NS-Gedenken in der Bundeswehr: KSK gedenkt der Wehrmacht
Schon häufiger fielen KSKler mit rechtsextremen Aktionen auf. Jetzt kam raus: Sie ehrten Wehrmachtssoldaten in Tunesien.
In der Antwort auf eine Anfrage des Bundestagsabgeordneten Tobias Pflüger (Linke) bestätigt das Verteidigungsministerium, dass an besagtem Tag „ein Besuch von 15 Soldatinnen und Soldaten des Soldatenfriedhofs Bordj Cedria in Tunesien am 15. April 2018 stattfand“. Welcher Einheit die SoldatInnen angehören, will das Ministerium nicht öffentlich bekanntgeben. Die Antwort auf eine entsprechende Frage des Abgeordneten Pflüger stufte es als Verschlusssache ein.
Nach taz-Informationen handelt es sich um KSK-SoldatInnen. Im fraglichen Zeitraum hatte die Bundeswehr in Tunesien an der Übung „Flintlock 2018“ teilgenommen, bei der Spezialkräfte mehrerer Länder Anti-Terror-Einsätze trainierten. Neben Angehörigen des KSK, die zum Teil in Pfullendorf stationiert sind, waren laut einem Bericht des Blogs Augen Geradeaus nur SanitäterInnen und ein Lufttransportgeschwader beteiligt. Beide kommen aus anderen Standorten.
Das Afrikakorps der Wehrmacht kämpfte im Zweiten Weltkrieg an der Seite der italienischen Armee gegen Briten, Amerikaner und Franzosen. Es führte Krieg in Tunesien, Libyen und Ägypten. Wegen anfänglicher Erfolge spielte es in der Kriegspropaganda des NS-Staats eine wichtige Rolle.
Regierung will nicht handeln
In der Antwort auf die Anfrage des Linken-Abgeordneten Pflüger schreibt das Verteidigungsministerium: „Für die Streitkräfte eines demokratischen Rechtsstaates ist die Wehrmacht als Institution nicht traditionswürdig. Gleiches gilt für Truppenverbände der Wehrmacht.“ Handlungsbedarf sehe die Bundesregierung aber nicht.
In den vergangenen beiden Jahren geriet die Bundeswehr mehrmals wegen Verherrlichung der Wehrmacht in die Kritik. Das Verteidigungsministerium erließ daraufhin einen neuen Traditionserlass, in dem es klarstellt, dass die Wehrmacht für die Bundeswehr nicht „traditionsstiftend“ sei.
Nach mehreren rechtsextremen Vorfällen im KSK hat der Militärische Abschirmdienst die Spezialeinheit besonders im Blick. Unter anderem lief auf einer Feier der Einheit rechtsextreme Musik. Ein Soldat zeigte dort den Hitlergruß.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Israelische Drohnen in Gaza
Testlabor des Grauens
Politikwissenschaftlerin über Ukraine
„Land gegen Frieden funktioniert nicht“
Proteste bei Nan Goldin
Logiken des Boykotts
Bündnis Sahra Wagenknecht
Ein Bestsellerautor will in den Bundestag
Nan Goldin in Neuer Nationalgalerie
Claudia Roth entsetzt über Proteste
Bundeskongress der Jusos
Was Scholz von Esken lernen kann