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Negative Emissionen für den KlimaschutzSteinstaub, der CO2 bindet

Die Menschheit hat lange beim Klimaschutz geschlampt. Nun müssen Filter her, die das Kohlendioxid aus der Atmosphäre holen.

Wie würde ein Basalt-Staub-Himmel wohl aussehen? Foto: unsplash/Natasha Kasim

D ie Menschheit hat den Klimaschutz so lange verschleppt, dass sie womöglich nicht darum herumkommt, CO2 aus der Luft zu filtern. Im Jargon spricht man von negativen Emissionen. Das Problem ist, dass viele der erforderlichen Technologien hohe Risiken bergen oder wahnsinnig viel Platz brauchen. Eine Forschungsgruppe um den US-Klimawissenschaftler James Hansen hat im Fachmagazin Nature aber gerade eine Methode vorgestellt, auf die das nicht zutrifft. Es geht um das Ausstreuen von gemahlenem Basaltgestein.

Das funktioniert so: Der Steinstaub verwittert. Dabei entsteht Karbonat, in dem das CO2 dauerhaft gebunden bleibt. Das geschieht auch bei der Verwitterung von Basalt in Großform. Die Nutzung kleiner Stücke beschleunigt den Prozess aber enorm.

Die Methode hätte sogar positive Nebeneffekte. Das Karbonat würde irgendwann in die Ozeane gelangen und dort der Versauerung entgegenwirken. Der Steinstaub dürfte außerdem die Bodenqualität verbessern. Er enthält Stoffe, mit denen man düngt. Deshalb würde es sich anbieten, dass Landwirt:innen den Steinstaub auf ihren Äckern verteilten.

2 Milliarden Tonnen CO2 könnte man so laut der Studie jedes Jahr aus der Atmosphäre ziehen. Zum Vergleich: Aktuell stößt die Welt pro Jahr rund 40 Milliarden Tonnen CO2 aus. Andere Studien haben dem Steinstaub auch schon eine gute Klimawirkung attestiert. An dieser ist vor allem neu, dass sie zumindest für manche Regionen der Welt auf deutlich geringere Kosten kommt als bisher angenommen.

Aufwendig wäre es schon: Um 2 Milliarden Tonnen CO2 einzusparen, bräuchte man mehr als 6 Milliarden Tonnen Basalt, sagt die Klimawissenschaftlerin Jessica Strefler vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung. Die Menge entspricht drei Viertel von dem, was die Welt aktuell an Kohle abbaut. Der Steinstaub wäre also eine Riesenindustrie. Und die positiven Nebeneffekte müssen noch in den Praxistest. „Es gibt noch zu wenig Feldexperimente zu diesem Thema“, so die Wissenschaftlerin. Sie warnt davor, über Steinstaub den Klimaschutz zu vergessen. „Es kann nur um einen Ausgleich gehen für die vergleichsweise kleine Menge an Emissionen, die sich wirklich nicht vermeiden lässt“, betont sie.

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Susanne Schwarz
Leiterin wirtschaft+umwelt
Jahrgang 1991, leitet das Ressort Wirtschaft + Umwelt und schreibt dort vor allem über die Klimakrise. Hat ansonsten das Online-Magazin klimareporter° mitgegründet.
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24 Kommentare

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  • "Trotzdem hofiert die taz die Macht und veröffentlicht sogar Habecks verlogene Appelle gegen Rassismus."

    inwiefern sind seine "Appelle gegen Rassismus" verlogen?erklären Sie das bitte genauer.es würde mich interessieren.



    dass appelle gegen rassismus nichts oder nicht viel bringen solange eine neoliberale politik weitergeht,die immer mehr strukturelle gewalt also immer mehr soziale ungleichheit soziale unsicherheit und soziale ungerechtigkeit hervorbringt ist klar.meinen Sie dass Habeck und seine partei den totalen globalisierten kapitalismus ohne dessen folge den zunehmenden rassismus wollen und sich also in einem inneren widerspruch befinden?.rassismus ist die folge einer konkurrenzgesellschaft ,in der es nicht mehr oder noch nicht genug für alle gibt weil sich die reichen alles nehmen und wegen der ausserkraftsetzung der demokratie durch die standortkonkurrenz zwischen staaten nicht mehr zum teilen gezwungen werden können .

  • Heißt es nicht „Ursache und Wirkung"?...

    utopia.de/neue-stu...lt-einfluss-92556/

    www.sueddeutsche.d...issionen-1.4058225

    www.wwf.de/themen-...eisch-frisst-land/

    www.provegan.info/...n-vw-sehr-klein-1/

    www.bento.de/nachh...-0000-000002632246

    www.theguardian.co...ur-impact-on-earth

    Wie man sich täuschen kann, offenbar „Symptom und Wirkung"!

    Auf welche irrsinnigen Ideen die Menschheit kommt, anstatt die Ursache anzugehen und die Konsument*innen darüber ausgiebig zu informieren!

    Wie sagte es Albert Einstein: „Zwei Dinge sind unendlich, das Universum und die menschliche Dummheit, aber bei dem Universum bin ich mir noch nicht ganz sicher"!

  • Das Meer nimmt Unmengen von CO2 auf. Dazu sehr schnell, in Hunderten von Jahren. Das ist zwar sehr schnell in Bezug auf Erdzeitzalter, nur werden wir davon nur wenig mitbekommen. Dann pudert Euch mal schön mit Basaltstaub ein. Ich empfehle lungengängigen Basaltfeinstaub.

  • 8G
    85198 (Profil gelöscht)

    Wieviel zusätzliches CO2 dafür aufgewendet werden müsste, um 6 Milliarden Tonnen Basalt in der Atmosphäre zu verteilen, das wird leider nicht gesagt. Was dann die Bemühungen zur Feinstaubreduktion noch bringen würden, auch nicht.

    Also: Wie viele Menschen mehr würden dann an Atemwegserkrankungen leiden? Der Basaltstaub kommt ja nicht nur über dem Meer herunter, sondern auch an Land.

    Es gibt andere Wege zur CO2-Bindung, etwa in synthetischer Paste, mit Solarstrom. Die ist ungiftig und kann überall gelagert werden.



    Aber eine Lösung ohne "Kollateralschäden" kostet viel Energie.

    Mit der Ideologie vom Grünen Wachstum bleibt Energiesparen jedoch Illusion. Ohne Produktionssteigerungen bleibt zur Profiterzeugung nur die Einsparung beim Lohn. Das wissen die mächtigen Grünen genau, denn auch sie haben irgendwann mal was von Marx gelesen. Habeck ist Philosoph und ich nehme ihm nicht ab, dass er Marx nicht kennt oder nicht versteht.



    Aus politischem Machtkalkül will er durch die "Grüne" Wachstumspolitik die Krisenfolgen ins Ausland verschieben, in Länder, die sich dagegen nicht wehren können.



    Trotzdem hofiert die taz die Macht und veröffentlicht sogar Habecks verlogene Appelle gegen Rassismus.



    Wäre ich BPoC bei der taz, würde ich dss als Schlag ins Gesicht empfinden. Durch die eigene Zeitung wohlgemerkt.

    • 4G
      4813 (Profil gelöscht)
      @85198 (Profil gelöscht):

      Das Gesteinsmehl soll nicht in die Atmosphäre " geblasen" werden. Sondern auf Äckern verstreut werden.



      Hab ich auch schon gemacht. Das fällt als Nebenprodukt bei der Verarbeitung von Gestein an. Es aber extra herzustellen, ist, wie sie schreiben, energetisch vermutlich Unsinn.

      Weniger ist mehr und nicht das ökonomische "nur mehr ist mehr", das in diesem Vorschlag steckt.

      Was das aber nun wieder mit Rassismus zu tun hat?..

      • 8G
        85198 (Profil gelöscht)
        @4813 (Profil gelöscht):

        Danke.

        Ich habe das Bild vom "Basaltstaubhimmel" für bare Münze genommen. Wenn Staub auf Feldern ausgestreut wird, kann ich mir aber immer noch nicht so recht vorstellen, dass er da bleibt.

        "Grünes Wachstum" mit Rassismus zu tun hat, wird klar, wenn man Marx gelesen hat und weiẞ, was mit "Klassenwiderspruch" gemeint ist.

        1) Kapitalistisches Wirtschaftswachstum hängt von Renditesteigerungen ab. Ohne Renditen können Unternehmen kein Eigenkapital aufbauen und ohne Eigenkapital können sie weder Bankkredite aufnehmen, noch Investitionen tätigen. Einmalig kann vielleicht das Produktionskapital als Sicherheit für eine Hypothek herhalten, aber ohne steigende Renditen können diese Schulden nicht abbezahlt werden und die Firma geht bankrott.

        2) Renditesteigerungen wiederum sind nur möglich durch steigende Ausbeutung der Arbeitskraft. Die eine Möglichkeit ist es, dass Produktivitätssteigerungen erreicht werden, deren Erlöse nicht (vollständig) an die Arbeiter:innen weitergegeben werden. Die andere ist es, den Lohn der Arbeiter:innen zu kürzen.

        3) Weiterhin kommen dazu steigende Lebenshaltungskosten, nicht nur im Bereich der Miete, wo sich besonders hohe Renditen erzielen lassen.



        Es gibt eine steigende Weltbevölkerung, also erhöht sich die Nachfrage nach land- und forstwirtschaftlichen Gütern. Gleichzeitig schwinden durch die Erderwärmung die Erträge und die landwirtschaftlich nutzbaren Flächen. Zudem breiten sich menschengemachte Wüsten schneller aus, als die Aufforstung möglich ist.



        Es soll nun Plastik durch Papier, Bambus oder Bioplastik ersetzt werden, Kunstfasern durch Naturfasern, Beton und Stahl durch Holz. Es werden Biogaskraftwerke gebaut, die zusätzliche Fĺächen benötigen.

        Es ist trivial, dass 3) zu steigenden Lebenshaltungskosten in der gesamten Bevölkerung führt. Alles wird dadurch teurer, da jede Arbeitskraft dadurch teurer wird.

        Also müssen die Löhne in D steigen, sonst können die Grünen einpacken. 2) heißt, dass die Renditen aus dem Ausland kommen müssen.

  • Der absolute wahnsinn. Wir haben schon ein funktionierendes system: Photosynthese. Algen können Photosynthese und haben extreme Reproduktionsraten. Das Produkt kann man trocknen und in alte kohleminen damit verfüllen. Weg ist das CO2.

    • @Götz-Michael Freimann:

      das mit den algen ist eine gute idee.



      man könnte die aussenfassaden von wolkenkratzern mit dünnen aquarien verkleiden in denen algen wachsen.so werden aus hochhäusern künstliche bäume..die kohlendioxid aus der luft fressen.



      www.quarks.de/umwe...-wir-algen-lieben/

      • @satgurupseudologos:

        Moin, ist btw schon recht lange eine Idee des Cradle-2-Cradle e.V...

        • @Maiskolben:

          Alle Photosynthese braucht Wasser.

  • Geht doch. Sind doch nur 4 Kubikkilometer pro Jahr. ...

  • verwendet basalt statt stahlbeton für den städtebau!

    basalt ist eines der häufigsten gesteine auf unserem planeten .es gibt unmengen davon



    er ist schön .und man kann ihn polieren so dass sich sein dunkler glanz zeigt.



    er ist vulkanischer herkunft und bildet unregelmässige oligogonale kristalle. .basaltsäulen gibt es in verschiedenen grössen .man kann sie zu künstlerischen und architektonischen zwecken verwenden .wenn man sie ein wenig bearbeitet und genau vermisst und in datenbanken erfasst kann man sie mit hilfe von computerprogrammen wie legosteine zu komplexen strukturen zusammenmontieren.zum erschaffen von mikroklima im gartenbau sind sie auch geeignet

    wenn man basaltsäulen für den städtebau verwendet gibt es einen doppelten nutzen für das klima.der bei der bearbeitung der bausteine vor ihrer architektonischen verwendung entstehende feinstaub holt kohlendioxid aus dem meer oder aus der luft



    und dadurch dass statt beton basalt für den städtebau verwendet wird wird das kohlendioxid vermieden dass bei der herstellung von beton und stahl freigesetzt wird.

    in köln kann man aus basalt erschaffene bauwerke aus zwei jahrtausenden bewundern.der kölner dom steht auf einem fundament aus basalt.die reste der mittelalterlichen stadtmauern und die rheinufermauern bestehen aus basalt und einen basaltskulpturenpark gibt es auch

    lasst uns die lange tradition der verwendung von basalt für den städtebau fortsetzen und dabei nebenbei der stabilisierung des klimas des planeten dienen

  • "Das Karbonat würde irgendwann in die Ozeane gelangen und dort der Versauerung entgegenwirken."

    Oh, und wie wirkt es der Versauerung entgegen? Doch nicht etwa durch chemische Zersetzung des Carbonats und anschließende Abgabe von… CO2?

    • @görg:

      Basiskenntnisse zu einem Thema (oder alternativ die Fähigkeit, eine Suchmaschine zu benutzen) schaden selten, so auch hier nicht: Karbonate werden ausgefällt und binden bei diesem Vorgang CO2

      worldoceanreview.c...lendioxidspeicher/

      • @Kaboom:

        @Kaboom. rein Chemisch haben Sie recht, aber Praktisch findet diese CO2 Bindung durch Kalkstein nur in der Tiefsee statt. Wie soll der Basalt vom Acker in die Tiefsee gelangen?



        Die entscheidende "Carbonat-Kompensationstiefe" beträgt mindestens 5 km.

        Der entscheidende Satz in Ihrem Link lautet "Von zusätzlicher Be­-deutung ist dabei die puffernde Wirkung der Tiefsee (!)-Kalksedimente. Diese nehmen große Mengen an CO2 auf, indem das dort seit Langem lagernde Karbonat mit CO2 reagiert und sich dabei zum Teil auflöst. "

    • @görg:

      Um das zu verhindern, findet sich garantiert eine qualifizierte Mehrheit in j e d e m Parlament. Notfalls durch ein neues "Gute-Naturgesetz-Gesetz".



      :-)

      • @Drabiniok Dieter:

        Das ist eine sehr innovative Idee!

  • Zum Glück gehen Pippi Langstrumpf die Vorschläge nicht aus, wie wir bis 2030 55 Prozent CO2 (nur in Europa) reduzieren können und uns weltweit vor effektiven Klimaschutzmaßnahmen drücken, und weiter machen können, wie bisher.

    Tipp zum Soforteinstieg: Entfernt die Steinstaubfilter in Zementfabriken, Gesteinsmühlen, bei Betonherstellern... Steinstaub verwittert auch auf Straßen und Schulhöfen!



    Vor allem: Pflanzt Recyclinganlagen für Steinstaubmasken an, zur Rückgewinnung. Die Düngen sich sogar von selbst!

  • 4G
    4813 (Profil gelöscht)

    Und wie immer: naturwissenschaftliche Kenntnisse gehören nicht zur Kompetenz der taz Mitarbeiter. Das ist kein filtern, dass ist eine chemische Reaktion.



    Die Energiemenge, die nötig ist um 4 Milliarden Tonnen Basalt zu mahlen, fehlt auch.



    Das beste wäre doch, man spart Energie und dann braucht man auch kein Basaltmehl, dass vermutlich auch mit Schwermetallen verseucht ist.

    • @4813 (Profil gelöscht):

      am besten ist es energie zu sparen:dazu muss man aus der wegwerfwirtschaft aussteigen-die grossstädte deautomobilisieren und die flughäfen schliessen

      am zweitbesten ist es energie aus sonne und wind oder mit atomkraftwerken zu gewinnen

      sehr viele treibhausgase kann man vermeiden wenn man die massentierhaltung abschafft

      das ermöglicht zugleich auch die wiederaufforstung grosser flächen -die dann nicht mehr für den anbau von viehfutter gebraucht werden

      geoengineering kann eine antifossilistische energiepolitik nicht ersetzen sondern nur ergänzen

      für den schellen aussstieg aus dem fossilismus unverzichtbar ist eine weltweiteinheitliche und also wettbewerbsneutrale sowohl mit dem individuellen einkommen als auch mit der individuellen emissionen steigende kohlendioxidsteuer

      www.theguardian.co...mate-crisis-carbon

  • um den basalt zu feinstaub zu zermahlen braucht man energie.warum nicht die windenergie auf den ozeanen dafür nutzen.wenn man den feinstaub verwendet um das co2 zu binden dass die ozeane aufgenommen haben wirkt dies auch deren übersauerung entgegen

  • Bitte berichtigen: "die den Kohlenwasserstoff aus der Atmosphäre holen."

    Wo ist den bei CO2 der Wasserstoff?

    • @OhWeh:

      Und bitte gleich Kohlendioxid durch Kohlenstoffdioxid ersetzen. Denn so heißt die Verbindung chronisch korrekt.