Lachen über den Warntag 2024: Stresstest für die Bevölkerung
Der Test hat gezeigt, wie wenig ernst politische Entscheider:innen den Bevölkerungsschutz nehmen. Doch im Klimawandel retten Warnungen Leben.
A ls gegen 11 Uhr an diesem Donnerstag Mobiltelefone einen schrillen Ton absondern, brechen viele Menschen erstaunt in Gelächter aus, andere stöhnen entnervt auf, wieder andere haben keinen Durchblick, was eigentlich gerade passiert. Die Reaktionen sind eklatant: Deutschland testet seine Warnsysteme – und die Bevölkerung nimmt diese nicht ernst oder hat keine Ahnung. Dabei ist der Warntag eine echte Errungenschaft. Erst zum vierten Mal findet dieser statt. Und anders als bei anderen Testläufen kommen die Warnsignale flächendeckend an, die Medien melden die Probewarnung, Fehler haben sich deutlich reduziert.
In Zeiten, in denen sich Hochwasser, Starkregen, Stürme verschärfen, retten Warnmeldungen Leben. Und ja, auch im Fall einer wie auch immer gearteten Kriegsfolge würden sie ausgelöst werden. Das soll hier kein Schreckensszenario sein, aber die Realität zeigt, dass Katastrophen und Bedrohungen für die Bevölkerung keine Ausnahmen sind, die so gut wie nie eintreten.
Der Test und die Reaktionen zeigen auch, wie wenig ernst politische Entscheider:innen den Bevölkerungsschutz nehmen. Der jährliche Tag des Bevölkerungsschutzes gleicht mehr einem Volksfest mit Spiel und Spaß für Groß und Klein als einer seriösen Infoveranstaltung. Die Notwendigkeit von Testläufen für Warnungen kam offenbar auch noch nicht als wichtige Maßnahme eines Gesamtkonzepts in Sachen Katastrophenschutz an.
Abgesehen davon: THW, Freiwillige Feuerwehren, Organisationen für Ersthelfer:innen kämpfen um staatliche Förderung und damit auch um Anerkennung. Lobende Worte nach jedem Einsatz halten keine Mitglieder, neue werden so auch nicht gewonnen. Hinzu kommt, dass analoge Warnsysteme wie Sirenen immer noch nicht in der Anzahl installiert sind, wie sie für den Ernstfall notwendig wären – vor allem im ländlichen Raum, wo deren Wartung und Betrieb oft dem Sparkurs zum Opfer fiel. Zum Glück ist der Warntag ein jährliches Ritual. Vielleicht gibt es 2025 weniger Gelächter.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Anschlag in Magdeburg
„Eine Schockstarre, die bis jetzt anhält“
Bundestagswahl 2025
Parteien sichern sich fairen Wahlkampf zu
Bundestagswahl am 23. Februar
An der Wählerschaft vorbei
Nach dem Anschlag in Magdeburg
Rechtsextreme instrumentalisieren Gedenken
Streit um Russland in der AfD
Chrupalla hat Ärger wegen Anti-Nato-Aussagen
Exklusiv: RAF-Verdächtiger Garweg
Meldung aus dem Untergrund