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Klartext von Fintan O`Toole - Requiem für den mit Abstand schlechtesten Primerminister
den das Vereinigte Königreich jemals hatte:
"" Boris Johnson hat ganz sicher davon fantasiert in eine wie auch immer geartete politische Karriere zurück zu kehren.
. Aber die Macht ist ihm entglitten, weil er ein nutzloser Politiker ist. Ein sehr kluger, sehr böser Politiker hätte sich vielleicht auf eine Art Coup vorbereitet. Nicht Johnson. Nun wird er rachsüchtig sein und Unruhe stiften. Und er wird unheimlich viel Geld verdienen, mit Zeitungs-kolumnen und im Fernsehen. Er hat ja noch Fans.
Ich glaube, dass er jetzt einfach so destruktiv für die Torys sein wird wie Trump für die Republikaner. Johnson wird sie noch lange heimsuchen, und sie haben es verdient. Je mehr Kummer er ihnen macht, desto besser. Denn es erinnert sie daran, dass sie ihn erschaffen haben. Sie sollten leiden dafür (die Tories) , dass sie ihrem Land einen so zerstörerischen, üblen, zynischen Menschen aufgehalst haben.""
""Großbritannien steckt in großen, schrecklichen Schwierigkeiten. Natürlich kämpfen gerade alle damit, dass alles teurer wird, aber in Großbritannien ist es noch schlimmer als anderswo. Und die Briten wissen das. Ich glaube, dass dem Land ernste politische Turbulenzen bevorstehen.""
""
UK und USA sind Beta-Versionen der modernen Demokratie. Zur Zeit ihrer Gründung im 18. Jahrhundert waren sie progressiv. Aber genau weil sie ihrer Zeit voraus waren, sind es auch unreformierte Demokratien, die sich nie mit den riesigen Problemen ihrer Verfassungen beschäftigt haben. Sowohl Johnson als auch Trump waren eine Art Stresstest für diese Systeme – und beide Systeme haben spektakulär versagt.""
Werde umgehend Verdi ein Mail schreiben oder mit Ihm telefonieren:
O` Tools Text ist so stark, überzeugend und aussagekräftig, das er es verdient, von Verdi vertont zu werden.
Es ist Zeit Johnson & Johnson täglich als Weiterbildung zu verpflichten 2 Seiten O`Tool auswendig zu lernen.
Na das mit der Diversität endet bei der politischen Gesinnung der Kandidaten: alles stramm neoliberal. Geradezu aberwitzig wie sich das neoliberale Märchen der Steuersenkung auch nach der Finanzkrise 2008 hält oder wie Elena "Die schon wieder" Wolf in der letzten Kontext (taz-Beilage) treffend sagte, dass »neoliberal Verblödete immer noch glauben, dass der Markt regelt.« Das ist einfach nur Politik für Reiche (stupid), bei der »in nie dagewesener Widerlichkeit>stets von "der Gesellschaft", um die sich die Politik sorgen würde, gefaselt wurde, während stets "Wirtschaft" gemeint war.« Ein Milliardär als Premier ist das Letzte, was irgendeine Gesellschaft braucht.
""Die britische Politik ist gezwungen, mit dem rasanten gesellschaftlichen Wandel Schritt zu halten, denn das Land verlangt von seiner politischen Klasse eine in der Welt seltene Fähigkeit zur Selbsterneuerung. ""
""Boris Johnson zog einen teilweise irren Hass auf sich, der sich nahezu ausschließlich an seiner Persönlichkeit festmachte.""
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Die Tories sind mittlerweile eine rechtsgerichtete „erzkonservative“ Partei, die gerade das Land zerstört, demokratische Normen bedroht, Regeln bricht und sich über das Gesetz hinweggesetzt und sich jetzt so verhält, als wäre nichts passiert.
Ist dieser unsägliche Zustand mit dem Satz ""Fähigkeit zur Selbsterneuerung ""gemeint?
Die bekloppte Theologie, wer beim Brexit-Referendum vor sechs langen und schmerzhaften Jahren wo stand, ist immer noch der goldene Schlüssel zu den Stimmen der Parteien, also verpflichten sich die Kandidaten, den EU-Vertrag zu brechen und das Nordirland-Protokoll ungeachtet aller Konsequenzen zu zerreißen.
„Penny wird immer für den Brexit kämpfen und hat es immer getan“, schwören Mordaunts Teamanhänger. ""Make Brexit Worse"" ist ihr gemeinsames Mantra.
Bleiben Starmer und Lammy, um bei ihrem aktuellen zweitägigen Besuch in Berlin mit Kanzler Scholz über „Make Brexit work“ zu sprechen, um zu diskutieren, wie eine Labour-Regierung mit der EU zusammenarbeiten könnte – und wie Sozialdemokraten in Brexitcountry gewinnen können.
Oder meint Johnson der Zweite mit Erneuerung Starmers Besuch in Berlin?
Steuersenkungen präferieren alle 6 PM Kandidaten. Das britische Institut PPR stellte fest, dass bei einer Senkung der Einkommenssteuer auf 19 % – Gesamtkosten 5 Mrd. £ – die Hälfte an diejenigen mit hohem Einkommen geht, während nur 2,6 % der Ärmsten profitieren.
Der NHS bricht momentan so schnell zusammen, dass sich die Rettungsdienste in einem kritischen Zustand befinden.
Mit Erneuerung ist der soziale Zusammenbruch des britischen Königreiches gemeint der sich momentan abzeichnet?
Sollte man neben Identität und Inhalten (die sicher wichtig sind) nicht vor allem von Qualifikation reden? Genau daran ist BJ doch gescheitert: er war für den Job nicht qualifiziert. Ein PM muss staatsmännisch Politik machen, nicht den Clown spielen. Er/sie sollte vor allem unaufgeregt, aber klar und deutlich führen, moderieren und vereinen - nicht spalten wie BJ. Diese Qualitäten sind alle viel wichtiger als Herkunft, Hautfarbe, Geschlecht oder sonstige sekundäre Merkmale.
Der Fehler ist zunächst einmal bei den Tories auf eine inhaltliche Weiterentwicklung zu hoffen. Das ist ungefähr so als ob ich hier Hoffnung auf die CDU setze. Klar werden die sich auch inhaltlich weiterentwickeln. Aber eigentlich immer nur als Reaktion und 15 Jahre zu spät. Zudem, warum sollten die Tories sich gerade inhaltlich neu aufstellen, die sind ja traurigerweise (mehrheitlich) nicht mit Johnsons Politik unzufrieden, sondern mit seinem Stil.
Irrer Hass auf Boris Johnson? Bitte etwas klarer, Dominic Johnson. Ich sehe den irren Hass eher bei einer Regierung, die Geflüchtete nach Ruanda abschieben will. Dafür wird sich übrigens gegebenenfalls auch eine schwarze Ministerin mit Dreadlocks hergeben, wenn sie denn Mitglied einer nächsten Tory-Regierung wird.
" Dass jemand nicht Boris Johnson ist, reicht aber nicht, um zu entscheiden, wer in 10 Downing Street einziehen soll. Das bunte Feld, in dem niemand Boris Johnson ähnelt, steht. Jetzt kommt die politische Überzeugungsarbeit."
Inhaltlich unterscheiden sich die Kandidaten kaum von BJ. Es wird sich also nichts wesentliches ändern. Herkunft, Hautfarbe und Frisur eines PM sind irrelevant.
Das ist kein Irrtum, sondern die Härtung der Torries gegen linke Kritik.
Tun wir einfach mal so als gäbe es demnächst eine sehr vielfältige Premierministerin (nur Beispiel fürs Gedankenspiel). Und die zieht dann eine knallharte konservative Politik durch.
Wie kritisiert man die ohne sich irgendwelcher identitätspolitischer Schwerverbrechen schuldig zu machen? Wer kann sich sowas leisten?
Und nein, der „teilweise irre Hass“ machte nicht nur an Johnsons Persönlichkeit fest, dass dieser Hass so frei geäußert werden konnte lag nur an Johnsons Identität, Persönlichkeit hin oder her.
Die Torries machen gerade ihren nächsten PM unkritisierbar. Und sie haben die Regeln dieses Spiels nichtmal erfunden…
sorry, technische Panne... Dass gerade ein weißer Mann Labour-Chef ist und nicht die Schwarze Diane Abbott, die auch schon mal antrat, muss kein Indiz für internen Rassismus bei Labour sein, eher für politische Positionen. Wenn man sich die Front Bench von Labour ansieht, ist sie ebenso divers wie die Führungsschicht der Tories.
Sorry mate, aber die Tories sind die Tories und es als tolle Errungenschaft zu verkaufen, dass unter anderem ein elitärer Geldsack mit Wurzeln im Punjab mit einer obszön reichen Gattin und Talent im Ausnutzen von Steuerschlupflöchern und eine indischstämmige Generalstaatsanwältin, die staatliche Folter mit einem angeblichen Recht, in einer kriminalitätsfreien Gesellschaft zu leben, rechtfertigt, Chancen auf Number 10 haben, ist lächerlich. Ob eine*r der beiden oder die ebenfalls knallrechte Kemi Badenoch mit Wurzeln in Nigeria, das Rennen macht, oder die weiße Thatcher-Wiedergängerin Liz Truss, ist noch nicht ausgemacht. Dass jetzt ein weißer Mann Labour-Chef ist und nicht die Schwarze Diane Abbott
Ist das jetzt Satire? Positiv hervorheben, dass der nächste britische Premier womöglich eine Schwarze mit Dreadlocks wird, und gleichzeitig darüber räsonieren, dass Identität wichtiger sei als politischer Inhalt?
Langsam fragt man sich wirklich...
@Encantado Ist mir auch aufgefallen. Vielleicht braucht es mal als PM eine Schwarze Rassistin mit Dreadlocks, um klarzustellen, dass Rassismus ein Problem der ganzen Menschheit ist, nicht nur eines der Bleichgesichter.
Genau wie Thatcher einst klargestellt hat, dass auch Frauen menschenfeindliche Politik machen können, nicht nur Männer.
@Encantado Sie widersprechen sich selbst.
Genau das ist es doch, was D. Johnson befürchtet.
Sie feiern, dass eine Schwarze mit Dreadlocks Ministerpräsidentin von GB werden könnte und wenn sie ggf. bescheuerte politische Ansichten hat ist Ihnen das wurscht.
Da frage ich mich auch, was Sie eigentlich von PolitikerInnen erwarten außer Hautfarbensymbolik.
(Nicht das das hier zutreffen muss. Ich kenne die Kandidaten alle nicht.)
@Sonntagssegler "Sie widersprechen sich selbst.
Sie feiern (..) ist Ihnen das wurscht.
Da frage ich mich auch, was Sie eigentlich ... erwarten außer Hautfarbensymbolik."
Ganz ehrlich: ich fände es wünschenswert, wenn Sie den Artikel und meinen Beitrag sowohl lesen als auch reflektieren, bevor Sie mir antworten...
Mir genau das Gegenteil vom Geschriebenen vorzuwerfen ist ein wenig verstörend.
Für viele Aktivist:innen in den USA ist Deutschland ein Beispiel dafür, wie Klimaschutz scheitern kann. Das prägt auch internationale Politik.
Nachfolge von britischem Premier Johnson: Identität vor Inhalten
Die Tories zeigen mit ihren Nachfolgekandidaten die Fähigkeit zur Selbsterneuerung. Das Problem: Es geht mehr um die Person, weniger um das Programm.
Neuer Bewohner gesucht: Downing Street 10 Foto: Henry Nicholls/reuters
Der Favorit stammt aus Indien. Seine Konkurrenz ist fast komplett weiblich. Wer in Großbritannien Diversität sucht, findet sie im aktuellen Rennen um die Nachfolge Boris Johnsons als Parteichef der regierenden Konservativen und damit als Premierminister. Es ist nicht einmal ausgeschlossen, dass die nächste Regierungschefin des Vereinigten Königreichs eine Schwarze mit Dreadlocks wird.
Das ist die positive Seite des aktuellen Auswahlprozesses um die Führung Großbritanniens. Die Tories zelebrieren die Vielfalt der britischen Gesellschaft, ein Erbe der Kolonialzeit und der postkolonialen Migration: Die Labour-Partei hat hingegen bis heute immer nur weiße Männer zum Chef gewählt.
Die britische Politik ist gezwungen, mit dem rasanten gesellschaftlichen Wandel Schritt zu halten, denn das Land verlangt von seiner politischen Klasse eine in der Welt seltene Fähigkeit zur Selbsterneuerung. Wer ein Amt ausübt, setzt sich permanenter Kritik aus. Wenn der aktuelle Wechsel vollzogen ist, werden drei der vier letzten Premierminister nach drei Jahren aus dem Amt gefegt worden sein.
Und Gordon Brown, Theresa May und Boris Johnson waren keine politischen Leichtgewichte, im Gegenteil. Sie haben es nur nicht vermocht und wahrscheinlich auch nicht gewollt, ihr politisches Umfeld in eine so vollendete Lähmung zu versetzen, dass nur sie selbst als bewegliche Akteure übrigbleiben, so wie in jüngster Zeit in gewissen anderen westlichen Demokratien mit Amtszeiten von bis zu sechzehn Jahren.
Die Kehrseite davon ist die Gefahr, dass Personalwechsel an die Stelle eines Politikwechsels tritt und dass der persönliche Charakter wichtiger wird als der politische Inhalt. Boris Johnson zog einen teilweise irren Hass auf sich, der sich nahezu ausschließlich an seiner Persönlichkeit festmachte. Dass jemand nicht Boris Johnson ist, reicht aber nicht, um zu entscheiden, wer in 10 Downing Street einziehen soll. Das bunte Feld, in dem niemand Boris Johnson ähnelt, steht. Jetzt kommt die politische Überzeugungsarbeit.
Personalwechsel an die Stelle eines Politikwechsels tritt und dass der persönliche Charakter wichtiger wird als der politische Inhalt.
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Kommentar von
Dominic Johnson
Ressortleiter Ausland
Seit 2011 Co-Leiter des taz-Auslandsressorts und seit 1990 Afrikaredakteur der taz.
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