Mamdanis Besuch im Weißen Haus: Da dräut Gefahr für Trump
US-Präsident Trump hofierte den Sozialisten Mamdani herzlich im Weißen Haus. Warum er das tat und es für ihn nach hinten losgehen kann.
E in so einvernehmliches Treffen hatte wohl niemand erwartet. Als der frisch gewählte New Yorker Bürgermeister Zohran Mamdani Donald Trump am Freitag im Weißen Haus besuchte, endete es keineswegs in dem „Showdown“, den der rechte Sender Fox News sich vorab ausgemalt hatte. Vor den versammelten Journalisten im Oval Office betonten der linke Demokrat und der rechte Präsident vielmehr ihre Gemeinsamkeiten, vor allem bei der Bekämpfung der Inflation und der horrenden Mietpreise in New York. Dabei hatte Trump Mamdani noch vor einigen Wochen als „kommunistischen Verrückten“ bezeichnet, während Mamdani den Präsidenten einen Faschisten und Despoten nannte.
Wieso also die Einvernehmlichkeit? So ist es kaum verwunderlich, dass der Sozialist Mamdani ein Interesse an guten Beziehungen zu Trump hat. Für die Umsetzung seiner Wahlversprechen in NYC ist er auf Bundesmittel angewiesen, die sechs Prozent des städtischen Haushalts ausmachen. Zudem will er verhindern, dass Trump – wie in der Vergangenheit in demokratisch regierten Städten geschehen – die Nationalgarde schickt. Trump dagegen kann mit dem Treffen von den vielen Negativschlagzeilen ablenken. Aber über strategische Erwägungen hinaus zeigt Trumps breites Lächeln, dass er sich aufrichtig für Mamdani begeistert. Charismatische Gewinner – und dazu noch aus Trumps Heimatstadt – tun es dem Präsidenten eben an.
Weg von der Dämonisierung, hin sogar zu einer möglichen Kooperation; für Trump und die Republikaner birgt dieser Kurswechsel auch eine Gefahr. Denn Mamdanis Wirtschaftspopulismus hat das Potenzial, auch Trumpwähler anzusprechen. Nach dem Treffen betrieb Fox News dann quasi Werbung für Mamdani. Der Sender spielte seinen rechten Zuschauern einen ein Jahr alten Clip des damals noch unbekannten Kandidaten vor, in dem er mit enttäuschten Demokraten und Protestwählern spricht und ihre Sorgen ernst nimmt. Eines zeigt Mamdanis Auftritt im Oval Office aber zweifelsfrei: Die demokratischen Sozialisten sind eine ernstzunehmende Kraft in der US-Politik – und ihr Einfluss wächst.
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