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Mieterschutz bremst KaufpreiseLeere Wohnungen sind bis zu 33 Prozent teurer

Unvermietete Wohnungen sind beim Kauf deutlich teurer als vermietete. Das ist ein Zeichen für wirksamen Mieterschutz. Und Anreiz für Spekulant:innen.

Leere Wohnungen, wie hier in Berlin, erreichen wesentlich höhere Verkaufspreise auf dem Immobilienmarkt Foto: Thomas Trutschel/photothek/imago
Gereon Asmuth

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Gereon Asmuth aus Berlin

Der Mie­te­r:in­nen­schutz in Deutschland hat deutliche Auswirkungen auf die Kosten einer Wohnung – nicht nur, was Mieter:innen, sondern vor allem was Käu­fe­r:in­nen von Eigentumswohnungen betrifft. Das geht aus Zahlen hervor, die das Wohnungsportal Immobilienscout24 am Montag veröffentlicht hat.

Demnach sind leerstehende Wohnungen deutlich teurer als solche mit Mieter:innen. Am extremsten ist der Unterschied in Dresden. Dort muss man im Schnitt 33 Prozent mehr für freien Wohnraum als für eine vermietete Wohnung auf den Tisch legen. Bei einer 100-Quadratmeter-Wohnung kann das mehr als 130.000 Euro Unterschied ausmachen.

Unter den Metropolen des Landes weist Berlin den größten Unterschied aus. Dort werden für unvermietete Wohnungen 28 Prozent mehr verlangt als für vergebene. Annähernd so hoch sind die Unterschiede laut Immoscout auch in Köln, Düsseldorf und Frankfurt am Main.

„Das liegt vor allem daran, dass vermietete Wohnungen aufgrund von bestehenden Mietverträgen und dem damit verbundenen Mieterschutz die Nutzungsmöglichkeiten einschränken“, sagte Gesa Crockford, Geschäftsführerin von ImmoScout24. Käu­fe­r:in­nen seien bereit, mehr für eine freie Wohnung zu zahlen, weil sie Flexibilität bevorzugen würden.

Mieter herausekeln für die Rendite

Aufgrund des extrem angespannten Mietmarktes machen die großen Preisunterschiede den Kauf von vermieteten Wohnungen für Spe­ku­lan­t:in­nen besonders verlockend. Sollte es ihnen gelingen, die bisherigen Mie­te­r:in­nen loszuwerden, können sie mit einer großen Rendite rechnen, weil große Mieterhöhung sich so selbst im legalen Rahmen realisieren lassen. Einige Ver­mie­te­r:in­nen setzen zudem auf ihre Marktmacht und versuchen noch höhere Wohnkosten durchzusetzen.

Dass aber auch auf dem Mietmarkt irgendwann eine, wenn auch sehr hoch liegende Obergrenze erreicht sein könnte, zeigt ein Blick auf München. Die bayerische Landeshauptstadt ist seit Jahren die teuerste für Mieter:innen. Laut Immoscout24 werden dort bei Neuvermietung im Schnitt fast 20 Euro pro Quadratmeter verlangt.

Im Verkauf sind freie Wohnungen in München dennoch nur 12 Prozent teurer als vermietete. Das lässt vermuteten, dass dort selbst hartgesottene Spe­ku­lan­t:in­nen nicht mehr deutlich mehr aus Neu­mie­te­r:in­nen rausquetschen können.

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4 Kommentare

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  • Ja, dass es sehr sehr weit oben einen 'Deckel' für Mieten aufgrund der Vermögens- und Einkommensverhältnisse der potentiellen Mieter:innen gibt, ist quasi eine Binse.



    Das heißt aber mitnichten, dass bei der 'neuen soziale Frage' in irgendeiner Weise Entspannung in Sicht sei.



    Im Gegenteil wird die Prekarisierung immer weiterer Teile der arbeitenden und von der Arbeit ausgegrenzten Bevölkerung via 'Wohnen' weiter vorangetrieben werden.



    Nicht zuletzt trägt die Grün/Schwarz/Rote Einheitsfront zur Durchmilitarisierung der Gesellschaft insofern zur Verschärfung bei, als die wenigen verbliebenen Möglichkeiten eines 'marktkonformen' Wohnungsbaus verstärkt in Richtung Kasernenbauten gelenkt werden.



    Das Thema bzw. der Fakt von Obdachlosigkeit durch Kasernenbau wird aber, das lässt sich recht sicher prognostizieren, in Zeiten der 'Zeitenwende' medial keine sonderliche Rolle spielen.

    • @Anne in Pink:

      "Nicht zuletzt trägt die Grün/Schwarz/Rote Einheitsfront zur Durchmilitarisierung der Gesellschaft insofern zur Verschärfung bei..."



      Aha verstehe, d.h. Sie wollen damit sagen, dass Russland mit seiner Bedrohung europäischer souveräner Staaten, Aufrüstung und Kriegstreiberei, zuletzt mit dem Überfall auf die Ukraine und die dadurch ausgelösten Fluchtbewegungen, den Wohnungsmarkt zusätzlich unter Druck setzen. Da haben Sie recht!

  • Wir könnten Vermietern auch die Möglichkeit einräumen in gewissen Grenzen Bestandsmieten an die Neumieten anzugleichen. Viele der beschriebenen Probleme des Mietmarktes würden sich dann von selbst lösen und die Bestandsberliner könnten endlich mal solidarisch mit Neuankömmlingen sein.

  • Mieterschutz verhindert Vermietung.



    Wenn man als Familie eine Wohnung für den Eigenbedarf kauft, ist eine mieterfreie Wohnung dringend anzuraten, wenn man nicht Pleite gehen will.



    Meine Wohnungen stehen oft lange leer, bis ich mich für einen hoffentlich zuverlässigen Mieter entscheide. Wäre mit einem zuverlässigeren Kündigungsrecht deutlich schneller und leichter. Was ich bei Neuvermietungen an Anspruchsdenken erlebe macht gelegentlich sprachlos: "Der Baum muss weg sonst Miete ich nicht"; "Ich habe 5 Katzen, das ist in der Einzimmerwohnung doch kein Problem?"." Machen Sie die Badewanne vorher raus, ich nehme nur mit Dusche".



    -Ich vermiete in einem Ballungsraum mit publizierter "Wohnungsnot".