Kunst zu „Kochen Putzen Sorgen“: Bis zum surrealen Familiengesicht
Die Ausstellung „Kochen Putzen Sorgen“ im Quadrat Bottrop zeigt feministische Kunst von den 1960ern bis heute. Die ist ziemlich satirisch.
Das eher formale, wenn auch pädagogische Werk von Josef Albers, nach dem das moderne Stadtmuseum in Bottrop einst benannt wurde, ist gewiss nicht der Schlüssel zum Herzen des Ruhrgebietlers. Der Direktor über lange Zeit, Heinz Liesbrock, war ein echter Spezialist der „dokumentarischen“ Fotografie des 20. Jahrhunderts. Walker Evans und die Bechers brachten immer genug Leben in die Bude.
Seine Nachfolgerin, Linda Walther, stellt sich dem Publikum mit einer Themenausstellung vor, die „Putzen Kochen Sorgen. Care-Arbeit in der Kunst seit 1960“ heißt. Das englische Wort, das eher Betreuung und Pflege meint, verdeckt dabei, dass es hier um den Haushalt und die Hausfrau geht. Das Thema wurde in den 70er Jahren von damals jungen Künstlerinnen mit Leidenschaft angepackt. Die meisten Werke sehen aus wie „Performance bei mir zu Haus“ und neigen zur Satire.
Ein Video aus Kolumbien karikiert in 7 Minuten und 43 Sekunden die zwölf Stunden einer Kleinfamilie vom Klingeln des Weckers bis zum Beginn des Abendessens. Um die Überforderung der Ehefrau und Mutter von zwei Kindern – die große Geste des Mannes: einmal vier Gläser mit Saft zu füllen – darzustellen, werden zwei Stilmittel des Stummfilms bis zum Exzess genutzt: Gegenschnitt und Zeitraffer, Treppe rauf und runter als Slapstick.
Die Autorschaft lautet Cine mujer (Kinofrau), offenbar ein Kollektiv. Der szenisch wunderschöne Film von 1981 heißt: „Und deine Mutter, was macht die?“
Die Familie, kein Exempel der eigenen Fron
Emotional liegt die Schwierigkeit darin, die Situation der Hausfrau kritisch sichtbar zu machen, ohne die Familie zum Exempel der eigenen Fron zu degradieren. Anrührend ein Gemälde von Carmen Maura, soeben post-Franco, das mit einem mondrianisch geschulten Auge ein leeres Kinderbett anschaut („Leere Wiege“, 1976, Öl auf Leinwand).
Geradezu unverschämt lebendig wirken die „Fotovernähungen“ von Annegret Soltau, „Mutter-Glück – mit Tochter und Sohn“, Porträtcollagen zwischen Zärtlichkeit und Grausamkeit, in denen die drei Personen in fünf Varianten zu einem surrealen Familiengesicht montiert sind (1989/90).
Es wimmelt in Bottrop von vergessenen feministischen Werken. Die Tätigkeiten, die sich performativ am besten eignen, bleiben das Bügeln und das Kochen. Deshalb sind die prägenden Objekte das Bügelbrett und der Herd in den kuriosesten Verfremdungen. Die Einladungskarte verwendet Rosemarie Trockels Relief „Trauma“ (1992), vier asymmetrisch in himmelblaue Emaille eingelegte Herdplatten, fast ein Josef Albers, fast ein Quadrat – der Spitzname des Museums.
Vielleicht löst „Putzen Kochen Sorgen“ einen Trend aus. Das wäre wünschenswert, quasi eine gründliche retrospektive Rollenstudie jenseits von Cindy Sherman. Die Ausstellung selbst allerdings bietet ein typisches Beispiel für das Kuratieren im Zeitalter von Google. 44 Künstlerinnen, weltweit, ergeben einen guten Überblick, werden aber in der Menge und flüchtigen Nachbarschaft zu Archivbelegen degradiert. Zwei Beispiele: Margaret Raspés Videofilme über häusliche Arbeit – die Kamera in einem selbstgebastelten Helm – sind echte Reality-Schocker.
Große Schwierigkeit in der DDR
Eine Retrospektive war neulich im Haus am Waldsee in Berlin zu sehen. In Bottrop ist daraus ein dreistöckiger Fernsehturm geworden. Die Küchenfilme sind aber nicht dazu gemacht, verglichen zu werden, ganz im Gegenteil. Und Gabriele Stötzer, deren radikal-feministisches Werk sie in der DDR in große Schwierigkeiten gebracht hat: Ihre kleinen Schwarzweiß-Fotos von Wäscheleinen („Hausfrauenarbeit“, 1980) sind erstklassige Doku, aber doch ein eher abwegiges Exempel ihrer komplexen Arbeit um Körper und Selbstbestimmung. Was wäre, wenn man ihr einen ganzen Saal gegeben hätte?
„Kochen Putzen Sorgen. Care-Arbeit in der Kunst seit 1960“: Josef Albers Museum. Quadrat Bottrop. Bis 3. März 2024
Eine Kunstausstellung, die letztlich von unterdrückten Künstlerinnen handelt, sollte museal keine Kompromisse machen. Denn nur eine Ehrung in voller Grandezza würde ihnen gerecht. Leider wurden etliche fotografische Serien und auch Siebdrucke als aalglatte „Ausstellungskopien“ ausgeliehen. Wenn die Aura der Zeit aber nicht mitgeliefert wird, dann verflüchtigt sich auch der Geist des Feminismus. Die Filmprojektionen sind sämtlich digitalisiert und werden zu groß an Wänden gezeigt, die dafür zu hell sind.
So verpufft die klaustrophobische Energie einer Chantal Akerman. Sie hätte eine schwarze Box gebraucht, mit einigen Stühlen für die 13 Minuten Kino. Eine Bodenarbeit nach einem Konzept von Ingeborg Lüscher, die monochrome Schemen von Kleidungsstücken in aufbereiteten „Trocknerflusen“ darstellt – „Pesto Cotones“ – wurde in eine Ecke geschoben. In der Mitte des Raums, zum Drüberstolpern, hätte sie etwas hergemacht.
So haftet der Ausstellung in Bottrop kurioserweise etwas Haushälterisches an. Der Katalog, noch nicht erschienen, droht eine riesige akademische Textsammlung zu Frauenfragen in aller Welt zu werden. Offenbar ist hier ein Thema zu heiß gekocht worden. Der existenzielle Witz dieser Ära ist grob zu ahnen, aber der rebellische Funke springt nicht über.
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