Nach Kritik an Muslimrat: Friedensgebet in München abgesagt
Nach Kritik am Muslimrat wird ein Friedensgebet von Muslimen, Juden und Christen abgesagt. Imam Idriz beklagt die „bittere Erfahrung“.
Als Grund nannte das Münchner Forum für Islam (MFI) am Montag die Absagen von jüdischer, evangelischer und katholischer Seite. Der Muslimrat als Veranstalter des Friedensgebets habe „gehofft, dass alle verantwortlichen Kräfte in unserer Stadt die ausgestreckte Hand ergreifen und deutliche Zeichen für das Miteinander setzen wollten“. Dass dies in München nicht möglich sein solle, bleibe „eine sehr bittere Erfahrung, nicht nur für Muslime“, erklärte Imam Benjamin Idriz vom MFI im Namen des Muslimrats.
Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter erklärte, er habe seine Schirmherrschaft zurückgezogen, nachdem ein Vertreter der jüdischen Glaubensgemeinschaft seine Teilnahme abgesagt habe. „Unabhängig davon appelliere ich an alle Münchnerinnen und Münchner, weiterhin friedlich zu bleiben und sich nicht dem Hass und der Hetze hinzugeben.“
Scharfe Kritik der Deutsch-Israelischen Gesellschaft
Zuvor hatte die Deutsch-Israelische Gesellschaft die Absage des Friedensgebets gefordert. Mit scharfen Worten hatte deren Vorsitzender Volker Beck (Grüne) der Veranstaltung vorgeworfen, diese diene nur dazu, „Hamas-verharmlosende und islamistische Positionen zu hofieren und zu schützen“. Als Beispiel führte er die Presseerklärung des Muslimrats an, in der diese „den Terror gegen die Zivilbevölkerung in Israel durch die Hamas“ sowie die israelische Reaktion darauf verurteilte. Damit werde beides „auf eine Stufe gestellt“, so Beck. Einzelnen Mitgliedern des Muslimrates warf er zudem eine Nähe zur Muslimbruderschaft vor.
Dem Imam Benjamin Idriz wurden in der Vergangenheit ähnliche Vorwürfe gemacht, inzwischen gilt er in Bayern als respektiertes Mitglied der Gesellschaft. Erst im Dezember 2021 hatten Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und seine Frau Elke Büdenbender gemeinsam mit Innenminister Joachim Herrmann (CSU) Idriz’ Moscheegemeinde in Penzberg besucht. Steinmeier lobte damals dessen Arbeit: So viel Offenheit und Respekt bräuchte das Land, um der Polarisierung der Gesellschaft entgegenzuwirken.
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