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Luca-App startet in BerlinKonsum first, Datenschutz second

Die App zur Kontaktverfolgung ist Ende der Woche in ganz Berlin einsatzbereit, sagt die Senatskanzlei. Dabei sind viele Datenschutzfragen ungeklärt.

Am Alexanderplatz wird Luca bereits genutzt: Eine Frau scannt den entsprechenden QR-Code Foto: dpa

Berlin taz | Es ist schon absurd: Im vergangenen Jahr wurde monatelang diskutiert, wie die Corona-Warn-App des Bundes aufgebaut sein soll, damit sie zum einen genutzt wird, zum anderen dem Datenschutz Genüge tut. Ein Ergebnis: Bisher wurde die App – Stand Anfang dieser Woche – 27 Millionen Mal heruntergeladen (was natürlich nicht bedeutet, dass auch 27 Millionen Menschen sie nutzen, aber das nur am Rande).

Bei der Luca-App der Berliner culture4life GmbH, die den Gesundheitsämtern die digitale Nachverfolgung der Kontaktpersonen von Infizierten ermöglichen soll, läuft die Debatte leider anders herum. Die App, bisher mehr als drei Million mal heruntergeladen, kann ab sofort in vielen Bezirken Berlins von Geschäften, Museen, etc. sowie deren Be­su­che­r*in­nen verwendet werden – obwohl klar ist, dass beim Datenschutz deutlicher Nachholbedarf besteht.

Das könnte zum Problem werden, sagte der grüne Abgeordnete und Sprecher für Digitales, Stefan Ziller, der taz: „Bei mangelhaftem Datenschutz wird Luca nicht genutzt“, ist er sich sicher.

Am kommenden Montag will sich der Datenschutz-Ausschuss des Abgeordnetenhauses deshalb auf Antrag der rot-rot-grünen Regierungskoalition mit dem Programm beschäftigen. „Digitalisierung der Gesundheitsämter und digitale Kontaktnachverfolgung per App“ heißt es auf der Tagesordnung unter Punkt 3.

My Name is Luca

Die App: Wer Geschäfte, Restaurants und Kulturveranstaltungen besuchen will, muss dort seine Kontaktdaten hinterlassen, um im Fall eines Coronafalls einer ebenfalls anwesenden Person informiert werden zu können. Bisher erfolgt das in Berlin entweder händisch auf Papier, manchmal auch beim Kauf der Eintrittskarten im Netz. Mit der Luca-App sollen die Daten gleich digital vorliegen, indem sich Besucher per gescanntem QR-Code über ihr Handy registrieren. Der Clou: Bei einem Coronafall kann das zuständige Gesundheitsamt auf die Daten zugreifen und Kontaktpersonen ausfindig machen. Dieser Zugriff auf Daten macht die App anfälliger für Missbrauch.

Für Cluster: Im Unterschied zur Corona-Warn-App des Bundes, die Kontakte mit anderen Nut­ze­r*in­nen dieser App aufzeichnet, zeichnet die Luca-App registrierte Besuche von Orten auf. Weil auf diese Weise alle Besucher eines möglichen Infektions-„Hotspots“ (Cluster) ermittelt werden können, spricht man auch von Cluster-Erkennung. (taz)

Wie so oft in der Pandemie kommt das Parlament damit ein paar Schritte zu spät. Ende März hatte der Regierende Bürgermeister Michael Müller (SPD) weitgehend eigenmächtig eine Luca-Lizenz für Berlin erworben. Kostenpunkt: knapp 1,2 Millionen Euro allein für das Jahr 2021. Die meisten anderen Bundesländer hatten sich damals schon oder haben sich inzwischen ebenfalls für das von Popmusiker Smudo heftig beworbene Programm entschieden.

Unterstützung für diesen Kurs erhält Müller aus dem Haus von Wirtschaftssenatorin Ramona Pop (Grüne). Dort habe man sich von Anfang an für technische Lösungen der Kontaktnachverfolgung eingesetzt, heißt es auf taz-Anfrage. Und weiter: „Der Senat nimmt die Diskussion um Datenschutz ernst, aber in einer Pandemie überwiegen aus unserer Sicht die Vorteile einer digitalen Kontaktnachverfolgung ohne Zeitverlust.“

Die Gesundheitsämter melden Vollzug

Anders als von vielen befürchtet deutet bisher einiges darauf hin, dass das System, das Gesundheitsämter, Geschäfte und andere Einrichtungen mit deren Be­su­che­r*in­nen und Kunden vernetzt, in Berlin auch wirklich laufen wird. „Unser Gesundheitsamt wäre soweit“, heißt es etwa aus Friedrichshain-Kreuzberg. Und aus Pankow meldet Stadtrat Torsten Kühne (CDU): „Das Bezirksamt hat alle technischen und rechtlichen Voraussetzungen für den Einsatz der Luca-App mittlerweile geschaffen.“ Seit Montag liege auch das nötige Zertifikat der Bundesdruckerei vor. Über diese fälschungssicheren Kommunikations-Zertifikate erfolgt der verschlüsselte Zugriff auf die Luca-Server.

Wenn die Kontaktnachverfolgung das Entscheidende dieser App ist, muss man sicherstellen, dass die Daten geschützt sind.

Stefan Ziller, Grüne

Bis Ende dieser Woche sollen dann alle Bezirke angebunden sein, verspricht Senatssprecherin Melanie Reinsch. Und fordert auf zum munteren Download: „Alle Bürgerinnen und Bürger sowie alle Betreibenden mit Publikumsverkehr in Berlin können ab sofort die Luca App herunterladen beziehungsweise sich für Luca Locations registrieren.“

Verpflichtend sei das natürlich nicht, so Reinsch. Aber ihre Einschätzung ist deutlich: „Die digitale Variante über das Luca-System stellt aktuell für die Betreibenden, die Besucherinnen und Besucher und für die Gesundheitsämter die effizienteste digitale Variante dar, weshalb die Nutzung dieses Systems empfohlen wird.“ Schließlich ist die Erfassung von Kundendaten laut der Coronaverordnung verpflichtend.

Haben sich die Be­trei­be­r*in­nen bei Luca registriert, können die Geschäfte, Museen sowie perspektivisch auch die derzeit wegen der hohen Corona-Inzidenz geschlossenen Kneipen, Theater, Restaurants und Clubs beim Einlass auf die vielfach von Hand (und bisweilen schlichtweg falsch) ausgefüllten papiernen Zettel mit Kontaktdaten verzichten. Stattdessen registrieren sich Be­su­che­r*in­nen digital mittels eines QR-Codes.

Im Falle einer gemeldeten Corona-Infektion eines Gastes greift das zuständige Gesundheitsamt auf die gespeicherten Daten zu und ermittelt mögliche Kontaktpersonen. Ein Schritt, der – zumindest bisher – mit der Corona-Warn-App des Bundes nicht möglich ist. Ein Fehler, wie der Grüne Ziller meint: „Der Bund hätte die App stringenter weiterentwickeln müssen.“

Dieser Zugriff der Luca-App auf persönliche Daten macht Datenschützer jedoch schon lange hellhörig, auch weil die Ent­wick­le­r*in­nen diesen Aspekt lange vernachlässigten – ein häufiges Problem bei privatwirtschaftlich entwickelten Programmen dieser Art. Kritiker etwa aus dem Chaos Computer Club (CCC) und anderen Organisationen störten sich zunächst vor allem daran, dass Daten im Gegensatz zur anonymen Corona-Warn-App zentral gespeichert werden. Dies wecke Begehrlichkeiten bei Strafverfolgungsbehörden und Geheimdiensten. Am Mittwoch rief der CCC dazu auf, für die Luca-App keine Steuergelder mehr auszugeben. Sprecher Linus Neumann sprach von einer „nicht abreißenden Serie von Sicherheitsproblemen“.

Außerdem wurde bemängelt, dass die App nicht quelloffen, also open source, entwickelt wurde. Aber auch nachdem die Luca-Entwickler die Öffnung zusagten und diese nun sukzessive umsetzen, änderte das wenig an der Kritik – im Gegenteil. Schnell wurde klar, dass die App nicht sauber mit den Lizenzen von verwendeten Open-Source-Komponenten umgegangen war. „Dass der Quellcode erst auf öffentlichen Druck veröffentlicht wird, halte ich für schwierig“, sagt Ziller. Generell gelte in Hinblick auf den Datenschutz: „Da sind viele Fragen offen.“

Der Abgeordnete warnt indes vor Zeitdruck: „Wenn die Kontaktnachverfolgung das Entscheidende dieser App ist, muss man sicherstellen, dass die Daten geschützt sind. Da darf es keine Kompromisse geben.“

Ähnlich hatte sich der Datenschutzexperte der Linken, Sebastian Schlüsselburg, in der taz geäußert: „Ich verlange, dass vor Beginn der Nutzung der App sämtliche noch offenen datenschutzrechtlichen Fragen geklärt werden gemeinsam mit der Berliner Datenschutzbeauftragen Maja Smoltczyk.“ Dafür ist es nun zu spät.

Selbst in der Senatskanzlei gibt man Nachbesserungsbedarf beim Datenschutz zu. „Der Hersteller steht in engem Kontakt sowohl mit der Bund-Länder-Taskforce der Datenschutzaufsichtsbehörden sowie mit dem Bundesgesundheitsministerium, um das Luca-System stetig weiterzuentwickeln und sicherer zu machen“, betont Sprecherin Reinsch.

Denn nicht nur die Abgeordneten erhöhen den Druck, sondern auch die Bezirke. „Das Bezirksamt geht davon aus, dass die seitens der Landesbeauftragten für Datenschutz geäußerten Hinweise zum Einsatz der Luca-App durch den Senat geklärt wurden beziehungsweise zeitnah werden“, so Pankows Stadtrat Kühne. Smoltczyk hatte unter anderem gefordert, die Hürden für Hacker zu erhöhen.

Die App ist kein Allheilmittel

Kühne dämpft zugleich die hohen Erwartungen an die App. Da diese keinen Abstand zwischen Personen misst, sondern nur erfasst, wer sich zeitgleich an einem Ort aufhält, ist „ihr Einsatz bei Einrichtungen mit einer größeren Anzahl von Be­su­che­r*in­nen oder Kun­d*in­nen nur begrenzt sinnvoll“. Das jeweilige Hygienekonzept, sprich Abstand und Maske, müsse trotz Luca sowieso strikt eingehalten werden.

„Es wäre durch die Gesundheitsämter nicht leistbar, Hunderte Personen, die sich zeitgleich mit einer positiv getesteten Person an einem Ort aufgehalten haben, zu kontaktieren, um hier aufwendige Recherchen bezüglich der einzelnen Aufenthaltsorte und Abstände innerhalb einer Einrichtung durchzuführen“, so Kühne. Bei größeren Einrichtungen sei es deshalb sinnvoll, einzelne Bereiche zu schaffen, wo man gesondert per App eincheckt.

Wahrscheinlich ist Luca aber auch gar nicht der letzte Schluss in dieser Debatte. „Die Luca-App hat zügig eine digitale Lösung aufgezeigt und ist damit auch Türöffner für weitere Anbieter, die ähnliche Apps entwickelt haben“, so ein Sprecher von Wirtschaftssenatorin Pop. Zudem gebe es die Ankündigung, die Corona-Warn-App des Bundes zu erweitern. „Das sind positive Entwicklungen, die zu begrüßen sind“, erklärte der Sprecher weiter. „Ob es den Gesundheitsämtern gelingt, Schnittstellen zu zahlreichen Systemen zu etablieren, wird sich zeigen.“

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29 Kommentare

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  • @TOTO BARIG

    Ja, Doctolib ist grauenhaft. Ich muss sagen, ich habe mich *trotz* Doctolib impfen lassen, und mir dabei die Nase fest zugehalten.

    Dass die auf ihren Webseiten auch noch Google Analytics haben ist die Kirsche auf der Torte.

    D.h. Google analysiert mit, wenn ich mir von denen meine Dokumente herunterlade -- ich werde einen Teufel tun.

    Ich hasse es, wenn public-private-partnership so ausartet, dass wir irgendwelche dubiosen Privatfirmen über uns ergehen lassen müssen, bloss weil sie wussten, welchen Abgeordneten sie schmieren mussten.

    • @tomás zerolo:

      Komischerweise wird die Nutzung Doctolib, trotz Amazon und Cloudflare - und anscheinend auch noch Google - von Presse und Datenschutzbeauftragten nicht thematisiert. In Frankreich gab es wegen Doctolib schon mehr öffentliche Kritik, natürlich ohne Erfolg. Nicht mal die taz hat es geschafft, einen Artikel dazu zu bringen.

  • Däh&Zisch - Mailtütenfrisch - merkt auf!

    “ Die da Die da DIDA

    A Heu. Die da Die da DIDA... LUCA: taz.de/Luca-App-st...n-Berlin/!5766056/ taz.de/Kontaktverf...i-Corona/!5760921/ und weitere



    Unglaublich, was da läuft (bzw. nicht läuft) und welche Summen von Landesregierungen und Kommunen mal eben so verschleudert werden.



    www.spiegel.de/net...-add0-09040cef481f



    Beim Lesen der Kommentare bei taz.de und spon wurde mir ganz komisch. Anfänger mit Schlüssel-Anhänger.“

  • Das Datenschutzproblem von Luca ist vorhanden, aber fast klein im Vergleich zur Impfanmeldung.

    Jede Impfanmeldung in einem der Berliner Impfzentren erfolgt über die Firma Doctolib. Entweder direkt online oder via Telefon.

    In beiden Fällen gehen alle eingegebenen Daten, Name, Telefon, Geburtsdatum usw. über Cloudflare USA, d.h. NSA usw. lesen mit.

    Danach werden die Daten in der Amazon Cloud AWS in Frankreicht gespeichert. Wiederum haben US-Behörden vollen Zugriff, da US-Gesetze die US-Unternehmen zwingen, alle Daten rauszugeben, auch die, die in Europa liegen.

    Der Berliner Senat zwingt Menschen also dazu, ihre Daten an Amazon und Cloudflare zu geben - oder sie werden nicht geimpft, bzw. erst irgendwann mal beim Hausarzt.

    Dagegen finde ich die Diskussion um die überflüssige Lusa-App nur albern.

    • @Toto Barig:

      > In beiden Fällen gehen alle eingegebenen Daten, Name, Telefon, Geburtsdatum usw. über Cloudflare USA, d.h. NSA usw. lesen mit.

      Und die IP-Adresse beispielsweise. Und die wiederum kann mit Informationen verknüpft werden, auf welchen Webseiten man sich sonst so aufhält - ob online-Verkauf vom Sexspielzeug, GayRomeo oder nem Versandhaus für Stützstrümpfe oder Hörgeräte.

      Und Amazon mit AWS ist im Punkt sowieso das Letzte. AWS arbeitet mit verteilten Datenbanken wie DynamoDB. Die läuft auf vielen gemieteten Servern gleichzeitig - fällt ein Server aus, springt ein anderer ein. Beim heutigen Stand der Technik funktioniert das aber nur, wenn der Inhalt dieser Datenbanken *nicht* verschlüsselt ist.

      Mit anderen Worten: Amazon kann praktisch alle Daten die da bei AWS in DynamoDB & Co liegen, lesen und (wenn auch nicht völlig legal) für seine Zwecke nutzen. Z.B. wenn ein Onlineshop Software benutzt, die auf AWS läuft, kriegt Amazon diese Daten frei Haus. Und das halbe Internet, genauer gesagt eine riesige Zahl von Online-Diensten, läuft auf AWS.

      Und je mehr Daten sich da sammeln, desto leichter wird es die zu verknüpfen und zu nutzen.

      Nur als Beispiel: Wenn ein Mann abends im Supermarkt eine Schachtel Pralinen kauft, ist das vielleicht nicht so interessant. Zeigen die Google Standortdaten und Daten auf AWS aber, dass er vorher in der Apotheke eine Packung Kondome gekauft hat, seine Ehefrau auf Dienstreise ist, und er am Wohnort der Sekretärin übernachtet, dann ist das wohl genug Information für eine kriminelle Erpressung.

      Unsere Gesellschaft mit Konzepten von Privatsphäre und individuellen Freiheiten ist nicht geschaffen für solche allwissenden Mega-Unternehmen.

    • @Toto Barig:

      Hilfe, die NSA weiß, wann ich geimpft werde ;) Ich sehe schon, wie sie sich die Hände reiben.

      • @Adam Weishaupt:

        Die NSA ist ein Thema, private Krankenversicherungen oder andere Akteure im Gesundheitsbusiness ein anderes.

        Letztlich ist es egal. Es geht Cloudflare, Amazon usw. einfach nichts an, wie ich heiße, wo ich wohne und ob ich geimpft wurde.

    • @Toto Barig:

      Bei allem Respekt: Sie reden Nonsense was den vermeintlichen Datenmissbrauch bei den Impfanmeldungen angeht. In Berlin bekommen Sie eine schriftliche Impfeinladung vom Senat mit einem Code, mit dem Sie sich dann telefonisch/online identifizieren müssen. Anhand des Codes wird Ihr bereits gespeicherter Name lokalisiert und der Termin, den Sie sich aussuchen vegeben. Wie es bei den Impfterminen ohne Einladung, z.B. für AstraZeneca abgeht, weiß ich nicht.

      • @Jossi Blum:

        @Jossi Blum

        Sie haben offenbar nicht verstanden, wie das Impfanmeldesystem in Berlin funktioniert.

        Erstens gibt es Impfcodes, die bis zur Anmeldung mit keinerlei Namen verbunden sind, z.B. Impfcodes für pflegende Angehörige. Mit dem Impfcode kann man sich einfach anmelden, es gibt keinen vorregistrierten Namen. Erst bei der Anmeldung wird der Name gespeichert.

        Zweitens erfolgt die Anmeldung über die Website der privaten Firma Doctolib GmbH. Alle Eingaben gehen über die Servers der Firma Cloudflare in Kalifornien.

        Drittens werden alle eingegebenen Daten von Doctolib GmbH auf Servers der Firma Amazon (AWS) gespeichert.

        Meldet man sich telefonisch an, passiert genau das gleiche, nur daß man die Eingaben dann nicht selbst tätigt, sondern die Person am anderen Ende der Leitung.

  • Man kann nur hoffen, dass sich die Stadt das Geld von Herrn Müller zurückholen kann.

    Es wird mit jedem Tag deutlicher, dass es dabei nur um die Profilierungssucht und Habgier von ein paar Leuten ging.

    Projektbericht von Weimar

    stadt.weimar.de/fi...d20210412_1523.pdf

    "Nach erster Beurteilung durch das Gesundheitsamt waren von 655 angefragten und übermittelten Kontakten im Projektzeitraum „0“ Kontakte relevant."

    "In der öffentlichen und direkten Kommunikation werden von Luca Informationen und Funktionen benannt, welche sich durch uns nicht bestätigt werden können. So wird z.B. über eine Warnfunktion für den Anwender bei Datenabruf gesprochen. Diese Warnung erfolgte bei Abruf durch die Stadtverwaltung Weimar nicht. "

    Ich nehme mal an, dass man sich auch in Berlin noch nicht mal darauf geeinigt hat, wer überhaupt der Verantwortliche für die innerhalb dieses Konzepts stattfindenden Datenverarbeitungen ist.

    Wir haben hier gar kein Datenschutzproblem, sondern ein Problem mit unfähigen und korrupten Leuten in der Regierung.

  • Hier ein ausführlicher Kommentar von Kris Köhntopp, Software-Projektmanager, zu den Versäumnissen bei der Luca-App:

    twitter.com/isotop...380823377137573891

    Das wirkt nicht so, als ob da irgend eine professionelle Planung oder Klärung der Rahmenbedingungen statt gefunden hat. Schon gar nicht des Datenschutzes.

    Jetzt mal ein Gedankenspiel: Daten zu auftretennden Corona-Infektionen sind per Definition persönliche medizinische Daten. Manche Menschen, die infiziert werden, etwa rund 10%, haben erhebliche langfristige Spätfolgen, bis hin zur Erwerbsunfähigkeit. Ein großer Anteil davon sind Frauen. Ein großer Anteil gehört zu sozial schwächeren Schichten. Es gibt bisher nicht mal eine gesellschaftliche Diskussion, wie diese Menschen geschützt werden.

    Was ist, wenn irgendein Arbeitgeberverband oder ein Versicherungskonzern diese Daten abgreift, und diese Leute nicht mehr eingestellt werden, oder keine Berufsunfähigkeitsversicherung abschlïeßen können? Was wenn ihnen ein Wechsel der Krankenversicherung verweigert wird?

    Hinter solchen Daten sind Konzerne in Großbritannien gerade her wie der Teufel hinter der Armen Seele. Zum Beispiel hat sich Google Zugriff auf die Daten des NHS gesichert. Das ist eine wahre Goldgräberstimmung. Selbst manche Banken fordern ihre Kunden auf, mit einer Krebsdiagnose zu ihnen zu kommen ("Wir helfen Ihnen!").

    Diese Daten sind extrem sensibel! Ihre unsachgemäße Handhabung kann die Vernichtung von Existenzen und Lebensplänen zur Folge haben.

    • @jox:

      Die Gesundheits-Daten werden nicht in der App oder auf den Servern der Luca-App gehalten.

      Es geht um Standortdaten, anhand derer eine Kontaktnachverfolgung durch das Gesundheitsamt erfolgen kann.

      Einfach gesagt: Auch die Eisdiele konnte letzten Sommer keine Gesundheitsdaten aus handschriftlichen Zetteln heraus lesen.

      Wie schafft es also Mr. Köhntopp ?

      • @Rudolf Fissner:

        > Die Gesundheits-Daten werden nicht in der App oder auf den Servern der Luca-App gehalten.

        In dem Moment, wo es an einem Standort eine Infektion gibt, sind die Standortdaten auch Gesundheitsdaten - sie lassen Rückschlüsse auf den Gesundheitszustand der Anwesenden zu. Und nein, solche Daten müssen nicht unbedingt nur mit "ja" und "nein" repräsentiert sein, sie können auch Wahrscheinlichkeiten beinhalten, ähnlich wie ein Wetterbericht die Information beinhalten kann, dass es mit 40% Wahrscheinlichkeit morgen regnet. Und solche Daten sind sensibel. Die Schufa-Auskunft beispielsweise ist ja auch nur eine Information zur Wahrscheinlichkeit, dass ein Kunde, Schuldner, oder Mieter seine Rechnung bezahlt.

    • @jox:

      Ich bin zwar nicht so mit der Materie vertraut aber ihren Darstellungen kann ich folgen.



      Auch das mit den(nicht?) involvierten Koffern kann ich nach vollziehen.

  • Dass man mit der Verwendung der Trackingapp sich teilweise gläsern sollte jedem Anwender durchaus klar sein. So viel Verständnis von dem Wesen der App kann man durchaus erwarten.

    Die jetzt vom CCC vorgebrachten Bedenken sollte man mit in seine Überlegungen einbeziehen und auf die Schlüsselanhänger verzichten. Bei Verwendung der App auf dem Smartphone wird immer ein neuer Code generiert. Und das dürfte ohnehin die normale Form der Nutzung darstellen.

  • Naja, "Konsum first". Es geht ja auch um Freiheiten (Ausgehen, Theaterbesuche - Kultur kann man auch konsumieren - und auf der anderen Seite die Möglichkeit GEld zu verdienen (Kulturschaffende, Gastronome, Kleinhänder). Da glrich mit der großen Konsumkritikkeule zu beginnen, scheint mir deplaziert. Das Luca offensichtlich einfachen Datenstandards nicht genügt, ist natürlich Kritikwürdig...

  • Es ist bei der Luca-App wie bei der Impfung mit AstraZeneka und ggf. Johnson&Johnson. Der Nutzen übersteigt bei weitem die Risiken, auch bei uns im sehr ängstlichen Datenschutz-Deutschland.

    • @Der Cleo Patra:

      Ja, es ist furchtbar hierzulande. Weil gegen alles Bedenken wegen Dies oder Das besteht, befinden wir uns im totalen Stillstand oder es geht nur im Schneckentempo voran, während andere Länder mit Lichtgeschwindigkeit an uns vorbeiziehen. Es gibt für Nichts im Leben nur Vorteile oder 100%ige Sicherheit.

    • @Der Cleo Patra:

      Das ist jetzt zwar eine Behauptung, aber es fehlt die Begründung. Warum Impfungen sinnvoll sind, trotz einiger Problem, ist leicht nachvollziehbar. Das zeigt die Statistik.

      Warum die Luca-App sinnvoll sein soll und warum sie sinnvoller sein soll als Konkurrenzprodukte, ist nur durch zweifelhafte Aussagen eines abgehalfterten Rappers, der jetzt in Apps macht, belegt.

  • „Bei mangelhaftem Datenschutz wird Luca nicht genutzt“



    Genau! Und wegen genau der Mängel beim Datenschutz, nutzt auch keiner Facebook...

    Den meisten wird der Datenschutz schlicht egal sein, wenn sie mit dieser App wieder in Kinos, Bars, Museen usw. dürfen

    • @derSchreiber:

      Wenn man nur noch in Kinos, Bar oder Museen dürfte, wenn man dafür auf Datenschutz verzichtete, dann handelte es sich um einen Fehler der Politik.

  • > Schnell wurde klar, dass die App nicht sauber mit den Lizenzen von verwendeten Open-Source-Komponenten umgegangen war.

    Das ist ungemein freundlich formutliert.

    Immerhin ist das Entfernen der Lizenzinformation von Open Source Code eine aktive Handlung, die eher nicht aus Versehen passiert.

    So viel Nachsicht können jugendliche Ladendiebe sich nur wünschen, denen meist nicht geglaubt wird, dass sie bloss das Bezahlen vergessen haben. Aber na ja, bei Helmut Kohl konnte es ja auch passieren, dass er an Gesetzen vorbei einen Koffer mit zig Millionen Mark bekam und die Spender nicht nennen konnte.

    Ich hoffe mal, bei der Luca App waren keine Koffer involviert.

    • @jox:

      Koffer vielleicht nicht, aber ca. 20 Mio. sind schon geflossen. Soviel wie für die Corona-App und damals war der Betrag massiv in der Kritik, wenn ich mich recht entsinne. Unterm Strich ist es mir egal, wenn jemand Geld verdient und es uns dazu noch hilft. Aber alles was ich zu der App so mitbekomme, ist es vor allem viel heiße Luft. Ich hoffe trotzdem, dass die App ein Erfolg wird. Vielleicht wird dann irgendwas mal besser.

  • Deutschland, du Land der Bedenkenträger. Überall sieht man nur Gefahren und wenn etwas nicht 150% sicher ist kommt es nicht in Frage.

    • @charly_paganini:

      Also ich wäre schon mit 100 % zufrieden...

  • lucatrack.de/

    Ohne Worte :-|

    • @tomás zerolo:

      > lucatrack.de/

      Total gruselig.

      Und dass die Polizei die Gästelisten von Restaurants abgreift, um damit Ordnungswidrigkeiten zu verfolgen, ist nicht hypothetisch, das ist erwiesen.

      www.zeit.de/gesell...et-datensicherheit

      www.zdf.de/nachric...n-polizei-100.html

      www.tagesschau.de/...n-polizei-103.html

      Diese Leute... die Leute die das machen, wissen nicht mal, wie viel Schaden sie damit anrichten. Jedes Vertrauen in Datenschutz für Kontaktverfolgungsdaten ist damit haltlos geworden. Denen ist das Gemeinwohl anscheinend piepegal.

      Wenn es ein exzelentes Beispiel mehr gebraucht hätte, dass, wir "Privacy by Design" brauchen, und Daten, die für einen Zweck nicht nötig sind, gar nicht erst gespeichert werden dürfen, dann ist dies das, was fehlte.

      • @jox:

        Was haben die Gästelisten in Restaurants mit der Luca-App zu tun? Und warum sollte eine Gästeliste nicht genutzt werden, wenn Personen, die Ordnungswidrigkeiten/Straftaten begangen haben und auf den Listen zu lokalisieren sind, idenzifiziert werden können. Ich kann das Thema "Datenschutz" nicht mehr hören. Jeden Tag stellen Millionen von Deutschen ihre intimsten Daten und Berichte in Facebook, Whatsapp, etc., sie machen Online-Banking oder kaufen online ein, wo sie auch ihre persönlichen Daten preisgeben. Irgendwann wird es langweilig, wie "Daten" in Deutschland von einem Großteil der Menschen betrachtet werden, als handle es sich um eine heiligen Kuh oder geheimnisvolle Information, die ja nicht ans Tageslicht kommen soll. Mittlerweile glaube ich, dass viele sog. Datenschützer unter einem verschwörungstheoretischen Syndrom leiden.

        • @Jossi Blum:

          Zitat:



          "Jeden Tag stellen Millionen von Deutschen ihre intimsten Daten und Berichte in Facebook, Whatsapp, etc., sie machen Online-Banking oder kaufen online ein, wo sie auch ihre persönlichen Daten preisgeben. "

          Klingt in etwa so: Datenschutz ist dann glaubwürdig, wenn man auch kein Online-Banking und desgleichen benutzt.

          Ansonsten: Ich selber verwende ein gerootetes Handy mit F-Droid und Mastodon statt Twitter. Trotzdem wäre ich gezwungen, Luca zu installieren - gehe somit zum Hausarzt. Im Grunde wird dem Verbraucher kaum eine andere Alternative gestellt. Oder sie werden nur mit großem Aufwand verbunden.

          Weiterhin, und das las ich aus einem vorherigen Kommentar: Natürlich ist Deutschland in Sachen Digitalisierung lahm. Aber ist das wirklich die Schuld der Datenschützer? Weil Vodafone, O2 oder Telekom sich weigern, den Netzausbau mit Glasfaser zu beschleunigen, des Profils wegen?



          Und auch hier wieder: Wir sind auf O2, Telekom oder Vodafone alternativlos angewiesen.

          Und zuletzt: Diese Datenschützer, die meckern, sind oftmals aus der älteren Generation, so ab 30-40 aufwärts. "Damals" war das Internet noch lange nicht so kommerzialisiert, wie heute. Damals gab es lediglich viel Porn, ich erinnere mich gerne an 1993 und der künstlerischen Bilderflut aus den "Animaniacs", und man hat extremst auf Malware oder Spyware aufgepasst.



          Heute hat sich der Zeitgeist besonders in Deutschland gehalten: Spyware wird immer noch verteufelt. Zurecht.