Machtkampf in der Union: Röttgen will CDU-Chef werden
Noch einer aus NRW: Der einstige Umweltminister Norbert Röttgen bewirbt sich um den CDU-Vorsitz. Eine Kampfkandidatur rückt damit wohl näher.
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Der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses im Bundestag ist damit der erste Politiker, der offiziell seine Kandidatur angekündigt hat. Um 11.00 Uhr will Röttgen eine Pressekonferenz in Berlin geben.
Am Mittag soll die Runde der Gespräche von Kramp-Karrenbauer mit möglichen Bewerbern um den Parteivorsitz beginnen. Erwartet wurde zunächst Merz, am Mittwoch sollten NRW-Ministerpräsident Laschet und Bundesgesundheitsminister Spahn zu Gesprächen folgen.
Röttgen schrieb laut Rheinischer Post an Kramp-Karrenbauer, er sei der festen Überzeugung, dass es um weit mehr gehe als den Parteivorsitz und schon gar nicht um die Interessen Einzelner. „Die Lage ist so ernst, dass es um die Zukunft der CDU geht und darum, was sie für die Stabilität Deutschlands bedeutet“, erklärte Röttgen demnach. Dies wolle er in einem offenen Prozess in die CDU einbringen.
Merkel warf ihn aus dem Kabinett
Der 54-jährige Röttgen war von Oktober 2009 bis Mai 2012 Bundesumweltminister. 2010 setzte er sich in NRW im Ringen um den CDU-Landesvorsitz in einer Mitgliederbefragung gegen Laschet durch. Dann trat er als CDU-Spitzenkandidat bei der Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen 2012 an und verlor gegen Ministerpräsidentin Hannelore Kraft von der SPD. Daraufhin warf Kanzlerin Angela Merkel (CDU) ihn aus dem Bundeskabinett, weil er sich weigerte, als Oppositionschef ins Land zu wechseln.
Die Bewerbung Röttgens könnte die jüngsten Überlegungen in der Union durchkreuzen, eine Kampfkandidatur zu vermeiden. Laschet, Spahn und auch CSU-Chef Markus Söder hatten sich zuletzt für eine Teamlösung ausgesprochen. Das deutete darauf hin, dass nach ihrem Willen schon vorher unter den Favoriten geklärt werden sollte, wer Parteivorsitzender werden könnte, wer womöglich Kanzlerkandidat der beiden Schwesterparteien CDU und CSU und wer weitere Rollen in dem Team übernehmen könnte.
Kramp-Karrenbauer hatte nach dem Debakel um die Wahl eines FDP-Ministerpräsidenten in Thüringen mit Hilfe von CDU und AfD ihren Rückzug vom Parteivorsitz und auch ihren Verzicht auf eine Kanzlerkandidatur angekündigt.
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