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Merz im Sommerinterview„Ein bisschen überfordert“

Knapp 70 Tage ist Friedrich Merz im Amt. Seine Regierung in der Krise. Im ARD-Sommerinterview hat er nur zweimal Grund zu lächeln.

Nach 70 Tagen im Amt und einer verpatzten Richterwahl hat Merz' Image als Macher Risse Foto: Fabrizio Bensch/reuters

Berlin taz | Friedrich Merz ist der Missmut deutlich anzusehen. Die Augenbrauen zeigen nach unten genauso wie die Mundwinkel. Eine Viertelstunde reitet Moderator Markus Preiß im ARD-Sommerinterview am Sonntagabend auf der vermasselten Ver­fas­sungs­rich­te­r:in­nen­wahl vom Freitag herum, die Hälfte der Sendezeit. Am Freitag schrammte die von Merz geführte schwarz-rote Koalition knapp am Totalschaden vorbei. Die lange verabredete Wahl von drei Ver­fas­sungs­rich­te­r:in­nen wurde wegen fehlender Mehrheiten in der Union für eine der Kandidatinnen in letzter Minute vertagt.

Alle Versuche von Merz, das Thema beiseite zu wischen, „ist nun wirklich kein Beinbruch“, „die meisten Menschen nehmen das nur aus dem Augenwinkel wahr“, fruchten nichts. Preiß bleibt hartnäckig und Merz blickt den Moderator bald an wie eine lästige Schmeißfliege.

Zwei Dinge will der Kanzler im Interview, das auch eine Bilanz seiner ersten 70 Tage zieht, um jeden Preis vermeiden: Sich auf irgendeine konstruktive Lösung festlegen, bei der ihm die eigene Fraktion womöglich wieder nicht folgt. Und den Eindruck erwecken, dass dieses Desaster an ihm persönlich klebenbleibt.

Doch genau diesen Eindruck hinterlässt die Richterwahl. Denn jetzt ist der Beginn von Merz Kanzlerschaft vor rund 70 Tagen wieder ganz präsent: Seine Wahl zum Kanzler, die im ersten Wahlgang scheiterte. Wer die 18 Abgeordneten der Koalition sind, die nicht für Merz stimmten, ist nach wie vor unklar, doch unwahrscheinlich ist, dass alle in der SPD-Fraktion sitzen. Merz, der als Kanzler mit Kratzer startete, geht nun mit deutlicher Delle in die Sommerpause. Einer, dem Teile der eigenen Fraktion nicht folgen.

Konstruktive Vorschläge macht Merz lieber nicht

Führungsversagen? Teile er nicht, versucht Merz die Preiß-Schmeißfliege loszuwerden. Vielmehr hätte es auch in der SPD Vorbehalte gegen die von der SPD vorgeschlagene Rechtsprofessorin Frauke Brosius-Gersdorf gegeben – und Merz führt als Kronzeugin die frühere Gesundheitsministerin Ulla Schmidt an, die nebenbei bemerkt seit vier Jahren nicht mehr Bundestagsabgeordnete ist. Und ach ja, die Grünen, die hätten in der letzten Legislatur auch mal einen Vorschlag der Union abgelehnt. Der allerdings gar nicht mit ihnen abgestimmt war, aber das erwähnt Merz natürlich nicht.

Kein Wort sagt Merz trotz mehrfacher Nachfrage dazu, ob man Brosius-Gersdorf zur Anhörung in die Unionsfraktion einladen oder ob sie ganz zurücktreten sollte. Wobei sich die Frage stellt, warum Unions-Fraktionschef Jens Spahn eine solche Einladung nicht viel früher aussprach, als sich andeutete, dass eine höhere zweistellige Zahl von Unionsabgeordneten Brosius-Gersdorf durchfallen lassen wollte. Was sie in deren Augen unwählbar macht: Die Juristin befürwortet eine Legalisierung von Schwangerschaftsabbrüchen in den ersten 12 Wochen, will also die geltende Praxis, die straffrei, aber formal Unrecht ist, legalisieren. Die einen nennen das extremistisch, die Mehrheit der Bevölkerung: pragmatisch.

Zwei Tage nach der gescheiterten Wahl wirkt der Kanzler im Interview genauso planlos wie sein Fraktionschef in der Woche zuvor. Ideen, wie man den selbstverschuldeten Beinah-Crash hinter sich lässt, präsentiert er jedenfalls nicht. Außer, dass man es besser machen wolle.

Merz spielt weiter auf der populistischen Klaviatur

Der Optimismus, dass ihm das gelingt, bleibt nach dem Sommerinterview begrenzt. Denn Merz will oder kann nicht erkennen, welchen Gefallen die Union den Rechtsextremen getan hat. Die AfD hat genau solche Kulturkämpfe um Gender oder eben Abtreibung in ihrem geleakten Drehbuch beschrieben, um die gesellschaftliche Mitte zu spalten und den Weg für schwarz-blaue Mehrheiten zu ebnen. Das ist ihr am Freitag fast geglückt.

Und Merz spielt, ganz im Stile der ganz Rechten, munter weiter auf der populistischen Klaviatur, da bleibt der Kanzler dem Oppositionsführer von vor drei Monaten treu. Er kündigt harte Kürzungen beim Bürgergeld an, das bald neue Grundsicherung heißen soll, sowohl bei den Sätzen als auch bei den Kosten der Unterkunft. Und führt dann wieder so ein Beispiel aus dem Merz'schen Kosmos an, bei dem unklar ist, aus welcher Galaxie es stammt: Es gebe Bürgergeldempfänger:innen, die in 100qm-Wohnungen lebten und 2000-Euro-Miete vom Staat erstattet bekämen, behauptet Merz. Das könnten sich normale Arbeitnehmer nicht leisten, daher kämen auch die Spannungen in der Gesellschaft.

Das Problem sind laut Merz also nicht die Wuchermieten, die Vermieter in Ballungszentren fordern, sondern die Bürgergeldempfänger, die in zu teuren Wohnungen wohnen. AfD-Chefin Alice Weidel hätte sicher nichts zu meckern.

Aber ob das die geeignete Erzählung ist, um die Sozialdemokraten zu Kompromissen bei den angekündigten Reformen der Sozialsysteme zu bewegen, wo nach Aussage von Merz auch Leistungskürzungen zu diskutieren sind? Wohl kaum. Den treffendsten Satz sagte er übrigens gleich zu Beginn des Sommerinterviews: „Wir haben uns vielleicht alle etwas überfordert.“

Etwas überfordert, genau so wirkt auch der Kanzler.

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44 Kommentare

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  • Die AfD wird sich freuen. Sauerland's Fritze als ihr Wahlhelfer. So werden bei der nächsten Wahl noch mehr Wähler ihr Kreuz bei der AfD machen, auch wenn sie es vorher nie wollten.

  • Was mich an diesem ganzen System so wütend macht ist das Grinsen, die Arroganz , das Vertuschen wollen, Ausreden zu erfinden und am Ende gibt es keine Strafen. Die CDU sagt Irgendetwas und man weiss die Wahrheit ist es nicht.

  • Das genannte Beispiel zeigt auch, dass Merz als Kanzler keine Strategie hat. Von einem Regierungschef ist zu erwarten, dass er grundlegende Probleme im Blick hat und Lösungen aufzeigt. Sich mit Ramdproblemen aufzuhalten ist eines Kanzlers nicht würdig.

    • @Holger_0311:

      Bundeskanzler Friedrich Merz, CDU hat keine Erfahrung im Regieren. Kohl und Merkel hatten auch mit Selbstbereicherung und Klientelpolitik zu tun. Sie haben aber immer dafür gesorgt, dass der Staat reibungslos funktioniert. Diese populistischen und inkompetenten Selbstdarsteller im Team Merz mit Spahn, Dobrindt und Linnemann schaffen selbst das nicht.

  • Der arme Herr Frei hat bestimmt gedacht, nächstes Mal gehe ich aber lieber selber zu dem Kanzler Interview 🤣😂😅🤣😂😅🤣

  • Merz wollte endlich mal die Liebe der Partei. Wenn er aber auch das Kanzleramt gewollt hätte, hätte er sich mal vorbereiten können: durch vorbereitende Posten, durch sachliches Einlesen, Zuhören, Philosophie, Volkswirtschaft, Sprachen, Geschichte, in der Union mal üben, dort das Personal erneuern und das Programm schlüssig gestalten.



    Hat er alles nicht, so mein Eindruck. Demokratie heißt aber natürlich, die vier Jahre jetzt zu warten. Druck von unten bekommt er dennoch.

    • @Janix:

      Demokratie heißt "4 Jahre warten"?



      Nein, das ist nur die unvollkommene Form der Demokratie, die wir heute haben.



      Eigentlich heißt Demokratie, dass alle Macht vom Volke ausgeht. Das steht auch so im Grundgesetz.



      Aber heute geht eben nur alle vier Jahre alle Macht vom Grundgesetz aus.



      Aber wenn das Volk, oder erhebliche Teile davon, erkennen, dass das, was man gewählt hat, nicht das ist, was man eigentlich will, sollte das Volk auch das Recht haben, zu sagen, dass man neu wählen möchte, statt dass einfach 4 Jahre vergeudet werden. So wie in diesen Petitionen gefordert:



      innn.it/schutzgegenafdinsgrundgesetz



      weact.campact.de/p...u-wahlen-zu-lassen

    • @Janix:

      Das mit den 4 Jahren sehe ich kritisch, da würde ich nicht drauf wetten so zerstritten wie diese junge Koalition jetzt schon nach außen auftritt.



      Merz ist zudem kein ausgemachter Diplomat, sein Jähzorn durchaus bekannt. Dazu, Spahn, dem auch kein Feingefühl nachgesagt wird und eine SPD, die immer noch komplett die notwendige Demut nach so einer Wahlschlappe vermissen lässt.



      Das gruselige ist nur, was danach mutmaßlich kommen wird.

      • @Saskia Brehn:

        Klarstellung, wie das der letzte Satz auch ausdrücken sollte: Das Volk mag mehrheitlich etwas wählen, was ich kaum verstehe, doch ich akzeptiere die Wahlentscheidung für die vier Jahre und meine nicht, dass ich jetzt meine Meinung diktatorisch stattdessen bräuchte. Wenn im Rahmen des Grundgesetzes und der Gesetze. Demonstrieren, schreiben, Druck aus Verbänden heraus machen, das kann ja in den vier Jahren durchaus laufen, beginnt ja jetzt zum Glück schon mehr und mehr.

        Diese Koalition ist eine Notheirat, wo die Union völlig unnötig schon vor dem Ehebett kräftig Knoblauchhammelschnaps zu sich nahm, bzw. Vertrauen verbrannte. Das halte ich geradezu für unprofessionell bis dumm.



        Für unser Land wünsche ich mir dabei schon, dass die noch halbwegs die Kurve bekommen. Vielleicht hilft die Union vielen dabei, die Angst vor dem schw* Mann wieder zu verlieren, und die SPD baut einen effizienteren Sozialstaat mit auf.



        Nein, ich glaube auch nicht daran.

  • Vorschläge für Gesetzesänderungen sind nichts, was man einer Kandidatin zur Richterin prinzipiell vorwerfen kann. Schon gar nicht, wenn sie materiell wenig ändern würden, ausser einer gesteigerten Rechtstreue: " Die Juristin befürwortet eine Legalisierung von Schwangerschaftsabbrüchen in den ersten 12 Wochen, will also die geltende Praxis, die straffrei, aber formal Unrecht ist, legalisieren"

    Es scheint aber, sie hat sich für weiterreichende Legalisierungen auch nach den 12 Wochen ausgesprochen; jedenfalls hält sie diese für zulässig.

    • @meerwind7:

      Etwas für zulässig halten wäre es befürworten?



      Räusper? Ich hoffe, das war jetzt keine Rhetorik, sondern ein Versehen.

  • Merz wirkt immer wieder wie ein Stammtischredner, der die Pubertät einfach nicht hinter sich lassen will. Ansonsten hätte er dieses absolut exotische Beispiel von der teuren Wohnung, die von Bürgergeld bezahlt wird, nicht gebracht. Das ist Hetze, das ist AfD-kompatibel, das ist Brandstiftung, das trübt die Stimmung im Land noch weiter ein. Und letztendlich ist doch viel spannendere Frage: Warum müssen in D immer mehr Leute immer größere Teile ihres Einkommens für Miete ausgeben, warum wird es zugelassen, dass die Mieten teilweise so stark ansteigen?

  • Da Kanzler Merz sicher wieder das Arbeitslosengeld II einführen will, werden die Leute, die in die Arbeitslosenversicherung eingezahlt haben, sich ja auch ihre Wohnungen wieder weiter leisten können.

  • taz: *Merz im Sommerinterview - „Ein bisschen überfordert“*

    Natürlich ist Friedrich Merz überfordert, und nicht nur "ein bisschen". Und weil er im Grunde nur ein politischer Schaumschläger ist, aber keine vernünftige Politik hinbekommt, "prügelt" er jetzt mal wieder verbal auf Bürgergeldempfänger ein. Anscheinend kann er wohl nichts anderes als auf kleine Leute herabzusehen, sich aber selbst als lebensklugen und kompetenten Menschen hinzustellen. Wie Merz aber tatsächlich ist, und dass er damals bei BlackRock immer "gebrieft" werden musste - aber dennoch kaum etwas verstanden hat - das hat der Ökonom Maurice Höfgen in einem seiner 'Kurz-Videos' schön zusammengefasst: www.youtube.com/shorts/uZ3QllWj_kY

    • @Ricky-13:

      Das er, der Merz keine Ahnung von ETF's hat, war bei uns - bei der IHK schon voll der Lacher. Der dürfte da nicht mal als Pförtner arbeiten.

  • Da ich die Sendung nicht gesehen habe, verlasse ich mich mal darauf, dass die Angaben im Text korrekt sind.



    Ich frage mich, ob es wirklich zielführend für ein Sommerinterview ist, sich dann die Hälfte der Zeit an einem Thema zu verbeißen, das, mit Verlaub, dann doch nicht ganz die Relevanz hat, die das rechtfertigen würde. Als wenn diese Wahl das wichtigste Thema sei.

  • Aber auch die taz sollte sich da mal an die eigene Nase fassen.



    Denn auch die haben argumentiert, dass es wichtig wäre, schnell eine stabile Regierung zu bekommen.



    Während ich schon damals gesagt habe, dass eine stabile Regierung, die eine Politik macht, die der AfD weiter Wähler zutreibt, noch schlechter ist als eine nicht stabile Regierung.

  • Ja, hedele, dass scheint die einzige mitfühl-Brücke, die Merz überhaupt zu etwa ärmeren als Ihm selbst zu gehen in der Lage ist: zu CEOs deren Unternehmen sie plötzlich freisetzen müssen und die dann ihre Luxuswohnung nicht mehr zahlen können. Aber die wird er sicherlich doch retten wollen. Spahn schielt auf die Schwarz - Blaue Kanzlerschaft und Merz deckt ihn, weil er sich überfordert fühlt, er hat sicherlich noch mehr Rücklagen, um unter Spahns Schwaz-Blau nicht auf der Straße zu landen. Da müßen die Sozen aber schnell machen mit ihrem AfD Verbot, um as noch irgendwo hin adressiert zu bekommen. Es ist die bitterste Gay-Pride Saison, wo ein rechter Schwuler Masken-korrupter die Regierungspartei im Parlament zu einer von einer rechtsextremen Lesbe geführten antidemokratischen Rassisten& homophoben Partei hin inkl. Staatsraison für Genozid Wirtschaftswchstum führen will!!! Wie bekommen wir da einen Antifa Regenbogen gegen soviel braune Quergestrickte Machtgeilheit und für die Priorisierung der Menschenrechte als Lehre aus dem Sieg über die NS Gewaltherrschaft ?

  • Hat er denn überhaupt gesagt, ob der allein in einer 100qm Wohnung lebt oder mit Frau und 4 Kindern? Im letzteren Fall fände ich 100 qm nicht zu viel.



    Und hat der Moderator gefragt, um wie viele solcher Fälle es sich handelt?

  • Friedrich Merz und seine Paladine Linnemann und Spahn dreschen verbal ja ständig auf die Arbeitnehmer und Erwerbslosen ein. Die sollen gefälligst länger arbeiten und mehr leisten, damit der Wohlstand erhalten bleibt. Das bei der Bemessung des Arbeitspensums nicht nur die reinen Arbeitsstunden sondern z.B. auch der Grad der Verdichtung, die in Deutschland sehr hoch ist, zum Tragen kommt, kommt ihnen dabei nicht in den Sinn.

    Nun wird sichtbar, dass die selbsternannten Top-Performer bereits nach einer verhältnismäßig geringfügigen, durch eigene Schusseligkeit und Sorglosigkeit verursachte Krise bereits die Grenzen ihrer Leistungsfähigkeit erreichen. Der Plan, dass alle wie vom Kanzler versprochen mit deutlich verbesserter Laune in die Sommerferien gehen und die Wirtschaft im Herbst durchstartet, ist auch schon gescheitert.

    Versprochen wurde auch , dass die Ränkespiele und Blockaden der Vorgängerregierung einem tatkräftigen Pragmatismus weichen. Würde man das politische Spitzenpersonal nach dem Maßstab des Forderns und Förderns beurteilen, den diese Leute immer gern an andere anlegen, wäre die Lage fast schon prekär. Und die haben noch nicht mal die ersten 100 Tage überstanden.

  • das ist bis jetzt der beste kanzler den deutschland je hatte . ich finde den sogar noch besser als franz v. papen .



    wir gehen großartigen zeiten entgegen .

  • Ein (Sommer-)Interview, wie man es sich wünscht.



    Herr Preiß blieb immer sachlich, hakte nach, ließ keine ausweichende Antworten zu etc. Ein Interview als Grundlage für die Journalisten-Schule.

    • @Klaus Waldhans:

      Nein, ein guter Journalist hätte die ekelhafte Propaganda-Erzählung von in Luxus-Wohnungen lebenden Bürgergeldempfängern nicht unwidersprochen durchgehen lassen oder zumindest mal kritisch nachgehakt, warum der Bundeskanzler mit solchen Erzählungen aktiv Neid und Spaltung in der Gesellschaft fördert und immer nur gegen die Schwächsten hetzt, aber gleichzeitig Millionäre schont und von diesen keinen fairen Beitrag zur Gemeinschaft fordert.

  • Nach nicht mal 100 Tagen ist Spahn schon gegenüber der SPD verbrannt. Und Merz hatte schon lange gebraucht und eine alternativlose Konstellation obendrein, um seine Scherben wieder halbwegs zusammenzufegen.



    Wenn die Union klug ist, wechselt sie unter irgendeiner Gesichtswahrung Spahn oder Merz aus. Oder beide.

  • Auf die Schwachen eintreten, das können die Rechten bis in die CDU hinein am besten, Bürgergeldempfänger, Flüchtlinge.



    Den Rachedurst des kleinen Mannes von den wirklichen Problemen ablenken und Ressentiments und sogar Hass schüren. An Armseligkeit kaum zu überbieten, nur leider von einer Mehrheit der Leute gewollt.

  • Ups, garkeine Stellungnahme von Friedrich Merz zu Olaf Scholz seinen Alleingang im Sommer 2024....



    Am 10. Juli 2024 gab Bundeskanzler Scholz am Rande des NATO-Gipfel in Washington die " bilaterale Entscheidung " der USA und der deutschen Bundesregierung bekannt, dass ab dem Jahr 2026 US-amerikanische weitreichende Angiffswaffen in Deutschland stationiert werden sollen.



    - ohne vorherige Diskussion und ohne Abstimmung des Bundestages ! !



    Gut wenn man in einer " Demokratie " lebt...

  • Wer so einen Scheiß von 2000 € teuren Wohnungen für Bürgergeldempfänger erzählt, ist nicht nur etwas, sondern komplett überfordert. Merz als Kanzler war ein Griff ins Klo.

    • @Andreas J:

      Eine Nachbarin von uns, Richterin im Ruhestand sagt immer, wenn unser Gespräch auf Merz kommt " Wenn aus Schiet was wird, es bleibt Schiet " !

  • Nach unten treten.

    Mehr fällt den "Parteien der Mitte" leider nicht ein.

    Sie hatten mal zugesagt, ohne Ideologie oder Projekt, aber dafür effizient zu regieren. Was herauskommt ist Ideologie (=Kulturkampf) + Chaos.

    Und so "führen" sie das Land taumelnd ohne Richtung oder Kompass in den Faschismus (oder zumindest den Regierungseinfluss von Faschist:innen).

    Da von der Politik nichts zu erwarten ist, bleiben wirklich nur noch wir. Die Zivilgesellschaft.

  • Wie die Perspektive für unser Land aussieht, wenn, laut Merz, die Zeit der Diplomatie nun vorbei ist, hätte mich mehr interessiert als alles andere.

    • @Mark Menke:

      👍👍

  • Die Union macht dass, was sie am besten kann. Mauscheln, Lügen, Desinformation verbreiten und im ganz großen Stil nach Unten treten. Nach unten gegen Geflüchtete, gegen Asylanten, gegen Bürgergeldempfänger, sprich gegen Alle, die weit weg vom eigentlichen Unionsklientel leben!

    Man verbreitet dabei gerne weiterhin die neoliberale Lüge vom Trickle-Down, die wir jetzt schon über 30 Jahre erleben dürfen, und die nur dazu geführt hat, dass die Reichen noch viel pervers reicher geworden sind und die Armen mittlerweile aus Mülltonnen essen müssen, um nicht zu krepieren! Und die Lösung der Union ist, dass man die Schere also noch weiter aufreißt und die Armen einfach alle Faul nennt und ihnen deshalb alles streichen möchte.



    Dass ist weder christlich noch ist es irgendwie zu Ende gedacht. Denn was tut ein Mensch, der Hunger hat, aber kein Geld um sich zu ernähren? In Köln nannte man das nach dem Krieg "fringsen"!

    Das eine ist, dass die Union wirklich nur für die oberen 10% Politik macht, das andere ist aber, dass die Leute das wohl irgendwie gut finden, sonst würde die Union doch nicht ständig in der Regierung sitzen. Wer wieder soziale Politik möchte, kann ja Links wählen!

  • Auch wenn es nicht bösartig gemeint ist: "Preiß-Schmeißfliege". Geht es nicht ein bisschen netter, wir reden über Menschen.

    • @Offebacher:

      Das war aus Merzens Sicht gemeint...

  • Sagte ich schon, dass Merz feststellen wird, dass er sich das Kanzleramt anders vorgestellt hat? Ist ja eine undetaillierte Binsenweisheit...

  • Es gibt einen einzigen Fall, in dem Merzs Fall des Bürgergeldempfängerd mit 100 qm-Wohnung zu 2.000 EUR Miete möglich ist: Wenn jemand nämlich mit über 4.000 EUR-Einkommen in die Arbeitslosigkeit abstürzt und auch nach 12 Monaten Arbeitslosengeld I keinen neuen Job gefunden hat, wird ihm die Wohnung vom danach zuständigen Jobcenter nicht sofort weggenommen, sondern er erhält eine "Kostensenkungsaufforderung" und hat dann 6 Monate Zeit, sich eine neue Bleibe zu suchen. Wenn er die Frist angesichts des heiß umkämpften Wohnungsmarkts für 45 qm reißt, muss er trotzdem nicht sofort ausziehen, sondern darf die um etwa 1.400 EUR Differenz zur angemessenen Miete aus dem Regelsatz von 563 EUR und seinem Restvermögen selbst bezahlen. Da das erfahrungsgemäß nur wenige Monate gut geht, ist die Räumungsklage vorprogrammiert. Danach schließen sich bei derart unvorbereiteten Menschen oftmals die Obdachlosigkeit und eventuell Alkoholismus ob des sozialen Abstiegs an. Das Beispiel ist deshalb tatsächlich markant für die reale Situation in Deutschland.

    • @hedele:

      Vielen Dank für die schnelle Richtigstellung heute früh! Unglaublich das diese populistischen Aussagen von Friedrich Merz den Faktencheck der ARD standhalten konnten. Ich möchte noch ergänzen, dass bei den bereits sehr niedrig gehaltenen „Angemessenheitsgrenzen“, (sprich übernommene Miethöchsgrenze der Jobcenter) in den Städten das Angebot meist gegen 0 geht und man dadurch gar keine Möglichkeit hat mit Zustimmung der Behörde umzuziehen. Nicht zu reden davon, dass Bürgergeldempfänger vom Immomarkt oft als Mieter abgelehnt werden.



      Wie Merz im Interview es schafft, die ohnehin schon benachteiligten Menschen als Sündenböcke da stehen zu lassen ist beschämend und unwürdig eines Regierungschefs. Es gefährdet nicht nur die betroffenen Menschen im sozialen Abseits, sondern auch den gesellschaftlichen Zusammenhalt. Im schlimmsten Fall liefert die Politik ihren traurigen Beitrag, wenn ein aufgestachelter rechter Mob auf Obdachlose einschlägt.

    • @hedele:

      Auf 100 m² kann mensch ja schon durchaus zu mehreren wohnen.



      Doch sobald es um Demütigung und Abwertung von Schwachen geht, um Stigmatisierung Erwerbsloser und Reduzieren von Versicherungsleistungen, sollten wir genau hinsehen, wie die Strukturen gerade belohnen und bestrafen.



      Und, in der Tat: wo sind die 42m²-Wohnungen des Sozialen Wohnungsbaues gerade? Wird das Geld auch mal dafür wieder verwendet statt für noch mehr Geld für Reiche?

    • @hedele:

      Hahaha, mit solch unangehmen Details beschäftigt sich Kanzler Merz sicher nicht :-).

      • @Stavros:

        Scheinbar beschäftigt Merz es doch rund um die Uhr, so oft er davon unqualifizierte Äußerungen zum Thema Bürgerld abgibt, unzwar um sich nicht den ursächlichen Gründen für so viele Sozialleistungsempfänger zu stellen. Eine mangelhafte Sozialpolitik, im Interesse von Industrie, Wirtschaft & Kapital, führten zu diesen Missstände in Deutschland ! Und einige Wähler tolerieren und honorieren dieses Versagen und den Verrat an Deutschlands Bürger auch noch durch Abgabe ihres Kreuzchens !

    • @hedele:

      So liebe ich die Kommentare, klar, informativ, anwendbar. Danke. Peter

    • @hedele:

      Danke für den aufschlussreichen Kommentar. Herr Merz lebt halt im Flugzeug.............

  • "Preiß bleibt hartnäckig und Merz blickt den Moderator bald an wie eine lästige Schmeißfliege."



    Mit dieser Wortwahl habe ich Probleme, auch ist die versteckte Reimbarkeit für mich nicht lustig.



    Gemeint ist die Lästigkeit, aber historisch gab es zu Vergleichen von Menschen und Tieren immer wieder Kontroversen und diese Fliegenfamilie hat dabei nicht gut ausgesehen.

  • "Preiß bleibt hartnäckig und Merz blickt den Moderator bald an wie eine lästige Schmeißfliege."

    A job well done. Gut, dass er hartnäckig geblieben ist. Das ist die Aufgabe eines Journalisten, der ja die Regierenden kontrollieren soll.