org...Gaza_war_ceasefire



    Laut AI sollen wohl 174 Kinder unter den Opfern gewesen sein. Nicht das viele das glauben wollen oder werden. Augen zu!

  • Michaela Dudley , Autorin , Journalistin/Kabarettistin

    „Die Hamas wirft Israel vor, das Abkommen aufzukündigen und die noch in Gaza verbliebenen 59 israelischen Geiseln ,einem ungewissen Schicksal auszusetzen'“.

    Die Geiselnahme durch die Hamas stellt einen schwerwiegenden Verstoß gegen das humanitäre Völkerrecht dar. Insbesondere widerspricht sie den Genfer Abkommen, die Geiselnahmen ausdrücklich verbieten, sowie dem Römischen Statut des ICC, das diese Handlungen als Kriegsverbrechen einstuft. Es ist wichtig zu betonen, dass die Geiselnahme von Zivilisten auch niemals als Druckmittel oder zur Bestrafung eines am Krieg beteiligten Staates gerechtfertigt werden darf. Die Hamas ist, auch als nichtstaatlicher Akteur, an diese internationalen Gesetze gebunden.

    Israel darf sich nicht weiter an der Nase herumführen lassen.

    • @Michaela Dudley:

      Im IV Genfer Abkommen ist aber auch folgendes festgehalten.

      "Zivilpersonen dürfen niemals angegriffen werden und sind zu schonen (Art. 51 II ZP I; Art. 13 ZP II). Dies schließt auch unterschiedslose Angriffe aus, z. B. Flächenbombardements von Großstädten (Art. 51 IV, V ZP I)"

      In diesem Konflikt mit dem internationalen Recht zu argumentieren oder sich auf dieses zu berufen ist geradezu grotesk, solange es von beiden Seiten mit Füßen getreten wird und die internationale Gemeinschaft nichts zu dessen Durchsetzung beiträgt.

      Die Hamas ist eine Terrororganisation, die derzeitige Regierung in Israel besteht aus Kriegstreibern. Die Verantwortlichen beider Seiten gehören auf die Anklagebank. Nach einer Verurteilung könnte dann eine Neuordnung unter der Prämisse des internationalen Rechts erfolgen.

      In der Zwischenzeit gilt es die palästinensische Bevölkerung bei israelischen Militäroperationen besser zu schützen oder ihr einen Ausweg aufzuzeigen, wie sie diesen Wahnsinn entfliehen kann. In dieser Hinsicht ist die internationale Gemeinschaft gefragt, die sich in diesem Punkt bisher vor der Verantwortung gedrückt hat.

    • @Michaela Dudley:

      Wenn es dir um Gesetze geht, dann hat sie Israel schon viel früher und öfter gebrochen in Bezug auf Palästina. Schon bevor es die Hamas gab. Dein Punkt erscheint recht invalid, meiner Meinung nach.

    • @Michaela Dudley:

      Oh bitte, sparen Sie sich doch bitte die Berufung auf das Völkerrecht, das ist die pure Doppelgesichtigkeit und ein Whataboutism obendrauf. Alleine 174 palästinensische Kinder, die von Bomben zerfetzt, erstickt oder verbrannt wurden. Das Völkerrecht gilt für alle, oder niemanden. Und in Gaza gilt es offensichtlich nicht. Seien sie so ehrlich und bleiben sie bei ihrer (menschenverachtenden) Conclusio: "Israel darf sich nicht weiter an der Nase herumführen lassen" -> Caedite eos. Novit enim Dominus qui sunt eius.

    • @Michaela Dudley:

      "Israel darf sich nicht weiter an der Nase herumführen lassen."



      Was bedeutet das für Sie in der Konsequenz?

      Natürlich kann Israel, tatkräftig unterstützt von den Trump-USA, immer weiter bombardieren, bis Gaza ein einziger Friedhof ist. Wollen Sie das?



      Die Forderung, die Menschen in Gaza sollten die Hamas-Kämpfer an Israel ausliefern, ist nicht umsetzbar, und das weiß auch jeder, weshalb sie einfach nur zynisch ist. Und den Geiseln nützt es auch nichts, im Gegenteil.

      "Ayelet Svatitzky, whose brother Nadav Popplewell was killed in captivity in Gaza, said hostages still held by Hamas could be saved.



      “They can still be brought home. And those who did not survive deserve to be returned and buried with dignity … We must return to the ceasefire and negotiations, and secure their release. A deal is the only way to bring them all back. Please, do not let other families suffer the same fate as mine,” Svatitzky said.""



      Quelle: The Guardian

    • @Michaela Dudley:

      Zitat von Ihnen: "Zwar verpflichtet das humanitäre Völkerrecht Besatzungsmächte dazu, die Grundbedürfnisse der Zivilbevölkerung in besetzten Gebieten zu gewährleisten, aber Israels Rückzug aus dem Gazastreifen im Jahr 2005 und die Kontrolle der Hamas über das Gebiet heben diese Verpflichtung auf."



      Nachdem Sie das Völkerrecht relativieren, argumentieren Sie mit dem Völkerrecht?



      Whatever...



      Ich will, dass ALLE Menschen ihren Anspruch auf Menschenrechte verwirklichen können. ALLE!

    • @Michaela Dudley:

      Und Israel, das vor und nach dem 7. Oktober massiv gegen internationales Recht verstoßen hat, kann eine Strafexpedition, die inzwischen nach Meinung etlicher Experten, Menschenrechtsorganisation und sogar einiger europäischer Regierungen genozidalen Ausmaße angenommen hat, nicht mit dem Verweis auf Hamas legitimieren. Es ist zynisch und menschenverachtend, das mit Formulierungen wie "an der Nase herumführen lassen" zu verniedlichen. Antisemitismus ist schlimm, antiarabischer Rassenhass auch.

  • Das UN Amt für die Koordinierung humanitärer Angelegenheiten schrieb in seinem Bericht im Januar, dass bereits 96% der Wohngebäude und 88% der Schulgebäude zerstört oder beschädigt waren.

    Was möchte Netanjahu jetzt noch zerstören? Zeltstädte?

    www.ochaopt.org/co...ip-14-january-2025

    • @Timothee Güsten:

      Ja.

  • Ein weiterer sehr gelungener Artikel von Herrn Wellisch – wenngleich ich mir gewünscht hätte, dass er noch genauer darlegt, wer das Waffenstillstandsabkommen auf welche Weise verletzt hat und wie die einzelnen Phasen im Detail aussahen.

    Viele Leser – und generell die Menschen in Deutschland – verstehen oft nicht, dass selbst im Fall einer vollständigen Eliminierung der Hamas durch Israel (was ohnehin nicht eintreten wird) sofort eine neue Organisation entstehen würde, die in den gleichen Widerstands- und Terrorakteuren mündet. Dass dies den Israelis bekannt ist, legt nahe, dass das tatsächliche Ziel eine andere Agenda verfolgt.

    • @maebi:

      Wenn es offenbar so klar ist, dass im Falle einer Vernichtung der Hamas, sofort eine ähnlich islamistische Terrororganisation enstehen würde, wäre es ein Offenbarungseid der palästinensischen Bevölkerung in Gaza. Mit Blick auf die Umfragen zur Unterstützung der Hamas durch die palästiensische Bevölkerung, muss ich leider feststellen, dass ich Ihre Einschätzung teile.



      Für Israel ergibt sich daraus leider das Dilemma einer unlösbaren Bedrohung in unmittelbarer Nähe und der fortlaufenden Sorge einer Wiederholung der barbarischen Massaker vom 7. Oktober.



      Wie könnte Israel (oder irgendein anderer Staat) diese Gefahr einfach hinnehmen? Wie soll eine Zwei-Staaten-Lösung bitte aussehen, wenn absehbar ist, dass islamistische Terroristen mit Völkermordagenda die Macht übernehmen bzw. sogar von der Mehrheit der Bevölkerung übertragen bekommen würden?



      Der einzige Weg für einen Friedensprozess, der sowohl für die israelische als auch palästistensische Bevölkerung tragbar ist, muss mit der Einsicht einhergehen, dass die Ursache des aktuellen Leids der Angriff vom 7.Oktober ist und der Schluss nur die Abkehr von Zielen und Methoden des Terrorismus sein kann.

  • Es wird nur ein Ende des Kriegs geben, wenn die Hamas verschwindet.

    Die Hamas hat nicht damit gerechnet, dass noch skrupellosere Menschen global das Sagen haben. Es gibt für die Hamas keinen Ausweg mehr.

    Leider leiden die Palästinenser unter der Hamasterrorherrschaft am meisten. Die Palästinenser müssten die Hamasterroristen an Israel ausliefern.

    • @Gnutellabrot Merz:

      "Die Palästinenser müssten die Hamasterroristen an Israel ausliefern."



      Finden Sie blutige, rechtsfreie Rache wirklich so erstrebenswert? Die Führer der Hamas, sofern angeklagt und nicht schon von der IDF ermordet sollten, genau wie die israelischen Verantwortlichen an den IStGH überstellt und verurteilt werden. Menschen, insbesondere palästinensische, an Israel auszuliefern geht nicht, da sie dort kein rechtsstaatliches, faires Verfahren erwartet.



      Außerdem müssten Sie bei Ihrer Forderung noch ausführen, wie hungernde, ausgebombte, arme Menschen bewaffnete, organisierte Kämpfer an irgendwen ausliefern können. Mir kommt Ihre Forderung einmal mehr wie eine völlig Unrealistische an das palästinensische Volk vor, nur um von Israel nicht einmal das Minimum zu fordern. Wie wäre es umgekehrt mit der Forderung: Israel muss seine Kriegsverbrecher, vom Ministerpräsidenten, über den Siedler bis zum einfachen Soldaten nach den Haag schicken und seine völkerrechtswidrige Besatzung beenden. Um in Ihrem Duktus zu bleiben: Sonst kann es keinen Frieden geben.

    • @Gnutellabrot Merz:

      Für Ben Gvir und seine Partei sind Palästinenser keine Menschen. Da würde auch die Auslieferung der Hamas nichts bringen, was ohnehin ein naiver Gedanke ist. Israel hat Gaza über Monate hinweg komplett zerstört mit einer Bombenlast die ihresgleichen sucht, Kampfdrohnen undundund. Aber die hungernden Zivilisten sollen den Job jetzt einfach zu Ende bringen? Eher nicht.

    • @Gnutellabrot Merz:

      Du sagst das so, als sei die Hamas eine kleine Terrormiliz, aber sie ist teilweise ein - für unsere Verhältnisse in der Welt - normaler Staatsapparat. Die Idee, dass sie durch die Palästinenser ausgeliefert werden könnten ist ebenso absurd, wie die Idee, dass Nethanyahoo dann aufhören würde, völkerzumorden.

    • @Gnutellabrot Merz:

      Nein, müssen sie nicht. Und sie haben trotzdem ein Recht auf Nahrung, Trinkwasser, medizinische Versorgung und den Schutz ihrer Körperlichkeit. Ich weiß, das erscheint seltsam, aber tatsächlich haben alle Menschen (auch die mit brauner Haut und der falschen Religion) einige Rechte - selbst im Krieg und selbst wenn sie von Terroristen regiert werden. Irgendwann hat man sich darauf geeinigt - wann und warum genau, ist mir aber entfallen. Vielleicht finden Sie das ja heraus :)

    • @Gnutellabrot Merz:

      Gibt Israel dann seinen Anspruch auf Gaza, das Westjordanland, Südlibanon und den Golan (Syrien) auf?