Nach Kritik an Palästinenserpolitik: Streit zwischen Schweden und Israel
Schwedens Außenministerin fordert, „außergerichtliche Hinrichtungen“ von Palästinensern zu untersuchen. Nun ist sie in Israel unerwünscht.
Israels Vizeaußenministerin Zipi Chotoveli (Likud) hätte am liebsten die diplomatischen Beziehungen zu Schweden völlig auf Eis gelegt, relativierte jedoch, nur Wallström sei vorläufig in Israel unerwünscht. Das Außenministerium in Jerusalem berief zudem den schwedischen Botschafter ein. Carl Magnus Nesser musste den Protest über sich ergehen lassen, der den „unverantwortlichen und wahnhaften“ Äußerungen seiner Vorgesetzten galt. Juval Steinitz, Minister für nationale Infrastruktur, beschuldigte Wallström des „Antisemitismus, ob bewusst oder unbewusst“.
Seit Ende September kamen laut Gesundheitsministerium in Ramallah über 150 Palästinenser ums Leben. Über die Hälfte wurde erschossen, als sie versuchten, mit Messern oder Autos Israelis zu verletzen oder zu töten. Die inoffizielle israelische Methode, bei Anschlägen zu schießen, um zu töten, ist auch in Israel sehr umstritten.
So starb kürzlich ein israelischer Zivilist, als er bei einem Zwischenfall versehentlich unter den Beschuss von Sicherheitsleuten geriet. Zu Untersuchungen kam es bislang trotzdem nicht, abgesehen von einem Fall, bei dem ein Mädchen schon am Boden lag, als ein Sicherheitsmann auf sie schoss.
„Wer Israels Recht, sich gegen Terror zur Wehr zu setzen, angreift, ermutigt den Terror selbst“, machte Dore Gold, Generaldirektor des israelischen Außenministeriums, seinem Unmut über Wallström Luft. Die Beziehungen zwischen Stockholm und Jerusalem sind nicht erst seit dieser Woche getrübt. Schweden gehört zu den schärfsten Kritikern von Israels Siedlungspolitik und erkannte Ende 2014 als einer der ersten EU-Staaten Palästina an.
Als Wallström im Januar 2015 einen Besuch in Jerusalem ankündigte, erteilte ihr Israels damaliger Außenminister Avigdor Lieberman eine klare Absage. Wallström reagierte mit Humor: „Ich würde ihm zu gern ein Paket mit einem Ikea-Möbel schicken“, meinte sie im Interview mit CNN. „Dann würde er sehen, dass man, wenn man das zusammenbauen will, zuallererst einen Partner braucht.“
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Sturz des Assad-Regimes
Freut euch über Syrien!
Krieg in Nahost
Israels Dilemma nach Assads Sturz
100 Jahre Verkehrsampeln
Wider das gängelnde Rot
Weihnachten und Einsamkeit
Die neue Volkskrankheit
Grünes Wahlprogramm 2025
Wirtschaft vor Klima
Missbrauch in der Antifa
„Wie alt warst du, als er dich angefasst hat?“