Lichtermeer gegen Rechtsruck: Die Demos gegen rechts sind zurück
Ein Bündnis plant am Samstag ein „Lichtermeer gegen den Rechtsruck“ vor dem Brandenburger Tor. Sie wollen ein Signal an demokratische Parteien setzen.

„Wir wollen die Parteien mit unserem Protest in die Pflicht nehmen“, sagt Christoph Bautz, Geschäftsführer der Kampagnenplattform Campact. „Diese dürfen Narrative und Forderungen der Rechtsextremen nicht übernehmen“, sagt Bautz. Zudem helfe es nicht, „nur Sonntagsreden zu halten“. Gerade demokratische Parteien seien beauftragt, zu handeln. Die zukünftige Regierung müsse verfassungsfeindliche Strukturen verbieten und Demokratieinitiativen umfassender unterstützen, so Bautz.
Wie schon zu Jahresbeginn im vergangenen Jahr finden auch in diesem Januar bundesweit zahlreiche Demonstrationen gegen eechts statt. Am 11. Januar versammelten sich rund 15.000 Demonstrierende gegen den Bundesparteitag der AfD im sächsischen Riesa. In Hamburg demonstrierten am vergangenen Wochenende rund 16.000 gegen eine Wahlkampfveranstaltung von Alice Weidel im Hamburger Rathaus. In Aachen, Kassel und Oldenburg kamen am vergangenen Wochenende jeweils mehr als 7.000 Menschen gegen Rechtsextremismus zu Kundgebungen und Demonstrationen.
Auswertungen der taz zeigen, dass seit Jahresbeginn fast 70.000 Menschen auf der Straße gewesen sind. Auch für das kommende Wochenende sind in weiteren Städten Proteste gegen den Rechtsruck angekündigt. So ruft beispielsweise das Bündnis „Köln stellt sich quer“ zu einer Großdemonstration auf. Man wolle „Laut sein für Demokratie“, heißt es im Aufruf. Damit es laut wird, sollen am Samstag auf dem Kölner Heumarkt Instrumente, Trillerpfeifen und auch Kochtöpfe zum Einsatz kommen.
Empfohlener externer Inhalt
Mut und Hoffnung schaffen
Im vergangenen Jahr waren zwischen Januar und März rund 4 Millionen Menschen bei 1.700 Veranstaltungen gegen rechts auf der Straße. Eine Analyse des Berliner Instituts für Bewegungs- und Protestforschung ergab: Diese Demonstrationen gegen rechts waren die „größte Protestwelle in der Geschichte der Bundesrepublik“. Die Wahlprognosen für die AfD sind indes jedoch weiterhin hoch. Sind Massendemonstrationen gegen den Rechtsruck überhaupt wirkungsvoll?
„Viele Menschen haben gerade richtig Angst und sind hoffnungslos“, sagt Luisa Neubauer, Sprecherin von Fridays for Future. Da seien Kundgebungen wie das „Lichtermeer gegen den Rechtsruck“ ein Signal von „unglaublichem Wert“, um Mut und Hoffnung zu schaffen. Sonya Weber, Sprecherin der Eltern gegen rechts, schließt sich dem an. „Hoffnung ist kein Gefühl, sondern eine Tat“, so Weber. „Wir wollen, dass unsere Kinder sich darauf verlassen können, dass wir alles dafür tun, dass unsere demokratische Gesellschaft uns erhalten bleibt“, so die Sprecherin weiter.
Am Samstag beginnt die Veranstaltung vor dem Brandenburger Tor schon um 16 Uhr mit einer Familiendemo. Vor dem Brandenburger Tor ist dafür ein abgesperrter Familienbereich geplant. Damit soll Familien die Teilnahme an der Großkundgebung erleichtert werden. Auch Kinder wolle man befähigen, „selbstbestimmte Demokraten und Demokratinnen zu werden“, so Weber. Ab 16.30 Uhr beginnt dann die Großdemonstration. Angesprochen auf die Massenproteste aus dem vergangenen Jahr sagt Campact-Geschäftsführer Bautz: „Ich habe den Eindruck, da entsteht gerade wieder was.“
Wie im vergangenen Jahr sammeln wir wieder Termine für die aktuellen Demonstrationen gegen Rechtsextremismus über die Mail-Adresse demohinweise@taz.de. Wir freuen uns über Hinweise auf Demonstrationen – am liebsten mit einer Quelle zu Berichterstattung durch Lokalmedien – und auf Demotermine in der Zukunft. Fehler und veraltete Informationen nehmen wir auch gerne an und korrigieren diese.
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Gedenken an Hanau-Anschlag
SPD, CDU und FDP schikanieren Terror-Betroffene
Trump, Putin und Europa
Dies ist unser Krieg
Nach Hitlergruß von Trump-Berater Bannon
Rechtspopulist Bardella sagt Rede ab
Wahlentscheidung
Mit dem Wahl-O-Mat auf Weltrettung
Streit um tote Geiseln in Israel
Alle haben versagt
CDU-Chef Friedrich Merz
Friedrich der Mittelgroße