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Misere der SchulenBildung auf Talfahrt

Essay von Klaus Zierer

Mehr Digitalisierung ist keine Lösung in der Bildungskatastrophe. Was es braucht, ist mehr Raum für Mitgestaltung und musische Fächer.

Bildungspolitisch passiert gar nichts, um substanziell etwas zu verändern Illustration: Katja Gendikova

I n 29 Städten in allen 16 Bundesländern kam es am vergangenen Wochenende zu einem Bildungsprotest. Ein bemerkenswertes Ereignis, denn es kommt nicht oft vor, dass ausgerechnet für Bildung auf die Straße gegangen wird. Schon eher wird fürs Klima oder den Frieden demonstriert. Vor diesem Hintergrund passt dann wieder ins Bild, dass die Resonanz vielerorts dürftig war. Derweil sind die Gründe für die bundesweiten Kundgebungen eklatant.

Sie resultieren, wenn man ehrlich ist, aus nichts anderem als einer Bildungskatastrophe, die in den 1960er Jahren schon einmal von Georg Picht diagnostiziert wurde. Waren es damals aber vor allem Strukturdaten zum Schulsystem, so ist es heute handfeste Empirie, die in erster Linie die Bildungsprozesse in den Blick nimmt: Deutschlandweit fehlen Lehrpersonen, immer mehr Kinder erreichen die Mindeststandards in Kernkompetenzen wie dem Lesen nicht, die Zahl der Schulabbrecher ist und bleibt hoch, die Bildungsschere geht immer weiter auseinander.

Hinzu kommen desaströse Tendenzen in der psychosozialen Entwicklung. Immer mehr Jugendliche leiden unter Depressionen. Und auch die körperliche Verfassung der nachwachsenden Generation ist beeinträchtigt, wie die hohe Quote an Nichtschwimmern vor Augen führt. Diese Entwicklungen sind aus Sicht der empirischen Bildungsforschung nicht neu: Seit zehn Jahren weisen Daten aus großen Vergleichsstudien darauf hin, dass sich das einstige Land der Dichter und Denker in einer Bildungstalfahrt befindet, deren Ende noch nicht in Sicht ist.

Dass eine Bildungskatastrophe nicht nur fatal für die nachwachsende Generation ist, muss offensichtlich immer wieder betont werden, weil bildungspolitisch nichts, aber auch gar nichts passiert in den letzten Jahren, um substanziell etwas zu verändern. Zwar wird das schlechte Abschneiden in Leistungsstudien immer parteiübergreifend beklagt und Besserung gelobt. Meist bleibt es aber bei diesen Lippenbekenntnissen.

Keine Rettung in Sicht

Bis heute gibt es keine evidenzbasierten Konzepte, die den Lehrermangel beseitigen helfen, die Wege einer individuellen Förderung im Schulsystem aufzeigen, die Kinder und Jugendliche in einem umfassenden Sinn in ihren Bildungsprozessen unterstützen. Die Bildungspolitik scheint es sich – wie die Politik ganz allgemein in vielen anderen Bereichen auch – gemütlich gemacht zu haben.

Trotz globaler Krisen, so liest man zwischen den Zeilen kultusministerieller Verlautbarungen, läuft es doch, und man berauscht sich an einer Digitalisierungseuphorie, die in anderen Ländern Europas bereits verflogen ist, weil man erkannt hat, dass digitale Medien im Bildungsbereich nicht die Lösung, sondern das Problem sind. Nun ist es kein Geheimnis, dass ein rückläufiges Bildungsniveau einen negativen Effekt auf die Wirtschaftskraft eines Landes hat.

Ebenso ist unstrittig, dass ein geringes Bildungsniveau über kurz oder lang demokratiegefährdend ist. Eine Demokratie braucht Demokraten, und diese brauchen Bildung. Die Demokratie als Staats- und Lebensform verlangt von jedem Einzelnen am meisten ab, wenn sie vital bleiben soll. Umso bedrohlicher wirken die jüngsten Erhebungen zum Demokratiebewusstsein und -­verständnis der ­nachwachsenden Generation: Obschon die Demokratie als Wert hoch angesehen ist, ­verlieren ­immer mehr Menschen das Vertrauen in die Politik und ihre Institutionen.

Zu wenig handlungsorientierter Unterricht

Seit Jahren ist die Wahlbeteiligung wieder rückläufig, gerade unter jüngeren Menschen. Meinungsbildung, das Herzstück einer Demokratie, wird immer ­schwieriger und verliert sich immer öfter in computergesteuerte Blasen der stetig an Einfluss gewinnenden so­zia­len Medien, während die Zahlen der Leserschaft von ­Tageszeitungen von Jahr zu Jahr rückläufig sind. Seit jeher gehört es zu den klassischen Reak­tio­nen öffentlicher Debatten, gesamtgesellschaftliche Probleme an die Schulen weiterzuleiten.

Diese sind die Orte der Bildung. Dort ist zu lernen, was für die Demokratie von Bedeutung ist. So überrascht es nicht, dass in den letzten Wochen vermehrt die Forderung zu vernehmen war: Schulen müssen sich besser um die Demokratiebildung kümmern. Als sei das bisher noch kein Thema im Bildungssystem gewesen. Demokratiebildung ist seit der Geburtsstunde der Bundesrepublik Deutschland ein fester Bestandteil schulischer Arbeit.

Obschon es unzählige Empfehlungen und Handreichungen dazu gibt, ist aber auch richtig: Demokratiebildung kommt vielerorts über diese Präambellyrik nicht hinaus. Bis heute ist für viele Schülerinnen und Schüler das einzige demokratische Element, das sie in ihrer Schulzeit erleben, eine Klassensprecherwahl. Eine Schule in einer Demokratie muss eine demokratische Schule sein.

John Dewey hat diese Gedanken mit den Worten embryonic society formuliert: Nur wer im Kleinen erfährt, wie die Gesellschaft im Großen funktioniert, wird in jungen Jahren angemessen darauf vorbereitet, im späteren Leben Verantwortung übernehmen zu können. Davon lebt eine Demokratie: die Rechte auf Freiheit und Gleichheit verantwortungsvoll im Sinn einer kollektiven Selbstbestimmung zu leben. So müssen Themen der Gesellschaft auch Themen der Schule sein.

Debatten wie über Nachhaltigkeit oder Aufrüstung dürfen nicht am Schultor enden. Hierfür sind strukturelle Räume zu schaffen. Bislang sind Lehrpläne nur auf bestimmte Fächer ausgerichtet und wenig handlungsorientiert. Zudem werden interdisziplinäre Zugangsweisen mit echtem Handlungsspielraum vernachlässigt, wie sie für aktuelle Themen kennzeichnend sind.

Nicht nur Deutsch und Mathe

So wichtig die Pisa-Studien waren, so stark hat man sich in der Vergangenheit darauf beschränkt, nur naturwissenschaftliche, mathematische und muttersprachliche Kompetenzen in den Blick zu nehmen. Bildung umfasst aber mehr, und Themen werden zu isoliert betrachtet. Unterm Strich kommen Demokratiebildung und Wertevermittlung zu kurz. Derweil gibt es wirksame Maßnahmen, um Kinder und Jugendliche fit für die Demokratie zu machen.

Diese sind auf drei Ebenen zu verorten. Erstens einer strukturellen Ebene: Wir brauchen flächendeckend Schülerparlamente, wo junge Leute auch über Themen sprechen können, die sie mitgestalten möchten. So lernen Kinder frühzeitig, was es heißt, demokratisch aktiv zu sein. An vielen Schulen ist die Angst vor solchen Mitgestaltungselementen aber groß. Zweitens auf unterrichtlicher Ebene; hier gibt es wirksame Methoden wie etwa die Dilemmadiskussion: Themen, die in der Gesellschaft kontrovers diskutiert werden, werden im Unterricht ebenso kontrovers eingebracht.

Für viele Schülerinnen und Schüler ist das einzige demokratische Element, das sie in ihrer Schulzeit erleben, eine Klassensprecherwahl

Auch Epochenunterricht wäre sinnvoll: Das bedeutet, dass sich Lernende mehrmals im Schuljahr für eine Woche einem bestimmten Thema widmen und es dann nicht nur fachlich, sondern interdisziplinär beleuchten. So wird der Kern des Problems sichtbar und das, was vor Ort getan werden kann. Nicht umsonst gilt es etwa in Fragen der Nachhaltigkeit ökologische, ökonomische und soziale Aspekte zu betrachten. Und drittens auf individueller Ebene: Jenseits der klassischen Stoffvermittlung müssen moralisches Bewusstsein und Urteilsfähigkeit herausgebildet werden.

Wer sich nur mit empirischen Zahlen befasst, wird an dieser Stelle einwenden: Schön und gut, aber all das ist eine Überforderung der Schule. Wäre es nicht besser, stattdessen mehr zu lesen, mehr zu rechnen, mehr zu schreiben? So naheliegend dieser Schluss ist, er ist nicht richtig. Gerade die empirische Bildungsforschung weist immer wieder nach, dass Bildungserfolg keine Frage der Quantität ist, sondern der Qualität. Schlechter Unterricht wird nicht besser, nur weil er länger dauert.

Digitale Medien klug integrieren

Stattdessen wird Unterricht qualitätsvoller, wenn er bildungswirksam angelegt ist. So wissen wir aus Studien oder auch beispielsweise Howard Gardners Theorie der multiplen Intelligenzen, dass der Mensch mehr ist als sein Kopf. Bildung umfasst alle Bereich der Persönlichkeit: kognitive, moralische, motivationale, kreative und andere. Sie alle in den Blick zu nehmen ist pä­da­go­gi­sche Aufgabe und Pflicht.

Eine Lehrplanreform, die einerseits in den Kernfächern entrümpelt und andererseits zugunsten der musischen Fächer neu gewichtet, ist längst überfällig. All dies kann nur gelingen, wenn aus bildungspolitischer Sicht endlich die Zeichen der Zeit erkannt werden und die Bildungskatastrophe angegangen wird. Aber nicht mit einem weiteren Digitalisierungswahn, wie ihn die Bildungspolitik flächendeckend betreibt: Digitales Lernen sei modernes Lernen und damit gut.

Klaus Zierer

ist Erziehungswissenschaftler, Ordinarius für Schulpädagogik an der Universität Augsburg und Associated Research Fellow an der University of Oxford.

So soll denn auch alles digitalisiert werden, was digitalisiert werden kann: Smartboards statt Tafeln, Tablets statt Hefte, Erklärvideos statt Texte und wischen, statt zu blättern. Dass es für all das aber keine Evidenz gibt, sondern im Gegenteil viele Studien Zweifel am Nutzen einer solchen Digitalisierung aufkommen lassen, wird ausgeblendet. Digitale Medien müssen klug in den Unterricht integriert werden. Zudem braucht es mehr denn je Klassenfahrten, Feste und Feiern.

Dafür müssen sowohl die finanziellen als auch die strukturellen Voraussetzungen geschaffen werden. Es macht keinen Sinn, wenn Lehrpersonen stundenlang Verwaltungsakte ausführen oder Technik warten und deswegen nicht ihrem Kerngeschäft, nämlich dem Unterricht, nachkommen. Dass all das nicht ohne eine Elternarbeit geht, die Eltern nicht nur mitnimmt, sondern auch in Verantwortung bringt, liegt auf der Hand.

Der alles entscheidende Schritt aber ist vom Kollegium vor Ort zu gehen: Je klarer sich ein Kollegium darüber unterhält, was der Kern ihrer Tätigkeit ist, und je mehr Lehrpersonen darum ringen, wie sie ihre gesellschaftliche Aufgabe wahrnehmen und welcher Unterricht dafür der wirksamste ist, desto größer ist der Einfluss auf die Bildung der Kinder und Jugendlichen.

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28 Kommentare

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Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

Wir machen Silvesterpause und schließen ab Montag die Kommentarfunktion für ein paar Tage.
  • Leider ist der Blick auf die Schule nur die halbe Wahrheit. Den Schulen fehlt Geld, eine Menge sogar. Und dabei geht es, wie im Text ja bereits angesprochen, nicht um die verpasste Digitalisierung (die nachgewiesenermaßen leistungsschwache SchülerInnen nur zusätzlich überfordert) sondern um Grundlegendes. Schulgebäuden, in denen man sich wohlfühlen kann, Bewegungsmöglichkeiten und Ganztagsangebote. Vor allem bedeutet dies aber: Lehrkräfte entlasten indem man Sonderpädagogen und schulinterne Verwaltungsinstanzen bezahlt. Wer sich über verpasste Kompetenzen beklagt der muss verstehen, dass Unterricht (nach meiner persönlichen Erfahrung) in fünften Klassen nicht als einzelne Lehrkraft ohne Unterstützung bewältigt werden kann. Lerneffekte sind nur bei wenigen SchülerInnen zu verzeichnen wenn die effektive Unterrichtszeit auf wenige Minuten pro Unterrichtsstunde schrumpft. Erzieherische Aufgaben rücken in den Vordergrund. Und diese sind, wie bereits erwähnt, nicht mehr alleine zu bewältigen. Multiprofessionale Teams kosten eine Menge Geld und müssen auch erst einmal ausgebildet werden.



    Nun aber den Blick auf den zweiten Teil der Wahrheit. Wer sich vorstellt, dass gute Schulen bzw. vernünftiger Unterricht (100 Mrd. Sondervermögen) die Kinder und Jugendlichen vor einer grausigen Zukunft rettet, der hat die Größe des Problems noch nicht verstanden. Lehrkräfte sind täglich mit Jahrzehnten verpasster Sozialpolitik konfrontiert. Eltern, die sich tagtäglich um die privaten Finanzen sorgen müssen, geben diese Ängste an die Kinder weiter. Eltern, die mehrere Jobs ausüben, haben wenig Zeit und Energie für die Kinder. Die Liste der Probleme ist lang. Geld in Schulen zu stecken war selten notwendiger, aber die Schulen retten die Gesellschaft nicht im Alleingang.

  • 3G
    31841 (Profil gelöscht)

    Meine Erfahrungen als sehr langjähriger Elternvertreter (mehrere Kinder) in Grundschule und Gymnasium:



    Dieses "System" ist auf der Fläche und als Ganzes nicht wirklich so reformierbar, dass eine aussichtsreiche Zukunftsfähigkeit erreicht werden könnte, die für die Entfaltung einer gerechten und demokratischen Gesellschaft Voraussetzung wäre.



    Punkt!







    Nochnpunkt:



    Weil die Leute dafür einfach nicht so drauf sind. Es ist ein Mantalitätsproblem.

    Undnochnpunkt:



    Der Zug ist spätestens mit der Etablierung einer stabilen und politisch aggressiven Rechten abgefahren.

  • #Digitalisierung. Corona hätte eine Chance geboten, das digitale Unterrichten zu integrieren. Natürlich gibt es gelungenen digitalen Unterricht. Aber die Rahmenbedingungen sind für jeden Lehrer (ich bin so einer) gruselig. Viel zu viel zeitlicher Aufwand für mich.

    #Bildung und politische Gesinnung



    Jap, wir brauchen viel mehr Demokratie und (!) Partizipation in den Schulen. Demokratie kostet zu viel Zeit, wenn man es zu oft betreibt. Schönes Video zur Bedeutung des Themas für den Klimawandel: www.youtube.com/wa...=V9VQwoyzO3g&t=56s

    #Handlungsorientierung



    ja, das ist gut. Aber der Kern des Problems ist eine überbordende in Fächern abgetrennte Wissensvermittlung. Wir brauchen Schulen, in denen vor allem aus Eigeninteresse heraus, kompetent Probleme gelöst werden. Undzwar unter Zuhilfenahme mehrerer fachlicher Perspektiven.

    Die besten Schulen in den Deutschland haben damit angefangen fächerübergreifende Projekte zu implementieren. Aber die Rahmenbedingungen sind gruselig (s.o.)...

  • Das Beharren auf der Evidenz passt nicht zu den Forderungen, mehr Wert auf demokratische Entscheidungsprozesse und musische Fächer zu legen. In anderen Ländern hat man das Diktat der „Lernerfolgskontrolle“ nicht so weit getrieben wie in Deutschland, und es ist diesen Ländern nicht grundsätzlich anders ergangen als Deutschland.



    Die Art, wie Deutschland auf die PISA-Studien und den Bundesländervergleich, der daraus hergeleitet wird, starrt, ist eine Mischung aus Sozialdarwinismus und Vulgärpositivismus, der in dieser Form seit fast hundert Jahren veraltet und seit 78 Jahren auch komplett desavouiert ist.



    „Vulgärpositivismus“, weil er eine Berechenbarkeit von Nichtberechenbarem postuliert ohne statistische Kenntnisse oder Kenngrößen anzuwenden, „Sozialdarwinismus“ deswegen, weil der akademische Erfolg der „Beschulten“ mit dem akademischen Erfolg der Eltern korreliert, und dieses als naturgegebenes Recht hingenommen wird.



    Eine demokratische Schulreform wird nur nach der Aufgabe dieses veralteten Schulsystems und seiner ständigen „Operationalisierung“ der „Lernerfolgskontrolle“ möglich werden, die einen autoritätshörigen Charakter der Beschulten unnötig fördert.

    • @Zangler:

      Würde man auf Lernerfolgskontrollen verzichten hätte das immerhin den Vorteil, dass man nicht wüsste wie schlecht die Dinge mittlerweile liegen. Nur auf welcher Basis wollen sie dann entscheiden wer den Architektur- oder Medizin-Studienplatz bekommt, und wer später die Erlaubnis dazu bekommt die Statik von Gebäuden auszulegen oder Gehirn-OPs durchzuführen? Per demokratischer Abstimmung?



      Eine Quote an funktionalen Analphabeten oder Schüler*innen die den Pythagoras nicht verstanden haben ist keineswegs unberechenbar, sondern durchaus objektiv und nach wissenschaftlichen Standards bestimmbar. Der Einwand, dass das in Bezug auf eine umfassende humanistische Bildung, die charakterliche Reife und die Tiefe der künstlerischen Seele nicht so trivial machbar ist, ist wohl sicher richtig, aber bevor man sich in solch intellektuelle Höhen aufschwingt wäre es dann doch ganz gut wenn man zuerst mal die Vermittlung basaler Fähigkeiten garantieren könnte und auch jedes Kind das die Grundschule verlässt das Lesen und die Grundrechenarten beherrschen würde. Das beste Mittel gegen den Sozialdarwinismus privilegierte Elternhäuser ist nämlich immer noch der Zugang zu solider Bildung. Und das wiederum bedeutet, dass das Monitoring der diesbezüglichen Fortschritte eben kein Sozialdarwinismus ist, sondern diesem entgegenwirken soll.

      • @Ingo Bernable:

        Für diese Ziele darf die Schule aber eben nicht bei der Lernerfolgskontrolle stehen bleiben.



        Momentan steht diese nämlich stets am Ende eines Themas. Gut für die, die ein gut oder befriedigend als Note erhalten.



        Steht allerdings ein mangelhaft unter dem Test, erhält der Schüler gleich drauf die Aussage: Ist aber egal, jetzt kommt das nächste Thema.



        Wer die Schule ändern will, will eben gerade nicht, dass die Kinder ohne Fähigkeiten in den Beruf gehen, sondern dass ALLE Schüler ihren Potentialen nach unterrichtet und für das Leben bereit gemacht werden. Nach heutigem Stand fallen diejenigen, die sich schwer tun, einfach hinten runter. Und wer keine Eltern hat, die Pythagoras verstanden haben, wird das nach der versemmelten Lernerfolgskontrolle auch nicht mehr verstehen.

        • @Herma Huhn:

          Ein fundierter Unterricht mit Hausaufgaben und regelmäßigen Überprüfungen des Leistungsstandes im Gespräch wäre sinnvol. Dann hatte sich mal die Kurzkontrolle bewährt.

          Man müsste einfach zurück zum Unterricht. Am besten schon in den ersten Klassen mit der Vermittlung von fundierten Kenntnissen im Lesen, Schreiben, Rechnen. Das schränkt nicht ein, sondern stellt eine enorme Erweiterung der eigenen Kompetenzen und Freiheiten dar.

          Stattdessen sind die Kleinen damit überfordert, ihren Lernstoff alleine zu organisieren, nach Gehör zu schreiben und dem sich ständig verändernden Chaos in der Schul- und Hortorganisation zu folgen. Da bedarf es bereits erhöhter Formen der Selbstorganisation, die in der Tat nicht bei jedem Sechsjährigen gegeben sind. Auch nicht bei den Kindern aus "besseren Familien".

          Es ist für Kinder und Erwachsene bedauerlich, wenn Eltern zu Hause die Grundfähigkeiten des Lese- und Schreiberwerbs sowie die Grundrechenarten vermitteln müssen, weil das in der Schule eben nicht geschieht. Man setzt das dann privat zum Teil gegen die Institution durch und fragt sich, warum es die Schulpflicht gibt. Zum Teil ist es ja nicht 'mal mehr möglich, die Zeiten einzuhalten. Struktur ist eine feine Sache, sagen Neurologen. Und die entsteht ganz einfach auch während der Vermittlung.

  • Heute stand in der Tageszeitung, dass tausende/Hunderttausende Fachleute fehlen um Solarpanels auf die Dächer zu schrauben. Und nicht nur die Monteure, nein auch Ingenieure in E-Technik fehlen. Deshalb brauchen wir wieder verstärkt naturwissenschaftliche, mathematische und sprachliche Kompetenzen in Deutsch. Mit Larifari Schulen und Einstellungen ist das nicht zu machen.

  • Wie schlecht es um unser Bildungssystem steht sieht man daran das führende Politiker bei uns nicht wissen wie viel Grad ein Halbkreis hat ...

    • @Günter Witte:

      Und es zeigt auch, dass Geld (nicht) alles ist. Mit dem Einkauf aufs Gymnasium bei gleichzeitiger Absenkung der Leistungsvorgaben hat sich das System, wenn es denn Bildung wollte, einen schlechten Dienst erwiesen.

      Strebsame Jugendliche werden ausgebremst und verhaltensauffällig, während sich anscheinend viele Schulen den "besseren Elternhäusern" andienen.



      Diese Nichtskönner haben durchaus Chancen, weil im Anschluss ein gekauftes Studium oder eine Karriere mit arbeitendem Geld steht.

      Hier wäre doch "Leistung muss sich wieder lohnen" mal ganz angebracht. Und zwar auch in der pädagogischen Arbeit, denn die Förderungen in Form von Stipendien sind ja da.

  • "Bildung auf Talfahrt"

    Die Bundestäler haben übrigens in DE auch einen Namen: de.statista.com/st...m-bildungsmonitor/

    Was machen Sachsen, Bayern und Thüringen da besser als Bremen, Berlin und Brandenburg?

    Bremen ist übrigens Vorreiter bei den digitalen Medien, trotzdem aber Schlusslicht in DE.

  • Genau, Singen und Klatschen und ein Sport ohne Leistungsgedanke fehlt an den Schulen. Wie wäre es mit praktischer Wirtschaftskunde? Wie jungen Menschen sind verschuldet, weil ihnen die Grundlagen des Finanzsystems völlig fremd sind.

    • @Lars Sommer:

      Stimmt möglichst früh im Neoliberalen Denken geschult werden, wird uns als Gesellschaft helfen, die zukünftigen Herausforderungen zu meistern. Übrigens, dass sich viele Menschen verschulden müssen, ist gewollt in diesem ach so wunderschönen Wirtschaftssystem.

  • Ausgezeichnetes Plädoyer.

    Da kenne ich so einige, die das sofort unterschreiben würden.

    Der Digitalisierungsquatsch wird längst an vielen Schulen zurückgefahren, da die Ergebnisse gruselig sind.

    Nicht weil sie schlecht ausgeführt wurden, sondern weil sie sowohl von Schülern als auch Lehrern längst als Bullshit und kontraproduktiv beurteilt werden.

    Qualität der Bildung.

    Ist Deutschland nicht schon massiv überfordert wenn es um ein bisschen Lesen, Schreiben, Rechnen oder sogar etwas Textverständnis geht?

  • Wahrscheinlich bin ich heimlich ein konservativer Spießer wenn es un die Schulbildung meiner Kinder geht: Deutsch, Englisch, Mathe, Musik, Sport. Wann das sitzt kommt der Rest fast von allein. Falls das nicht sitzt, braucht man sich über die anderen Fächer wohl eher keine Gedanken zu machen. Blödsinn? Von mir aus. Der der Erfolg gibt den Lehrern der Schulen meiner Kinder allerdings recht.

    • @Nachtsonne:

      Schauen Sie sich Mathebücher aus diktatorisch organisierten Staaten an (Gab ja genug deutschsprachige), und Sie werden sehen, dass mit den Grundkenntnissen, die Sie ansprechen, sehr viel mehr transportiert werden kann, als nur das.



      Bildung geht über das Lernen isolierter Fächer weit hinaus.



      Wer das nicht erkennt, verschenkt Möglichkeiten.

      • @Herma Huhn:

        Lesen, Schreiben und Rechnen sind keine isolierten Fächer. Sie sind Grundvoraussetzungen um eigenständig Dinge hinterfragen und entwickeln zu können. Bildung ohne diese Fähigkeiten ist nur schwerst möglich

        • @Rudolf Fissner:

          Natürlich sind das Grundvoraussetzungen.



          Aber die Fähigkeit "Dinge eigenständig zu hinterfragen" muss eben auch vermittelt werden.



          Und das kann man schon mit der Auswahl der Fibel und der Textrechenaufgaben anfangen. Oder eben aushebeln, wenn man nicht darauf achtet, womit die die Kinder rechnen und lesen lernen.

  • In unter einer Woche mobilisieren wir 100.000.000.000 Euro für Krieg. Für Bildung bleibt da leider nichts übrig!

    • @Kappert Joachim:

      Deswegen sind Sie nicht Lehrer geworden? Schlappe Ausrede!

    • @Kappert Joachim:

      Sicher wäre es schöner stattdessen eine Friedensdividende einstreichen und anderweitig investieren zu können, leider können sie derzeit jeden Tag wieder beobachten, dass Russland militärische Schwäche als Einladung zur Invasion auffasst und dann auch vor Schulen und Kindergärten nicht halt macht.

  • Viele schöne Worte.



    Aber so ganz konkret dann doch wieder nicht.



    Woher sollen die Lehrerinnen kommen? Die Studiengänge haben freie Plätze…



    Was soll wegfallen, wenn mehr Sport und musische Fächer gewünscht werden? Geschichte? Nein, hallt es durch die Lande, nicht bei unserer Verantwortung.



    Deutsch? Nein, jetzt gibt es schon zuviele Defizite. Mathe? Dito. Fremdsprachen? Nein, wir brauchen Internationalität. Ethik? Auf keinen Fall, wichtiger denn je. MINT? Aber die Fachkräfte.

  • So als Vision ja ganz nett. Aber wenn man sich vor Augen führt, dass mittlerweile ein erheblicher Teil der Erstsemester Probleme mit Mittelstufenmathematik wie Bruchrechnen und Trigonometrie hat, dass ein Viertel der Viertklässler*innen nicht richtig lesen können, frage ich mich schon wie die dazu in der Lage sein sollen sich selbstorganisiert und interdisziplinär einem Thema zu nähern und dieses dann auch noch sozialkritisch zu kontextualisieren, bevor sie dann im Schulparlament Debatten um Waffenlieferungen führen. Wenn man Kinder zu mündigen Demokrat*innen erziehen möchte braucht es zunächst mal eine solide Wissensgrundlage, andernfalls erhält man allenfalls fähige Demagogen die viel meinen, aber nichts wissen und bei der Stimmauszählung an der Prozentrechnung scheitern.



    www.deutschlandfun...n-rechnen-100.html



    www.deutschlandfun...nz-kinder-100.html

    • @Ingo Bernable:

      So ist es. Wer lesen, schreiben und rechnen kann und über ein solides Allgemeinwissen verfügt, ist klar im Vorteil. Labern kann jeder. Auch ohne Schulbesuch.

  • Früher mal ein paar kluge Dichter und Denker,



    heute fast nur noch Wagenlenker.

    Ich fordere eine Mindestgeschwindigkeit von 200 km/h!



    Auch für Fahrräder.

  • Gut, aber eine Korrektur:

    "Der alles entscheidende Schritt aber ist, Kollegium vor Ort Raum zu geben:"

    Die Kollegien würden sich gerne mehr als nur Gedanken über besseren Unterricht machen. Solange die Klassen groß, die Lehrpläne von Theoretikern erstellt werden, fast alle Materialien von Lehrern gekauft werden müssen (Farbkopierer? Privat. Farbiges Bastelpapier? Privat. In manchen Schulen sogar Kreide und in den meisten die Whiteboardmarker) und solange die Lehrpläne nur sinnlos irgendwelchen Abschlussprüfungen hinterherrennen müssen, so lange wird auch kein besserer Unterricht stattfinden.

    Die meisten Lehrer haben tolle Ideen, aber wenn so viele Leute Teilzeit machen um überhaupt klar zu kommen und dann trotzdem eine Krankheitsquote haben wie kaum was sonst, dann ist das Anforderungsprofil wohl überspannt.

    • @Jeff:

      Die Teilzeitquote bei Lehrerinnen ist nur bedingt mit der hohen Belastung zu erklären. Deutschlandweit arbeiten in allen Berufsgruppen 27% der Beschäftigten in Teilzeit. Bei Lehrerinnen sind es 47%. Bei Lehrern liegt der Wert aber nur bei 20%. Entweder arbeiten Lehrerinnen härter als Lehrer, oder die hohe Teilzeitquote bei Frauen besonders in höheren Gehaltsstufen hat doch andere Gründe. Ist übrigens gerade auch bei Erzieherinnen, nach den gestiegenen Gehältern der letzten Jahre, in den Statistiken exemplarisch wieder zu bewundern.

  • SPORT IM UNTERRICHT JETZT AUCH IN DEN SCHULEN AUF TALFAHRT!



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    "Der deutsche Schulsport steckt in einer tiefen Krise. Es fehlt an qualifizierten Lehrkräften und ausreichend Sporthallen. Das Resultat: Sportunterricht als Mängelverwaltung."



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    www.sportschau.de/...erwaltung-100.html



    /



    "Allgemeine Einführung von 30 Minuten täglicher körperlicher Aktivität (APQ) in der Grundschule



    Eine gute Gesundheit ist eine günstige Voraussetzung für gutes Lernen. Daher setzt sich das Bildungsministerium gemeinsam mit dem Ministerium für Sport und die Olympischen und Paralympischen Spiele in Zusammenarbeit mit Paris 2024 und der Sportbewegung dafür ein, dass jeder Schüler täglich mindestens 30 Minuten körperlich aktiv ist ("30' APQ"). Diese Maßnahme ist Teil des Konzepts "Gesundheitsfördernde Schule", das alle Bildungsmaßnahmen und pädagogischen Projekte zur Gesundheitsförderung umfasst, sowie der Nationalen Strategie für Sport und Gesundheit (SNSS). Sie ist Teil des Programms "Generation 2024" im Hinblick auf Paris 2024, da sie die Entwicklung der motorischen und körperlichen Fähigkeiten der Kinder fördert und so dazu beiträgt, sie für die olympischen und paralympischen Sportarten zu begeistern.



    Nach einem ersten Schuljahr, in dem die Maßnahme an freiwilligen Schulen getestet wurde, von denen sehr viele auf den Aufruf zur Interessenbekundung reagiert haben, soll sie ab dem Schuljahr 2022 allgemein eingeführt werden."



    www.sportunterrich...kreich-bewegt.html



    /



    Einfach mal zum Nachbarn schauen und dann Stundenplan neu "bauen", Sport und tägliche Bewegung sind nicht Teil göttlicher Fügung.