Russland und Syrien: Alte Partnerschaft

Während sich Europa wegduckt, trumpft Russland in Syrien groß auf. Die Verbindung der beiden Länder reicht weit zurück.

Wladimir Putin im profil, im Hintergrund ein Flugzeug und Soldaten

Der russische Präsident 2017 auf einer Militärbasis in Syrien Foto: ap

Seit neun Jahren Krieg in Syrien. Dabei vergisst man manchmal, wo der Krieg hergekommen ist. Viele Faktoren spielen dabei eine Rolle. Syrien ist zum geopolitischen Schlachtfeld geworden: Türkei, USA, Iran, Russland, alle sind mit dabei. 2011, ganz am Anfang aber, stand mit dem Arabischen Frühling auch die Hoffnung, die 40-jährige Diktatur der arabisch-nationalistischen Baath-Partei unter der Führung der Assad-Familie zu beenden. Menschen demonstrierten in Syrien für Freiheit, Würde, Demokratie und Menschenrechte.

Russland ist auch schon so lange beim Krieg in Syrien dabei, dass man sich manchmal fragt, wann und mit welchem Interesse Russland eigentlich dazukam. Die Beziehung zwischen Russland und Syrien hat eine lange Tradition. Nach dem Zweiten Weltkrieg, wurde Syrien unabhängig von Frankreich. Syrien und die Sowjetunion versicherten sich von da an, keinen Krieg gegeneinander zu führen. Dadurch konnte die Sowjetunion ihren Einflussbereich in Syrien ausdehnen und einen direkten Zugang zum Mittelmeer sichern, was geopolitisch von Vorteil ist. Als 1963 die Baath-Partei an die Macht kam, verband die beiden Akteure auch noch eine andere Sache: der Sozialismus.

Ab 2015 stieg Russland offiziell in den Krieg mit ein, unterstützte das Assad-Regime bei Luftschlägen gegen Gebiete, die sich vom Regime losgesagt hatten, später auch gegen den IS. Auch jetzt in der Schlacht um Idlib (kontrolliert von Al-Qaida-Ableger HTS und islamischen Milizen), dem letzten nicht von Assad kontrollierten Gebiet in Syrien, ist Russland wieder vorne mit dabei. Die russische Luftwaffe bombardiert dabei auch wieder zivile Ziele. Mehr als 200.000 Zivilisten sind auf der Flucht. Sie fliehen an die Grenze zur Türkei. Der Winter ist längst da. Eine erneute humanitäre Katastrophe passiert vor den Augen der Welt.

Dabei ist die Frage: Warum überlassen die europäischen Länder Syrien Russland?

Despoten bleiben an der Macht

Assad hält sich dank der Unterstützung durch Russland am Leben. Russland baut mal wieder geschickt vor den Augen Europas seinen Machteinfluss im Nahen Osten aus und hat freie Fahrt dabei: die Marine-Basis Tartus im Mittelmeer, den Luftwaffenstützpunkt Hmeimim bei Latakia und den Flughafen im kurdischen Qamischli, jetzt eine Militärbasis, hat sich Russland für die nächsten Jahre schon gesichert. Was bedeutet das für Europa?

Es bedeutet, dass der Nahe Osten weiterhin in den Händen autoritärer Despoten und Diktatoren ist, die weder Achtung vor Menschenleben noch Demokratie haben. Es bedeutet, dass der Massenmörder Assad weiterhin an der Macht bleiben wird. Und solange Assad an der Macht bleibt, werden die meisten Geflüchteten nicht zurückkehren. Es bedeutet, dass Europa weiterhin die Folgen des Krieges trägt. Die Geflüchteten kommen nicht nach Russland, sondern Europa.

Nicht zuletzt waren es auch europäische Werte, für die die Menschen in Syrien 2011 auf die Straße gegangen sind und die Europa im Stich gelassen hat. Es bedeutet auch, dass Despot Putin weiterhin sein Einflussgebiet ausbauen wird, ohne Rücksicht auf Verluste. Was haben diese beiden Männer denn zu befürchten? Nichts. Denn Europa hält sich mal wieder feige raus.

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Kolumnistin, Autorin, Lyrikerin und Journalistin. Schreibt zusammen mit Cemile Sahin die Kolumne OrientExpress

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