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Missbrauch von TherapiesprechMännlicher Kontrollfetisch

Schauspieler Jonah Hill versuchte seine Ex-Freundin Sarah Brady mit Vokabular aus der Psychotherapie zu kontrollieren. Sie machte das öffentlich.

Da waren sie noch ein Paar: Jonah Hill und Sarah Brady Foto: Hinton Jordan/imago

I ch sollte meine Kolumne wohl lieber „Problematic Dudes“ statt „Gossip Girl“ nennen. Mich beschleicht zwar mitunter das Gefühl, für euch und mich wird es redundant, wenn ich hier so oft über problematische männliche Promis schreibe. Aber abgesehen davon, dass das immer wieder aufs Neue relevant ist (allein schon wegen der implizierten Vorbildfunktion, die Stars haben und selten einhalten), sind die vielen Fälle auch erstaunlich unterschiedlich.

Jonah Hill hat nun etwas gemacht, das die Vorstellung der meisten von uns, wie toxisches Verhalten aussehen kann, noch einmal übersteigt. Es ist wohl am ehesten mit „Millennial-Therapiesprech zur Kon­trollausübung zwecks Vermeidung vermeintlicher Grenzüberschreitungen“ zu umschreiben. Lasst mich das erklären. Ins Rollen gebracht hat das Ganze Sarah Brady, die 2021 ein paar Monate lang mit ihm zusammen war. Brady hat dieses Wochenende auf ihrem Instagram-Kanal mehrere private Nachrichten gepostet, die von Hill stammen sollen.

Darin steht, die junge Frau, eine semiprofessionelle Surferin, habe auf seine Anweisung hin mehrere Posts gelöscht, nachdem er sich durch ihren Feed gescrollt und Bilder von ihr im Badeanzug entdeckt habe. Er habe außerdem viele Regeln aufgestellt. Unter anderem solle sie nicht mehr mit Männern surfen und keine Fotos von sich im Badeanzug posten, womit natürlich ein Großteil ihrer Karriere torpediert wäre (ich wiederhole: Sie ist Surferin).

Grenzen, aber die falsche

Am besten fand ich folgende Vorschrift: Brady solle keine Freundschaften mit Frauen pflegen, die „instabil“ und „aus deiner wilden jüngeren Vergangenheit sind“. Treffen mit diesen Frauen sollten nicht „über ein Mittagessen oder Kaffee oder etwas Respektvolles“ hinausgehen. Begründet sind diese Regeln in den Nachrichten damit, dass er „Grenzen in einer romantischen Beziehung setzen“ („boundaries“) wolle und „Respekt verdiene“.

Diese Nachrichten zeigen, dass inzwischen der klassische Therapiesprech der Millennial-Generation dazu verwendet wird, um das zu tun, was Männer schon immer getan haben: Frauen kontrollieren. Das Perfide an der Masche ist, dass sich die Kontrollausübung nun als Selfcare tarnt. Doch schlussendlich bleibt es dasselbe. Denn: Kontrolle über andere auszuüben und für sich selbst Grenzen zu setzen, sind zwei unterschiedliche Dinge.

Der größte Witz ist, dass Hill bei seiner Therapie (über die er öffentlich spricht, es gibt auch eine Doku darüber) offensichtlich gelernt hat, wie man mit Mental-Health-Problemen umgeht – und das mit der Begründung, es seien „boundaries“, benutzte, um seine damalige Freundin zu gaslighten. Die Story ist so absurd, sie kann kaum ausgedacht sein. Gut, dass ihm das jetzt um die Ohren fliegt. Oder wie ein Tweet so schön sagte: „Du datest eine Frau, die mit instabilen Frauen aus ihrer wilden jüngeren Vergangenheit befreundet ist, und glaubst echt, sie würde keine Screenshots posten??“

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Isabella Caldart
... arbeitet als freie Journalistin mit Schwerpunkt auf Kultur und Gesellschaft für diverse Medien und macht auch sonst allerhand Jux und Tollerei mit dem geschriebenen Wort. Frankfurt/Barcelona
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33 Kommentare

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  • Vielen Dank für Eure Beiträge, wir haben die Kommentarfunktion geschlossen.

  • Das Modell "Zweierbeziehung von Mann und Frau" ist doch sowieso schon lange out. Seit den sechziger Jahren gibt es viel modernere Modelle, freie Liebe zu leben, wie Simone de Beauvoir und Madonna.

  • Was zu groß scheint, schreib ich klein



    Steck’s in Schubladen hinein

    "..was Männer schon immer getan haben: Frauen kontrollieren."



    Mein Vater wusste leider nichts besseres, als in den Keller zu gehen und sich in aller Stille zu betrinken, jahrzehntelang, weil er es nicht fertigbrachte, die Scheidung von meiner kontrollsüchtigen, ständig abwertenden Mutter einzureichen.

  • Können Männer bitte weiter die Kommtentarspalten vollnöhlen. Das ist ihr gutes Recht.

  • Eine durchgeknallte Promiperson sollte für niemanden zum Exempel stehen.

  • In einer Beziehung gibt es dafür eine simple Lösung. Nach dem ersten Post ein ernstes Gespräch und bei Wiederholung Abschuss.

    Wir leben im 21. Jahrhundert. Niemand muss in einer solchen Beziehung bleiben.

  • Es geht wohl eher um die Bilder aus Vergangenheit von Brady, die schon recht explizit auf ihre Bio hindeuten, die neueren Bilder sind eher Body-Positiv und kaum in der Diskussion und haben auch keine likes.



    Brady war auch nie berufstätig und ist wegen ihrer Vergangenheit auch in Therapien.



    Ok, ich hab nur 15 min englische Texte gelesen und hab dadurch schon paar mehr infos als Gala, Bunte, taz - sagt ja auch schon was.

  • Liebe Männer,

    wenn ihr bitte aufhören würdet, hier die Kommentarspalte vollzunölen.

    Wär supi. - Danke

    • @Christoph Buck:

      Nö, hier geht's nicht um Nölen. Hier geht es darum, was problematisiert und auf der Agenda unnötigerweise nach oben gehoben wird. Wir haben immer noch ganz andere Probleme, die aus patriarchalischen Strukturen entstehen.

      Der Missbrauch des Selfcare-Konzepts und pseudopsychologisch fundierter Erklärungen zur Vermeidung sozialer Kompromisse, zur Entschuldigung dafür, sich selbst nicht aus der Komfortzone zu bewegen und etwas "ertragen" zu müssen, ist nach meiner Beobachtung ein grassierendes Problem bei vielen Menschen unter 40 (zu denen ich selbst gehöre), ganz unabhängig vom Geschlecht. Es ist garantiert kein Problem, das kausal mit zwei Eiern zwischen den Schenkeln zu tun hat – typisch männliche Kontrollausübung funktioniert in der Regel doch reichlich plumper.

    • @Christoph Buck:

      Da schließe ich mich an. Klingt fast wie im Kindergarten: "Die Anderen haben aber auch ...!".

      • @Uranus:

        Sichtlich haben Sie beide noch keine schlechten Erfahrungen mit allgemein gehaltenen Vorurteilen und Vorverurteilungen gemacht. Das freut mich für Sie.



        Wer aber als Mann schon erlebt hat, dass er pauschal als Gewalttäter vorverurteilt wurde, ihm nicht geglaubt wurde, dass er das Opfer weiblicher Gewalt ist, der bekommt eine andere Sichtweise. Dies könnte man als eine singuläre, individuelle Erfahrung abtun, wenn es nicht solche Artikel gäbe.



        Hier bedient bzw. unterfüttert die Autorin das sog. Framing, also ein Thema wird mit einem festen Rahmen umschlossen: hier Mann = Täter. Übrigens fällt auf, dass entgegen vor allem feministischer Vorgaben das Wort „Täter“ nicht gegendert wird.



        Das ist natürlich im Rahmen einer Kolumne als private Meinung erlaubt, differenzierter und sorgfältiger Journalismus sieht jedoch anders aus. So erscheint der Artikel als fast schon normales Männerbashing.

      • @Uranus:

        Wenn ein Verhalten als typisch männlich dargestellt wird, das nicht im Entferntesten einem Geschlecht zugeordnet werden kann, sondern persönlichkeitsabhängig ist - wird man das wohl anmerken dürfen.

    • @Christoph Buck:

      Da schreiben einige Männer dass sie selbst Kontrollzwang seitens seitens weiblicher Personen erlebt haben, und das ist für dich rumnölen?



      So sorgt man nicht gerade dafür, dass männer über solche Erfahrungen sprechen.

    • @Christoph Buck:

      „Boundaries“ aber auch "Gaslighting" sind Buzzwords mit denen sich auch Donald Trump bewaffnen kann. Manipulative Menschen benutzen schwammige, hippe Begriffe immer schon gerne.



      Gefühlsduselige Vorwürfe in Buzzwordform sind perfekt um Menschen zu manipulieren. Mit Gefühlen kann keiner argumentieren. Wenn grade alle über "gaslighting" reden glaubt ein unsicherer Mensch schnell "Oh vielleicht bin ich ja der Böse!". Dabei erkennt man gutherzige Menschen meist daran, dass sie diese Art von Vorwürfen eben nicht so schnell erheben. Mit Gefühlen kann man nicht streiten und dann bleibt nur: Tun was verlangt wird oder die Beziehung beenden.

      Auch jemand der nicht den Hauch von Respekt für andere Menschen hat kann Wortblasen sagen wie: "Deine Gefühle sind valide".



      Was denn sonst??? Die Notwendigkeit sowas zu sagen zeigt im Grunde, dass das Gegenteil in Betracht gezogen wird.



      Es spielt eine Rolle was jemand denkt und wie er sich verhält. Glaubwürdigkeit und Authentizität sind nicht egal.

      "Therapiesprech"?



      Ich finde das ist altbekannte, narzistische Bevormundung mit ein paar neuen Begriffe, die noch nicht entlarvt wurden. Sie sagen immer schon: "Was ich von dir will ist gut für dich".

  • Verehrte Frau Caldart,

    ich kann ihren Frust und ihre angemessene Wut über das schädliche Verhalten von Mr. Hill gut nachvollziehen.



    Was ich allerdings in keinster Weise weder nachvollziehen noch gutheißen kann, sind Aussagen wie "männlicher Kontrollfetisch" und "[...] dazu verwendet wird, um das zu tun, was Männer schon immer getan haben: Frauen kontrollieren. " Solche Aussagen sind schlicht faktisch falsch. Sie tragen weder der Realität noch dem Umstand Rechnung, dass die biologische Ausstattung eines Menschen in keinster Weise dazu in der Lage ist vorherzusagen, wie es um die emotionale Reife und den Grad der Weisheit eines Menschen bestellt ist. Im Gegenteil implizieren Sie damit sogar, dass negative Charakterzüge wie emotionale Instabilität und gefährliches Verhalten wie Manipulation mit Männlichkeit untrennbar verknüpt seien und sogar aus ihr hervorgingen. In Schlausprech nennt man das "Sexismus".



    Sicherlich hatten Sie nie die Absicht, die Zeitung, für die Sie schreiben und sich Selbst in ein derart unprofessionelles Licht zu Rücken. Daher bitte ich Sie, zu diesem Kommentar und vielen weiteren mit ähnlichen Anmerkungen Stellung zu beziehen und, angemessenerweise, um Entschuldigung zu bitten für die Gleichstellung eines gefährlich-manipulativen Narzissten mit der Gesamtheit der Männer, die ebenso schockiert über Mr. Hills Verhalten sind wie Sie.

  • Heutzutage finde ich es echt schwierig zu verstehen wie man eine gesunde Beziehung aufbaut und was gesunde und normalle Boundaries sind. Deswegen bin ich momentan verzweifelt ob die Anforderungen meines Freundes normal sind oder nicht. In wie fern ist es normal seiner Freundin zu verbieten absolut keine Bilder von sich zu veröffentlichen? Sich bestimmt anzuziehen weil bestimmte Klamotten (Röcke) zu viel Aufmerksamkeit erwecken und man fühlt sich unwohl wenn andere Männer auf die eigene Freundin schauen? Auch in diesem Fall hier würden viele verschiedene Meinungen haben. Nachdem ich die Sache zuerst auf Twitter gesehen habe sagen viele das der Mann recht hat nicht zu wollen das sine Frau (unnötige) Bikinibilder vermeidet, doch meiner eigenen Meinung nach sind alle Bilder die nicht irgendwie von Thirsttrap/Provokantenatur sind, okay! Denn obwohl man mit jemanden zusammen ist, sollte man doch trotzdem seine Autorität behalten...

  • Bei solchen Beiträgen bin ich immer gespannt auf die Kommentare, seit ich einen Kollegen mal bei Untertreibungen des Jahrhunderts erwischt habe: Rumerzählt bei Kollegen und im Bekanntenkreis hatte er, dass er eine kontrollsüchtige Frau hat, die ihm alles vorschreiben will. Selbstbild des leidenden Mannes. Realität war, dass er ein Alkoholproblem hatte und seine Frau verzweifelt versuchte, ihm Wege aus der Sucht zu zeigen. Sein Aufmerksamkeitsbedürfnis gegenüber normschönen Frauen war so hoch, dass er alle, wirklich alle Dementsprechenden tiefe Augenblicke zuwarf, bis sie reagierten. Auf der Arbeit, auf Betriebsfeiern usw, Seine Frau stellte er als eifersüchtig, unsicher und überempfindlich dar, ein echter Witz. Ich habe sie dann zufällig in einem Yoga-Kurs kennenlernen dürfen. Selbstbewusst, reflektiert, sensibel. Die von ihr gesetzten Grenzen gesund außerhalb jeglicher "Willst-du-mit-mir-gehen"-Phasen. Und auch seit meine Freundinnen Ehen schlossen und diese wieder in die Brüche gingen höre ich bei allen Erzählungen von Männern doppelt so gut hin, wenn sie von Kontrollsucht faseln. Das Ende vom Lied war bisher immer, dass die Männer auf die ein oder andere Art betrogen und gelogen hatten. Und Betrug kann auf vielen Ebenen stattfinden.

  • Bin gespannt, wann die häufige Verallgemeinerung "männlicher Verhaltensweisen" endlich als sexistisch geoutet wird. Die Flut an Kolumnen junger Frauen, die sich darüber beklagen, emfinde ich zunehmend als pseudo-emanzipiert.

    • @jan ü.:

      Weil’s dann doch - wie hätt‘s anders sein



      In den vorderen Kommentaren geht allein



      Stets um ‚ob und wie und überhaupt‘



      Kontrollzwang nicht auch weiblich angehaucht



      Hier von mir ein matriarchaler Funken:



      Das Machtgefälle dieser Welt bevorteilt immernoch Halunken



      Heißt: es macht einen gar großen Unterschied



      Ob Kontrollzwang kommet von Mensch mit Glied



      Denn diese eben stets erhielten



      Ihre Macht hauptsächlich durch die vielen



      Manipulationen und Kontrollmaßnahmen



      als perfekte patriarchale Rahmen



      Wer also Unterdrückung wirklich verstehet



      Der von folgendem Quark auf Abstand gehet:



      Das plustern gegen die ‚Ungerechtigkeit‘



      Dass Männer seien weit und breit



      Die einzigen die Böses streben



      Und Frauen auch nicht reinlich leben



      Deshalb sei des Mannes Taten



      Nur zu verurteilen wenn Frau diese nicht gleichfalls wagten

      - Nun haltet ein und vor allem mal den Rand



      Schaltet ein euren Verstand:



      Es ist und bleibt ein großes Phänomen



      Männlicher Umgang mit männlicher Macht als Problem



      Wenn Frauen sich gegen diese wehren



      Männer verlässlich gleich die Finger kehren



      Somit bewusst den Kurs des Problems verlieren



      Denn sonst müssten sie ja an sich reflektieren



      Ihre eigenen Taten und Muster und Gott bewahre



      Diese noch für Ihre verbleibenden Jahre



      Opfern und beseitigen - zu etwas gutem



      Nein das kann man Prinzen nicht zumuten

      Zu guter letzt sei noch erwähnt



      Ja auch Frau sich nach Kontrolle sehnt



      Für mich jedenfalls verständlich



      Wenn über Jahrhunderte unveränderlich



      Über Sexualität und Körper Fremdbestimmt



      Die Frau nun radikal die Kontrolle übernimmt

      Und Herrschaften, man darf ja nicht vergessen



      In den letzten saecula lernten sie ja von den ‚besten‘

    • @jan ü.:

      Vielleicht liegt die von Ihnen kritisierte Flut an Kolumnen ja auch an der Flut männlicher Problematiken?



      Eine klassische Wasserflut lässt sich auch nur mit einer Flut Sandsäcke eindämmen.

      • @outsourced:

        Ich mag Ihre Metapher.

        Bleiben wir in ihr.

        Wie sinnvoll ist es aber, eine Wasserflut mit Wasser zu bekämpfen?

        Genau das passiert in diesen Kolumnen.

  • Kontrollzwang wird von Männern und Frauen ausgeübt. Bestimmt auch öfters von Männern, ok. Wenn man daraus aber ein rein männliches Problem macht ist man als Autorin nicht fair.

  • Es wäre schön wenn der Artikel deutlicher als „Kolumne“ gekennzeichnet wäre. Dass es eine ist, wurde für mich erst im Verlauf des Textes deutlich.



    Es findet hier ein unzulässiger Schluss vom Einzelfall auf die Allgemeinheit statt. Das ist misandrisch und manipulativ.



    In der gleichen Weise (wenn nicht leichter) ließen sich weibliche Beispiele aufstellen und damit dann stillschweigend unterstellen alle Frauen seien manipulative Soziopathinnen. (Auch das wäre selbstverständlich ein genauso unzulässiger Fehlschluss.)



    Ein ebenso durchsichtiges wie unangenehmes Manöver.



    Natürlich ist es nicht schön wenn Menschen andere Menschen manipulieren, aber in der gleichen Weise wie es hier Hill gegenüber seiner Freundin (die doch wohl hoffentlich genug Selbstbewusstsein hat um selbst zu entscheiden wie sie mit dem Verhalten ihres Freundes umgehen will) vorgeworfen wird, geht die Autorin der Kolumne mit der Leserschaft um und versucht über diesen Einzelfall mit dem simplen Zusatz „männlich“ eine unzulässige Analogie aufzubauen.



    Das ist unangebracht und unangemessen.



    Schön wäre eine neutralere Schreibweise.



    Es wäre auch schön wenn wir eher linksgerichteten uns eher auf das Aufdecken unzulässiger Argumentationen der eher rechten Seite konzentrieren, statt selbst der Verlockung dieser Mittel zu verfallen.



    (Als im Bauwesen Tätiger ist das ein täglicher Kampf, gegen die schwachsinnigen Parolen aus Bild und Co die einem dauernd ungefragt vorgetragen werden, die man dann aber auch nicht so stehen lassen kann.)

  • Ich finde mich im Text komplett wieder, aber als Mann mit einer damals kontrollsüchtigen und grenzüberschreitenden Freundin. Das Wort Grenzen habe ich auch zur Genüge gehört, immer dann wenn ich "moralisch schlecht" war, sei es wegen des Genusses eines Glases Wein, dem verbalen Kontakt mit Personen des anderen Geschlechts und und und.



    Ich glaube dieses Verhalten zeigen insbesondere verletzte und unsichere Personen und ist der Versuch, eine kompromisslos exklusive Bindung zu erzeugen.



    Auch wenn ich in Folge der Trennung wegen meiner mangelnden Liebe und Einsicht erniedrigt und entmenschlicht wurde, tut mir meine damalige Freundin aufgrunddessen am Ende doch Leid.

  • Mich würde einmal interessieren, was an Kontrollfetisch typisch männlich sein soll. Ich wechsle zum Beispiel demnächst den Job, weil mich meine Chefin – die mich als SENIOR Manager eingestellt hat – meint, sich jeden Pups zur persönlichen Freigabe vorlegen lassen zu müssen.

    Was ich als klassischer Millennial (Bj. 1985) wahrnehme und was ich für viel diskussionswürdiger halte als den vermeintlich rein MÄNNLICHEN Kontrollzwang: Viele Millennials und insbesondere auch unsere Nachfolger der Gen Z sprechen ständig von Selfcare und "Grenzen setzen", wo es eigentlich um die totale Vermeidung sozialer Kompromisse geht. Diesen als Selfcare getarnten Hyper-Individualismus finde ich schwierig. Jonah Hill mag da die absurde Spitze des Eisbergs sein, aber grundlegend ist das ein sehr grasierendes Phänomen bei Menschen unter 40.

    • @dcf:

      Chapeau! Da würde ich komplett zustimmen. Ich gehe weiter und sehe, dass viele Eltern in diesem Alter aus den gleichen Idealen heraus Fehler in der Erziehung ihrer Kinder machen. Alles, was individuelle Wünsche einhegt, wird als Gewalt am Individuum definiert.

  • An sich finde ich die Kritik an Hill völlig berechtigt und auch das Thema mit dem Therapiesprech und der Tarnung manipulativen Verhaltens ist spannend. Dass man es dann aber zu so einer simplen Toxic Masculinity Geschichte werden lässt, wird der Sache nicht gerecht - zumal es auch viele Studien dazu gibt, wie sehr bspw. auch Frauen (und insbesondere Mütter) in Beziehungen Kontrolle ausüben.

    Das soll Hills Verhalten nicht entschuldigen, aber das Thema Kontrolle in Beziehungen, Manipulation usw. ist dann doch etwas komplexer, als es in so einer Klatsch und Tratsch Weise aufzugreifen und letztlich leider nur Klischees zu reproduzieren.

  • Man nehme ein völlig geschlechtsunabhängiges Phänomen ("passiv-aggressives Kontrollverhalten"), finde es bei einem Mann vor, und schreibe darauf einen ewig langen "typisch Männer"-Sermon als Kolumneneinleitung. Super gemacht.

    Ansonsten treffend beschrieben, wie sowas funktioniert! :-)

  • Das "männlich" bei Kontrollfetisch kann eigentlich weg bleiben. Kennen Sie keine Frauen, die gegenüber Männern oder Kinder sehr nervende Kontrolle ausüben? Ich (Frau) schon.

    • @resto:

      Mir ist "Kontrollzwang" bei Männern und Frauen bekannt. Da war der (flüchtige) Bekannte, der seiner Partnerin morgens vor dem Gang zur Frühschicht Briefe hinterlegte, die genau erläuterten, wie sie ihren Tag zu verbringen hätte. Was abends abgefragt wurde! Scheidung folgte auf dem Fuß. Da war eine kluge, herzensgute Kollegin von mir, mit der bei der Arbeit im Zweierteam eine sehr genaue Abstimmung bezügl. der Arbeit erforderlich war. Und der ihr kaum von ihr kontrollierbare Kontrollzwang dann selbst am allermeisten im Weg stand. Was dann? Etwa zum Beriebsrat laufen, um eine "Scheidung" einzureichen? Wohl kaum...Weil dem noch die Kritik und dann später ein regelrechtes Mobbing von anderer Kollegen u. Kolleginnen im Weg stand, das auf das Verhalten folgte und ebenso menschlich ungerechtfertigt wie dem Problem gegenüber nutzlos war.



      Will sagen: Kontrollzwänge sind für die davon Betroffenen wie für ihre "Umwelt" ein ernstes Problem. Man kann es geschlechterspezifisch abhandeln - aber das allein wird die Lösung mit Sicherheit nicht bringen.

      • @Moon:

        ...man kann aber den Kontrollfreaks - aber auch mal - ab und an mal was derart krasses bieten, datt denen Hören und Sehen vergeht - oft lassen sie es dann von selbst....



        Nach dem Motto - " Der Lauscher an der Wand, hört seine eigene Schand "....laaaach

    • @resto:

      anschließe mich -

      unterm——aus längst vergangener …



      Mein Eltern **03/04 - insbesondere aber meine Mutter - war ein Schuß - wie‘s in Kölle heißt!;) Bilder waren wenige. But.



      Nach dem Ableben auch meines Vaters!



      Fand ich Schachtelnvoll ihr Leben.



      Heiterkeit löste ein mütterliches Fotoalbum aus: fehlten doch - herausgelöst mehr als zwei Hände voll Bilder.



      & Däh



      Sie fanden sich - wie die Bilder mit ihrem Bruder beim Kapp-Putsch! - in einem besonderen Umschlag!



      Seine ehemalige Verlobte mit sichtbaren Seidenstrümpfen - gelockerter Bluse usw usf .



      Selten so gelacht! Komplett harmlos.



      Weniger aber - viel viel später über ihre Übergriffigkeit - als Vater & großes Bruderherz 49 “rübergemacht“ hatten & ich mit ihr & Hera der Göttermutter bis 1955 weitgehend allein gelebt habe.



      Hat lange gedauert & therapeutischer Hilfe bedurft - bis ich mir das eingestehen konnte. Das ja.

      kurz - Diese - taz-spezifische genderunneutrale - one-trick-pony Sichtweise - nervt - gelinde gesprochen!

      • @Lowandorder:

        Weil mein erster Antwortkommentar nicht eingestellt wurde, sage ich es nochmal so:



        Es stimmt auch für mich, dass hier im Kommentar eine sehr "gender-un-neutrale" Sichtweise hier zum Thema "Kontollzwang" zum tragen kommt. Sie steht in der Tat in befremdlichen Kontrast u. Widerspruch zur sonst erhobenn Forderung der Geschlechterneutralität. Wenn die Autorin von Redundanz spricht, was diese nicht neutrale Sichtweise angeht, ist die Taz, muss mal kritisch gesagt werden, "arg redundant". Was letztlich dazu führt, dass in einer Zeitung schlicht an manchen Realitäten vorbei geschrieben wird. Was ausgerechnet einer Zeitung gar nicht gut tun dürfte.



        Und wie ernst das Thema "Kontrolle" eigentlich zu nehmen ist, das zeigen sie ja auf.