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Kritik an verschobenem CDU-ParteitagMerz macht auf Trump

Der CDU-Politiker holzt weiter gegen die Entscheidung, den Parteitag wegen der Coronakrise zu verschieben. Das „Parteiestablishment“ wolle ihn als Chef verhindern.

Macht den Mini-Trump: Friedrich Merz ätzt gegen die CDU-Führung Foto: Axel Heimken/dpa

Berlin dpa | Der CDU-Vorsitzkandidat Friedrich Merz will sich mit der Verschiebung des CDU-Parteitags von Anfang Dezember auf einen späteren Zeitpunkt nicht abfinden. In mehreren Interviews kritisierte der frühere Unionsfraktionschef am Montagabend die Entscheidung des Bundesvorstands. Zugleich machte er Teilen des „Parteiestablishments“ erneut den Vorwurf, ihn als CDU-Chef verhindern zu wollen. Mehrere CDU-Spitzenpolitiker:innen widersprachen dem 64-Jährigen.

Merz sagte der Welt, die Absage des Wahlparteitages am 4. Dezember sei „der letzte Teil der Aktion ‚Merz verhindern‘ in der CDU“. „Und das läuft mit der vollen Breitseite des Establishments in Berlin.“ Seinen Konkurrenten im Rennen um den Parteivorsitz Armin Laschet griff Merz direkt an: „Ich habe ganz klare, eindeutige Hinweise darauf, dass Armin Laschet die Devise ausgegeben hat: Er brauche mehr Zeit, um seine Performance zu verbessern.“

Der Bundesvorstand hatte am Montag in Berlin beschlossen, dass der geplante Präsenzparteitag am 4. Dezember in Stuttgart mit 1.001 Delegierten angesichts der stark steigenden Infektionszahlen nicht mehr zu halten sei. Wenn auch Anfang des neuen Jahres kein Präsenzparteitag möglich sei, solle ein digitaler Parteitag abgehalten werden.

Fehle dafür noch eine gesetzliche Grundlage, solle es einen digitalen Parteitag mit Vorstellungsrunde und eine anschließende Briefwahl geben. NRW-Ministerpräsident Armin Laschet hatte für eine Verschiebung plädiert. Dritter Kandidat für den CDU-Chefposten ist der Außenexperte Norbert Röttgen.

Merz will sich „nicht zermürben lassen“

Merz hält weiter an seiner Forderung für einen Parteitag im Dezember fest. Es gehe nicht um seine Person, er habe seit zwei Jahren gute Umfragewerte, dies bleibe auch weitere Wochen und Monate so, sagte Merz am Montagabend im ZDF-„heute journal“ und in den ARD-„Tagesthemen“. Es gehe um die Arbeits- und Handlungsfähigkeit der Partei.

Merz argumentierte, am 7. Dezember endeten die Mandate vieler Parteitagsdelegierter. Das sei ein riesiges Problem. Es müssten dann viele Versammlungen abgehalten werden, um neue Delegierte zu wählen. Auch laufe die Amtszeit des jetzigen Vorstands aus. Die Regierung brauche aber ein Parlament und dieses wiederum arbeitsfähige Parteien, sagte Merz im ZDF.

Der frühere Unionsfraktionschef verwies auch auf die knapper werdende Zeit bis zur Bundestagswahl. Anfang des Jahres seien es noch rund acht Monate. Für die CDU bedeute eine Bundestagswahl ohne die nicht wieder antretende Kanzlerin Angela Merkel eine „tiefe Zäsur“. „Uns läuft die Zeit davon“, warnte Merz in der ARD. Die Entscheidung vom Montag könne man noch korrigieren. Bis 4. November sei noch Zeit, den Parteitag einzuberufen.

Merz betonte in den Interviews, er sehe sich einig mit einem großen Teil der Partei. Seine Bewerbung um den Parteivorsitz halte er aufrecht. Er werde durchhalten und sich nicht „von diesem Prozess zermürben lassen“, sagte er im ZDF.

Brinkhaus verteidigt Entscheidung

Unionsfraktionschef Ralph Brinkhaus verteidigte dagegen die Verschiebung des CDU-Parteitags. „In der Abwägung von Vor- und Nachteilen geht die Gesundheit einfach vor“, sagte der CDU-Politiker der Frankfurter Allgemeinen Zeitung am Dienstag. Das in der niedersächsischen CDU praktizierte Modell der dezentralen Delegiertentreffen hält Brinkhaus für die Bundesebene nicht für sinnvoll. „Das ist mit dem Risiko verbunden, dass dann, wenn an einem dieser kleineren Orte etwas schiefgeht, gleich der ganze Parteitag zerstört wird.“

Am Dienstagmorgen äußerte Brinkhaus allerdings auch Verständnis für Merz. „Ich kann das verstehen. Das ist ja so, wie wenn man sich auf eine Prüfung vorbereitet. Und dann wird der Prüfungstermin verschoben. Dann ist man natürlich sauer“, sagte er im ARD-„Morgenmagazin“.

Auch CDU-Bundesvize Silvia Breher widersprach Merz. Bei der Verschiebung des Parteitags gehe es nicht um „Personen und um politisches Kalkül“, sagte sie der Oldenburger Nordwest-Zeitung am Dienstag. „Wir können einfach in der aktuellen pandemischen Lage keinen Parteitag in Präsenz durchführen. Die weiteren Optionen werden jetzt geklärt und am 14. Dezember entschieden.“

Der CDU-Bundestagsabgeordnete Philipp Amthor berichtete dem Wirtschaftsmagazin Business Insider am Montag: „Von der Parteibasis haben mich heute auch durchaus zahlreiche kritische Stimmen zur Verschiebung des Parteitags erreicht.“ Viele Mitglieder erwarteten eine zeitnahe Entscheidung der Führungsfrage.

Der stellvertretende CDU-Chef Thomas Strobl forderte einen Wahlparteitag, in Präsenz oder digital, vor der Landtagswahl in Baden-Württemberg am 14. März: „Ich war und bin der Meinung, dass wir schnelle Entscheidungen brauchen“, sagte der baden-württembergische Innenminister dem Nachrichtenportal The Pioneer.

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21 Kommentare

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  • "Macht den Mini-Trump: Friedrich Merz ätzt gegen die CDU-Führung"

    Na dann is ja man gut, das die taz und die versammelte Kommentatorenschaft nicht auf " Trump macht" und hinter der CDU-Führung steht. 🤣

    • @Rudolf Fissner:

      Klar doch.

      Liggers. Auch Ihnen ist bi lütten nicht entgangen. Daß frauman Läuse & Flöhe haben kann. Helzrichen Gwücklunsch dazu. Das muß aber sein. Newahr.



      Normal. Get it?



      Na - ich weiß ja nicht. Wie meist kann das ja dauern - 🤫 -

  • Sieht man mal von Trumps fehlender Kinderstube und seiner - ja, leider - wirkungsvollen Dampfhammerpolitik ab, könnten schon einige "erklötzliche" Ähnlichkeiten auffindbar sein, speziell bezüglich der Konditionierung auf die möglichst unauffällige Feinverteilung von Vermögen. Obwohl, da ist er ja ganz gut aufgehoben in seiner Partei, die es seit Jahrzehnten schafft, unter Vorspiegelung sozialer Wohltaten die Umverteilung von unten nach oben zu perfektionieren.

    Und - wer schlösse sich ihm nicht in der klammheimlichen Hoffnung an, irgendwann auch dieser exklusiven Gruppe angehören zu dürfen - sozusagen als Belohnung für das brave Kreuzchen an der "richtigen" Stelle?

    Gegen Dummheit kämpfen Götter selbst vergebens, seufz...

  • Merz wäre doch der Traumkanzlerkandidat für SPD, Grüne und Linke. Von dem kann man sich perfekt abgrenzen.



    Und warum die CDU keinen Online-Parteitag macht und dann per Briefwahl ihren Vorsitzenden wählt, erschließt sich mir nicht. Aber eigentlich egal, ist ja nicht meine Partei.

    • 0G
      06438 (Profil gelöscht)
      @Aymen:

      ""Merz -- der (Alptraum) - Kanzlerkandidat ?""



      ==



      Schon mal einen Blick in das Vereinigte Köigreich oder in die USA gewagt um festzustellen, was diese Art von Alptraumkandidaten an gesellschaftlichen Zerstörungen anrichten?

      • @06438 (Profil gelöscht):

        Die Hoffnung hinter dem Traum dürfte wohl sein, dass es in D für einen Wiedergänger von Trump oder Johnson keine parlamentarische Mehrheit gäbe. Ob das stimmt, hängt im Zweifel primär von den Nichtwählern, den Merkel-Fans und den heutigen AfD-Wählern ab.

  • Ich weiß nicht, was alle haben: Wenn es um die Krönung von Friedrich dem Großen geht, muss man halt man Fünfe grad sein lassen. Bzw. Hunderte -- dass sich die Untertanen danach wieder nur zu zehnt versammeln dürfen, werden die sicher verstehen. Hauptsache Friedrich kann Deutschland retten ...

  • Eine wirklich gute Begründung hat aber auch niemand, warum nagelneue, extra für solche Fälle beschlossene, Gesetzesänderungen nicht genutzt werden.

    Kein Mensch kann sagen, wie sich die Coronalage entwickeln wird und irgendwann muss mal eine Entscheidung fallen. Der Eindruck dass sich die CDU Führung vor dieser Entscheidung drückt, ist nicht ganz falsch.

  • 1G
    164 (Profil gelöscht)

    Da sieht man wieder warum Merz politisch nix wird. Die beleidigte Leberwurst geben noch bevor irgendwas entschieden ist und das von ihm so genannte "Parteiestablishment" zu klaren Aussagen gegen ihn nötigen... Da gewinnt am Ende noch eher der lasche Röttgen.

    • 4G
      4813 (Profil gelöscht)
      @164 (Profil gelöscht):

      Darf ich an den dauerbeleidigten Kohl erinnern?



      Die rechte Fraktion der CDU und die AfD holt er damit an Bord.

      • 1G
        164 (Profil gelöscht)
        @4813 (Profil gelöscht):

        Naja - wenn Merz auch nur das halbe Sitzfleisch vom Dicken hätte, dann wäre er schon beim letzten mal nicht einfach weggelaufen.

  • 0G
    06438 (Profil gelöscht)

    Nun ist es amtlich - mit der Formulierung ""Breitseite des Establishments in Berlin""hat sich Merz deutlicher als sonst als Rechtspopulist " light, " dicht auf den Fersen von Donald Trump und Boris Johnson unverwechselbar geoutet.

    Die Hütte der Konservativen brennt nun lichterloh. Nach ""Merkel muß weg"" ist nun der Kampf des Establishments gegen sich selbt - also ""gegen das Establishment"" -- nun auch in der Bundesrepublik unter den Christdemokraten voll entbrannt.

    Die Gemeinsamkeit von Trump, Johnson und Merz äußert sich weniger in der Radikalität der nach rechtsaußen gerichteten Sprüche - sondern es geht um das wirtschaftspolitische Handeln welches sich dahinter verbirgt.

    Der Blackrock Apologet Merz vertritt nicht mehr --- wie Johnson und Trump auch --- 100% einer Gesellschaft, sondern vorrangig nur noch diejenigen, deren vorrangiges Problem es ist wie sie in Krisenzeiten ihr Vermögen am ""gewinn - bringendsten"" anlegen können.

    Einem Großteil/Teil der Konservativen ist definitiv Ihr Weltbild abhanden gekommen. Klima - und Coronakrise machen beide eine tiefgreifende Umgestaltung der Lebens - und Arbeitswelt notwendig. Damit es dazu nicht kommt verkleistern "make America great again " und "brexit means brexit" die Hirne, um durch das Anstacheln eines hirnverbrannten Ultranationalismus die Hirne zu vernebeln, um von den eigentlichen Problemen und ihrem wirtschftspolitischen desaströsen Handeln abzulenken.

    Mit Merz verabscheidet sich die CDU von Ihrem Anspruch, überhaupt noch Volkspartei und konservativ sein zu wollen. Die Republikaner und die Tories sind es nicht mehr - in der einen Partei hat UKIP die Macht übernommen und in der andren die Teaparty Bewegung.

    Wäre doch eine passende Gelegenheit für die Linke damit aufzuhören, sich selbst zu zerpflücken und endlich damit anzufangen, sich in einem Umfeld eines sich rasant entwickelnden Rechtspopulismus eindeutig gemeinsam zu positionieren.

    • @06438 (Profil gelöscht):

      Kleiner ; ) Tipp: Du/Sie/Ihr etc. wird nur am Satzanfang und in der direkten Anrede (also im direkten persönlichen Gespräch oder Brief/Kommentar an eine Person/Gruppe) großgeschrieben.

      In allen anderen Fällen (z.B. an/von/über Dritte, also nicht Anwesende) erfolgt Kleinschreibung.

      Das muss ich endlich mal klarstellen, denn Sie - (Coriander23) - sind beileibe nicht der/die Einzige: ))

      Sorry, das (dieses/welches und nicht dass (= damit) war endlich mal nötig - abseits des Sache.

  • In diesem Fall haben doch beide Seiten Recht.

    Sicherlich möchte ein großer Teil der jetzigen Parteiführung Herrn Merz nicht als Parteivorsitzenden. Das dürfte außer Frage stehen.

    Richtig ist auch, dass ein Präsenzparteitag im Dezember schlichtweg angesichts des aktuellen Geschehens nicht möglich ist.

    Nur im Frühjahr des kommenden Jahres wird die Situation aller Wahrscheinlichkeit nicht besser aussehen.

    Weshalb hat man sich nicht gleich auf eine Onlineveranstaltung geeinigt. Das schaffen große Börsenunternehmen und die amerikanischen Demokraten doch auch.

    So bleibt ein gewisses Geschmäckle.

    • @DiMa:

      .. und es bleibt alldieweil die Hoffnung auf eine Impfung!

      • @noevil:

        Ja, die Hoffnung stirbt zuletzt, jedoch wird sie in dem Fall wohl absehbar sterben.

        Eine Impfung wird noch ewig brauchen und der Wahltermin rückt immer näher.

        Der einzige Unterschied zwischen einer echten Versammlung und einer digitalen Versammlung ist, dass die direkte Beeinflussung und Hinterzimmerentscheidungen erschwert werden.

        Eine digitale Versammlung wäre deutlich besser gewesen.

    • @DiMa:

      Zuerst mochten sie, da wollt er nicht. Jetzt möcht er gern, da wolln sie nich. Jahaa, es tanzt halt doch nicht jeder gern nach Merzens Pfeif' (noch nicht??)!

  • Und der kleine "Amthor" will beim "Business Insider" ins gleiche Horn püstern - das wirft dann gleich wieder die Frage auf: CUI BONO???



    Ich lach mich scheckich, wie offensichtlich mittlerweile diese Klientel eingreifen möchd......

  • Der kann sich ja bei Luckes Alfa bewerben. Oder war das Alpha? Oder Lamborghini?

    • @tomás zerolo:

      Der läßt doch lieber einen fahren & gern selber ein zwei fliegen.



      (2 Cessnas - U know - 😱 - ;))

      kurz - Trump denn farts 💨 💨 auf der Gardinenstange - 😂 - Wollnichwoll • 🌲

      & Jetzt etwas passende Musik 🎶 🎶🎶



      - Sauerland Lied - 🥳 - laßt gehn Jungs!



      www.youtube.com/watch?v=M1lcu2EQm0M

      • @Lowandorder:

        Nachklapp - Option

        Siin Vadder is doch mit gut in den 80ern auch außer CDU wg links&merkel Lastigkeit wutentbrannt ausgetreten!

        kurz - Lügen-Fritz aus letzter Halt Brilon Wald - in sojet GreisenalteEisen-Forst!



        Ist noch Platz für manch ahl Vollhorst.



        & Däh sogleich -



        Lübkes Heini alter Tropf - macht Platz fürn Erfahrungsjurist zum Doppelkopf - 😈 -

        Na Servus - Ja. Das wird ne schöne Leich