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Linke und der politische IslamGefährliches Schweigen

Der Islam gehört zu Deutschland, aber wie steht es mit dem Islamismus? Die Linke in Deutschland muss aufpassen, hier kein Tabu entstehen zu lassen.

Wohnt hier der politische Islam? Die Ditib-Moschee in Duisburg-Marxloh Foto: dpa

W ir müssen über den politischen Islam reden. In Teilen der Linken ist Islamismus ein Tabuthema geworden. Aus Angst vor antimuslimischem Rassismus schweigt man. Oder behauptet, der „Islamische Staat“ (IS) habe nichts mit dem Islam zu tun. Oder man weicht aus, sagt, dass auch die Muslime unter dem IS gelitten hätten – was natürlich stimmt. Doch es stimmt auch, dass der IS sich und seine Verbrechen islamisch (aus Koran und Hadithe) legitimiert.

Wir haben ein Problem, wenn man beim 11. September nur noch die darauffolgende antimuslimische Stimmungsmache beklagt, nicht aber, dass 2.996 Menschen ums Leben gekommen sind. Wir haben ein Problem, wenn ein Mann auf einer Brücke in London ein Messer zückt und sich dabei auf den IS bezieht, wenn wir danach nicht über den politischen Islam reden.

Oft wird argumentiert, der Islamismus sei nur eine Reaktion auf den Kolonialismus. Was nicht stimmt, denn schon vor der Kolonialzeit, in der Feudalgesellschaft, also noch vor dem Kapitalismus, wurden im Namen des Islams Massaker an Ezîd*innen und Alevit*innen verübt.

Vielfach wird auch argumentiert, dass es ja nur ein paar einzelne Radikale seien, dass die Mehrheit der Muslime friedlich sei – auch das stimmt. Aber islamistische Gewalttaten sind in ein ideologisches Umfeld eingebettet.

Gesetzliche Diskriminierung

Und Diskriminierung kommt nicht nur von islamistischen Randgruppen, sondern ist mancherorts gesetzlich und gesellschaftlich verankert: Die Alevit*innen werden, weil sie keine Muslime sind, noch heute in der Türkei von staatlicher Seite diskriminiert und nicht anerkannt. Ezid*innen wurden, weil sie keine Muslime sind, 2014 in Shingal nicht nur von den IS-Kämpfern, sondern auch von ihren muslimischen Nachbarn verraten und ermordet.

Der politische Islam ist gut vernetzt: Von der Türkei finanzierte Moscheen wie Ditib agieren wie Franchise-Unternehmen, die ihre Ideologie nach Deutschland exportieren. Islamistische Lehrer werden auf YouTube, Twitter, Facebook und auf der Straße verbreitet. Die internationale Bewegung Milli Görüş hängt ebenfalls mit der türkischen Regierungspartei zusammen.

Dann gibt es noch eine Reihe berühmter Persönlichkeiten wie YouTube-Star Pierre Vogel und den ehemaligen Linksextremisten Bernhard Falk. Rapper Denis Cuspert pflegte Kontakte zur Berliner Al-Nur-Moschee. Dort predigten in der Vergangenheit Dschihadisten die Vernichtung der Juden, während im selben Gebäude Nachhilfeunterricht angeboten wurde. Der politische Islam ist reaktionär, antisemitisch, antifeministisch, queerfeindlich.

Das bedeutet für uns in Deutschland: Die Schweige- und Verharmlosungsreflexe der Linken sind gefährlich, denn zum einen überlässt man das Thema Islamismus reaktionären Kräften für deren Narrative – zum anderen ignoriert man die Opfer, die der politische Islam weltweit fordert. Der Islam gehört zu Deutschland, nicht aber der Islamismus.

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Ronya Othmann
Kolumnistin
Kolumnistin, Autorin, Lyrikerin und Journalistin. Schreibt zusammen mit Cemile Sahin die Kolumne OrientExpress
Cemile Sahin
Künstlerin
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59 Kommentare

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  • [...]

    Kommentar gelöscht. Bei Fragen oder Anmerkungen zur Moderation wenden Sie sich bitte an kommune@taz.de

  • Jemand aus Algerien sagte mir (aus Deutschland) mal:"Die Islamisten sind unsere Nazis". Insofern kann ich den Artikel vertstehen. Gibt ja bei uns auch den politischen Nationalismus, und der hat zumindest in Europa, so wie ich das sehe eine größere Tragweite als der politische Islamismus und insofern wird da hier halt bei Linken weniger diskutiert.

  • Der Begriff "politischer Islam" ist imho ein rassistischer Begriff. Er subsumiert alle politisch gefärbten Strömungen im Islam in der Schublade des Fundamentalismus. Auch liberale, linke, feministische und andere demokratischen Konzepte.

    • @Rudolf Fissner:

      Dann würden sie den Opus Dei auch nicht als politischen Katholizismus bezeichnen?



      Es gibt in jeder Religion Strömungen welche die Trennung von Staat und Kirche nicht akzeptieren.

      • @Suchender:

        Wie kommen Sie auf diese „Dann glauben Sie auch an den Weihnachtsmann“-Schlussfolgerung? Natürlich gibt es auch ein politisches Christentum.

    • @Rudolf Fissner:

      Islam ist kein "rasse", nur eine religion. Ich bin auch gegen den salafisten in Bosnien, und sie sind als weisse als ich oder dich. Und sie singen naschid in serbo-kroatisch, das auch ein weisses sprache ist. Wir haben ein selbhassproblem in TEIL des linkes (Nicht in Die Linke :p). Menschen in westen haben fehlere gemacht, ja, ALS alle menschen in der welt. Dass meint nicht das unser kultur ist nicht gut. Unterstutzung ein reaktionärisches religion ist ein fehler, als es ist ein fehler das die heutige rechte ist mit der neoliberalismus sehr freundlich in staaten als Frankreich, zb. Und ich bin rechts, und demokrat, und nicht kapitalist, UND eines stärkes unterstützer des welfare state.

      • @Carles Manric i Peris:

        Teile der Rechtsextremisten (und andere) sind schon länger weg vom biologistischen hin zum kulturellen Rassismus, weil ersterer wissenschaftlich nicht zu halten und in einer modernen Demokratie, insb. mit NS-Vergangenheit, nicht mehrheitsfähig ist. Kultureller Rassismus hingegen schon. Da gliedert sich der antimuslimische Rassismus ein (Islamfeindlichkeit und Islamophobie greifen m.E. zu kurz). Es wird ja nicht nur die Religion angegriffen, sondern auch ihre Angehörigen sowie vermeintliche Angehörige, die wie Moslems aussehen (oder aus einem entsprechenden Land kommen). Den Begriff Rassismus zu verwenden, empfiehlt sich auch, da es weiterhin auch um Herrschaftsstrukturen geht und keinesfalls um einen akademischen, theologisch geprägten, Diskurs geht.

      • @Carles Manric i Peris:

        Natürlich ist der Islam keine „Rasse“. Es gibt keine Rassen. Aber Rassismus! Und die Reduzierung aller politischen Strömungen auf den Islamismus ist solch einer.

    • @Rudolf Fissner:

      Politischer Islam ist kein rassistischer Begriff, sondern eher eine Tautologie. Der Islam hat von Anfang an Religion, Staatswesen, Politik nicht getrennt. Es gibt vier Rechtsschulen im Islam, Recht und Religion sind nicht zu trennen.



      Die von Ihnen angeführten liberalen, linken und feministischen (aber auch da die Frage was unter Feminismus verstanden wird, ist ja kein copyright) Muslime/as würden der Autorin garantiert ( 100 %) zustimmen. Denn sie stellen das patriachalische Rchtssystem massiv in Frage. Mit der Folge, dass gerade die liberal orientierten Muslime unter den konservativen zu leiden haben und z.T. bedroht werden. Sowie Seyran Ates, die Personenschutz benötigt.

      • @Bär Lauch:

        ichsachmaso: der monotheismus "hat von Anfang an Religion, Staatswesen, Politik nicht getrennt". so gesehen ist islam nicht besser+nicht schlechter als juden+christentum - um's mal auf die sog. abrahamitischen religionen zu beschränken.



        darüber, wie gut in den heutigen christlichen staaten diese trennung gelingt, darf gestritten werden. zu Israel äußere ich mich jetzt lieber nicht, sonst kriegt der Jim Hawkins nen herzkaschperl.

        • 8G
          88181 (Profil gelöscht)
          @christine rölke-sommer:

          Nur zu, ich habe meine Tabletten schon genommen.

          Ein paar schräge Vergleiche halte ich schon aus.

  • Wie sagte Manuellsen über Deso Dogg aka Denis Guspert: Es ist schon verdammt hart als Schwarzer in einer türkisch und arabisch geprägten Stadt wie Berlin aufzuwachsen:D

  • Der Appel der Autorin ist sehr wichtig und sie hat recht, in vielen Bereichen ist das Schweigen von Linken gefährlich für den gesellschaftlichen Diskurs und sie tragen mit ihrem Wegschauen eher zu einer Spaltung der Gesellshaft mit bei. An dieser Stelle ist die sog.postkolonial argumentierende Linke gemeint, die sich jeglicher berechtigter Kritik an den problematischen Dimensionen des Islam verweigert. Diese schweigt nicht nur, sondern Kritiker werden leichtfertig des Rassismus verdächtigt. Insbesondere bei Frauenthemen ist das offensichtlich, da in keiner Version (bis auf die von einer Minderheit getragenen liberalen) Frauen rechtlich gleichgestellt sind. (kann man auch in den entsprechendne Verbänden hier im Land überprüfen). Dabei übersieht diese Linke auch, dass im Islam Religion und Recht untrennbar verwoben sind. Die Auswüchse insbesondere im Straf- und Familienrecht sind im Iran zu sehen. Aktuell wird dort die Protestwelle maßgeblich von Frauen getragen , von den jüngeren westlichen Feministinnen bekommen sie kaum Unterstützung. Ein großer Teil der jüngeren Netzfeministinnen schweigen auch hier und schauen weg. Dies läßt sich an der Kopftuchdebatte für Kinder (nicht gemeint für erwachsene Frauen!) gut beobachten. Diese indirekte Unterstützung von archaischen und patriachalischen Strukturen und gleichzeitig feministisch zu sein, kann mir jemand erklären, wie frau diese Dissonanz für sich löst? Meine Antwort: Das geht nur durch Ausblendung von Aspekten, die ins eigene Weltbild nicht passen oder man_frau greift andere an (in diesem Fall Kriktiker als Rassisten beschimpfen).

  • Die Linke (ok, ein weites Feld) tut sich schwer mit Kritik an Fehlern und problematischen Tendenzen bei Angehörigen/Communities welche dem herkömmlichen Bild der deutschen Gesellschaft nicht oder nur teilweise entsprechen (können). Man hat Angst vor dem Rassismusvorwurf und auch vor Vereinnahmung durch AfD & Co. Not tut eine offene Diskussion zwischen Linken und diesen Communities über Kritikform, die positiv verändernd wirkt und der Rechten die Räume für Hetze beschneidet.

  • Danke für diesen wichtigen Kommentar!

  • Das absurde ist doch, dass Leute, die im Hinblick auf die Kirchen, insbesondere die katholische, absolut sensibel sind und überall Missbrauch, politische Beeinflussung und geistige Bevormundung wittern, denen Kritik an den Kirchen gar nicht beißend genug sein kann, beim politischen Islamismus völlig unkritisch sind. Da wird die Hidjabträgerin tatsächlich noch als befreite Frau bejubelt, obwohl nun wirklich jeder zugeben muss, dass die Prämissen des Verschleierungsgebotes im Islam frauenfeindlicher, patriarchalischer Quatsch sind. Wenn die Kebekus so tut, als sei die katholische Kirche in Deutschland im 21. Jahrhundert noch eine Art geistige Großmacht und Späße über sie mutig, wird brav gelacht und das verteidigt. Weist Susanne Schröter darauf hin, dass sich empirisch belegen lässt, dass das Kopftuchtragen nahezu immer am Beginn einer dramatischen Abwärtsspirale in punkto Frauen- und Menschenrechte stehe, wird das nicht reflektiert oder gar als "antimuslimischer Rassismus" verschrieen.



    Auf dem grünen Auge blind, sozusagen.

    Genau diese offenkundige und unerklärliche Inkonsequenz vieler Linker nützt dann den Rechten, für die nicht nur Islamismus bzw. die frauenfeindlichen und gewaltlegitimierenden Aspekte des Islams kritikwürdig sind, sondern gleich die gesamte Religion und jede/r ihrer AnhängerInnen.

  • die linke ist für einen säkularen staat in dem religion und politik getrennt sind und in dem alle menschen die gleichen rechte haben.



    das universale moralgesetz ist mit dem licht der natürlichen vernunft erkennbar.



    eine vernunftwidrige interpretation irgendeiner religion ist eine falsche und zu kritisierende interpretation.

  • 0G
    09617 (Profil gelöscht)

    Der Islamismus ist ein Produkt des Islams wie die radikalen Evangelisten ein Produkt des Christentums sind. In beiden spielt der Teufel eine grosse Rolle und dass die Erde von allem Bösen befreit werden muss, dass nur die Gläubigen in den Himmel kommen und die Ungläubigen in ewiger Verdammnis schmoren müssen. Die praktischen Konsequenzen dieser Denkweise sind höchst politisch, denn sie haben Terror und Krieg verursacht hier und im Nahen Osten. Deshalb muss man sich damit auseinandersetzen und solche Idiologien bekämpfen, ohne falsche Rücksichtnahme.



    Der Relativismus der linken Mitte und das begleitende Rassismusgeschrei, die Verteufelung jeglicher Kritik an dem Islam, der wie erwähnt, ja die Hauptquelle des Islamismus ist, dient nur dazu, sich nicht mit der sozialen Frage auseinandersetzen zu müssen. Denn für die radikale Mitte exestiert diese ja gar nicht.

    • @09617 (Profil gelöscht):

      Nicht mitte, aber was ich heisse als die PSEUDO-LINKE oder neue linke.

  • Ja, aber bitte erinnere Dich daran, dass hundert tausende von Muslimen im Krieg gegen den Terror gestorben sind –– und davor unzählige Muslime in den Stellvertreterkriegen des Kalten Krieges.

  • Frau Othmann spricht anfangs noch von "Teilen der Linken" später dann ganz allgemein von den Linken, die Islamismus verharmlosen. Dem möchte ich widersprechen. Linke würden niemals ein frauenfeindliches und mittelalterliches Menschenbild in Ordnung finden. Die Verharmloser des Islamismus kommen aus der radikalen Mitte, denen es ausschließlich um die Deutungshoheit geht und kein Interesse daran haben, sachlich über die Gefahren des Islamismus mit der begleitenden Parallelgesellschaft zu diskutieren. Diese Realitätsverweigerer haben mit links nichts am Hut. Ich würde diese Leute eher RassismussucherInnen nennen, die sich gerne selbst vergötzen, indem sie bei den anderen das Böse sehen. Eine typisch bürgerliche bzw. kleinbürgerliche Verhaltensweise.

    • 8G
      88181 (Profil gelöscht)
      @Rolf B.:

      Nehmen wir statt "verharmlosen" "beschweigen".

      Die Aufstände im Iran? Ich wüsste keine nennenswerte Äußerung von Linken dazu.

      Außer dem üblichen Irrsinn, den die Machthaber selbst behaupten, die Aktionen wären von außerhalb gesteuert.

      Unterdrückung der Frauen, massiv und seit Jahrzehnten. Körperstrafen und Haftstrafen wegen Verstößen gegen die Kleidungs-Vorschriften.

      Westliche Linke? Banane.

      Hinrichtungen, Hinrichtungen, Hinrichtungen. Öffentlich an Baukränen, an Minderjährigen, Homosexuellen vollstreckt.

      Immer und immer und immer wieder.

      Der Linken? Fällt nichts dazu ein.

      IDF-Soldat tritt Palästinenser auf den Fuß.

      Und es geht los.

      • @88181 (Profil gelöscht):

        Es gibt nach meiner Wahrnehmung in DE keine offizielle linke Organisation, die z.B. zu Iran etwas sagen könnten. Die Linke ist tot. Zumindest was die veröffentlichte Meinung angeht. Ich kenne ganz persönlich einige Linke, die das genau so sehen wie ich.



        Aus verschiedenen Grünen ist es in Deutschland schwer, jenseits rechter Propaganda Kritik am Islamismus zu äußern, weil -ebenfalls aus verschiedenen Gründen- die radikale Mitte aus im Wesentlichen erzieherischen Gründen keine Diskussion darüber haben will. Ebenso wenig z.B. auch über den überproportionalen Anteil von Flüchtlingen an bestimmten Kapitalverbrechen, die womöglich etwas mit einer archaischen kulturellen Prägung zu tun haben.



        Schon meine Fragestellung in einem anderen Kommentarbereich hier in der taz, was aus den sehr vielen tausend jungen Flüchtlingen geworden ist, hatte sofort zur Folge, diese Frage in den rechtsradikalen Rand zu schieben. Dass ich mich durch solche Vollpfosten nicht einschüchtern lasse, liegt daran, dass für mich alle Menschen gleich sind und es für mich keine POCs gibt. Es gibt aber gefährliche Überzeugungen. Z.B. die der Islamisten oder die der Rassisten.

        • 8G
          88181 (Profil gelöscht)
          @Rolf B.:

          Jede Linke und jeder Linke kann etwas zum Iran sagen. Und sei es nur hier in diesem Forum.

          Auf Kritik am Islamismus zu verzichten, das kann einem auf die Füße fallen. Denken Sie an die jungen wilden Demokratinnen in den USA oder auf eine Art an Corbyn.

          Das mit dem Anteil von Flüchtlingen an bestimmen Verbrechen muss natürlich gründlich untersucht werden. Weil solche Dinge schnell Wasser auf die falschen Mühlen sind.

          Wobei, diese Mühlen laufen ja schon lange wie geschmiert.

          Generell würde ich sagen, dass Kritik an menschenfeindlichen Ideologien immer wichtig und richtig ist.

      • @88181 (Profil gelöscht):

        Muss man sich als Linker outen wenn man gegen so etwas ist?



        Und by the way: Sind Sie kein Linker, wenn sie diese üblen Misstände kritisieren?

        • 8G
          88181 (Profil gelöscht)
          @Rudolf Fissner:

          Nein und nein.

          Aber die anderen äußern sich ja auch nicht. Nicht einmal die Feministinnen. Die scheren sich einen Teufel um ihre gequälten Schwestern.

          Es ist ja Konsens bis in Regierungs- und Wirtschaftskreise, diese Zustände zu ignorieren oder zu relativieren.

          Menschenrechte haben keine politische Farbe.

          Bei Braun ist es allerdings anders: Die lehnen sie ab.

    • @Rolf B.:

      Entschuldigen Sie, aber das erinnert mich an das Argument, dass Linke gar nichts Schlechtes machen können, denn dann wäre es nicht links.



      Was ist denn für Sie die "radikale Mitte"? Die CDU kann ja nicht sein ;-)

      • @Emmo:

        "Was ist denn für Sie die "radikale Mitte"? Die CDU kann ja nicht sein ;-)"

        Die radikale Mitte ist der Teil des Bürgertums, der für sich beansprucht, genau zu wissen, was gut und was böse ist. Selbst kleinere Abweichungen nach links und rechts werden verteufelt, links und rechts aus taktischen Gründen sogar oft gleich gesetzt.



        Die radikale Mitte hat das Glück, dass die Ideologie der radikalen Mitte, grüner Kapitalismus, Marktregulierung, Wachstum, Individualisierung und Entsolidarisierung, verbunden mit einem gewissen Sozialdarwinismus, von weiten Teilen der Medien geteilt wird.



        Die radikale Mitte ist quasi die Speerspitze der neoliberalen Ideologie, deren Kritiker heftig attackiert werden. Die radikale Mitte sieht in der nationalistischen Klimapolitik die Chance, durch Preissteigerungen über den Markt Druck auf den Teil der Bevölkerung auszuüben, der keine materiellen Reserven hat und somit ihren Anteil am CO2 Ausstoß minimiert, sofern das überhaupt möglich ist.

        • @Rolf B.:

          Diese "radikale Mitte", so wie Sie sie beschreiben, verharmlost den Islamismus bestimmt nicht, eher im Gegenteil (was ihnen den Vorwurf des Rassismus einträgt).



          Und wenn Linke Häuser anzünden, ist es auch nicht besser, als wenn Rechte Häuser anzünden. In genau diesem Fall (!) ist eine Gleichsetzung durchaus gerechtfertigt.

      • @Emmo:

        Naja, das ist doch das klassische Argument, was einem die eigenen Leute in der Wissenschaft gerne mal bestätigen:D

  • In Solidarität mit Rojava und



    in Solidarität mit den Massenprotesten in einigen arabischen Ländern, Iran und Lateinamerika



    gibt es hier zwei Kundgebungen und Aktionen:



    endofroad.blackblo...ive/8818#more-8818



    Menschenkette für Rojava in Bremen, das war am 14.12.2019 und am 17.12.19 wird es eine Kundgebung geben:



    endofroad.blackblo...ive/8802#more-8802



    Linker Protest gegen Unterdrückung egal in welchem Gewand. v.a. gegen die iranischen Milizen im Irak.



    Das Politische ist Persönlich - das drückt gerade die soziale Bewegung im Libanon aus: sie wollen ein Ende des Proporz-Klientelismus und als Individuen nicht mehr einem Clan zugeordnet werden.



    Genau das gründet sozialen Zusammenhalt neu.

  • Es ist Fakt, dass die Linke sich hier bei Menschen anbiedert, die erstens konservativ und zweitens mit großer Wahrscheinlichkeit auch noch national gesinnt sind.



    Das sieht man daran, dass sie im



    Tragen von Kopftüchern in öffentlichen Ämtern Diskriminierung und Berufsverbot sieht: www.freitag.de/aut.../gegen-jeden-zwang.



    Hier zeigt sie sich total Geschichtsvergessen, weil sie nicht zur Kenntnis nimmt, dass die Religion in den letzten Jahrhunderten als bestimmendes Element in der Politik und ihren Institutionen von der Bürgergesellschaft Zug um Zug hinausgedrängt worden ist.



    Gott ist nicht mehr das Maß aller Dinge.



    Eine Zustimmung ist hier gleich ein Rückschritt zurück ins Mittelalter.



    Der Spruch: Religion ist Opium fürs Volk, scheint nie unter Linken ausgesprochen worden zu sein. Das kann ich nur als Anbiederei werten. Das verstehe wer will, ich nicht.

    • @APO Pluto:

      Es muss selbstverständlich heißen:

      Das sieht man daran, dass sie im Verbot vom Tragen von Kopftüchern.......

  • Was ist am Hass islamisch?



    Es wird vieles kultiviert.



    Was an Gemeinheit typisch chinesisch?



    Ist Verlogensein typisch deutsch?

    Welche Linken schweigen zum Islamismus? Die Rätekommunisten oder die attac-AG genug für alle?



    Wie sollen sie sich festlegen, wenn sie nicht mehr schweigen?



    Ich habe großen Mut zur Wahrheit.

  • Ohne genaue Kenntnisse machen



    viele Leute Personen, die sich zum Islam bekennen zu Islamisten.



    Selbstverständlich können Personen nicht allein am Äußeren zugeordnet werden.



    Es ist abgrenzbar. Ich versuche es so:



    Islamisten sind Leute, die ihre Werteordnung als höherrangig als die des Grundgesetzes einstufen, also die politische Welt solle sich der religiösen unterordnen.



    Ansonsten gilt übrigens allen Moslems auch das Gebot "Und bist Du in einem fremden Lande, so befolge die Regeln und Gesetze der dortigen Obrigkeit."



    Das hat leider zur Folge, dass viele Muslime gar nicht protestieren, gegen die ungerechten Strukturen, die sie erleben.



    Eigentlich geht es darum soziale Kämpfe gemeinsam zuführen. Löhne, Arbeitsbedingungen und Miete / Wohnverhältnisse gemeinsam gerechter zu gestalten.

    Politisch ist der Islam schon von vornherein:



    es gibt einige Begriffe, die sich auf gesellschaftliche Ordnung und Gerechtigkeit, Regelungen öffentlicher Pflichten etc. beziehen, im Koran und in den Hadithen.



    Maslaha heißt: von öffentlichem Interesse, oder auch Al-Maslaha "Das Gemeinwohl."



    Asabya / Asabiyyah ist eine Form der verwandtschaftlichen Solidarität auf der Basis der Reziprozitätsnorm/ auf Gegenseitigkeit.



    Hier gibt es viel mehr zu sagen.



    Wichtig:



    politisch/ sozial war in islamischen Ländern vieles, gewohnheitsrechtlich.



    politischer Islam/ Islamismus heute artikuliert sich im Konflikt mit der Despotie des modernen Staates, zuhause und gegen den Westen.

    Ich kenne niemand in der linken Szene meiner Stadt, die mit Islamisten Kontakte hat. Aber sehr wohl viele, die den Erfolg im Kampf gegen den IS feiern "Kobane" und sogar meinen Assad sei gerecht/ besser - haben keine Ahnung. Linke sind gegen Religionen.

  • Prinzipiell würde ich zustimmen. Aber diese verschwommene Begriffswelt muss ich ablehnen. Was soll "politischer Islam" sein? Dieser Begriff ist unsinnig. Als Synonym zu Islamismus taugt er nicht. Und er wird nur zu gern von antiislamischen Kreisen gebraucht. Aber natürlich können und sollen auch Muslime aus ihrem muslimischen Selbstverständnis heraus politisch aktiv sein dürfen. Es wäre fatal, das mit Islamismus in einen Topf zu rühren.



    Und dieser ganze "gehört zu"-Kram. Die Aussage, der Islamismus gehöre nicht zu Deutschland, verkennt doch: Solche Ideologien gehören nirgendwo hin.

    • @Laurenz Kambrück:

      Politischer Islam bzw. politischer Islamismus ist der Versuch, bestimmte reaktionäre Vorstellungen des Islam auf politischem Wege für die ganze Gesellschaft zu implementieren oder sie zumindest auf politischem Wege für alle Muslime verpflichtend zu machen. Also nicht etwa quietistisches, unpolitisches Leben der eigenen reaktionären religiösen Vorstellungen (à la Amish), ohne andere zu behelligen, sondern der Versuch, sie auch für andere durchzusetzen. Etwa, in dem Ausnahmen für den Sport- und Schwimmunterricht für Mädchen gefordert werden.

  • RS
    Ria Sauter

    Ich bin sprachlos angesichts des wahren und wichtigen Beitrags!



    Das sind die selten gewordenen Sterstunden in der TAZ.



    DANK an die Autorinnen.

  • Die offizielle politische Linie, Saudi Arabien, einen der größten Verbreizer des strikten Wahbitismus und des politische Islams, als strategischen Partner zu sehen, ist bei weitem wirksamer als es jedes linke Schweigen sein kann.

    Katar, ein ebensolcher Staat wird mit Sportwettbewerben überhäuft.



    Auch hier sorgt die liberale Weltgemeinschaft für ein positives Image des politischen Islam.

    Nur das wird nicht wirklich thematisiert.

  • Was ist der Unterschied zwischen Islam und politischem Islam?

    • 0G
      07954 (Profil gelöscht)
      @Franz Muller:

      Islam umfasst alle Gläubigen Menschen, beim politischen Islam handelt es sich um Sektierer die Freiheit Menschenrechte und Rechtsstaatlichkeit abschaffen, wenn an der Macht.



      Schon ein grosser Unterschied

    • 8G
      88181 (Profil gelöscht)
      @Franz Muller:

      Ich würde sagen, politischer Islam ist ein Synonym für Islamismus.

      Kurz gesagt, ein Gegenmodell zur säkularen Moderne, das die Macht erobern will.

    • @Franz Muller:

      Ihre Frage zeigt die Problematik auf. Traditionell hat der Islam nicht nur den Anspruch Religion zu sein, sondern ist verwoben mit der Staatsform: al-Islam din wa-daula (Islam ist Staat und Religion). Die Familien- udn Strafgesetzgebung bezieht sich in allen Staaten mit Islam auf die Sharia (ausser Türkei), das ist nicht getrennt. Als Chomeinie im Iran den Gottesstaat ausrief (in Paris verkündete er den Linken , er werde einen demokratischen Staat schaffen und sie glaubten ihm ganz naiv, hätten sie sein Buch : "der islamische Staat gelesen" wäre ihnen das Grausen gekommen), hat er als erstes die Sharia umgesetzt und den Frauen jede gesetzliche Gleichberechtigung entzogen. Diese Naivität gegenüber dem konservativen Islam durchzieht die postkoloniale linke (und auch netzfeministische) Politik. Ich habe in vielen Gesprächen die Erfahrung gemacht, dass Teile diser Linken keine vertieften Kenntnisse über den Islam haben, sondern eher so aus dem Bauch udn ihrem festgefügten Weltbild heraus argumentieren. Diejenigen , die sich damit inhaltlich auseinandersetzen werden dann leichtfertig als Rassisten denunziert.

  • Der "politische" Islam ist nicht halb so gut vernetzt, wie die Römisch Katholische Kirche mit Sitz im Vatikan.



    Und wieso soll die Verbundenheit böse sein?



    Und wann wird ein Glaube politisch?

    Wenn unser Pfarrer Nächstenliebe und Barmherzigkeit gegenüber Flüchtlingen predigt dann scheint es vielen, insbesondere den schlauen Linken nicht als politisch motiviert zu sein. Wenn aber der selbe Pfarrer predigt, Frauen sollten sich mehr um den Haushalt und Kinder kümmern, dann wird diese Ansage von den schlauen Linken, als eine böse Ansage gewertet und als politischer Katholizismus etikettiert.



    Ab wann wird den eine Religion politisch? Und wer bestimmt das?

    Für mein dafürhalten, gibt es einen politischen Islam so wenig wie es Ehrenmorde gibt. Diese subjektiven Zuschreibungen wie etwa politisch, frauenfeindlich, menschenfeindlich usw. dient lediglich dazu, um eine Gruppe insgesamt pauschal abzuwerten, um sich selbst daran aufzugeilen, vermeintlich was Besseres zu sein.

    • 8G
      88181 (Profil gelöscht)
      @Nico Frank:

      Nun ja, es gibt kein Land in dem der politische Katholizismus regiert, sieht man einmal vom Vatikan-Staat ab.

      Der Iran hingegen wird vom politischen Islam oder Islamismus regiert mit den bekannten Folgen.

      Körperstrafen, Folter, massive Unterdrückung der Frauen.

      Keinerlei politische Freiheiten, keine Menschenrechte.

      Das ist Islamismus. Wie bei der Hamas, der Hisbollah, dem Jihad, in Saudi-Arabien und einigen anderen Ländern.

      Verbunden oft mit einer aggressiven Politik nach außen um den Herrschaftsbereich zu erweitern und um dem ewigen Ziel Israel zu vernichten, näherzukommen.

      Letztendlich kennt der Islam keine andere Herrschaft. Die Trennung von Kirche und Staat im westlichen Sinne ist ja nicht vorgesehen.

      • @88181 (Profil gelöscht):

        Saudi-Arabien arbeitet eng mit Israel gegen den Iran zusammen. Den Saudis geht es nur darum, dem Iran zu verwehren, der regionale Hegemon zu werden. Mit Islamismus hat das wenig zu tun; der Islam wird da nur genutzt, um die Bevölkeung bei Stange zu kontrollieren. Ansonsten würde die Königsfamilie ein etwas anderes Image pflegen.

        • 8G
          88181 (Profil gelöscht)
          @Devil's Advocate:

          Dennoch ist es so, dass die Scharia mit all ihrem Horror gilt. Und das ist eben islamistisch, ich wüsste nicht, wie man das sonst nennen sollte:

          de.wikipedia.org/w...e_in_Saudi-Arabien

  • Vielen Dank für die klaren und wichtigen Worte!

  • Ronya Othmanns differenzierte Artikel gehören zu den besten in der TAZ - es gibt noch Hoffnung.

  • Der 11. September eignet sich nicht besonders gut, um über die Gefahren des Islamismus aufzuklären. Die Unzahl an Verschwörungstheorien hat die Anschläge in den Augen vieler entwertet und entdämonisiert.

    Ausserdem hat es vor allem Banken, Versicherungskonzerne und Rechtsanwaltskanzleien getroffen, die man als Linker nicht bemitleidet oder verteidigt.

    Passender wäre beispielsweise der islamistische Terroranschlag auf eine Grundschule in Beslan:



    de.wikipedia.org/w...elnahme_von_Beslan

    Dabei starben 2004 mehr als 300 Menschen, darunter viele Kinder. Bilder aus der Turnhalle, in der mehr als 1000 Menschen tagelang bei brütender Hitze ohne Wasser als Geiseln gehalten in später in die Luft gesprengt wurden und Bilder aus der provisorischen Leichenhalle, wo die teilweise verbrannten und verstümmelten Kinder identifiziert wurden, hat man in den deutschen Medien leider nicht gezeigt, sonst wäre dies längst ein Thema geworden.

    • @Elroy Banks:

      "Ausserdem hat es vor allem Banken, Versicherungskonzerne und Rechtsanwaltskanzleien getroffen, die man als Linker nicht bemitleidet oder verteidigt."

      Was für einen zynischen Scheiss, den Sie hier absondern. Ein Linker nach Ihrer Vorstellung möchte ich bestimmt nicht sein.

    • @Elroy Banks:

      "Ausserdem hat es vor allem Banken, Versicherungskonzerne und Rechtsanwaltskanzleien getroffen, die man als Linker nicht bemitleidet oder verteidigt."

      "Bilder aus der provisorischen Leichenhalle, wo die teilweise verbrannten und verstümmelten Kinder identifiziert wurden, hat man in den deutschen Medien leider nicht gezeigt"

      Sie sind nicht zufällig ein Soziopath?

      • @Devil's Advocate:

        Ich finde durchaus nicht, dass diese Aussage irgendwie einer Netiquette entspricht.



        Vielmehr wird der Devil's Advocate ausfällig, da Sachverhalte angesprochen wurden, die zwar wahr, aber ihm nicht genehm sind.

    • @Elroy Banks:

      "Ausserdem hat es vor allem Banken, Versicherungskonzerne und Rechtsanwaltskanzleien getroffen, die man als Linker nicht bemitleidet oder verteidigt."

      Ziemlich kruder Satz. Zum einen haben auch Linke z.B. Girokonten und Lebensversicherungen und nehmen bei Bedarf anwaltliche Hilfe in Anspruch.

      Zum anderen: sie meinen sicher die CEOs und andere Absahner in den Konzernen. Diese wurden am 11. September aber nicht getroffen. Zum einen fliegen diese sowieso nur in Privatjets zum anderen war es noch zu früh am Tage als das sie sich im WTC aufgehalten hätten.

      Getroffen wurden fast ausschließlich Menschen "wie du und ich". Normalverdiener, die lediglich ihren Tagwerk nachgingen.

  • 8G
    88181 (Profil gelöscht)

    Gut gesprochen.