Als meine Frau eine neue Küche wollte: Verpflegung für Fortgeschrittene

Eine neue Küche kostet richtig Geld. Meine Frau wollte trotzdem eine – und verfolgte damit einen besonders ausgefuchsten Plan.

Eine Einbauküche in einer Berliner Wohnung.

Wenn es sie nicht gibt, bleibt nur das Außer-Haus-Essen: Küche, in diesem Fall in einem Berliner Haushalt

Osman, ich habe einen ganz tollen Plan“, meint meine Frau Eminanim plötzlich.

„Oh, nein, bloß das nicht! Was denn schon wieder?“, frage ich voller böser Vorahnungen. Immer wenn sie einen „ganz tollen Plan“ hat, muss ich darunter leiden!

„Wir holen uns eine neue Küche, denn die alte kannst du nur noch abreißen und wegschmeißen“, sagt sie.

„Eminanim, dieser Satz zeigt einmal mehr, dass du von der empfindlichen Statik eines riesigen Gebäudekomplexes überhaupt keine Ahnung hast“, wehre ich mich. „Wie stellst du dir das denn vor? Man kann doch nicht in einem viergeschossigen Haus die Küche in der zweiten Etage einfach rausreißen und wegschmeißen. Opa Prizibilsky unter uns und Oma Fischkopf über uns wären nicht ganz so glücklich darüber, wenn wir das machen würden.“

Aber dann kapiere ich, dass Eminanim unsere alten, soliden Küchenmöbel und Küchengeräte, wie ich finde, völlig grundlos wegschmeißen und alles neu kaufen will. Ich soll sie natürlich kaufen!

„Unsere alten Geräte funktionieren doch alle tadellos! Es schmeckt alles, was du damit kochst, mein Schatz“, lüge ich notgedrungen.

„Osman, unsere neue Küche wird nur 10.000 Euro kosten. Und du brauchst keinen Finger krumm zu machen. Die kommen morgens, reißen alles raus, bauen die neue Küche ein und den alten Müll nehmen sie auch noch mit.“ Sie strahlt wie ein Honigkuchenpferd: „Na, ist das nicht toll!“

„10.000 Euro für eine Küche? Soll ich etwa eine Bank ausrauben, Eminanim?“

„10.000 Euro? Soll ich etwa eine Bank ausrauben?“, rufe ich empört.

„Versuch es doch erst mal mit einem ganz normalen Kredit“, schlägt sie vor und scheint mit einem Bankraub als Notlösung im Prinzip auch einverstanden zu sein – Hauptsache, sie bekommt eine neue Küche.

Unser Bankberater, Herr Schimmelpfennig, wehrt den Versuch umgehend ab: „Herr Engin, bei Ihrem Gehalt sind mehr als 50 Euro für eine neue Küche leider nicht drin. Ihr Konto ist doch immer im Minus. Und das seit Jahren“, runzelt er die Stirn.

„50 Euro nur? Wie viel würde ich denn kriegen, wenn ich die Bank ausraube?“, frage ich verwirrt.

„10 Jahre“, lacht er.

Meine Frau lässt aber nicht locker, als ich ihr danach vom Termin bei der Bank berichte. „Osman, die Hälfte des Geldes würde uns meine Mutter leihen – wenn du die neue Küche selber einbaust“, schlägt meine Frau daraufhin vor.

Tja, und so kämpfe ich nun seit drei Monaten mit Bohrern, Brettern, Dübeln und Schrauben. Die Küchenplatte habe ich bereits sechs Mal zurecht gesägt, aber sie weigert sich immer noch so zu liegen, wie sie eigentlich sollte.Nichts passt! Weder die Hängeschränke, noch die Spüle, die Schubladen, die Regale oder der Herd. Und was vorher noch funktionierte, habe ich schon längst kaputt gemacht.

Um es kurz zu machen: Wir essen täglich mit der ganzen Familie im Restaurant und meine Frau freut sich riesig darüber!

Ein Schelm, wer Böses dabei denkt. Aber das war mit Sicherheit von Anfang an Eminanims „ganz toller Plan“!

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