piwik no script img

Nach dem Angriff auf IsraelSchwarz-weißer Naher Osten

Die Fronten verhärten sich im Diskurs um die Entwicklungen in Israel und im Gazastreifen. Für die Lösungssuche ist das wenig hilfreich.

Der Nahost-Konflikt wird in Deutschland vor allem durch die schwarz-weiße Brille gesehen Illustration: Katja Gendikov

R echtfertigen und verstehen sind zwei grundsätzlich verschiedene Begriffe. Ein Beispiel? Kein Problem. Die Nazis übernahmen 1933 die Macht, auch weil viele Rechtsextremisten in Schlüsselpositionen der Politik, Polizei und der Reichswehr saßen, die sie dabei unterstützten, ein verzerrtes Bild zu zeichnen; nicht die Rechte, sondern die Linke sei die eigentliche Gefahr für die Demokratie. Das heißt: Ich verstehe, wie die Nazis an die Macht kamen, rechtfertige es hingegen nicht. Rechtfertigen ist immer auch beurteilen.

Man findet etwas gut und gerecht oder eben nicht. Verstehen hingegen setzt die Fähigkeit zu analysieren voraus und eine Verbindung herzustellen zwischen Ursache und Wirkung. Warum also schreiben mir Deutsche in den sozialen Netzwerken eine Unterstützung der Hamas zu, wenn ich lediglich auf die Ursachen für den schrecklichen Angriff der Hamas gegen Israel hingewiesen habe?

Vor einigen Monaten fand aus Solidarität mit den Hunderttausenden Demonstrant:innen, die seit Anfang des Jahres in Israel gegen die Regierung von Benjamin Netanjahu protestieren, eine Kundgebung in Berlin statt. Viele in Israel und auch hier glauben, dass der Umbau der Justiz in Israel, den die jetzige Regierung plant, etwas mit der Besatzung in den Palästinensergebieten zu tun hat. So waren – ähnlich wie in Tel Aviv – bei den Protesten nicht nur israelische, sondern auch palästinensische Fahnen zu sehen.

In Tel Aviv marschieren die Leute ganz friedlich nebeneinander. Ihr Motto lautet: Freiheit ist Freiheit für alle. Gerechtigkeit kann es nur geben, wenn sie für alle gilt. Die Berliner Polizei hat das nicht verstanden und trennte die israelischen Fahnen sofort von den palästinensischen Fahnen. Am Ende wurden die De­mons­tran­t:in­nen mit den palästinensischen Flaggen nach Hause geschickt.

Tomer Dotan-Dreyfus

ist 1987 in Haifa geboren, lebt in Berlin und ist als Autor tätig. Sein Roman „Biro­bi­dschan“ stand auf der Longlist des Deutschen Buchpreises.

Oberflächliches Politikverständnis

Das sehr oberflächliche politische Verständnis Israels und Palästinas hier in Deutschland, führte dazu, dass man die komplexe Realität der Region im schwarz-weißen Muster betrachtet. Hier „die Guten“, dort „die Bösen“. Dazu hat auch der Bundestag beigetragen, als er die BDS-Bewegung verurteilte, ohne sich die Mühe für eine Erklärung zu machen, wer hinter der Bewegung steht und welche Ziele sie verfolgt.

Die Vorstellung, dass es nicht möglich sei, sowohl die israelische Besatzung als auch die Hamas anzuklagen, führte dazu, dass viele legitime und kluge Köpfe, die die Lage in Israel und Palästina analysieren, die die Medien aus der Region auf Hebräisch und Arabisch tatsächlich lesen, mit Menschen dort reden und zu komplexen Schlussfolgerungen geraten, zum Schweigen gebracht werden.

Genau das ist der Ansatz Netanjahus: Wer nicht auf meiner Seite ist, muss auf der Seite der Islamisten stehen. So simuliert ein Video seiner letzten Wahlkampagnen Kämpfer des Islamischen Dschihad, wie sie mit hoch gehaltenen Flaggen durch Israel fahren – weil man seine Gegner gewählt hatte. Die aktuelle Koalition unter Netanjahu ist die erste in der Geschichte des Staats, die sich allein aus rechten Parteien zusammensetzt.

Bislang war stets eine wie auch immer geartete Partei der Mitte Regierungspartner, die die Rechtsextremisten stoppte, und die Netanjahu bei Bedarf verantwortlich machen konnte, wenn es zu Terroranschlägen kam. Nach den letzten Wahlen entschieden sich alle Parteien, die keine ausgesprochen rechte Positionen vertreten, gegen eine Beteiligung an der Regierungskoalition. Stattdessen sitzen heute auch Rechtsextremisten auf Ministerstühlen.

Linke sind immer der Sündenbock

Trotzdem macht Netanjahu weiterhin die liberalen und linken Kräfte in der Opposition für das Massaker Anfang vergangener Woche verantwortlich. Die Linke in Israel muss immer als Sündenbock herhalten, ob sie in der Regierung Netanjahus sitzt oder in der Opposition. Es geht gar nicht darum, wie sie entscheidet und was sie tut, sondern darum, dass sie überhaupt existiert.

Dieses auch in Deutschland verbreitete Schwarz-Weiß-Denken rührt aus einem anderen oberflächlichen Verständnis, nämlich Deutschlands moralischer Pflicht gegenüber den Jüdinnen und Juden und dem Irrglauben, dass es keine Position zum israelisch-palästinensischen Konflikt ohne Bezug zum Holocaust geben kann. So gibt es die einen Deutschen, die aufgrund ihrer historischen Verantwortung hinter Israel stehen, und die anderen Deutschen, die wegen ihrer historischen Verantwortung Palästina unterstützen.

Deutschlands Wahl, Israel oder Palästina als Wieder­gut­machungs­gegenstand zu betrachten, ist eine Wahl für das Ober­flächliche, für das Binäre

Niemand traut sich, die Schwarz-Weiß-Brille abzusetzen. Die Jüdinnen und Juden sind eine diverse Gruppe: ethnisch, geschlechtlich und auch politisch. Viel einfacher ist, wenn man die eigene historische Verantwortung verorten will, es gegenüber einem Nationalstaat zu tun. Deutschlands Wahl, Israel oder Palästina als Wiedergutmachungsgegenstand zu betrachten, ist eine Wahl für das Oberflächliche, für das Binäre. Da sollte niemand auf die Idee kommen, sich dazwischen zu stellen.

Die Deutschen und ihre erkorene Binarität von Gut und Böse. Tatsächlich ist diese Praxis eine klassisch antisemitische. In ihrem 2020 im deutschen Buchhandel erschienenen Essay: „Überlegungen zur Frage des Antisemitismus“ unterscheidet die französische Rabbinerin Delphine Horvilleur Antisemitismus vom „normalen“ Rassismus, indem Jüdinnen und Juden das binäre Verständnis von „wir“ und „sie“ herausfordern, weil wir uns nicht so einfach als „die Anderen“ definieren lassen.

Die Mechanismen des Terrors verstehen

Es sei kein einfacher Hass gegen einen anderen, sondern ein Hass gegen eine Gruppe, die überhaupt das Konzept der „Anderen“ infrage stellt. Genau das ist gerade in diesen Tagen besonders bezeichnend für den Hass gegen israelische Hu­ma­nist:in­nen, die sowohl die Menschenrechte der Jüdinnen und Juden als auch die Menschenrechte der Pa­läs­ti­nen­se­r:in­nen gewahrt haben möchten, die sowohl gegen die Fa­schis­t:in­nen in Netanjahus Regierung und die Besatzung, als auch gegen die Islamisten der Hamas eintreten.

„Sie kommen hierher“ und fordern das deutsche binäre Verständnis des Nahen Ostens heraus. Sie sprechen in Bildern, die man mit einer schwarz-weißen Brille nicht sehen kann. Wer sich in der oberflächlichen Komfortzone eingerichtet hat und dort bleiben will, wird die Lage im Nahen Osten nie wirklich verstehen, sondern immer nur eine Seite rechtfertigen, was zu keiner Lösung führen wird.

Warum sollten wir überhaupt verstehen müssen? Weil es Leben rettet! Nur wer die Mechanismen des Terrors versteht, kann vermeiden, dem Terrorismus in die Hände zu spielen. Je­de:r, der wie ich mit Terrorismus aufgewachsen ist, kennt das Prinzip, von dem Jean Bau­dril­lard in seinem Buch „Der Geist des Terrorismus spricht: Der Terrorismus verändert uns. Der Mechanismus von Terrorismus funktioniert in zwei Etappen. Im ersten Schritt terrorisiert uns der brutale Andere.

Der, der mordet, der vergewaltigt. Im zweiten Schritt zwingt uns der Terrorist, selbst solche Taten zuverüben, bis wir von uns selbst terrorisiert werden. Dann hat der Terrorismus sein Ziel erreicht. Wenn wir uns von dem Terrorismus nicht mehr unterscheiden können. In chassidischen Kreisen in Israel wird oft die Geschichte von dem Admor (Meisterrabbiner) von Kloyzenburg erzählt, der in der Schoah seine Frau und elf Kinder verloren hat.

Netanjahu hat die Hamas gestärkt

Eines Tages kam das zur Sprache, und er überraschte seine Zuhörer, als er sagte: „Es könnte schlimmer sein.“ „Wie schlimmer?!“, schrien seine Anhänger entsetzt. „Schlimmer wäre es, wenn wir die Mörder wären.“

In Israel regiert aktuell das Bauchgefühl und der sehr verständliche Wunsch nach Rache. Aber der Angriff der Hamas war nicht improvisiert. Es wurde monate-, möglicherweise jahrelang geplant. Die Hamas ist auf eine Bodenoffensive Israels vorbereitet. Und sie weiß, was dazu nötig ist, schließlich ist es nicht die erste Invasion in den Gazastreifen.

Auch aus meiner Familie wurden Reservisten eingezogen, um gegen die Hamas zu kämpfen. Ich schreibe aus Sorge. Und aus tiefem Misstrauen in die Regierung Netanjahus. Misstrauen gegenüber einer Regierung, die nicht denkt und nicht versucht zu verstehen. Misstrauen gegenüber eine Regierung, die die Grenze zum Gazastreifen vernachlässigt hat, damit mehr Sol­da­t:in­nen Sied­ler:in­nen im Westjordanland beschützen können, wenn sie in palästinensischen Dörfern das jüdische Laubhüttenfest feiern wollen – aus reiner Provokation.

Und schließlich Misstrauen gegenüber einer Regierung, deren Minister wiederholt davon gesprochen haben, dass die Hamas gut für Israel ist, weil keiner erwartet, dass wir mit den Pa­läs­ti­nen­se­r:in­nen über ein zukünftiges Land verhandeln, solange die Hamas so stark ist. Ein Ansatz, der auch dazu führte, dass die Regierungen Netanjahus die Hamas aktiv stärkten. Das alles muss verstanden werden.

Verstehen – nicht im Sinne von Empathie, um das noch mal deutlich zu machen: Ich habe null Empathie für die Monster, die das Massaker angerichtet haben. Sondern verstehen in dem Sinn, Ursache und Wirkung richtig in Verbindung zu bringen, so wie man einen chemischen Prozess versteht. Dieses Verstehen heißt: in der Zukunft vermeiden. Radikalisierung passiert immer da, wo es Armut und Elend gibt. Wo Menschen nicht leben, sondern nur überleben.

Das gilt für Gaza, das gilt für Israel, und das gilt für Städte und Kleinstädte deutschlandweit. Solange wir die Verbindung zwischen sozialökonomischer Unterdrückung und Radikalisierung nicht thematisieren – und zwar ohne Angst, dass das als Rechtfertigung für Radikalisierung missverstanden werden könnte, solange werden wir immer wieder überrascht werden. Von der Hamas, von der Wiederwahl Netanjahus, von der AfD.

Das zu verstehen heißt nach Lösungen zu suchen. Es heißt zu denken und die Komfortzone zu verlassen, in der wir das Schwarz-Weiß-Spiel fortsetzen, bei dem man nur das richtige Trikot tragen muss.

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

17 Kommentare

 / 
  • Guter Artikel. Sachlich und argumentativ. Ja, bis auf die Monster vielleicht.

    Menschen und Geschichte sind nicht starr. Davon zeugt ja Deutschland. Jedenfalls bis jetzt.

    Auch das Verhältnis zwischen Israel, den arabischen Staaten und den palästinensischen Widerstandsorganisationen ist dynamisch. Die PLO hat sich sehr verändert. Israel auch. Die Region ist ungeheuer komplex und problembeladen.

    Entgegen der Erwartungen haben Israel und einige arabische Staaten sich angenähert. Da hat auch der gemeinsame Feind Iran eine Rolle gespielt.

    Dass die Politik, sich mit den mächtigen arabischen Staaten auf Kosten der Palästinenser zu einigen, nicht zu einer Befriedung in Palästina führt, musste jedem klar sein. Es hat sich jetzt in katastrophaler Form gezeigt.

    Da ist Politik gefragt, die Kunst der Gestaltung, des Möglichen, des Kompromisses, der Geduld. Nicht blinde Wut und die Überzeugung, jetzt ist alles erlaubt. Selbst wenn ein militärisches Element in der jetzigen Situation dabei ist.

  • Die Kernbotschaft des Artikels ist gleichermaßen wahr wie sie trivial ist.

    Vergleichbar hätte man auch 2 Seiten lang argumentieren können, dass die binären Kategorien 'Kind' und 'Erwachsener' ja einen komplexen und fließenden Enwicklungsvorgang vereinfachten. Es sei ja nicht so "schwarz und weiß".

    Ohne vereinfachende Begriffe ist es fast nicht möglich zu kommunizieren und manche Sachverhalte lassen sich eben effizienter auf den Punkt bringen, als bei jedem Kommentar ganze Lexika-Artikel einzuschieben.

    Genauso verhält es sich mit der (einseitigen) genozidalen Absicht des palästinensischen Volkes (NICHT nur den Hamas) und weiteren um Israel liegenden arabischen Staaten, die Juden und ihren Staat von der Landkarte zu streichen. Das ist vereinfacht dargestellt UND WAHR.

    In dem ADL GLOBAL 100: AN INDEX OF ANTISEMITISM scored die West Bank & Gaza mit 93% als antisemitischstes Land auf dem Planeten, der gesamte arabische Raum ist mit 75% (explizitem, offen zugegebenem) Judenhass dabei.

  • In mir kam der Verdacht der Falschdarstellung auf:

    "wenn sie in palästinensischen Dörfern das jüdische Laubhüttenfest feiern wollen"

    Wo und wann soll das vorgekommen sein?

    "dass die Regierungen Netanjahus die Hamas aktiv stärkten."

    Aus dem verlinkten Artikel geht eben dies nicht hervor. Aktiv bedeutet selbst etwas zu unternehmen, selbst tätig werden. Passiv bedeutet nicht tätig zu werden (obwohl man vielleicht sollte). Der verlinkte Artikel beschreibt lediglich eine Duldung der Erstarkung der Hamas.

  • Das mag ja alles stimmen, aber am Ende klingt es doch wieder so als ob allein Israel schuld an allem ist und nur falsch auf die Hamas reagiert hat und als ob es allein in Israels Händen liegt ob die Palästinenser zu Terroristen werden, weil es diese ja offenbar nicht in Wohlstand und und Freiheit leben lassen will.



    Aber sind es nicht in erster Linie die Anführer der Palästinenser die ihr eigenes Volk unterdrücken und arm halten? Wenn alles Geld dass in Waffen zum Kampfe gegen Israel geflossen ist an die Bewohner im Gazastreifen gegangen wäre, dann wäre das ein kleines Paradies.

    Vielleicht braucht es in Wahrheit weniger Verstehen und weniger Komplexität, sondern mehr Vereinfachung und Schwarz-Weiß-Denken: Welche Anführer tun ihrem eigenem Volk Gutes und welche nicht? Letztere können weg. Gern überall auf der Welt.

  • Die Kritik an der rechten Netanyahu-Regierung teile ich. Sie wird jedenfalls, anders als der Autor suggeriert auch jetzt in Israel sehr deutlich artikuliert. Auch die taz hat darüber berichtet.



    Allerdings denkt der Autor in Bezug auf den Hamas-Terror selbst schwarz-weiß mit der Aussage: "Radikalisierung passiert immer da, wo es Armut und Elend gibt." Es gibt aber einen Unterschied zwischen Widerstand, auch militärischem und dem wahllosen Abschlachten, Vergewaltigen und Leichenschänden von Zivilisten. Und das hat was mit Antisemitismus zu tun. Die Hamas und ihre Unterstützer wollen Israel und jüdisches Leben insgesamt vernichten. Und die permanente Unterstellung linker Isrealis, Deutsche würden die Geschehnisse im Nahostkonflikt ausschließlich aufgrund ihrer Vergangenheit beurteilen ist unredlich. Sie unterstellt einen "deutschen Schuldkomplex" noch in der dritten und vierten Generation und braucht sich so nicht mit Argumenten auseinanderzusetzten.

  • In seiner Sendung über die Ereignisse in Israel und Gaza hat Shahak Shapira die Neigung nur das Leid der Israelis oder umgekehrt nur das der Palästinenser zu sehen, als selektiven Humanismus bezeichnet. Es gäbe nichts Inhumaneres, als ausschließlich für die „eigenen“ Leute Mitgefühl zu haben.

  • Absolute Zustimmung.

  • Vielen Dank, guter Beitrag. Der Schluss ist vielleicht wieder etwas zu verkürzt.

    • @Birdman:

      Nachdem ich jetzt den verlinkten Beitrag zu Baudrillard gelesen habe, muss ich noch hinzufügen, dass B. einen ziemlich fragwürdigen Begriff von Terrorismus zu haben scheint.

  • Danke!

  • Danke für diesen wohltuenden Artikel.

    Nur eines: "Monster", das kommt dann doch aus der S/W-Sicht.



    Die Entmenschlichung in diesem Begriff ist problematisch.



    Bei Monstern ist keine Nachvollziehbarkeit nötig.



    Es sind immer Menschen, die anderen Menschen Böses antun.

  • Wenn die offizielle Politik bei uns reflexhaft Israel unterstützt, denke ich: die Menschen in Israel brauchen Schutz und Sicherheit - aber nicht weil sie israelisch bzw. jüdisch sind, sondern weil sie Menschen sind. Menschen brauchen immer Sicherheit und wenn sie eine Verfolgungsgeschichte mitbringen um so mehr.



    Analog lässt sich dies für die Palästinener*innen sagen.

    +++

    "So waren – ähnlich wie in Tel Aviv – bei den Protesten nicht nur israelische, sondern auch palästinensische Fahnen zu sehen. In Tel Aviv marschieren die Leute ganz friedlich nebeneinander. Ihr Motto lautet: Freiheit ist Freiheit für alle. Gerechtigkeit kann es nur geben, wenn sie für alle gilt. Die Berliner Polizei hat das nicht verstanden und trennte die israelischen Fahnen sofort von den palästinensischen Fahnen. Am Ende wurden die De­mons­tran­t:in­nen mit den palästinensischen Flaggen nach Hause geschickt."



    Auf der nächsten solchen Demo in Berlin



    - tauschen sie ihre Fahnen aus oder



    - stellen die Fahnen in die Mitte und tanzen herum. Oder



    - bringen Fahnen mit, die vorne das eine und hinten das andere Motiv haben. Oder beide Motive im Kreis.

    +++

    Generell ist es in Konflikten gut, wenn die Macht bei einer klugen und neutralen dritten Seite ist. Das fehlt in der Weltpolitik meistens.

  • Der Autor erklärt hier komplizierte Zusammenhänge und das ist dankenswert.



    Er fühlt sich mißverstanden.



    Möglicherweise zu Recht.



    Allen Anderen deshalb Dummheit zu unterstellen, ist jedoch kein besonders gutes Argument.



    Es ist ein komplexer Konflikt, das zeigt auch seine Geschichte.



    Deutschland wird politisch dieser Fragestellung durchaus gerecht.



    Die Existenz Israels als Staatsräson hoch zu halten ist die richtige Wortwahl und Einstellung des Bundeskanzlers.



    Bei seinen Konsultationen war die Versorgung und Sorge um die PalästinenserInnen allerdings ebenfalls Thema.



    Auch diese Art der Politik ist seit Langem Standpunkt Deutschlands. Die PalestinenserInnen werden humanitär unterstützt, jedoch nicht die Terroristen.



    Das ist ein Weg, der auf meine völlige Zustimmung stößt.



    Das Schwarz Weiß Denken begenzt sich also auf die Unterscheidung: Terrorist oder kein Terrorist.

    • @Philippo1000:

      Die Politik der Bundesregierung ist eine reine Heuchelei: von einer "Zweistaatenlösung" zu reden, für die man aber nicht Bereit ist irgendetwas zu tun (zum Beipliel Palästina als Staat anzuerkennen) und die wegen der Siedlungspolitik fast unmöglich geworden ist, die schönen Reden der Außenministerin in Den Haag zum Völkerrecht, während keine Bereitschaft besteht, Verstöße gegen das Völkerrecht durch Israel zu kritisieren. Der Bundeskanzler äußerte in ganz weichgespülter Form "die Siedlungspolitik sehen wir kritisch", aber in der UN-Vollversammlung hat Deutschland dagegen gestimmt, dass der Internationale Gerichtshof sich mit der illegalen Besiedlung der besetzten Gebiete befasst.

      Die Hilfszahlungen an die Palästinenser sind eher ein Alibi, das die einseitige Politk Deutschlands kaschieren soll.

  • Danke für den Kommentar.



    In der Tat, wird hier bei uns überweigend nur in schwarz oder weiß gedacht. Demos und berechtigte Kritik gegen die Hamas ist willkommen, Kritik an Isarael wird dagegen gleich als Unterstützung für die Hamas gewertet und entsprechend gleich verurteilt. Wer für Palästina, für die humanitäre Hilfe für Palästina demonstrieren würde, sofern solche Demos uüberhaupt zugelassen würden, muss sich dafür rechtfertigen, dass dies nicht gegen Israel gerichtet sei. Leider.

    • @Frankenjunge:

      "Wer für Palästina, für die humanitäre Hilfe für Palästina demonstrieren würde, sofern solche Demos uüberhaupt zugelassen würden, muss sich dafür rechtfertigen, dass dies nicht gegen Israel gerichtet sei."



      Das ist eine Behauptung, die sich so in der Realität glaub ich nicht wiederfindet. Wenn allerdings die Hilfe für Palästina sich immer wieder mit einem Schulterschluss mit der Hamas und deren Terror verbindet, dann bilden sich entsprechende Verurteilungen.



      Es gibt aktuell genug Beispiele, wo propalästinensische Demos genehmigt wurden und unbehelligt stattfanden, weil die Teilnehmer sich entsprechend verhielten. Und eben einige, wo sie es nicht taten.

  • Ich verstehe, warum es Terrorismus gibt, aber nicht warum das gerechtfertigt wird.



    Ich verstehe, dass Menschen getötet werden, aber nicht warum man das per Kopf abschneiden tut, oder auch nach der Tötung den Kopf abschneidet.



    Ich verstehe, dass in Berlin für die Freiheit Palästinas demonstriert wird, aber ich verstehe nicht, warum das direkt nach einem Massenmord durch terroristische Palästinenser geschieht.



    Usw. usw.



    Mir ist klar, dass wir durch den Terrorismus in ein Schwarz Weiß Denken getrieben werden (sollen). Ich frage mich aber, warum das so erfolgreich ist. Und ich frage mich auch, ob das den Zielen der Terroristen eher hilft oder eher schadet. Vordergründig hilft es ihnen, im Endeffekt läuft das auf eine Selbsteliminierung heraus. Und das werden wir in den nächsten Wochen/Monaten auch sehen, denke ich.



    Terrorismus ist allermeistens extrem destruktiv. Daher sehe ich auch kaum einen anderen Weg als voll dagegen. Wie mit philosophischen und tatsächlichen Unterstützern umzugehen ist muss rasch geklärt und konzertiert reagiert werden. In Berlin, genau wie in Jerusalem.